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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Aufwertung Burchardplatz und Kontorhausviertel in Hamburg

2. Preis

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ortsverständnis und Konzept

Das Kontorhausviertel ist einzigartig. Dies gilt bislang vor allem für die klinkerexpressionistischen Baudenkmale. Das neue Umgebungskonzept greift diesen baukulturellen Wert auf und verortet den Freiraum im stadthistorischen, urbanen und landschaftlichen Kontext Hamburgs: städtisch zwischen City und Hafen, genauso wie landschaftlich zwischen innerem Grünen Ring und der Landschaftsachse Horner Geest, an deren Schnittstelle das Welterbe liegt.

Der Charakter und die Schichtung des Viertels sind geprägt von diesen kontextuellen Gegebenheiten und bilden die Grundlage zur zukünftigen Freiraumentwicklung des Quartiers. Aufbauend auf die eiszeitliche Topografie der Geestkante durchläuft der für Hamburg typische Stadtbelag, das Granitgrosspflaster, den Stadtraum von der Innen- bis in die Speicherstadt. Darüber kommen die, der frühen Verkehrsgeometrie der 1920/30er Jahre folgenden Vorflächen der Gebäude und Twieten – als stadträumliche Relikte des Gängeviertels – zu liegen. Diese von der Hamburger Kante eingefassten Granitplatten bilden einen kontrastierenden Kontorsockel auf denen die denkmalgeschützte Bebauung mit ihrer einzigartigen Backsteinfassade thront.

Das Freiraumkonzept geht von den historischen Kontorhäusern aus, entwickelt die vorhandenen Raumschichten auf Basis der bauzeitlichen Grundstruktur behutsam weiter und macht sie wieder lesbar. Die durchlaufenden Kontorsockel werden zu grosszügigen Vorzonen, welche sowohl der Erscheinung der Baudenkmäler als auch den Bedürfnissen der heutigen NutzerInnen und BesucherInnen Rechnung tragen. Der einheitlich durchlaufende Stadtbelag schafft verkehrsberuhigte öffentliche Platz- und Strassenräume unter Bezugnahme auf die charakteristischen Geometrien der Entstehungszeit.


Materialisierung und Vegetation

Die Materialität der Bauzeit wird zum Kern der Belagsgestaltung. Im Sinne des urbanen Regenwassermanagements werden die Fugen der verschiedenen Natursteinbeläge durchlässig ausgebildet. Zusammen mit hellen Materialfarben wird das Aufheizen der Flächen minimiert. Um eine möglichst optimale Nutzbarkeit für mobilitätseingeschränkte Personen, Kinderwagen, etc. zu gewährleisten, werden barrierefreie Oberflächen verwendet und Höhenversprünge im Bereich der Bewegungsflächen deutlich reduziert. Das Oberflächenwasser des Platzes sowie der Strassen wird entlang der Bauminseln in verbundene Baumgruben und einer zentralen Zisterne gesammelt, versickert bzw. an den Wurzelraum der Bäume abgegeben. Die Vegetation im Quartier wird ausgehend vom Bestand und der übergeordneten Grünvernetzung ergänzt. Gleichzeitig werden die vielfältigen, ikonografischen Ansichten der Kontorhäuser betont. Alle Teilbereiche des Quartiers erhalten charakteristische Baumarten, die sowohl an der bestehenden Artenzusammensetzung als auch zukünftige stadtklimatische Anforderungen angepasst sind. So entsteht eine neue Bewegungs- und Aufenthaltsqualität vor der Kulisse des steinernen Welterbes.


Erschliessung

Der vom Verkehr dominierte Freiraum im Kontorhausviertel galt als Ausdruck des Fortschritts im frühen, zunehmend vom motorisierten Individualverkehr geprägten 20. Jahrhundert. Das Konzept greift diese Formsprache vor dem Hintergrund des Welterbes gestalterisch auf und deutet die vorhandenen Flächen im Sinne eines erneuten Wandels der Stadtgesellschaft, hin zu einem zeitgemässen, urbanen Lebensraum im menschlichen Massstab um. Durch die Reorganisation des Erschliessungssystems wird eine nachhaltige Umcodierug nahezu aller Flächen ermöglicht.

Die zentralen Platzbereiche werden vollständig vom ruhenden Verkehr befreit und eine Befahrung nur noch in Randzeiten vorgesehen. Auch in den umliegenden Strassenräumen wird die Anzahl und Art der Autoparkplätze zugunsten von Radstellplätze, smarten Lade- und Anlieferzonen für eine angenehme Erreichbarkeit aller Gebäude bedarfsbezogen modifiziert bzw. in die umliegenden Parkhäuser verlagert. Die im Quartier verbleibenden 190 Stellplätze decken dabei den Bedarf der Anwohnenden und werden durch neun Parkstände für mobilitätseingeschränkte Personen sowie zehn E-Ladestationen ergänzt. Gleichzeitig werden die Zufahrts- und Anliefermöglichkeiten der umliegenden Liegenschaften gleichberechtigt ermöglicht. Die Erschliessung der Quartiersstrassen wird soweit wie möglich vereinfacht, um die Verkehrsbelastung durch den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und Durchfahrtsverkehre zu vermeiden. Neue Bushaltestellen entlang der umgestalteten Steinstrasse und am Alten Fischmarkt, ein optimierter U-Bahnzug sowie ein erweitertes Angebot an StadtRad-Stationen ergänzen und verbessern die Einbindung in das Netz des öffentlichen Nahverkehrs. Dominiert wird das Viertel ab jetzt von fuss- und radverkehrfreundlichen Stadträumen die zu einer erhöhten Durchquerungs- und Verweilqualität führen.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Schnitt

Schnitt