Neue Museumsgestaltung für das Stadtmuseum Weilheim

Die hochwertigen Kunstwerke der Weilheimer Schule sind das Herzstück der musealen Sammlung – entsprechend werden sie in unserem Entwurf auf einem zentralen Mittelpodest präsentiert, das von Individual- und Gruppen-Besucher:innen umlaufen werden kann. Die vorgeschriebenen Bewegungsradien werden eingehalten. Die Exponate stehen als Einzelwerke, werden aber als Gruppe erfassbar und sind gegliedert nach einzelnen Künstlern und Werkstätten. Die gemeinsame Präsentation betont den Netzwerkgedanken, der die Künstler miteinander verbindet, und ermöglicht Querverweise zwischen den Künstlern und das Aufzeigen der stilistischen Entwicklungen innerhalb der Œuvres. Mittels verschieden hoher Sockel und Rückwände sowie Vitrinen werden die vielfältigen Objekte entsprechend ihrer Größe und ihrer materiellen Beschaffenheit optimal in Szene gesetzt. Der Rundgang um das Podest vermittelt die chronologische Abfolge der Werke. Den Künstlergruppen sind ihre Sektionstexte an den Wänden gegenübergestellt. Ein Tastmodell nach einer typischen Figur hilft seheingeschränkten Besucher:innen, Strukturen zu begreifen.

Eine Sitzbank, die wie als Segment aus der geschwungene Formsprache des Mittelpodests herausgeschnitten scheint, ergänzt das Angebot. Das Bedienmenü des Touchmonitors ist drehbar und so von beiden Seiten rollstuhlgerecht bedienbar. Die Hörstation »Weilheimer Schule reloaded« wird integriert, Einhandhörer dienen der Akustik. Die Sitzgelegenheit mit einer Aufstehhilfe bietet die Möglichkeit, in dem Raum zu verweilen und die Präsentation auf dem Mittelpodest wie eine Bühne auf sich wirken zu lassen.

Ein deckenbündiges Schienensystem mit Kompaktspots dient der individuellen und punktgenauen Ausleuchtung der Exponate. Eine integrierte Lichtfuge am Boden des Mittelpodests lässt eine schwebende Wirkung entstehen.

Für die Ausstellungseinheit »Weilheim im Nationalsozialismus« schlagen wir ein Rastersystem aus Stahl- und Holzprofilen vor, das als »Raum im Raum« in den Bereich eingepasst wird. Die Komplexität des Themas und die Fülle an Bildmaterialien erfordert viel Präsentationsfläche, die durch das Rastersystem gegeben ist: Die Flächen nehmen Repro-Grafiken und Texte auf, Originalexponate werden in integrierten Vitrinen gezeigt. Die Reproduktionen der Fotografien und Quellen nutzen unterschiedliche Präsentationsformen: mal statisch, mal dreh- oder verschiebbar, mal als Collage. Auch die Plastiken des Künstlers Jakob Rupp werden in das Rastersystem integriert, um den sachlich-dokumentarischen Stil der Präsentation beizubehalten und den propagandistischen Kunstobjekten keine auratische Wirkung zu verleihen. So entsteht die didaktisch wichtige Abgrenzung von den Werken der Weilheimer Schule, die auf der gleichen Etage gezeigt werden. Zugleich zeigt sich die Sektion durchlässig zur Vor- und Nachgeschichte. Die Szenografie des Rastersystems lässt Assoziationen an Barrieren, Grenzen, auch Gefängnis zu. Durch die hellgraue Farbgebung und Durchlässe im oberen und unteren Bereich erhält der Einbau dennoch eine leichte Wirkung.

Im Zentrum des Bereichs befindet sich ein unterfahrbarer Medientisch zum Thema »Weilheimer Lebensläufe im NS« mit vertiefenden, interaktiv erschließbaren Inhalten via Touchscreen. Die Inhalte sind durch Untertitelung und DGS-Videos barrierefrei verfügbar. Rund um den Medientisch entsteht Platz für Schulklassen und geführte Gruppen.