Neubau Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (bafep21) in Wien (AT)

Das Projekt ist durch eine zweihüftige Anlage gekennzeichnet, wobei der eine Bauteile die Flucht der Schloßhofer Straße aufnimmt, der andere Bauteil sich parallel zum angrenzenden Freiraum hin öffnet. Zwischen den beiden Bauteilen entwickelt sich eine öffentliche Zone, die allgemeinen Nutzungen vorbehalten ist und eine Erschließung der gesamten Anlage im Tageslicht anbietet. Bedauert wird, dass dieses Potential nicht in der letzten Konsequenz als durchgängiger Raum mit entsprechender Sichtbeziehung umgesetzt, sondern in Einzelbereichen unterbrochen wird. Aus Sicht der Jury ist anzumerken, dass die Terrassierung des Gebäudes zum angrenzenden Freiraum auf Grund der geschützten Lage für die Nutzung als Freiraumklasse sehr positiv angenommen wird. Die Abgrenzung des Kindergartenbereiches zu den übrigen Freiräumen wird hingegen von der Jury als äußerst kritisch und nicht mehr zeitgemäß gesehen. Die Gesamterscheinung des Gebäudes ist von einer horizontalen Wirkung charakterisiert. Die Parapete haben eine holzartige Anmutung, darüber hinaus wird zur Straßenseite hin vor die Fassade eine für die Jury nicht nachvollziehbare Form eines Berankungsgerüsts angeboten, das in seiner Dichte und in seiner Ausbildung von der Jury für den urbanen Standort nicht angemessen erscheint. Die Umsetzung des Raum‐ und Funktionsprogramms und des Qualitätenkatalogs ist für den Bereich der bafep sehr gut gelöst. Der „Entdeckungsturm“, eine Erschließungszone, die Kindergarten und bafep spielerisch miteinander verbindet, bietet aus Sicht der NutzerInnen einen besonderen Mehrwert im Projekt. Nachteilig wird gesehen, dass durch die Situierung eines Innenhofs im Bereich des Praxiskindergartens die Gruppenräume eher linear angeordnet werden und die Kommunikation und Kooperation zwischen den Gruppen erschwert wird. Die Möglichkeit der technischen Versorgung mit der gewählten Bauweise und den angestrebten Raumhöhen wird von der Jury eingehend diskutiert, letztendlich aber in Frage gestellt. Die vorgeschlagene Mehrfachnutzung an der Patrizigasse bildet grundsätzlich ein gutes Angebot, die Ausführung wird aber eher als kritisch gesehen und auch die Durchwegung wird von der Jury kontroversiell diskutiert. Das vorgeschlagene Energiekonzept ist hinsichtlich Nachhaltigkeit und technischer Umsetzbarkeit nachvollziehbar, wobei zusätzlich Lösungen vorgeschlagen wurden, die über die Anforderungen der Ausschreibung hinausgehen. Das Raumprogramm wird flächenmäßig gut erfüllt, der Verkehrsflächenanteil ist wirtschaftlich, BGF und BRI sind ebenfalls vergleichsweise gering. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit werden lediglich die stärkere Gliederung des Baukörpers und die vorgeschlagene Bauweise nachteilig gesehen. Nachteilig ist, dass der Anlieferungsbereich nicht im Nahbereich der Küche liegt und die Wegeführung durch die Aula erfolgt.