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3. Preis 14 / 14

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2021

Neue Grunbacher Höhe in Grunbach-Süd „Schlarth“ der Gemeinde Remshalden

Lageplan Freianlagen 1:500

Lageplan Freianlagen 1:500

4. Preis / Ideenteil (Baufeld 3+4)

Preisgeld: 1.500 EUR

KFWM Architekten BDA

Architektur

Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA

Landschaftsarchitektur

Deutsche Wohnwerte GmbH & Co. KG

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Mit der neuen Wohnbebauung entsteht auf dem Quartier der Grunbacher Höhe ein zukunftsfähiges durchgrüntes modernes Wohnquartier mit hoher Freiraumqualität und attraktivem Landschaftsbezug zum umgebenden Remstal. Neben der intensiven Durchgrünung, den großzügig geschnittenen Privatgärten und den nachbarschaftlich geprägten gemeinschaftlichen Freiräumen für Spiel und Begegnung wird das Quartier durch weitgehend verkehrsfreie Wege- und Platzflächen bestimmt.

Erschließung:
Mit der Haupterschließung über die Goethestraße erhält das neue Quartier auf der Grunbacher Höhe seine Verkehrsanbindung für die Bewohner und Besucher von Westen. Die Goethestraße ist nach Osten zum angrenzenden Ortsgebiet abgetrennt, um Schleichverkehr über die angrenzenden engen Wohnbereiche zu vermeiden. Eine platzförmige verkehrsfreie Shared-Space-Fläche bietet Angebot im öffentlichen Raum. Rettungsfahrzeuge oder die Müllabfuhr sind hiervon jedoch ausgenommen und können diese Fläche queren. Die gesamte Goethestraße ist über den Charakter einer langen mit Bäumen bestandenen begrünten Hofsituation mit Betonpflasterbelägen definiert, wodurch der Charakter einer Fahr- oder Erschließungsstraße genommen wird. Begrünte Tiefgarageneinfahrten und eine ausreichende Anzahl an oberirdischen Stellplätze entlang der Fahrbahn sind auf kurzem Weg und dezentral und gut auffindbar angeordnet. Seitlich angeordnete höhengleiche Gehwege bieten den Fußgängern ausreichenden Raum.

Über entsprechend entlang der Goethestraße angeordnete und leicht zurückgesetzte Bereitstellungsflächen kann der Müll am Abholtag in direkter Nähe zur Fahrbahn durch die Müllabfuhr abgeholt werden, ohne im Gehwegbereich zu stehen.

Am zentralen Stadtteilhaus weitet sich die Goethestraße platzartig auf - ein Ort für Aufenthalt, Treffpunkt und zur Begegnung der Generationen. An dieser Quartiersmitte mit ihrem zentralen Platz verbindet sich die Verkehrserschließung (Ost – West) mit der senkrecht hierzu angeordneten großen Hauptwegeverbindung durch das neue Wohngebiet.

Freiräume im Quartier:
Unterschiedliche Angebote für Spiel und Kommunikation finden sich entlang dieser Grünen Achse und verknüpfen mit attraktiven Angeboten die einzelnen Bauteilfelder miteinander. Über Verbindungswege sind alle Quartiersfelder des Wohngebiets fußläufig mit kurzen Fußwegen verbunden, sodass ein differenzierter Freiraum aus öffentlichen, halböffentlichen und privaten Außenräumen entsteht.
Am Stadtteilhaus angelagert findet sich zum Wohnhof hin der Außenbereich der Kindertagesstätte mit entsprechenden Spiel- und Gruppenangeboten für die jeweiligen Altersgruppen.
Auf den privater gelegenen und an unterschiedlichen Themen ausgerichteten Spielflächen finden Kinder und Bewohnern in direkter Nähe ruhiger gelegene attraktive und spannende Spiel- und Begegnungszonen inmitten der einzelnen durchgrünten Bauteilfelder. Freie Baumgruppen spenden Schatten und strukturieren die Räume innerhalb des Quartiers. Die Ausrichtung der Wohnhöfe erlaubt aus jedem Baufeld einen freien Ausblick in die umgebende Weinberg- und Obsthänge des Remstals.
Die neuen Wohngebäude liegen innerhalb des Quartiers eingebettet im Grün. Hier entsteht Raum für heimische, blütenreiche Nährpflanzen, die das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel in der Stadt unterstützen und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und den älteren und jungen Bewohnern die Möglichkeit zur Beobachtung bieten.
Mit der Ausrichtung und Einbettung der Bauteilfelder auf die dargestellten Höhenlagen wird zum einen eine optimale Verknüpfung der Baufelder zueinander sowie eine Integration des neuen Quartiers und seinen Freiräumen in die Umgebung von Ort und Landschaft erreicht.
Durch die multifunktionale Ausstattung kann der Freiraum unterschiedlich genutzt und bespielt werden und erfüllt so verschiedene wichtige Funktionen, angepasst an Bewohner und Besucher.
Dezentes bodengerichtetes Licht von schlichten Leuchten erhellt den Raum und schafft Sicherheit.

Regenwassermanagement:
Die Pflanzungen, sowie die restlichen Grünflächen nehmen als Retentionsflächen das Regenwasser auf, um den Wasserabfluss zu reduzieren und das Wasser in den natürlichen Kreislauf direkt zurück zu führen. Entsprechende auskömmliche Begrünungsaufbauten auf den Tiefgaragen speichern Wasser und geben dies ebenfalls direkt an die Vegetation zurück. Offene Fugen in den Pflasterbelägen erlauben neben einer direkten Versickerung die Verdunstung von Wasser und begünstigen somit zusätzlich das Kleinklima im Quartier.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf städtebaulicher Ebene verfolgt der Entwurf die Grundaussage der Machbarkeitsstudie mit ihren vier Baufeldern und jeweils vier Gebäuden pro Quartier in offener Blockrandbebauung weiter. Die Körnung und Staffelung der Geschossigkeiten von den höheren Gebäuden an der Goethestraße zu den niedrigeren Typologien am Übergang zu den Landschaftsräumen zeigt ein grundsätzliches Verständnis gegenüber den Nachbarschaften und der landschaftsräumlichen Fernwirkung der neuen Bebauung. Die Reihenendhäuser am Übergang zur Landschaft sollten jedoch in der Höhenentwicklung und der Nutzung ihrer Aussichtslagen einen differenzierteren Abschluss bilden, um zu einer besseren Integration in den Kontext zu kommen. Die Öffnung der Höfe zu den angrenzenden südlichen und nördlichen Landschaftsräumen wird als Standortqualität aufgegriffen und durch gut proportionierte nachbarschaftliche Freiräume, die jeweils sinnvoll erhöht über dem Rundweg liegen, in ihrer halböffentlichen Nutzung gestärkt. Für die Anbindung der Höfe an den Rundweg wäre eine barrierefreie Erschließung durch jeweils eine Rampe wünschenswert und machbar. Durch die sinnvolle Variation bei der Ausrichtung der privaten Freiräume in den beiden nördlichen Baufeldern 3 und 4 des städtebaulichen Ideenteils erhält die Goethestraße eine unterschiedliche Prägung auf ihren beiden Seiten. Die unmittelbar durch die angrenzenden Gebäude geprägte südliche Seite mit der öffentlichen Nutzung des Quartiershauses und eine nördliche Seite, die durch gegenüber dem Straßenraum angehobene Privatgärten definiert wird. Der Abstand des nördliches Reihenendhaus im Baufeld 2 zur Goethestraße sollte zur besseren Sicherung der Privatheit nochmals überdacht werden. Die freiräumliche Mitte des Quartiers wird durch eine nördlich und westlich des Quartiershauses gepflasterte und sinnvoll gestaltete Fläche definiert. Hier wäre eine deutlichere baulichräumliche Artikulierung wünschenswert gewesen. Das östliche Ende der Goethestraße wird durch ein Baumfeld mit davor gelagerter Wendemöglichkeit definiert. Eine abschnittsweise Realisierung der Einzelquartiere ist nachgewiesen. Gelungen ist auch das vielfältige Angebot in den halböffentlichen Wohnhöfen mit der Blickverbindung in die umgebende Landschaft. Sehr konsequent und löblich ist das Wasserbewirtschaftungskonzept, das mit Rückhaltung auf den Dachflächen und Versickerung in den Freianlagen in die Gesamtgestaltung integriert ist. Die vorgeschlagene Variation der Bausteine innerhalb der Baufelder bringt äußerst sinnvolle Vorteile bei Orientierung und Belichtung der Wohngebäude. Insbesondere durch das Drehen des Quartiershauses gelingt bei der Kindertagesstätte eine sinnvolle Orientierung der Gruppenräume und der zugehörigen Außenspielflächen nach Süden. Durch die geschickte innere Erschließung über versetze Geschosse als Split-Level über drei Ebenen gewinnt der Kita auch an räumlicher Qualität in ihrem Inneren. Dabei ist besonders die ebenerdige Anordnung der Eingangsebene und des Mehrzweckraums ein großer Gewinn für den öffentlichen Raum der Goethestraße. Die inklusive Nutzung ist über einen Aufzug gewährleistet. Die kleinkindgerechte Nutzung für die geforderten U3-Gruppen ist zu berücksichtigen. Pro Baufeld wird eine positiv zu bewertende Mischung aus vier unterschiedlichen Gebäudetypologien mit einer höheren Anzahl an Reihenhäusern vorgeschlagen, die eine gute sozial-räumliche Durchmischung der Bevölkerung erwarten lässt. Die Adressbildung der Einzelgebäude erfolgt grundsätzlich immer von außen aus dem öffentlichen Raum. Eine direkte Verbindung von den Stiegenhäusern als Zugang der Obergeschosswohnungen zu den gemeinschaftlichen Innenhöfen wird vermisst. In den Kleinquartieren wird eine gute Bandbreite an unterschiedlichen Wohnungsgrößen vorgeschlagen, die aus wohnungswirtschaftlicher Sicht ein sehr gutes Angebot bieten. Bei den Reihenhäusern werden verschiedene Größenvarianten für unterschiedliche Budgets nachgewiesen. Ein höherer Anteil an kleineren Wohnungen, die ein dem Lebenszyklus angepasstes Verbleiben im Quartier ermöglichen, wäre neben dem Quartiershaus im Baufeld 1 auch für die weiteren Quartiere eine sinnvolle Ergänzung. Architektonische Haltung und vorgeschlagene Hybridbauweise erscheinen zeitgemäß und wirtschaftlich darstellbar. Die Aussagen zum Energiekonzept sind sinnvoll, versprechen jedoch keine gegenüber den gesetzlichen Anforderungen höhere Ambitionen. Hier wäre ein stufenweise erweiterbares Versorgungskonzept für das Gesamtquartier der vier Baufelder von hohem energetischem Nutzen. Insgesamt ist die angebotene Lösung ein eigenständiger wohldurchdachter Beitrag zur gestellten Aufgabe.
Lageplan Freianlagen 1:200

Lageplan Freianlagen 1:200

3. Preis 14 / 14