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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neue Nierspromenade Moorenstraße in Wachtendonk

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 9.520 EUR

WKM Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KONZEPT
Der Niederrhein ist geprägt von einzelnen Baumgruppen auf flachen Wiesen, von Wasser und dem weiten Blick in die Landschaft. Ziel des freiraumplanerischen Konzepts ist es diese natürliche Landschaft des Niederrheins bis in die Stadtmitte Wachtendonks fortzuführen.

NIERSPARK
Der neue Nierspark wird durch die Nierspromenade erschlossen, die in gerader Linie vom Friedensplatz Richtung Süden verläuft. Die Hauptachse des Wegesystems verläuft mittig zwischen Niers und Moorenstraße, um möglichst viele Bestandsbäume erhalten zu können. Die Bäume am Niersufer werden minimal ausgedünnt und aufgeastet. Lediglich Strauchstrukturen werden entnommen. So ist die Niers auf der ganzen Länge der Nierspromenade sichtbar und erlebbar. Richtung Süden öffnet sich der Blick in die weite Landschaft des Niederrheins. Die Gestaltung des Parks führt diesen Gedanken fort und zieht die angrenzende Landschaft in den Park hinein. Große Wiesen mit vereinzelten Baumgruppen prägen den Charakter des Parks. Die Schleck wird renaturiert und in Teilen als Wasserspielplatz ausgebaut. Breite Schilfränder und Feuchtwiesen entstehen. Eine kleine Brücke führt hier über die Schleck.
Die Nierspromenade ist 250 cm breit und besitzt zwei unterschiedliche Oberflächen. Auf 150 cm Breite wird die Promenade als beige, wassergebundene Wegedecke gebaut. Als zweite Oberfläche wird auf 100 cm Breite ein Klinkerpflaster verwendet, das als Einfassung und befestigter Bereich für Kinderwagen und Rollstühle dient. So wird das Klinkerthema des Friedensplatzes auch im Nierspark fortgesetzt. Am nördlichen Beginn der Nierspromenade wird der Klinkerstreifen zur Klinkermauer umgewandelt, um zu verhindern, dass vor allem Schulkinder an engen Wegestellen in die Niers fallen. Die Klinkermauern wechseln sich mit Pflanzungen von niedrigen Kugelweiden (Salix purpurea ‚Nana‘) ab. So ist die Nierspromenade eine sichere Verbindung zwischen Friedensplatz und Michael-Schule.
Über Querverbindungen wird die Nierspromenade barrierefrei an bestehende Wege angeschlossen. Am Ende dieser Querverbindungen finden sich Aufenthaltsinseln - die Niersdecks. Das nördliche, kleinste Deck dient als stiller Rückzugsort für maximal zwei Personen. Das mittlere Deck wird zum Blauen Klassenzimmer ausgebaut. Es liegt eingebettet im Schilfrand der Niers. Im sicheren Abstand zum Wasser kann hier über die umgebende Natur unterrichtet werden. Das größte Deck ist die Kanustation.

KANUSTATION
Zurzeit wird die Kanustation über eine überdimensionierte Schotterfläche erschlossen, die große Teile des Park zerstört. Der Anleger selbst ist zu klein. Wege in die Stadt sind schwer zu finden. Durch den Umbau wird der Anleger vergrößert und mit Sitzelementen als Endpunkt der neuen Nierspromenade markiert. Neue Wege verbinden den Anleger außerdem mit der Altstadt und der angrenzenden Schule, so dass Besucher instinktiv geführt werden. Die Anlieferung der Kanus erfolgt über die neuen Wege, die in Teilen für den motorisierten Verkehr verbreitert werden. Hierzu werden die Wege mit Rasenfugenpflaster verbreitert. So können sie befahren werden, fügen sich optisch aber in den Park ein.

AUSSTATTUNG
Aufenthaltsbereiche sind für alle Nutzergruppen im Park vorhanden. Einzelne Bänke und Sitzmauern für Pärchen, Drehhocker für Unterricht im Blauen Klassenzimmer oder Liegestühle für Paddelgruppen sind im Park so verteilt, dass die Nutzungsintensität von Norden nach Süden zunimmt. Auf der größten Wiese stehen lange Tischreihen, an denen bis zu 30 Personen an einem Tisch Platz finden. Neben fest montieren Grills, sind hier auch Toiletten und eine Umkleide zu finden. Alternativ könnten Toiletten und Umkleiden auch auf der Fläche des alten Kindergartens angeordnet werden. Die vorgesehene Wegeführung bindet auch diesen Bereich gut an den neuen Park an.

VERKEHR
Die alten Wege- und Platzflächen werden im neuen Park stark reduziert, um den Grünflächen mehr Raum zu geben. Die Moorenstraße wird als Spielstraße auf eine Breite von 350 cm zurückgebaut. Um Gegenverkehr zu ermöglichen, werden Ausweichsbuchten gebaut. Der von Süden kommende Verkehr hat Vorrang vor dem Gegenverkehr. 28 Parkplätze sind entlang der Moorenstraße auf dem Schulhofgelände angeordnet. Die 250 cm breiten Rückstoßflächen dienen gleichzeitig als Ausweichsbucht. Zur Anbindung der Kanustation an die Moorenstraße, wird die Schleck auf eine Breite von 5 Metern verrohrt.

SCHULHOF
Der Schulhof der Michael-Schule ist zu einem hohen Grad versiegelt, es fehlen Spielgeräte und Bäume, die Schatten spenden. Mit der Umplanung werden die straßenseitigen Flächen entsiegelt und als große Rasenflächen ausgebildet. Die großen Grünflächen tragen im Sommer zur Kühlung bei und sind ein wichtiger Baustein im klimawandelgerechten Umbau. In den Rasenflächen werden Klimabäume gepflanzt, Bänke und Spielgeräte werden aufgebaut. Auf der Nordseite des Schulhofs bleibt genügend Platzfläche erhalten, um ein Zirkuszelt mit dem Durchmesser von 20 Metern aufzustellen. Der neue Schulhof verbindet sich mit dem neuen Park und ist über die neue Wegeführung leicht zu erreichen. Von der Schule aus entsteht eine Sichtachse zur Niers. Am Ende der Sichtachse befindet sich das Blauen Klassenzimmer.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit verfolgt den Ansatz, die landschaftlich betonte Niersniederung möglichst weit in das Plangebiet hineinzuführen und mit zurückhaltenden, dem Ort angemessenen Interventionen diesen Raum aufzuwerten. Die Baum-bestandenen Wiesen werden von Süden quasi bis zum Nordende des Schulhofs thematisiert und betonen schon hier den Landschaftsbezug.
Dieser Ansatz wird allerdings im Nordabschnitt der Moorenstraße überstrapaziert, indem schon vom Friedensplatz kommend der Fußweg durch einen Grünkeil vom Straßenraum getrennt wird.
Diese Separierung der Funktionen wird kritisch gesehen, da doch eher ein rücksichtsvolles Miteinander der Verkehre als nachhaltiges Ziel angestrebt wird. Dieser separate Fußweg, durch ein Klinkerband betont, löst sich schließlich komplett vom Straßenraum, führt mit einer Holzbrücke über die Schleck, mit elegantem Schwung bis zum Bootsanleger und weiter am Niersufer entlang. Er erscheint allerdings zu schlank dimensioniert. Diese klare Führung wird jedoch erkauft durch die schon erwähnte weitgehende Funktionalisierung der Erschließungsfunktionen.
Insgesamt vermisst die Jury ein stärkeres Promenadenthema. Zur Betonung der Wiesenlandschaft wird der Straßenraum mit den vom Schulhof an begleitenden Parkplätzen bewusst unterdimensioniert, funktioniert aber nur mit Überlagerung der Funktionen, was allerdings zu Konflikten führen kann.
Der Schulhof ist deutlich entsiegelt und biete grüne Inseln mit Sitz- und Spielgelegenheiten. Ein separater Quartiersspielbereich wird nicht ausgewiesen, ist aber denkbar. Der Schulgarten mit seinem schönen Baumbestand wird respektiert und bleibt als gärtnerisches Potenzial der Schule erhalten. Am Wegeband entlang werden, wohl dosiert und qualitätvoll entwickelt, mehrere Aufenthaltsbereiche an geboten, die das Niers- Erleben möglich machen.
Auch Treffpunkt und Spielanlässe an der Schleck sind gut verortet und werden positiv gesehen. Der Bootsanleger ist zurückhaltend dimensioniert. Auch der grüngestaltete, teilbefestigte Lager- und Wendeplatz für Boote und Bootstransporter passt sich der Landschafts-betonten Gestaltung an und nimmt sich in seiner Funktion zurück. Die Arbeit ist wirtschaftlich umsetzbar.
Insgesamt bietet der Beitrag eine zurückhaltende und detailsichere Gestaltung der Nierspromenade, wirft allerdings bezüglich der Wege-Funktionalisierung Fragen auf.
Lageplan Ausschnitt

Lageplan Ausschnitt

Details

Details

Schulhof

Schulhof

Ansicht Kanustation Richtung Norden

Ansicht Kanustation Richtung Norden

Ansicht Nierspromenade Richtung Süden

Ansicht Nierspromenade Richtung Süden