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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Quartiersentwicklung Reese-Kaserne Ost in Augsburg

Grüner Quartiersplatz - das Herz der Nachbarschaft

Grüner Quartiersplatz - das Herz der Nachbarschaft

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

asp Architekten GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

MS Architekturmodelle

Modellbau

Erläuterungstext

Mit der Weiterentwicklung der Reese-Kaserne wird ein identitätsstiftendes, auf Nachbarschaften aufbauendes Quartier generiert. Vor Ort sollen die vorhandenen Potentiale fortgeschrieben, Bedarfe ausgeglichen und die Figur der Reese-Kaserne vervollständigt werden. Dabei wird der nördliche Teil für schulische Zwecke vorgesehen und im südlichen Teil ein gemischt genutztes Quartier entwickelt. Das Kulturhaus Abraxas dient als Schnittstelle und Anziehungspunkt für den gesamten Stadtteil. Aufbauend auf die Potentiale der bestehenden Strukturen, gilt es mutig weiter zu bauen für eine lebenswerte Zukunft in Augsburg. Als prägender Freiraum liegt der Westpark als Naherholungsfläche direkt vor der Tür. Rund um die Freifläche im Westen bilden strenge rechteckige Felder die Ränder des Parks. Auch das neue Areal im Osten des Parks greift das Motiv auf. Es werden drei neue Stadtbausteine generiert, die sich in den Park schieben: Das Wissensquartier mit dem Bildungshub und einer Lernlandschaft, das Kulturhaus Abraxas und die Reese-Nachbarschaften im Süden weisen alle ihre eigene Identität auf, die sich aus dem Themen Gemeinschaft, Klima, Kultur, Natur, Mobilität und Energie zusammensetzt. Verbunden werden die Bausteine durch ein robustes Freiraumgerüst.

Der zum Park von Bäumen gesäumte Boulevard wird über eine heterogene Platzsequenz aktiviert und bringt somit eine neue Öffentlichkeit an den Parkrand und in das Quartier. Von Norden bildet der neue Stadtplatz den Auftakt, direkt verbunden mit dem öffentlich gehaltenen Schulhof. Das Kulturhaus Abraxas wird über einen neuen zum Park orientierten Vorplatz und Anbau ebenso angebunden. Im neuen Quartier spannt sich vor der nördlichen Quartiergarage ein Platz mit offener Werkstatt auf, gefolgt vom dem Quartiersplatz als zentralem öffentlichem Freiraum. Der Boulevard setzt sich nach Süden fort über einen kleinen Platz am Exerzierplatz und mündet an der Bürgermeister-Ackermann-Straße, an der sich künftig die neue Straßenbahnhaltestelle befinden wird.

Quartiersplatz
Der Quartiersplatz am Boulevard ist das neue Herz der Nachbarschaft. Ausgehend von dem bestehenden Baumhain, der als Zeugnis der ehemaligen Kaserne erhalten bleibt, begrenzen die vier Baufelder den Freiraum. Die Platzmitte ist zugunsten einer flexiblen Nutzung offen gestaltet. Beschattete Sitzmöglichkeiten und ein grünes, überschwemmbares Versickerungsbecken grenzen nach Osten daran an. Nach Westen bietet der „Amerikahain“ unter dem Dach des alten Baumbestands einen generationenübergreifenden Ort für Spiel und Bewegung. Neben dem Reese-Boulevard wird der Platz über sogenannte Schwammgassen erschlossen. Bepflanzte Tiefbeete halten Regenwasser zurück und sorgen dadurch für ein mildes Mikroklima und wertvolle Biotope im Quartier.

Parkterrassen
Die beiden Terrassenhäuser bieten Wohnungen mit hoher Qualität. Alle Wohnungen haben Ausblick auf den Park; gemeinsame Terrassen im EG und auf dem Dach fördern die Gemeinschaft. Das Dach wird zudem zur Energieerzeugung genutzt. Der gemeinschaftliche Hof öffnet sich zum Park und wird durch die topographische Modellierung zur Speicherung von Regenwasser genutzt.

Gartenfeld
Auf dem Gartenfeld entsteht eine kleinteilige Mischung aus freistehenden Gebäuden, die sich aus hohen und niedrigen Gebäudeteilen zusammensetzen. Auf diese Weise können Stadthäuser und Geschosswohnungsbau kombiniert werden.
Die Dächer der fünfgeschossigen Gebäude neigen sich im Süden, um Fläche zur Energieerzeugung auszubilden und gleichzeitig spannende Wohnungen im Dachraum zu ermöglichen.
Im Zusammenspiel mit den Dachflächen der zwei- bis dreigeschossigen Häuser entsteht eine lebendige Dachlandschaft. Vielfältige Vegetationsstreifen mit hohem ökologischem Wert umranden die Gebäude, darin liegen private Gärten und Terrassen.

Kreativhof
Ein Block, der sich aus unterschiedlich großen Baukörpern zusammensetzt, bildet den Kreativhof aus. In den einzelnen Gebäuden sind unterschiedliche Wohnformen möglich. Zum Hof wird eine vertikale Gartenschicht vom Erdgeschoss bis zum Dach entlang der Fassade ausgebildet. Der innenliegende Freiraum wird von einem gemeinschaftlichen Treibhaus mit einem großzügigen Vorplatz geprägt. Die an die Gebäude angrenzenden Flächen im Hof stehen den Anwohner:innen zur Aneignung zur Verfügung. Der Mobilitätshub in der Nachbarschaft dient zur lokalen Produktion von Nahrungsmitteln. Angebaut wird auf Flächen auf dem Dach und in einem grünen Regal zur Nachbarschaft. Verkauft werden die Erzeugnisse in einem kleinen Markt im Erdgeschoss am Quartiersplatz.

Wohnwerkstatt
Die Baustruktur der Wohnwerkstatt sieht in den tiefen Erdgeschossen Räume für Gewerbe, Werkstätten und Ateliers vor. In den Obergeschossen entsteht Wohnraum, der klassische Wohnformen aber z.B. auch experimentelles Hallenwohnen ermöglicht. Der Hof ist durch die Aktivitäten der Gewerbetreibenden geprägt und entsprechend robust und offen gestaltet. Ruderale Vegetation bietet hier einen ökologischen Mehrwert. Der Mobilitätshub in der Nachbarschaft beherbergt im Erdgeschoss einen Jugendtreff und eine offene Werkstatt.

Bildung und Kultur
Im Ideenteil wird das Kulturhaus Abraxas mit einem kompakten Baukörper in Richtung Park erweitert. Durch einen Neubau des bestehenden Anbaus werden die geforderten Nutzungen auf vier Ebenen abgebildet. Der Baukörper ergänzt selbstbewusst die bestehende Struktur und generiert eine neue Adresse zu dem Reese-Boulevard und Westpark. Das Wissensquartier im Norden setzt sich aus zwei großen Baukörpern zusammen. An das Kulturhaus schließt das Gymnasium an, dessen Volumen sich über eine Staffelung von Baukörpern gliedert. Die Stellplätze für die Schule werden in einem Bildungs- und Innovationshub am Stadtplatz abgebildet. Ergänzt mit weiteren Bildungseinrichtungen und temporärem Wohnen bildet das Gebäude einen hybriden Stadtbaustein am Stadtplatz aus.

Mobilität - Autofreies Quartier für alle
Das Quartier wird autofrei angelegt. Der ruhende Verkehr wird in zwei hybriden Quartiersgaragen organsiert und an den Rändern des Areals abgefangen. Die Garagen beinhalten neben Nutzungen des Gemeinwohls Sharingangebote. Auch die Logistik wird über Paketstationen in den Mobilitätshubs abgewickelt. Die Wohnwege und Schwammgassen ermöglichen die Andienung mit Feuerwehr und Rettung sowie die Müllentsorgung. Die Aufteilung in zwei Garagen ermöglicht eine bessere Integration in das Quartier und eine einfache Umnutzung in Zukunft. Das gesamte Quartier ist barrierefrei und für alle Altersgruppen optimal nutzbar. Durch die Gestaltung des öffentlichen Raumes wird der Rad- und Fußverkehr gestärkt. Entlang der Sommestraße wird die Strecke von der Schule bis zum Stadtplatz als Fahrradstraße ausgebildet um ein sicheres Ankommen der Schüler:innen zu sichern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf fügt sich in seiner Körnigkeit und städtebaulichen Dichte überzeugend in das Umfeld des Reeseparkes ein. Zentrale Entwurfsidee ist ein urbanes Freiraumelement, der „Reeseboulevard“, der sich vom Stadtplatz an der Ulmer Straße bis hin zur Bürgermeister-Ackermann-Straße zieht. Der lineare Boulevard verbindet das Wissensquartier im Norden mit dem Kulturhaus Abraxas und dem neuen Wohnquartier, den „Reese-Nachbarschaften“. Der Stadtplatz bildet den Auftakt in das neue Quartier, hier wird ein Bildungshub angeordnet, der den Platz mit Kultur- und Gemeinschaftseinrichtungen beleben kann. Gleichzeitig integriert das Gebäude eine große Zahl an Parkplätzen und Fahrradstellplätzen. Die Linearität des Boulevards wird durch eine Platzsequenz belebt und schafft verschiedene Qualitäten. Dennoch wird der städtische Charakter eines Boulevards, gerade im mittleren Bereich kritisch hinterfragt. Der Anbau des Abraxas ist West-Ost orientiert und unterschreitet die gewünschte BGF. Der „Reesboulevard“ geht über in den Hauptzugang zum neuen Wohnquartier, den „Reese-Nachbarschaften“. Der Quartiersplatz ist das Herzstück des Quartieres und integriert den bestehenden Baumhain in landschaftlich angemessener Weise. Um den Quartiersplatz gruppieren sich fünf Baufelder und Höfe, die verschiedenste Typologien anbieten. Diese Varianz wird grundsätzlich positiv bewertet, in der Ausarbeitung durch die hohe Heterogenität aber auch kritisch gesehen. Das Hauptfeld im nördlichen Bereich, das „Gartenfeld“ bietet eine kleinteilige heterogene Stadthaustypologie an. Hier sind die Feuerwehrzufahrten nicht nachvollziehbar. Der „Kreativhof“ im südlichen Bereich setzt sich aus unterschiedlichen Baukörpern zusammen und gruppiert sich um ein gemeinschaftliches Treibhaus. Die Abmessung der Baublöcke wird kritisch gesehen, da diese grundsätzlich wenig Flexibilität zulässt. Bei der hohen Anzahl grundsätzlich verschiedener Typologien, sind klare Gestaltungsvorgaben erforderlich, sollten die Teilquartiere nicht an einen Akteur, sondern kleinteilig vergeben werden, damit diese gestalterisch die Identität der jeweiligen Nachbarschaft bewahren. Die Mobilitätshubs sind auf zwei Baukörper verteilt, die sich schlüssig mit einer öffentlichen Nutzung zum öffentlichen Raum orientieren. Da der Hauptzugang zum Gebiet über den „Reeseboulevard“ von Norden erfolgt, ist eine Erschließung von der Sommestraße untergeordnet. In der Konsequenz richtig, dennoch wird die Hierarchie kritisch gesehen im Besonderen hinsichtlich der Adressbildung zur Sommestraße. Das Mobilitätskonzept sieht eine auf drei Standorte verteilte Unterbringung der Pkw- und Fahrradstellplätze vor, die eine gute und gleichmäßige Versorgung sowohl des Realisierungs- als auch des Ideenteils erwarten lässt. Die Platzierung des südwestlichen Mobilitätshubs in der Straße am Exerzierplatz wird kritisch gesehen, da der Pkw-Verkehr hier weiter ins Quartier hineingezogen wird als nötig. Die dargestellte Multikodierung aller Garagen wird positiv hervorgehoben, da sie durch zusätzliche Nutzungen insbesondere im Realisierungsteil eine Belebung der angrenzenden Platzräume erwarten lässt. Positiv wird zudem die Aktivierung von Dachflächen zur Solarenergienutzung und der Einsatz dezentral angeordneter Mulden zur Regenwasserversickerung gewertet. Ob die Fahrradstraße das geeignete Element für die Verkehrsberuhigung der Sommestraße ist, wird hinterfragt. Nicht optimal gelöst ist die Wegeführung vom nördlichen Bildungshub, dessen Fahrradstellplätze offensichtlich der Schulnutzung zugeordnet sind, zum Schuleingang an der Sommestraße. Wettbewerb mit Ideenteil Reese Kaserne Ost in Augsburg I Protokoll Preisgericht 8 I 18 Die Umsetzung in verschiedenen Entwicklungsstufen lässt sich gut realisieren. Insgesamt handelt es sich um einen inspirierenden Beitrag der eine erlebnisreiche und vielschichtige Nutzung der Bebauung und Freianlagen erlaubt. Es wird ein robustes städtisches Gefüge geschaffen, das in den Grundzügen klar ablesbare Räume definiert.
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