modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Neubau und Sanierung Freibad „Waldbad“ in Waldkraiburg

2. Preis

Preisgeld: 24.000 EUR

Glaser Architekten GmbH

Architektur

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

freianlagen waldbad waldkraiburg

„der name ist programm“

der charakter des bades ist durch die umgebenden gehölzkulissen geprägt und

durch den parkartigen charakter des östlichen bereiches
das neue bad, gebäude, badeplatte, parkierungsanlage und sportbereich wird in der bestehenden „lichtung“ situiert, die kleinteiligen elemente wie planschbecken, spielbereiche, umkleiden in den „park“ bzw. waldrand integriert um mehr nutzbare fläche zu generieren werden die dachflächen als liegeterrassen mit blick auf sportbecken und badepark gestaltet

treppen bieten kurze wege zur beckenlandschaft und zum kiosk, umkleiden werden direkt an den liegeflächen platziert

die „lauten“ bereiche sind zentral angeordnet, durch das gebäude von der wohnbebauung abgeschirmt, erlebnisbecken, planschbecken, wasser- und kinderspiel sind um eine zentrale liegefläche gruppiert, von der aus alle bereiche gut einsehbar sind; ideal für familien mit kindern in unterschiedlichen altersgruppen

einen weiteren nutzungsschwerpunkt bilden schwimmbecken, sprungbecken und sportfelder im westen

der östliche bereich ist als ruhiger park mit spielangebot konzipiert, der ggf. außerhalb der badesaison für die benutzung geöffnet werden könnte
die erschließung und parkierung ist so strukturiert, dass ein großzügiger vorbereich mit vorfahrt/bring- und holbereich am eingang entsteht

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen linear gerichteten Baukörper entlang der nördlichen Grundstücksgrenze vor, der den großzügigen Freiraum der Badelandschaft mit Liegewiese nach Nordosten und Südwesten nicht abschließt oder eingrenzt, sondern die Durchgängigkeit der Grünräume und die Großzügigkeit der Situation erhält und neu interpretiert. Im Südwesten und mit attraktiver Orientierung zur Badelandschaft entwickeln die Verfasser als Teil der baulichen Figur eine tribünenartige Terrassenanlage mit Sitzund Liegemöglichkeiten, die einen Arenacharakter um das dort direkt vorgelagerte Schwimmerbecken herzustellen vermag und zu einem charakteristischen Alleinstellungsmerkmal der Arbeit beiträgt. Kritisiert wird hier allerdings die direkte Einsehbarkeit der Liegeterrassen aus Richtung des benachbarten Parkplatzes und der Umgebung. In Konsequenz dieser Geste wird die Dachfläche des Gebäudes auf selbstverständliche Weise erschlossen und als Liegewiese ausgebildet, die nach Nordwesten zur Straße und zur angrenzenden Bebauung durch eine geschosshohe, wandartige Aufkantung abgeschirmt und räumlich gefasst wird. Durch die daraus resultierende Zweigeschossigkeit entwickelt die Arbeit in Richtung Nordwesten einen selbstbewussten und kräftigen Auftritt, der hinsichtlich des Verhältnisses zum baulichen Gegenüber durchaus verträglich erscheint, jedoch auch die Frage nach der Angemessenheit und dem Charakter eines „Waldbades“ an dieser Stelle aufwirft. Die geforderten Stellplätze werden im Wesentlichen ebenerdig im Südwesten auf dem dort vorgeschlagenen Parkplatz angeordnet. Auch entlang der Nordseite der Reichenberger Straße sind weiterhin Parkmöglichkeiten vorhanden, wodurch die Fassaden des geplanten Neubaus nicht mit Autos verstellt werden. Gut gelöst sind eine Vorfahrtsmöglichkeit für PKW (drop off) und die Anordnung der geforderten Fahrradstellplätze in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang, der selbstverständlich und gut auffindbar in Verlängerung der Reichenberger Straße situiert wird. Kritisiert wird die Anordnung des offenen und lediglich eingefriedeten Betriebshofes an der Südwestecke des Gebäudes, da dieser die Zuwegung für Badegäste vom Parkplatz zum Haupteingang mit Kassenbereich deutlich erschwert. Insgesamt fügt sich der Entwurf gut in die Umgebung ein, auch scheinen die Aspekte des Lärmschutzes gut erfüllbar. Die räumliche und funktionale Organisation des Bades ist schlüssig und überzeugend gelöst: Südwestlich des Haupteinganges sind konsequent und kompakt die internen Funktionen, also Personalbereiche und Flächen für die Bädertechnik situiert, nordöstlich dagegen die geforderten Umkleide- und Sanitärbereiche, Vereinsräume und Mietschränke in ausreichender Flächengröße und Anzahl. Auf diese Weise werden die verschiedenen Funktionen sinnvoll gebündelt und es werden kurze Wege zwischen den Garderobenbereichen und den vorgelagerten Becken möglich, ohne dass sich die Ströme der verschiedenen Nutzergruppen gegenseitig überlagern oder stören. Im Südwesten sind das Schwimmerbecken und das Beachvolleyball- und Beachsoccerfeld kompakt und übersichtlich angeordnet und bilden so einen klar ablesbaren Sportbereich mit ganz eigenem Charakter. Das Sprungbecken mit Sprungturm ist in der Achse des Haupteingangs und mit guter Distanz zu diesem situiert, wodurch diese Attraktion entsprechend räumlich inszeniert wird. Nordwestlich benachbart gelegen markiert das Erlebnisbecken den Übergang zwischen befestigter Badeplatte und dem Familienbereich mit Planschbecken und Wasserspielplatz, die bereits in die Liegewiese integriert sind und dadurch eine hohe Aufenthaltsqualität für Familien außerhalb des turbulenten Badebetriebs der anderen Beckenbereiche bieten. Die Familienbereiche stehen auf diese Weise auch in einem sinnvollen räumlichen und visuellen Bezug zum Gastronomiebereich mit Außenterrasse am nordöstlichen Ende des Gebäudes. Die vorgeschlagene Dimension und die Ausformung der Badeplatte im Südwesten des Areals stehen in einem angenehmen und angemessenen Verhältnis zur baumbestandenen Fläche der Liegewiese im Nordosten. Die kompakte Anordnung der aufsichtspflichtigen Becken um den Aufsichtsturm auf der identischen Ebene ermöglicht einen geringen Personaleinsatz. Das Projekt lässt grundsätzlich einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten, jedoch erfordern sowohl die Terrassenanlage als auch die Liegewiesen auf den Dachflächen einen erhöhten Unterhaltsaufwand. Die vorgeschlagene Konstruktion in Holz-Beton- Hybridbauweise erscheint angemessen, jedoch sind erhöhte Aufwendungen zu erwarten, die aus den nutzbaren Dachflächen und der Aufstockung für die optionale Saunaerweiterung resultieren. Insgesamt wird die Arbeit als qualitativer Beitrag gewertet, der an der Schnittstelle zwischen urbaner und landschaftlicher Situation eine überzeugende und selbstbewusste Antwort gibt.