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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neue Nierspromenade Moorenstraße in Wachtendonk

Blick auf den neuen Anlegesteg

Blick auf den neuen Anlegesteg

1. Preis

Preisgeld: 15.356 EUR

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Als ländlich- und naturgeprägte Kommune, zeichnet Wachtendonk eine typisch niederrheinische Landschaft – umgeben von Natur, Grün und Wasser, sowie direkter Anbindung an den Naturpark Schwalm-Nette – aus. In Form eines grünen Pfades umschließen dabei die Wallzone, entlang des erhaltenen Stadtgrabens und die Niersuferpromenade den historischen Ortskern. Der Uferpromenade kann dabei ein ganz besonderer Stellenwert zugeschrieben werden: Sie verbindet den Friedensplatz über die St. Michael-Schule und die Bootsanlegestelle mit der Burgruine. Zusätzlich, zieht sich hier die offene Landschaft zwischen Niers und Schleck mitten in das Gebiet und unterstreicht somit die naturräumlich attraktive Lage Wachtendonks. Ziel des Konzeptes ist es, eben jenen Grünzug von Süd nach Nord hervorzuheben und ein Wechselspiel zwischen Erlebnisraum und dem Fokus auf die Natur zu ermöglichen.

Um dieses freiraumplanerische Ziel zu erreichen, wird das Gebiet in zwei Nutzungs-bereiche unterteilt: Die programmatisch dichtere Seite östlich der Moorenstraße, stellt den intensiveren Nutzungsbereich dar. Quartiersplatz, Schulhof und Schulgarten bieten Raum für Spiel, Sport und Bewegung. Schulkinder der Grundschule erleben ein vielfältiges Angebot an Nutzungsmöglichkeiten. So fördern Klettergerüste, Trampolin, Bewegungs-spiele und ein Sportfeld etwa die Koordination, Balance und spielerische Freiheit der Schüler:innen. Der Quartiersplatz als Auftakt des Schulhofs bietet zusätzlich Raum zum Basketball-Spielen, sowie beschattete Sitzmöglichkeiten mit Blick auf artenreiche Staudenpflanzungen.
Die westliche Seite der Moorenstraße mit Orientierung zum Wasser, fördert durch die Gestaltung einer naturnahen Parkanlage die Verknüpfung mit der umgebenden Landschaft. Sie bietet Raum zum Rückzug, zur Erholung und zur Naturbeobachtung. Holzstege entlang der Promenade ermöglichen spannende Ausblicke und stärken die Wechselbeziehung der beiden Uferseiten. Sitzstufen und Plattformen am Anleger und am Quatiersplatz machen den Fluss zugänglich und erlebbar. Holzliegen entlang der Promenade laden Tourist:innen und Anwohner:innen zum längeren Verweilen ein.

Die Promenade schafft eine breite einladende Fuß- und Radverbindung und ermöglicht über die bestehende Brücke einen Rundweg über das Naturerlebniszentrum zum Ortskern. Die Moorenstraße bleibt für Radfahrer:innen, den Autoverkehr zur Schule und den Schulbus befahrbar. Wünschenswert wäre eine zusätzliche Anbindung über die Martin-Luther-Straße, um die Moorenstraße zu entlasten. Auch die Besucher:innen des Bootsanlegers könnten diese direkte Verbindung nutzen. Der Bootsanleger bietet ausreichend Platz zum Wenden und abladen der Boote. Zahlreiche Fahrradabstellplätze entlang der Zufahrt fördern zusätzlich den klimaschonenden Verkehr.

Vergangene Starkregenereignisse als Folge des Klimawandels zeigen, dass besonders bei der Gestaltung von Flussufern ausreichend Platz eingeräumt werden muss, um Retention zu schaffen und Wasser schadlos abfließen kann. Deshalb bildet die renaturierte Schleck mit der großen Retentionsflächen das Herzstück des Entwurfs. Sie ist gleichzeitig Biotop für zahlreiche Pflanzen-und Tierarten, aber auch Naturerlebnis- und Bildungsort für Groß und Klein (blaues Klassenzimmer).
Entlang der Moorenstraße nimmt ein Mulden-Rigolensystem das Oberflächenwasser der Straßen- und Platzflächen auf und reinigt dies über eine belebte Bodenschicht, sodass der Sandfang am Zufluss der Schleck entfallen kann.

Das alle vier Jahre stattfindende Zirkusprojekt findet weiterhin seinen Platz auf der Fläche des Schulhofs. Das multifunktionale Sportfeld wird für diesen Zeitraum zur temporär nutzbaren Veranstaltungsfläche. Auf dem Quartiersplatz können kleinere Buden zur Ticketkontrolle und zum Süßigkeiten-Verkauf aufgestellt werden. Der reguläre Schul-Parkplatz wird für die Zeit des Zirkusprojekts zur Abstellfläche der Fahrzeuge und Wohnwagen des Zirkusunternehmens. Zuschauer:innen wird dafür temporär ausreichend Parkfläche am Friedensplatz zur Verfügung gestellt. Die Wendefläche des Stegs wird bei Festen zur Bühne unter freiem Himmel. Kulinarische und künstlerische Stände finden dort ihren Platz. Die nördlich angrenzende Wiese bietet ausreichend Platz zum Ausbreiten der Picknick-Decken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Nierspromenade spannt sich selbstverständlich zwischen dem urban gestalteten Friedensplatz im Norden und dem landschaftlich eingebundenem Bootsanleger im Süden auf. Dabei wird der Fußweg zwischen Friedensplatz und neuem Quartiersplatz am Knotenpunkt zwischen der Moorenstraße und der Straße am Hagenkreuz als straßenbegleitender Gehweg geführt. Im weiteren Verlauf löst er sich von der Moorenstraße und folgt dem Verlauf der Niers nach Süden und schließt über die Brücke an den Mühlenwall um die Altstadt Wachtendonks an. Quartiersplatz, der kleine Niers-Balkon im Bereich des Schulhofs, die Niersbrücke des Mühlenwalls und Bootsanleger geben diesem Wegeverlauf einen Rhythmus und reagieren sensibel auf die ökologischen und atmosphärischen Qualitäten / des vorhandenen Gehölzbestandes im Bereich der Schleckmündung. Stichwege vom Schulhof und aus dem Schulgarten führen bis zum Niersufer bzw. einem neu entstehenden Retentionsbereich, der den Verlauf der Schleck ökologisch und hinsichtlich möglicher Naturerlebnisse, aber auch gestalterisch deutlich aufwertet. Das gewünschte „Blaue Klassenzimmer“ ist konsequenterweise hier verortet. Die intensiver gestalteten Bereiche (Quartiersplatz, Schulhof, Schulgarten und Parkplatz) finden sich auf die Nord-Ost-Seite der Moorenstraße. Die verschiedenen Freiraumfunktionen sind dabei gut verortet und bin den das bestehende Schulgebäude gestalterisch und funktional gut in die städtebaulich-freiräumliche Situation ein und nutzen auch hier die Qualitäten des bestehenden Baumbestandes. Dimension und Anordnung der Stellplätze des neuen Parkplatzes sollten in Bezug auf den vorhandenen Baumbestand noch ein mal überprüft und ggf. die Zahl der Stellplätze reduziert werden.
Der Bereich des Bootsanlegers wird in seiner Dimension und Position im Preisgericht kontrovers diskutiert. Die sich aus dem Anlanden und Wassern der Boote ergebenden Flächenbedarfe werden leider nicht hinreichend erfüllt.
Gleichwohl reagiert der Bootsanleger mit seiner einfachen Grundkonzeption am Rand der der Niersaue angemessen auf die Großzügigkeit der offenen Wiesenlandschaft und macht diese zu einem Erlebnis des Ankommens und Losfahrens mit dem Boot.
Die konzeptionell begründete Zweiteilung des Entwurfs entlang der Moorenstraße in einen intensiv gestalteten Bereich im Umfeld der Schule und einen naturnah anmutenden Bereich zwischen Straße und Niers setzt sich auch konsequent in den verwendeten Materialen und der Formensprache fort. Insgesamt liefern die Verfasserinnen einen angemessenen, auf allen Maßstabsebenen durchgearbeiteten und wirtschaftlich umsetzbaren Beitrag zur Lösung der Wettbewerbsaufgabe und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Freiraumentwicklung Wachtendonks.
Lageplan

Lageplan

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Blick vom Steg auf die Retentionsfäche um die Schleck

Blick vom Steg auf die Retentionsfäche um die Schleck