Quartiersentwicklung an der Leonhardstraße in Kempten

Basis des Entwurfes ist eine robuste städtebauliche Konfiguration aus sechs polygonalen Blockstrukturen, die einen linsenförmigen Zentralraum („der grüne Loop“) umgeben. Der Süd-Ost- Block am Schumacherring wird vergrößert und als effiziente Schallschutzbebauung ausgebildet. Die grüne Mitte vernetzt das Gebiet gut in Ost-West-Richtung. Die Durchlässigkeit in Nord-Süd-Richtung hätte noch Entwicklungspotential. Ziel der Verfasser ist es ein weitgehend autofreies Quartier zu schaffen. Dies wird mit Einschränkungen als positiv wahrgenommen. Die Höfe sind mit III bis IV Geschossen in einer der Blockgrösse angemessenen Höhe entwickelt. In der zweiten Wettbewerbsphase wurde die Höhenentwicklung differenziert und die Nordbaukörper zum Engelhaldepark auf fünf bis sechs Geschosse erhöht. Die Baublöcke ermöglichen vielfältige Wohnungstypologien. Die angebotenen Wohnungsgrundrisse bieten eine tragfähige Lösung. Die polygonale Struktur führt jedoch in Teilbereichen zu großen Gebäudetiefen, die nicht immer zu optimalen Grundrissen führt. Verstärkt wird dies durch die Idee umlaufender raumbildender Balkonschichten, die die Belichtung tiefer Wohnungstypen zusätzlich einschränken. Dies gilt ebenso für die engen Baukörperabstände in den offenen Blöcken. Entlang der Leonhardstrasse wird der Schwerpunkt der Nichtwohnnutzung angesiedelt. Hier stellt sich die Frage, ob über eine differenziertere Nutzungsverteilung die urbanen Qualitäten des Entwurfes noch hätten verstärkt werden können (Quartiersplätze, Minikitas). Die Erschließung und Anlieferung des Verbrauchermarktes ist nicht überzeugend nachgewiesen. Die TG-Erschließung wird im Süden an der Leonhardstraße über offene Rampen abgewickelt. Dies wird als sehr kritisch gesehen. Auch die große Ausdehnung der TG mit zwei Stichen unter der zentralen Mitte bis in die nördlichen Baufelder wird als optimierbar angesehen. Die Tiefgarage ist in ihrer derzeitigen Konzeption mit einer gewünschten feingliedrigeren Bauabschnittsentwicklung nicht umsetzbar. Der Baukörper mit dem Nahversorgungsmarkt befindet sich teilweise auf Werkstoffhofgrund. Sehr kontrovers wird die Haltung der Arbeit im Bereich des Freiraumkonzeptes diskutiert. Es handelt sich zweifelsohne um einen städtebaulich dichten Entwurf, aber es stellt sich die Frage, ob er den Anspruch an eine urbane Entwicklung des Ortes einlöst. Ob „der grüne Loop“ mit ebenerdigen Wohnfunktionen und den Anforderungen der Feuerwehr ohne Qualitätseinbußen in Einklang gebracht werden kann, wird bezweifelt. Die textlich und bildlich beschriebenen urbanen Qualitäten der Quartiersplätze stehen in Kontrast zur dargestellten zeichnerisch romantisierenden Umsetzung. Bei den Themen Energie und Nachhaltigkeit setzt die Arbeit beispielhafte Signale durch die vorgeschlagenen Ansätze bei den Themen Fassadenbegrünung, wartungsarme Fassade und differenzierte Nutzung der Dachflächen. Das Konzept unterschiedliche Fassadentypologien mit den Grundrisstypologien zu kombinieren wird als modularer „Baukasten“ begrüßt. Die Anwendung und Verteilung der Module bedarf noch eines schlüssigen Nachweises. Der Entwurf weiß zum einen durch sein klares und stadträumlich ruhiges Konzept und zum anderen durch seine Varianz in der Entwicklung der Wohn- und Fassadentypologien zu überzeugen. Allerdings bleibt die Frage nach einer weiteren Differenzierung zu Gunsten einer besseren Maßstäblichkeit offen.