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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2021

Rathausneubau und Freianlagengestaltung Stadtplatz in Waldkraiburg

Anerkennung

Preisgeld: 8.750 EUR

Leupold Brown Goldbach Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Uwe Schmidt Büro für Orts- und Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Stadt Waldkraiburg plant den Neubau eines zeitgemäßen Rathauses mit einer Neugestaltung des Rathausumfeldes sowie eine städtebauliche Neuordnung des jetzigen Standorts. Ziel ist es, die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Innenstadt deutlich zu verbessern, eine prägnante Adresse zu schaffen und mehr „Leben“ in die Mitte zu bringen.

Der Neubau des Rathauses stellt sich in Form eines schlanken Riegels südlich vor den bis zur Fertigstellung weiter zu nutzenden Bestandsbau. Durch den neuen Standort können mehrere städtebaulichen Raumsituationen gleichzeitig verbessert werden. Der Stadtplatz wird im Norden neu gefasst, die gut proportionierten Platzkanten werden lesbar. Dazu gelingt an dieser Stelle mit der öffentlichen Nutzung des Erdgeschosses die notwendige Aktivierung des öffentlichen Raumes. Weiterhin wird die höhengleiche und barrierefreie Öffnung und Verbindung mit dem Sartrouville – Platz möglich. Durch die Präsenz am Stadtplatz kann sich der Neubau sehr gut gegenüber der heterogenen Bebauung der Umgebung behaupten.

Betritt man das Gebäude, so befindet man sich sofort im hell und freundlich gestaltetem Herz des Rathauses. Der angrenzende schöne Innenhof verleiht dem Eingangsbereich zusätzlich Offenheit und gutes Licht. In den oberen Geschossen sind die einzelnen Verwaltungseinheiten untergebracht. Es entsteht trotz schlankem Baukörper kein dunkler Mittelflur, sondern eine Kommunikationszone mit gut gesetzten Blickbeziehungen in die Stadt und mit Außenbereichen zum Verweilen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasserin schlägt einen schlanken Riegel als raumbildenden Abschluss zum Stadtplatz vor und vollzieht somit eine deutliche Abgrenzung zum Sartrouville-Platz. Eine Besonderheit ist die Ausbildung einer räumlich wirksamen Großfigur zusammen mit den im Ideenteil vorgeschlagenem Baukörper: Die u-förmige Erweiterung des Ideenteils schließt die Figur um einen Innenhof zu einem Campus mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.
Der Sartrouville-Platz wird verkleinert und erhält eine neue, angenehme Maßstäblichkeit.
Die städtebaulich hohe Qualität des Ensembles stellt zugleich die große Schwäche des Entwurfskonzeptes dar. Das Rathaus funktioniert als Einzelgebäude nicht, eine Umsetzung zusammen mit dem Ideenteil erscheint dem Auslober jedoch unrealistisch.
Vom Stadtplatz erfolgt der Zugang mittig in das Gebäude. Ein durchgestecktes Foyer mit Empfang und großzügiger Treppe dient als Verteiler in die 3-bündig organisierten Geschosse. Der erdgeschossige Ratssaal jedoch liegt äußerst ungünstig, abgewandt von den Plätzen zur Prager Straße.
Die Grundrisse der Obergeschosse sind weitestgehend schlüssig. Die großzügigen Terrassen besitzen hohe Qualität und bringen Tageslicht in die Mittelzone. Die Gebäudeköpfe wirken etwas unübersichtlich, weil sie über eng anmutende Stichflure erschlossen werden.
Der von der Verfasserin angebotene Dachsportplatz wird als Beispiel für ein offenes, vielfältig bespielbares, bürgernahes Rathaus gewürdigt. Es wirkt an dieser Stelle aber übertrieben, da mit Stadtplatz und Sartrouville-Platz ein großes Angebot an unterschiedlich bespielbaren Flächen besteht.
Die Verfasserin schlägt ein begrüntes Fassadengerüst vor, das hohe Qualität erwarten lässt, aufgrund hoher Unterhaltskosten jedoch kritisch hinterfragt wird.
Der Entwurf weist ein eher ungünstiges A/V-Verhältnis auf.
Durch die selbstbewusste städtebauliche Setzung der Gebäude ergibt sich ein kleinteiliges Geflecht von Freiräumen und Gassen, dass eine interessante und vielseitige Nutzung erwarten lässt.
Der Stadtplatz wird durch die neue starke Fassung gestärkt. Leider konterkariert die weiterhin zulässige Nutzung durch den MIV diese Idee erheblich.
Die Ausformulierung der Freiräume wirkt im Detail leider etwas beliebig.
Insbesondere mangelt es an einer intensiven Auseinandersetzung bei den die fassadennahen Bereichen. Der Lösungsvorschlag stellt einen interessanten und sympathischen Ansatz für das Rathaus dar, kann aber nur in Verbindung mit dem Ideenteil seine Qualitäten entfalten.