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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Universitätsklinikum Würzburg - Neubau Kopfkliniken (KKL) und Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK)

Universitätsklinikum Würzburg - Neubau Kopfkliniken (KKL) und Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK)

Universitätsklinikum Würzburg - Neubau Kopfkliniken (KKL) und Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK)

Teilnahme / 2. Rundgang

Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten mbB

Architektur

LUZ Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

STB Sabotke - Timm & Partner

Tragwerksplanung

Planungsgruppe VA GmbH

TGA-Fachplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Brandschutzplanung

Josef Neubauer Modellbau

Modellbau

Maximilian Illing Architektur-Visualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

Die Klinikneubauten werden unter Beachtung der topographischen Bedingungen angeordnet.

Eine Magistrale parallel zum Hang bildet das Rückgrat der Gebäudestruktur.

Das Gebäude wird so situiert, dass alle wesentlichen Haupteingänge  (HE im Süden, LKR im Westen und Anlieferung im Osten) in der Höhenlage ausgewogen erreichbar sind.

Vier quer zum Hang stehende Baukörper werden kammartig und hangaufwärts zurückversetzt auf einem Sockelbauwerk aufgesetzt.

Auf dem vorgelagerten Plateau befinden sich eine Cafeteria, ein Hörsaal und ein Biomarkt als Pavillonbauten.

Hier laden die Patientengärten zu Aktivitäten von Bewegungstherapie, Yoga oder nur zum Flanieren ein und unterstützen das „Healing Environment“.

Unter Ausnutzung der Topografie wird das EZ II in das Gelände "eingegraben", im Sinne der Terrassierung entsteht eine großzügige grüne Fläche. Nach Osten orientiert bildet die Fassade die Terrassenmauer aus, die beidseits anschließenden Wände laufen im Gelände aus, das im Westen dann fließend auf das Dach übergeht.

Die VVZ bildet einen räumlichen Abschluss im Norden des Campus.

Der zwischen dem Neubau und den vorhandenen Kliniken (ZIM + ZOM) geplante großzügige Freiraum als grüne Mitte der Gesamtanlage unterstützt den Campuscharakter.

Das bestehende Parkhaus wird durch ein landschaftlich in den Hang integriertes 2-geschossiges Parkdeck ersetzt. Damit entsteht eine freie Sichtlinie zwischen dem bestehendem ZIM ZOM und den neuen Kliniken. Eine großzügige Fußgängerpromenade betont die funktionelle Verbindung und macht den Campus erlebbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und freiraumplanerische Qualität
Das städtebauliche Konzept eines getreppten Sockelgebäudes mit aufgestellten Hochbau-ten, mit denen die Baumasse aufgegliedert und die Kaltluftdurchströmung begünstigt wird, wird vom Preisgericht als sinnfällige Grundstruktur begrüßt. Mit der freigestellten Hangkan-te und dem vorgeschobenen Eingangsbau wird der Auftakt der Magistrale markiert, sie bil-det das Rückgrat für den Gesamtkomplex. Nicht überzeugend ist die Berücksichtigung der Hangsituation. Insgesamt entsteht kein ei-genständiger Parkcharakter, die Freianlagenplanung bleibt chiffrehaft im Duplizieren linea-rer Elemente. Das Angebot gut nutzbarer öffentlicher und halböffentlicher Freiflächen bleibt gering. Kontrovers diskutiert wird das Potenzial zur Identitätsbildung, da die Gebäudestruktur Ähn-lichkeiten mit dem benachbarten Komplex ZIM/ ZOM aufzeigt und keine besondere Cha-rakteristik der Einzelbaukörper entwickelt wird. Die äußere Gestalt der einzelnen Kliniken zeigt zudem keine Unterscheidungsmerkmale nach den inhaltlichen Profilen. So wird insbe-sondere der Maßstab für eine schwellenlose Kinderklinik im Übergang aus der Erschließung vermisst. Eine eigenständige, innovative städtebauliche Lösung, die der Grundforderung „Campus“ an diesem Ort entspräche und eine maßstäbliche Architekturgestalt für eine Kinder- und Frauenklinik widerspiegeln würde, ist nicht erkennbar. Stattdessen wirkt der Komplex als Solitär. Das Bebauungskonzept für die Erweiterungsflächen im Nordwest-Bereich ist in nachvoll-ziehbarer Form schematisch angedeutet, lässt aber ein übergeordnetes Grünraumkonzept vermissen, mit dem eine Verzahnung unterstützt werden könnte. Städtebaulich kritisch ist die Positionierung von VVZ und Energiezentrale, da diese eine Barriere und funktionale Zä-sur ausbilden. Der Freiraum zwischen ZIM/ ZOM und dem VVZ mit Energiezentrale lässt keinen parkähnlichen Charakter zu, denn vor dem zweigeschossigen Sockelgeschoss lie-gen Wirtschaftshöfe, Tiefgarageneinfahrten und die erdgedeckte Energiezentrale, deren Lage und Ausformung das Preisgericht nicht überzeugen kann. Die Gebäudezugänge sind funktional gut platziert und getrennt anfahrbar. Allerdings gilt es an der südöstlichen Hauptzufahrt eine Parkgarage zu umfahren, die die Verkehre sortieren soll. Dabei wird die gemeinsame Zufahrt Tiefgarage, Wirtschaftshof kritisch angemerkt. Frei anfahrbar ist die RTW-Zufahrt im Westen. Es gibt keine barrierefrei fußläufige Anbin-dung an den Haupteingang; diese wäre herzustellen. Auch werden vergleichsweise viele PKW-Stellplätze angeboten. PKW -Parkflächen vor dem Haupteingang an einer Taxispur und für Shuttlebusse sind grundsätzlich funktional organi-siert, belasten allerdings zusätzlich die Zufahrt zum Nebeneingang der Frauenklinik und später auch zur zentralen Notfallanlieferung. Die Zuwegung ist nicht barrierefrei, die Nei-gung der Straße zu steil. Die Anlieferung zum VVZ und der Energiezentrale über die gleiche Straßenanbindung wie für Besucher und ambulante Patienten wird kritisch gesehen; ein Rückstau von PKW´s ist durch die zusätzlich an dieser Stelle erschlossene Tiefgarage zu erwarten. Mit der hybriden Erschließung nach dem 2. BA wird ein eigener Zugang zur Kinderklinik angeboten, dieser liegt jedoch diametral gegenüber der zentralen Patientenaufnahme am Haupteingang. Dieser Kinderklinikzugang wird nur nach Umfahrung des gesamten Gebäu-dekomplexes erreicht.

Architektonische Qualität
Das Preisgericht würdigt die hohe Qualität der gestalterischen Ausbildung und Innenraum-bildung. Die kubistisch wirkenden Blöcke auf den Sockelgeschossplatten zeigen mit dem vorgesetzten Skelett des Rankgerüsts eine Tiefenwirkung der rasterartig geschichteten Fassade. Dieses Skelett soll ab dem Gelände über fünf Geschosse die UB-Bereiche und Pflegen überziehen. Mit den überwiegend dreibündigen Grundrissen und den zu der Fassade gerichteten Auf-enthaltsräumen entsteht ein Raumkontinuum, mit dem der Naturraum sich über die Dach-flächen verwebt. Über ausreichend breite Naturräume zwischen den Kuben und über In-nenhöfe wird der Naturraum in die Nutzzonen einbezogen. Die Abwechslung von stringen-ten Flurschienen und Binnenhöfen steigert die innenräumliche Qualität des Komplexes. Ins-besondere in der Magistrale mit den Treppen, Wartezonen im Bewegungsbereich, den aus-reichend dimensionierten Bewegungsräumen wirken die wechselseitigen Blickbeziehungen positiv.

Funktionalität und Erschließung
Mit der Binnengliederung des Projekts und der ordnenden Magistrale wird eine robuste Baustruktur vorgeschlagen, die zukunftsoffen Veränderungen ermöglicht und Flexibilität zu-lässt. Die Funktionsbereiche sind überwiegend logisch zueinander gefügt. In einigen Fällen wird der Höhenversatz über die Geschosse und durch dunkle Gänge in Untergeschossen zu den Behandlungsräumen gelöst. Die Frauenklinik ist dezentral in den Geschossen organi-siert, dies führt zu erhöhtem Personaleinsatz. Der Auftakt mit der zweigeschossigen Ein-gangshalle und Magistrale mit Oberlicht schafft eine gute Orientierung. Kritisch werden jedoch eine Reihe relevanter Detaillösungen beurteilt. Die gesplittete und zweigeschossige Anordnung der Patientenaufnahme insbesondere nach Erstellung des 2. Bauabschnitts ist unvorteilhaft. Bei der Augenheilkunde werden Ambulanzbereiche in die Allgemeinpflege integriert, diese Anordnung ist funktional jedoch nicht erwünscht. Die La-ge der MRTs im 1. Bauabschnitt an der Kommunwand zum 2. Bauabschnitt wird durch den Baubetrieb wesentlich beeinträchtigt werden, die Magnetfelder der MRTs neben dem Bau-betrieb sind unzulässig. Die Lage der Hörsäle bewirkt intensive Verkehrsinteraktionen und störende Emissionen für die gegenüberliegenden Andachtsräume. Extramural zu verlegen-de Patienten müssen auf Fluren der Röntgenabteilung an wartenden Patienten vorbei zum Liegendkranken-Ausgang gebracht werden; diese Störung wird für beide Personengruppen nicht positiv beurteilt.

Leistungs- und Programmerfüllung
Das Raumprogramm ist in seinen wesentlichen Teilen gut erfüllt, insbesondere im 1. Bau-abschnitt z.T. übererfüllt.

Technische Qualität
Das Technikkonzept ist nur in Teilen überzeugend. Eine Energiezentrale unter der Erdglei-che erfüllt weder die sicherheitstechnischen Anforderungen noch ist sie wirtschaftlich. Der Medientunnel ist im Grundsatz richtig angelegt, müsste aber zwingend in allen Gebäudetei-len außerhalb des Gebäudes führen, um Konversion und Nachrüstung zu ermöglichen. Das elektrotechnische Konzept ist gut ausgearbeitet. Unterverteilerräume für Elektro und Da-tentechnik sind in den Geschossen gut dimensioniert. Die Lage der RLT Zentralen ist alle-rings nicht gut gewählt, sie müsste sich stärker am Verbraucherschwerpunkt orientieren. Vermisst wird ein Konzept zu Nutzung der Energie aus Abwärmequellen.

Ökologische Qualität
Der Entwurf beinhaltet ein überzeugend präsentiertes Grundkonzept für eine nachhaltige Planung. Mit dem robusten Grundkonzept der Stahlbetonbauweise wird a priori ein ökono-mischer Beitrag gesetzt. Das A/V Verhältnis liegt über dem Median der bewerteten Beiträ-ge, was dem Ziel der natürlichen Be- und Entlüftung aller wesentlichen Aufenthaltsräume geschuldet ist. Der ökologische Anspruch wird mit dem vorgestellten Holzskelett an den Fassaden vermittelt, jedoch wird eine Berankung von bis zu fünf Geschossen oberhalb der Substratebene kritisch hinterfragt. Positiv ist zu vermerken ist, dass die Begrünung weitge-hend bodenbündig, aber teils auch auf Dachplatten geplant ist. Die Fragen nach der Vege-tationsschichtdicke für die Gewächse bleiben ebenso wie die nach der Wirkung als Son-nenschutz offen. Der sommerliche Wärmeschutz bei den Fassaden ist nicht ausreichend bedacht. So werden die Raumtemperaturen in den Patientenräumen durch die großflächi-gen Fenster mit geringen Energie-Absorbtionsmassen im Gebäudeinnern kritisch beurteilt. Der vorgeschlagene Einsatz von Recycling- und schadstoffarmen Materialien wird positiv gewertet. Diesen relevanten Vorteilen steht eine sehr hohe Versiegelung entgegen. Die Kompaktheit des Klinikums wird durch die ausladende und flächenintensive Anordnung von Energiezent-rale, Wirtschaftshof und VVZ im Osten konterkariert.

Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit
Die Kennwerte der Arbeit liegen insgesamt im wirtschaftlichen Bereich. Der Eingriff in das Erdreich ist angemessen. Ein überproportional hoher Aufwand wird jedoch für Bohrpfahl-wände bei fünf Untergeschossen prognostiziert. Das vorgeschlagene bewährte Konstrukti-onsraster mit 7,5m für das Tragwerk mit Flachdecken ermöglicht ungestörte Installations-zonen im abgehängten Deckenbereich. Die Bauabschnitte sind logisch gereiht, jedoch wird durch die kommune Bebauung zum 1. Bauabschnitt im Bereich der Notfallaufnahme die Frauenklinik in der Bauphase stark beein-trächtigt werden. Die Fluchttreppenhäuser liegen im Grundriss systematisch und gut platziert an den Außen-fassaden, aber auch teilweise in Kernbereichen und an den Magistralen. Diese sind über Fluchttunnel an die äußeren Rettungsflächen anzuschließen. Die Feuerwehreinfahrt in die Innenhöfe zwischen den Kämmen ist nicht gewährleistet. Im EG und im 1. UG werden die Fluchtweglängen aus den Aufenthaltsräumen zu den notwendigen Treppenhäusern teilwei-se nicht eingehalten.

Fazit
Insgesamt bildet der Entwurf einen wichtigen Beitrag zum Wettbewerb, der jedoch im Ver-gleich aller Entwürfe insbesondere aufgrund seiner im städtebaulichen Konzept bedingten Schwächen und der Vielzahl nicht gelöster funktionaler Anforderungen nicht in die Engere Wahl aufgenommen wurde.
Foyer

Foyer

Eingangsbereich

Eingangsbereich

Magistrale

Magistrale

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Ansicht

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