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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Klimaanpassung im Wohnungsbau Füssen, Ortsteil Ziegelwies

1. Preis

Preisgeld: 25.600 EUR

KohlmayerOberst Architekten

Architektur

Planungsgemeinschaft Landschaftsarchitektur Markus Herthneck

Landschaftsarchitektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung unter nahezu unverändertem Beibehalt des Bestandes kann auf ganzer Linie überzeugen. Ohne Abbruch gelingt mit der Ergänzung von drei neuen Baukörpern ein gelungenes Gesamtensemble. Die gewählte Maßstäblichkeit und Proportion der neuen Baukörper passt sich gut in den Kontext ein. Die entstehenden Platzräume sind gut situiert und bereichern die Außenräume an mehreren Stellen. Die kommunikativen Freiräume sind auf Begegnung angelegt und bieten vielfältige Nutzungsangebote, u.a. Gemüse- und Gemeinschaftsgärten sowie Spiel- und Erlebnisplätze. Die Gestaltung der Grundrisse mit überwiegend ost-westorientierten Wohnungen funktioniert gut. Der Wohnungsmix wird gut erfüllt. Die Erschließung der Neubauten über Laubengänge schafft begrüßenswerte, kommunikative Vorzonen. Die Bestandsgebäude werden unter Berücksichtigung bestehender Strukturen sinnfällig saniert. Die südöstlichen Altbauten werden durch Anbauten ergänzt, die eine barrierefreie Erschließung wie in den Neubauten ermöglichen. Die Wohnqualität mit überwiegend durchgesteckten Wohnungen ist auf hohem Niveau, bei minimiert eingesetzten Mitteln. Die vertikale Begrünung der Westfassaden sorgt für ein ausgeglichenes Kleinklima und eine angenehme Filterschicht zum öffentlichen Raum. Die vorgeschlagene Holzkonstruktion kann wirtschaftlich erstellt werden und berücksichtigt eine ressourcenschonende Bauweise. Gestalterisch ist die unprätentiöse Lösung besonders hervorzuheben; die zurückhaltenden Fassaden stehen in schönem Dialog mit den historischen Gebäuden. Insgesamt lässt die einfache Bauweise mit kompakter Tiefgarage eine wirtschaftliche Lösung erwarten. Durch die ausreichend großen Abstände der Gebäude untereinander können die einzelnen Bauabschnitte gut realisiert werden. Dass der überzeugende Entwurf mit einfachen Mitteln die gestellte Aufgabe „spielerisch" löst und dabei das äußere Erscheinungsbild nahezu unverändert Bestand hat muss extra hervorgehoben werden. Die durch die Baukörpersetzung gut proportionierten Plätze im durchgehend gemeinschaftlichen Freiraum überzeugen auch in ihrer Funktionsverteilung. Die bestehenden Nutzgärten werden weiter bewirtschaftet und können so ihre identitätsstiftende Wirkung beibehalten. Die Reduktion der privaten Freiraumnutzung auf Balkone und Terrassen erhöht den Spielraum für die attraktiven, gemeinschaftlichen Angebote. Die Aktivierung des sinnvoll verorteten Retentionsteiches als Erholungsort bedarf noch einer angemessenen Ausformulierung. Bei einer weiteren Bearbeitung ist unbedingt drauf zu achten, dass die Außenräume frei von Feuerwehrerschließung bleiben und der Brandschutz über die Gebäude gelöst wird. Die Beruhigung des Straßenraums ist etwas zu zaghaft gelöst und kann nicht überzeugen. Hier wären Maßnahmen, die einen Beitrag zur Klimaanpassung und eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität leisten, wünschenswert. Die Anzahl oberirdischer Stellplätze für Besucher ist jedoch angemessen. Der Erhalt des Bestands wurde zu 100 % durchgeführt. Daher entstehen hierbei weniger Emissionen im Bau, sowie ein geringeres Kostensteigerungsrisiko. Die Schaffung der Gesamtwohnfläche ist leicht überdurchschnittlich im Vergleich zu den weiteren Wettbewerbsentwürfen. Die drei Ergänzungsbauten sind kostengünstig zu erstellen. Die Nutzung der Holzbauweise für die Neubauten wird positiv bewertet. Als Klimaanpassungsmaßnahmen wurden vertikale Begrünung der Fassade, sowie ein Retentionsbereich geschaffen. Mittels der vertikalen Begrünung werden Hitzeereignisse antizipiert. Durch die Fassadenbegrünung wird zudem eine Verschattung der Gebäude erreicht. Mit der Retentionsfläche im zentralen Bereich des Grundstücks können Starkregenereignisse abgepuffert werden. Zusätzlich sorgen Zisternen für die Speicherung von Niederschlagswasser um dieses zur Bewässerung zu nutzen was positiv bewertet wird. Aus Sicht der Klimaanpassung und der Retention von Niederschlagswasser wäre es wünschenswert eine Begrünung der Dächer (mindestens der Neubauten) anzustreben. Das Grundstück ist größtenteils entsiegelt. Dies wird positiv bewertet. Aus Bewohnerperspektive werden die Bestandsgebäude weiterhin in gewohntem Maß nutzbar sein. Die Neubauten ergeben ein stimmiges Bild in der Mitte des kleinen Quartiers. Die Belüftung der Wohnungen ist durch die Südwest-/Nordost-Ausrichtung gegeben und sorgt im Sommer für die Möglichkeit der natürlichen Belüftung. Das geplante Blockheizkraftwerk kann die benötigte erneuerbare Wärme produzieren.