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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2021

Neubau Integrierte Sekundarschule Garzauer Straße in Berlin Marzahn-Hellersdorf

Forum Bildungscluster

Forum Bildungscluster

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

PPAG architects

Architektur

FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH

Bauingenieurwesen

EGKK Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Kubik Project G.m.b.H.

TGA-Fachplanung

Bauklimatik GmbH

TGA-Fachplanung

Stefanie Bode

Sachverständigenwesen, sonstige Fachplanung

Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz

Brandschutzplanung

Institute of Building Research and Innovation

Lichtplanung

Erläuterungstext

01 Städtebau:

Das Wettbewerbsgebiet im Cecilienviertel im Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist räumlich geprägt von Wohngebäuden in Großtafelbauweise aus den 1980-er Jahren und den dazwischen liegenden Infrastrukturen. Die Schule integriert sich in einer Tradition der Wohnfolgeeinrichtungen bodennah im Hof in das übergeordnete Muster. Die bestehenden Sporthallen werden eingebunden.

Das Schulhaus entwickelt sich sowohl aus seinen inneren Bedingungen, als auch aus der existierenden städtebaulichen Situation heraus. Innere und äußere Orientierungslogik miteinander verbundener großer und kleiner Raumkubaturen erzeugen ein abstraktes Raumgefüge, Lebensraum der Kinder. Trotz klarer Orientierung des Haupteinganges zum Nahversorgungszentrum entwickelt das Gebäude rundum Vorderseiten und freundet sich mit der jeweiligen Umgebung an.

Alle Räume und Bereiche die auch dem sozialräumlichen Umfeld dienen, Schulgarten, Sporthalle, Jugend-/Mehrzweckraum, Versammlungsstätte und Bibliothek, sind direkt auffind- und barrierefrei erreichbar.

Das Haus soll – innen wie außen - betreffend Raumstruktur, Funktionsbeziehungen, Atmosphären und materieller Ausformung Lehrmittel und Lerninstrument, Werkzeug der Pädagogik und Werkstatt der Sinne sein. Ein Campus als gebauter Ausdruck von Lernfreude. Identitätsstiftend für 600 Schüler*innen und 65 Pädagog*innen. Offen für die Stadtgesellschaft.


02 Architektonisches Konzept:

Bildung für alle ist gesellschaftlich und demokratiepolitisch relevant. Die kontemporäre Pädagogik erkennt und begrüßt die Individualität jedes Kindes. Das findet in unterschiedlichen Arten der Wissens(v)ermittlung Ausdruck. Und das wiederum braucht vielfältigen und mehrfach nutzbaren Raum. Instruktiver Unterricht, Projektunterricht, freies Lernen und Lernen in unterschiedlichen Konstellationen, teamorientiert und gemischt mit freier Zeit im ganztägigen, ganzjährigen Rhythmus, haben gängige Bilder von Schule inhaltlich und visuell aufgebrochen.

Der Typus der ISS erhebt als Ort der Vermittlung eines ganzheitlichen Bildungsgedankens zudem einen ganz besonderen Anspruch an das Gebäude. In der Konsequenz daraus gehen die Ausübungsorte des multisensorischen Lernens mit Kopf und Hand und Fuß mit seinen teilweise sehr unterschiedlichen Anforderungen im Projektkonzept stark ineinander, die Schule selbst wird zum Werkzeug.

Alle Funktionsbereiche, Compartments, Fachräume, Mehrzweckbereich, Verwaltung und Sport sind Inhouse miteinander verbunden.


Sockel - verbunden mit der Nachbarschaft

Ein Sockel mit außerschulisch genutzten Räumen wie Mehrzweckbereich, Jugendmehrzweckbereich, Bibliothek und Sport sowie Verwaltung, Fachräumen und Inklusion fließt unter größtmöglicher Berücksichtigung des Baumbestands in den umgebenden Freiraum. Direkt und niederschwellig erreichbar. Gut sichtbar. Vor dem Eingang zum Wäldchen ein mit dem Nachbarschaftszentrum verbundener Hof. Ein Platz mit Aufenthaltsqualität für die vielen Schülerinnen und Schüler. Wie in den Compartments sind auch die Verkehrsflächen in den Fachraumbereichen als „Foren“ für klassenübergreifendes Arbeiten konzipiert.

Die Sporthalle nutzt betreffend Höhenlage den bestehenden Geländesprung. Ihr Fußboden liegt auf der sich dort ergebenden Fundamentsohle = FOK Untergeschoss fürs Schulgebäude. Sie tritt landschaftlich als niedriges Plateau in Erscheinung. Der ungedeckte Sportplatz liegt auf ihrem Dach.


Compartments – idealtypisch, multiorientiert, offen zur Welt

Die in sich idealtypisch konzipierten annähernd baugleichen Compartments liegen zu je 3 im 1.und 2.OG. Die Compartments realisieren die Idee der Schule in der Schule oder des Bezirkes in der Stadt. Sie werden über 3 zentrale Treppenhäuser erschlossen.

Die allseitig orientierten Compartments bieten kalkuliert unterschiedliche Qualitäten von Bereichen, in denen Lernen und freie Zeit gut stattfinden kann. Sie bieten den SchülerInnen atmosphärisch eine Art Zuhause. Gute Sichtverbindungen der SchülerInnen untereinander und zum Teambereich. Dezentral verteilte Lernterrassen und Freiluftklassen auf dem Dach des Sockels.

Der zentrale Lernhof / grüne Lunge bildet durch seine intime, geschützte Lage einen Klassenraum im Freien in dem die SchülerInnen aller Compartments einander begegnen können. Ausgänge von allen Compartments, zugänglich von den Teambereichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Positionierung des Schulgebäudes im Westen des Grundstücks erhält den freien Blick der angrenzenden Wohnbebauung und bildet einen reizvollen Abschluss des „Handelsbands“ und eine gute Fassung des Grundstücks. Die Erscheinung des Schulgebäudes mit den abgestuften Baukörpern und den vielfältigen Fassaden wird als gelungene Entsprechung auf das heutige Bild von Schule als Ort der Vielfalt bewertet. Darüber hinaus bildet der vorgeschlagene Entwurf einen identitätsstiften den Ort im Quartier aus, der wohltuend im Kontrast zu der umgebenden Bebauung steht. Die Lage der Sporthalle konterkariert mit der freien Anordnung der kleinteiligen Gebäudeteile und rückt zu nah an die Schule heran. Die wichtigsten schulischen und außerschulischen Funktionen sind sinnvoll angeordnet. Die dargestellte Stützenanordnung in der Mensa und im Mehrzweckraum kann jedoch zu Nutzungseinschränkungen führen. Die Nähe des Musikraums zum Werkstattbereich ist nicht optimal gelöst. Die Treppenhäuser zu den Compartements sind erst auf den zweiten Blick zu identifizieren und erschweren die Orientierung im Inneren. Die Zwischenräume im Außenbereich zwischen den Werkstatt- und Kunsträumen sind aufgrund ihrer Belichtungssituation und Dimension schlecht zu nutzen und haben außenräumlich keine besondere Qualität. Durch die verschlungene und enge Anordnung der drei Lernhäuser entstehen dunkle, wenig attraktive Höfe. Die stark gegliederten Compartments bieten zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten und Atmosphären für vielfältige Lehr- und Lernformate. Die Stammgruppenräume sind immer mindestens zweiseitig belichtet, erhalten jedoch teilweise durch die verdichtete enge Anordnung zueinander wenig direktes Tageslicht. Da die Compartments drei eigenständige Lern- und Teamhäuser darstellen, werden jeweils eigene vertikale Erschließungen (Treppen + Aufzüge) notwendig. Die gute funktionale Anordnung der Funktionsbereiche innerhalb der Compartments wird hervorgehoben. Die Compartments in den Obergeschossen müssen aufgrund ihrer Größe brandschutztechnisch unterteilt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Funktionalität der Foren erhalten bleibt. Durch die Planung des Schulparks auf der Ostseite gelingt es, den wertvollen und identitätsprägen den Baumbestand in diesem Bereich zu erhalten. Der Schulpark bietet viel Potenzial zur Aneignung durch Schule und Quartier. Durch die Positionierung des Spielfeldes auf der Sporthalle können 3/4 der bestehenden Bäume erhalten werden. Der Entwurf zeichnet sich durch einen geringen Versieglungsgrad aus und bietet somit vielfältige naturnahe Freibereiche. Allerdings wäre eine direktere Verbindung des Schulparks mit dem Gebäude wünschenswert. Die unterirdische Erschließung der Sporthalle ermöglicht eine wetterunabhängige Zugänglichkeit durch die Schule. Die Möglichkeit der Einbringung von großen Sportgeräten ist nicht dargestellt. Die Anordnung sowie die ausreichende Größe der Geräteräume werden positiv bewertet. Auch die Positionierung der Umkleiden auf derselben Ebene wie die Sporthalle wird begrüßt.
Durch die Integration der Erschließung in die pädagogischen Flächen, stellt der Beitrag eine flächeneffiziente Lösung dar. Der Anteil der mechanischen Lüftung wird auf ein Minimum beschränkt. Infolge des wenig kompakten Baukörpers und der vermehrten Wärmeverluste über die Hüllfläche verfügt die Arbeit im Vergleich zum Wettbewerbsmittel über den höchsten Energiebedarf. Zudem ermöglicht die Ausbildung der Dachlandschaft nur eine geringe Eigenstromversorgung, woraus überdurchschnittliche Energiekosten resultieren. Die Tageslichtversorgung der Compartments ist mäßig, wobei insbesondere die zur „Grünen Lunge“ orientierten Räume und die Foren zu wenig Tageslicht erhalten. Der außenliegende Raffstore ist effizient, eine Nachtluftkühlung jedoch nicht vorgesehen. In Bezug auf die Graue Energie wirkt sich die gewählte Holzkonstruktion positiv aus, demgegenüber erfordert das überdurchschnittliche Volumen an Baumasse unter Gelände erhöhte Ressourcenaufwendungen.
Haupteingang

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Lageplan

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Axonometrie Städtebau

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Axonometrie Bildungscluster

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