modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Gestaltung öffentlicher Freiraum Hugo-Jacobi-Straße in Zella-Mehlis

Perspektive Bunte Mitte

Perspektive Bunte Mitte

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

RB+P Landschaftsarchitektur Bauermann Otto Ludwigs

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aus städtebaulicher Sicht bildet das Wettbewerbsgebiet das Pendant zur Louis-Anschütz-Straße. Die Verbindung der Louis-Anschütz-Straße und der Hugo-Jacobi-Straße geschieht über die Entwicklung der Freiflächen Vorplatz Magdalenenkirche, Parkraum an der der evangelischen Kirchengemeinde sowie Gestaltung einer Grünverbindung zwischen Bürgerhaus, Jugendzentrum und der brach liegenden Hangfläche am Kuhstirn. Aufgrund der Lage im innerstädtischen Freiflächenverbund eröffnen sich für den Freiraum spannende Potenziale und Verknüpfungspunkte. Diese setzen die Magdalenenkirche neu in Szene und verknüpfen das Jugendzentrum mit dem Kulturensemble Bürgerhof und Bürgerhaus.

GESTALTUNGSKONZEPT - DIE GRÜNEN RÄNDER
Das Gestaltungskonzept für die Hugo-Jacobi-Straße sieht vor, dass sich entlang der verschiedenen Platzsituationen (Grüner und Grauer Pol) neue grüne Ränder ziehen. Die Magdalenenkirche erhält einen grünen Vorplatz, welcher vom Blumen-Stübchen bespielt wird. Zusätzlich wird der Kirchgarten zum neuen Treffpunkt der Gemeinde, der zum Verweilen einlädt. Der Vorplatz des Jugendzentrums wird dabei bewusst konträr gestaltet und zur bunten Mitte ausgebildet. Umrahmt wird diese vom neuen Grünen Entree des Bürgerhofes mit einer Naturgalerie und der Naturhangfläche am Kuhstirn. Zudem soll nördlich angrenzend an die bunte Mitte ein neues Baufeld ausgewiesen werden. Als übergeordnetes Gestaltungskonzept spielt der Entwurf mit dem Thema der zwei Pole. Zum einen wird der Magdalenenkirche ein klarer grüner Schwerpunkt gegeben unter Einbeziehung der Bestandsbäume und zum anderen entwickelt die Platzfläche vor dem Jugendzentrum durch sein besonderes Motiv mit Kletterwand und Verkehrsgarten eine stärkere urbane Eigenart.

FREIRAUMSTRUKTUR - MAGDALENENKIRCHE
Von der Hauptstraße aus kommend markiert die Magdalenenkirche den Eingang in die Hugo-Jacobi-Straße und bildet zudem über Blickbeziehungen einen Angelpunkt in der Straße aus. Ziel ist es, die gestalterische Einheit von Kirche und dem Mehliser Markt zu stärken. Der Shared-Space-Gedanke, der in der Louis-Anschütz Straße vorherrscht, wird hier bis zum neuen Grünen Weg weiter getragen und bildet somit eine starke stadträumliche Adresse. Über die Neugestaltung des Vorplatzes am Blumenstübchen wird der Kirche mehr Raum gegeben. Grüne Einfassungen schützen die wertvollen Be-standslinden und grenzen die Fußgänger von der Fahrbahn ab. Dabei integrieren sich neue Sitzgele-genheiten in diese „Grüninseln“ und machen diesen Ort zu einem Treffpunkt, der Platz bietet das kulturelle Angebot der Kirchengemeinde in den Freiraum von Zella-Mehlis einzubinden. Nördlich der Magdalenenkirche befindet sich der neue Kirchgarten. Eine Abzweigung des Gehweges macht auf natürlich wirkende Weise diesen introvertierten Raum erlebbar. Dieser überzeugt durch seine starken Blüh- und Duftaspekte, die gemeinschaftlich mit Bürgerinitiativen und der Kirche entwickelt werden können.

JUGENDZENTRUM
Das Jugendzentrum mit seinem Vorplatz und der Querverbindung zum Bürgerhof bildet den Kernbereich im Wettbewerbsgebiet. Ziel ist es, einen multifunktionalen identitätsstiftenden Freiraum auszubilden, der laute aber auch leise Aktivitäten zulässt. Eine neue Kletterwand, die durch verschiedene Neigungswinkel und Schwierigkeitsgrade die Altersstufen von 8-16 Jahren anspricht, wird dabei das Haupt-Spielangebot entlang der bereits vorhandenen Haifischroute. Dabei entstehen verschiedene Aufenthaltsbereiche wie ein Holzdeck sowie verschiedene Sitzgelegenheiten. Auf der beschichteten Asphaltfläche integriert sich der gewünschte Verkehrsgarten nahtlos in die Gestaltung. Das Thema der „Grüninseln“ wird hier erneut aufgegriffen, aber bewusst differenziert übersetzt: einmal durch die Ausbildung landschaftlicher grüner Hügel sowie in Form einer entsiegelten Fläche in der Mitte des Raumes mit einer teiweise umlaufenden Sitzbank. Hier werden dem Standort entsprechende Bäume in die entsiegelten Flächen gesetzt, um als natürliche Schattenspender zu einem gesunden Klima beizutragen.
BÜRGERHOF
Der Bürgerhof wird mit der Freifläche des Jugendzentrums verknüpft. Über ein Grünes Entree wird ein Weg zum Bürgerhaus und zur Bürgerscheune gesichert. Bei größeren Veranstaltungen kann diese extensive Wiesenfläche als Erweiterung des Bürgerhofes mit einbezogen werden. In dieser Fläche soll eine Naturgalerie mit der Möglichkeit zum Aufstellen von Kunstobjekten dazu beitragen, sich als grüner Eingang der bereits vorhandenen Galerie im Bürgerhaus an der Louis-Anschütz Straße zu verstehen.

GRÜNER HANG
Der bestehende Hangbereich wird weitestgehend natürlich gestaltetet und trägt dabei zur Förderung der Biodiversität bei. Wildblumenwiesen und ortstypische Wildstaudenbereiche werden in den Böschungsbereichen angelegt. Beginnend am Hang an den Parkplätzen der KiTa entwickelt sich ein kleiner informeller Naturlehrpfad über die östliche Seite der Hangfläche. Findlinge sowie ein Balancier-spiel führen dabei Jung und Alt zu einem neuen Insektenhotel und der bestehenden Vogeltränke. Einzelne Freisitze bieten dabei Rückzug im Grünen und den Überblick über das Geschehen am Jugendzentrum. Der barrierefreie Zugang wird über die Straße am Kuhstirn gesichert. Eine Freitreppe aus natürlichen Materialien bildet die schnelle Querverbindung und lädt zum Verweilen ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept des Entwurfs sieht zwei unterschiedlich gestaltete Pole vor, die durch grüne
Ränder gefasst werden:
Im Norden der neu gestaltete Platz vor dem Jugendzentrum als befestigte urbane Fläche mit diversen
Ausstattungselementen wie Kletterwand, Holzdeck, Sitzelementen und Verkehrsgarten
(Bunte Mitte). Mit Sitzmauern eingefasste neue erhöhte Baumstandorte lockern den mit aufgehelltem
Asphalt befestigten Platz auf. Die Straßen / befahrbaren Flächen werden in normalem Asphalt
ausgeführt.
Östlich wird der Platz von einer Kletterwand zur Straße Kuhstirn abgegrenzt, wodurch die Verbindung
zum Bürgerhof betont wird. Oberhalb der Straße schließt sich eine naturnah gestaltete
Grünfläche mit einer Sitzstufenanlage an, sowie eine Blumenwiese mit Spielgelegenheiten, Naturlehrpfad
und Insektenhotel.
Weiter südlich bildet ein sog. Naturlehrpfad zur Mauervegetation den Abschluss.
In westlicher Richtung erfolgt eine fußläufige Verbindung Richtung Bürgerhof, die von einer Freiraumgalerie
sowie Stellplätzen und einer Ladestation für Fahrräder auf der anderen Seite begleitet
werden.
Den nördlichen Abschluss bilden ein Baumstandort mit umgebender Pflanzfläche, weitere Stellplätze
sowie ein Mehrfamilienhaus und eine weitere Bauoption auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Der südliche Bereich um die Magdalenenkirche wird als grüner Kirchgarten mit einem gesonderten
Fußweg dargestellt. Das Motiv der mit Sitzmauern gefassten Baumstandorte als grüne Inseln
auf der Platzfläche gegenüber der Kirche wird fortgeführt. Die Nutzung als Blumenmarkt belebt
die Fläche zusätzlich.
Die Fläche wird als Mischverkehrsfläche mit Passépflaster ausgeführt, welches sich in der Verbindung
zur Louis-Anschütz-Straße fortsetzt. Entlang dieser Fahrbahn sind Stellplätze mit neuen
Baumstandorten angeordnet. Die Befestigung der Stellplätze erfolgt als sog. Rasenliner. Weitere
Stellplätze befinden sich vor dem evangelischen Gemeindezentrum.
Insgesamt liegt ein in sich schlüssiger und detaillierter Entwurf vor. Die gestellten Anforderungen
sind im Wesentlichen erfüllt. Die Übergänge zwischen den einzelenen Bereichen sind harmonisch.
Der Baumstandort südlich des geplanten Mehrfamilienhauses zerschneidet den Bereich in zwei
Verkehrsflächen und beeinträchtigt die Wendemöglichkeit für größere Fahrzeuge. Die den Baum
umgebene Begrünung verhindert nicht die Überfahrung und bedeutet einen hohen Pflegeaufwand.
Die Zufahrt der Stellplätze östlich des Scheunengebäudes wird als Grünfläche dargestellt und
wird kritisch gesehen. Der Standort der Fahrradladestation liegt ungünstig und sollte an mehr zentraler
Stelle eingeordnet werden. Die Befestigung der Stellplätze mit Rasenlinern erweist sich als
pflegeaufwendig und unpraktisch. Die Übergänge bzw. Wechsel der Materialien der befestigten
Flächen sind teilweise nicht klar definiert, bzw. fehlen Angaben zur Art der Oberflächenbefestigung.
Potenziale

Potenziale

Verbindungen

Verbindungen

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Detailschnitt M 1:100

Detailschnitt M 1:100

Ausstattungselemente

Ausstattungselemente