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Offener Wettbewerb | 11/2021

Urbanes Zentrum Neu-Hohenschönhausen in Berlin-Lichtenberg

Perspektive "Neuer Brunnenplatz"

Perspektive "Neuer Brunnenplatz"

Anerkennung

Preisgeld: 4.800 EUR

BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH

Stadtplanung / Städtebau

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neu-Hohenschönhausen: Urbanes Zentrum am Falkenberger Tor

Das Stadtteilzentrum an der Kreuzung der Falkenberger Chaussee mit der Regional- und S-Bahn stellt sich heute als räumlich und programmatisch unbefriedigender Ort dar. Ein Ort, der durch funktionellen DDR-Städtebau wie durch die Ergänzungen Linden-Center und CineMotion kaum räumliche und vor allem keine architektonische Wiedererkennbarkeit aufweist. Die überbreite Falkenberger Chausseestraße stellt ein zusätzliches Problem dar, wenn man beide Straßenseiten sinnvollerweise verbinden will.
Zugleich birgt der Ort großes Potential, wenn weitere Funktionen wie die geplante Sekundarschule, kleinteilige Handelsnutzungen, Wohnungen und Parkmöglichkeiten in Kombination mit gemeinschaftlichen Programmen wie dem KuBiZ und einem Ärztehaus realisiert werden, um ein funktional gemischtes Quartier entstehen zu lassen.
Ein zentrales stadtdramaturgisches Motiv unseres Konzeptes stellt das Falkenberger Tor aus zwei Gebäuden dar, die den südwestlichen Brückenkopf als Stadttor formulieren. Das nördlich an der Falkenberger Chaussee adressierte Gebäude ist ein 17 geschossiges Hochhaus mit 6 geschossiger Sockelzone. Das südliche Pendant wird ohne Turm, aber dafür mit größerer Grundfläche ausformuliert. Diese beiden Häuser nutzen das vorhandene Gelände und erzeugen urbane Adressen an der Falkenberger Chaussee und eine Ebene darunter mittels einladender Kolonnaden zum Bahnhof ausgerichtet.
Damit wird die neue Sekundarschule im Süden räumlich ebenso eingebunden, wie auf der Nordseite, wo durch Ergänzungen rund um den neuen Brunnenplatz ein städtisches und dichtes Szenario für Neu-Hohenschönhausen entstehen kann. Wohnungen in unterschiedlichen Haustypologien ergänzen das Projekt: in den beiden Blockanlagen beidseits des Kinos, im Haus zwischen KuBiZ und Bahnhof sowie im Turm an der Falkenberger Chaussee.
In der Summe gelingt es ca. 79.000 qm zusätzliche BGF in dem Urbanen Zentrum zu schaffen.
Das Urbane Zentrum kann in 8 Baufeldern aufgeteilt werden, außerdem ist ein 9. Baufeld für zusätzliches Wohnen in 15 Jahren nach geplanter Auflösung der Schulnutzung im Norden möglich.
Die PKW Stellplätz werden in der Quartiersgarage oberirdisch untergebracht, Fahrradwege werden von den Autofahrbahnen getrennt, Gehwege an der Chaussee verbreitert. Im neuen Quartierszentrum liegt der Fokus der Straßenräume auf den Fuß- und Radverkehren. Außerdem wird die fußläufige Erreichbarkeit der Schule von allen Haltestellen gestärkt. Der grüne Charakter der Chaussee insbesondere in den Böschungsbereichen wird deutlich verstärkt. Der Park entlang der Gleise wird umgestaltet. Die bestehenden Stellplatzanlagen im Süden werden mit Bäumen neu geordnet. Die Querung der Ringbahn und Anbindung der östlichen Wohnquartiere kann durch eine neue Brücke ebenso verbessert werden, wie die Erreichbarkeit der Bahnlinien optimiert wird.
In der Summe entsteht ein urbanes Quartier, das die bestehenden Bauten integriert und zugleich durch Neubauten eine spezifische Identität des Ortes in und für Neu-Hohenschönhausen erzeugt.

Plätze

Das gesamten Quartier wird von drei Plätzen bestimmt. Diese werden jeweils durch eine Baumgruppe und einem Wasserspiel definiert. Der bestehende „Prerower Platz“ erhält eine „Brunnenschale“ in seiner Mitte, außerdem werden die bereits vorhandenen Bäume ergänzt. Der neue „Brunnenplatz“ als Herzstück des Urbanen Zentrums erhält einen großformatigen Bodenplattenbelag beginnend von der Böschung im Süden bis hin zum Kino im Norden, einen länglichen rechteckigen „Brunnetisch“ sowie eine Gruppe aus 4x2 Bäumen, welche den Platz in zwei Aufenthaltsbereiche zoniert. Der „Turmplatz“ ist der kleinste der drei Plätz und fungiert als Gelenk zwischen Quartier und Bahnhof und erhält einen „Trinkbrunnen“.

Vegetation und Freiräume

Die Innenhöfe der Wohnblöcke sind begrünt und in kleine Privatgärten für die Erdgeschosswohnungen und großzügige gemeinschaftlich genutzten Grünflächen gegliedert. Die privaten Spielplatzflächen sind geschützt in den Innenhöfen gelegen. Öffentliche Spielplatz- und Erholungsflächen befinden sich in den Innenhöfen und Parks im gesamten Wettbewerbsgebiet verteilt. Die Baufelder der Wohnblöcke erhalten mit Hecken und Mauereinfassung gerahmte Vorgärten, um einen Abstand zwischen dem öffentlichen Gehwegen und den privaten Erdgeschosswohnungen zu sichern.

Alle geschützten und schützenswerten Bäume bleiben erhalten und werden in die Neugestaltung integriert. Vorhandenen Baumreihen z.B. an der Wustrower Straße wurden integriert und durch Neupflanzung komplettiert. Die neu organisierten Straßen werden durch Gruppen aus meist drei Baumscheiben rhythmisiert.

Der Park neben den Gleisen wird mittels einer geschwungenen Wegeführung und einer lockeren Neupflanzung von Bäumen und Sträuchern mit einem stärkeren Fokus auf öffentliche Aufenthaltsqualitäten umgestaltet.

Der Freihaltebereich der großen Fernwärmeleitung nördlich der Falkenberger Chaussee wird mit mehreren kleineren Rasenflächen und Sitzbänken gestaltet und dient als Fußgängerpassage der Verbindung vom Linden-Center durch das neue Zentrum - über den Brunnenplatz - zum Bahnhof.

Die Böschungen der Falkenberger Chaussee werden gärtnerisch angelegt und erhalten eine klare Begrenzung zu den restlichen Freiräumen. Zwischen Brunnenplatz und Falkenberger Chaussee ist eine großzügige Freitreppe mit Sitzgelegenheit geplant um beide Höhenebenen direkt miteinander zu verbinden. Für die barrierefreie Erschließung ist eine Neugestaltung der Rampe daneben geplant. Die Neupflanzung von Bäumen im Böschungsbereich dient zusätzlich als Schallschutzmaßnahme für das gesamte Quartier.

Südlich der Falkenberger Chaussee werden die PKW-Stellplatzanlagen neu geordnet, Stellplätze werden deutlich reduziert und durch Baumscheiben ergänzt. Die Stellplätze direkt an der Nebenstraße der Falkenberger Chaussee entfallen komplett, zugunsten eines straßenbegleitenden Gehweges für die bessere Zugänglich der Schule am Breiten Luch. Die Freifläche südlich der Falkenberger Chaussee erhält analog zum Park entlang der Gleise einen geschwungenen Weg und wird als öffentlicher Park attraktive Aufenthaltsqualitäten bieten.

Die Dachflächen der Gebäude werden extensiv Begrünt und können als Retentionsdächer genutzt anfallendes Wasser kontrolliert in Rigolen in den Innenhöfen abgeben. Bei Bedarf ist so eine gedrosselte Übergabe in das öffentliche Abwassernetz möglich.

Die Fassade der Quartiersgarage kann begrünt werden und somit dem Ort einen besonderen Charakter verleihen.
Verkehr und Wegeverbindungen

Die PKW-Stellplätze werden konsequent oberirdisch in der Quartiersgarage untergebracht und so aus den Straßenräumen genommen. Ausnahmen sind einige wenige öffentliche Stellplätze wie die Kurzzeitstellplätze (sog. Elterntaxis) im Bereich der Wartenberger Straße Ecke Bahnhof und an der Wustrower Straße, sowie die behinderten gerechten Stellplätze für die Handels- und Gewerbeflächen im Quartier.

Die neue Quartiersgarage ist zentral zwischen Ärztehaus und Kino gelegen und ideal erreichbar. Die Zu- und Abfahrten befinden sich an der Einmündung zur Wustrower Straße, die Wartenberger Straße kann somit vom Durchgangsverkehr freigehalten werden. Die Quartiersgarage ist in Halbgeschossbauweise geplant und verfügt über kleinere Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sowie eine Kolonnade am Brunnenplatz. Das angrenzende Ärztehaus ist über mehrere Etagen mit dem Parkhaus verbunden.

Die Gehwege an der Falkenberger Chaussee wurde auf 5,5m verbreitert, außerdem wurden die Fahrradwege dort überwiegend von der Straße getrennt. Eine neue Bushaltestelle in der Wartenberger Straße zwischen Kino und Bahnhof ermöglich eine zentral gelegene ÖPNV-Anbindung für das Quartier.

Als deutliche Aufwertung des S-Bahn- und Regionalbahnhofes Hohenschönhausen wird eine neue Fußgänger- und Fahrradbrücke parallel zu der oberirdischen Fernwärmeleitung geplant.
Großzügige Fahrradrampen und Aufzüge auf beiden Seiten der Brücke ermöglichen den barrierefreie Zugang, sowie eine übersichtliche Verortung im Stadtraum. Die neue Brücke verbindet die beiden Nord- und Süd-Östlichen Wohnquartiere jeweils mit einem neuen Vorplatz und Fahrradstellplätzen.

Neue Treppen und Aufzüge zu den drei Bahnsteigen (S-bahn und Regionalbahn) ergänzen die bisherigen Zugänge von der Falkenberger Brücke und entlasten dort den Personen- und Fahrradverkehr. Die Fahrradrampe westlich der Gleise wird als skulpturale Form organisch in den Park integriert.

Der Gehweg zwischen Prerower Platz und Wustrower Straßen wird verbreitert und als Achse zwischen Linden-Center und Brunnenplatz gestärkt. Die Straßenräume insgesamt zeichnen sich durch breite Gehwege und Fahrradwege aus. Die neuen Straßen nördlich der Wartenberger Straße sind verkehrsberuhigte Anwohnerstraßen ohne Durchgangsverkehr.

Zwischen den straßenbegleitenden Baumscheiben sind Fahrradstellplätze in Nähe der Hauseingänge angeordnet.

Leitungsführung:

Die Leitungsführungen für Wasser und Fernwärme werden nicht verändert, wodurch auf zusätzlichen Kosten verzichtet wird. Alle Freihaltebereiche der Fernwärmeleitungen auch nördlich der Falkenberger Chaussee wurden nicht bebaut oder bepflanzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit setzt auf die Ausbildung klassischer orthogonaler Blockstrukturen im zentralen Bereich, ergänzt um zwei kompakte Sockelgebäude an der Falkenberger Brücke mit einem Hochpunkt auf der Nordseite der Falkenberger Chaussee. Das Gebäude auf der Südseite soll die Gebäude zu einem „Falkenberger Tor“ ergänzen, was im Preisgericht wenig Anklang findet.

Der sich zwischen den Blöcken an der Falkenberger Chaussee aufspannende neue Brunnenplatz fungiert als Adresslage für das KuBiZ, ist jedoch sehr lärmexponiert und räumlich zu wenig gefasst, seine Aufenthaltsqualität dadurch fraglich. Die Einbindung des übergeordneten Grünzugs entlang der S-Bahn mit der Integration des (allerdings sehr verschatteten) Turmplatzes und der Brücke kann durchaus überzeugen. Die klassische Zonierung der Wartenberger Straße mit zahlreichen Parkplätzen wird einer zeitgemäßen Interpretation einer neuen Mitte hingegen wenig gerecht.

Die kompakten baulichen Strukturen mit ihren belebten Erdgeschossnutzungen bilden das geforderte Raumprogramm recht gut ab und respektieren die Rahmenbedingungen.

Die an die gründerzeitliche Blockstruktur angelehnte städtebauliche Typologie ist in sich konzeptionell schlüssig, die Jury diskutiert jedoch, ob dies die angemessene Antwort für diesen Ort ist.
Lageplan Realisierungsteil

Lageplan Realisierungsteil

Erdgeschossplan mit Ideenteil

Erdgeschossplan mit Ideenteil

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Schnitt Falkenberger Chaussee und Brunnenplatz

Schnitt Falkenberger Chaussee und Brunnenplatz

Schnitt Wartenberger Straße

Schnitt Wartenberger Straße

Profilschnitt Wartenberger Straße

Profilschnitt Wartenberger Straße

Freiräume

Freiräume

Erschließung

Erschließung

Modellfoto

Modellfoto