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Mehrfachbeauftragung | 10/2021

Platzgestaltung um die Alte Schule / Neues Bürgerhaus in Eresing

1. Preis

VALENTIEN + VALENTIEN Landschaftsarchitekten und Stadtplaner SRL

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

AUS EINEM GUSS – Platzgestaltung Eresing

Eresing hat eine lange Geschichte und ein sehr reizvolles Ortsbild mit wichtigen prägenden Baudenkmalen. Zentrum und geistiger Mittelpunkt ist die Kirche St. Ulrich aus dem 15. Jahrhundert mit dem Pfarrhaus und der Mariensäule.

In Korrespondenz soll nun ein neuer Mittelpunkt des dörflichen Lebens entstehen mit dem Bürgerhaus und umgebenden Freiflächen, die sich für die unterschiedlichsten Feste und Feierlichkeiten eignen.

Ziel ist es, den besonderen Charakter von Eresing weiterzuentwicklen. Dabei werden die identitätsstiftenden Elemente wie Mariensäule, Kriegerdenkmal und Maibaum am vertrauten Standort erhalten, aber besser in Szene gesetzt.

Die gerade in der „Ortsmitte“ sehr dominanten Verkehrsflächen werden zurückgedrängt zugunsten größerer und besser nutzbarer Freiräume. Vom Bürgerhaus ausgehend bis zur Kirche entsteht ein verkehrsberuhigter Bereich, eine attraktive und multifunktional nutzbare Platzfläche in sandfarbenem Naturstein belegt. Die Kasper- Ett-Straße wird unterbrochen, der Verkehr kann nur untergeordnet
passieren, bei größeren Festen wird der Bereich ganz gesperrt.

Auf diesem neuen Dorfplatz können unterschiedlichste Feste, der Wochenmarkt oder ein Weihnachtsmarkt stattfinden. Mehrere Sitzelemente aus Massivholz werden vor dem Bürgerhaus zum Treffpunkt. Die Holzbänke verschränken den Platz mit der Grünfläche und können von beiden Seiten benutzt werden. Bänke mit Rückenlehne finden sich vor einer Hecke östlich des Bürgerhauses.
Die Grünfläche wird zu Lasten der Straßenkreuzung vergrößert und vereinzelt mit halbhohen Hecken räumlich gefasst. Der Ort bleibt zugänglich, bekommt so jedoch eine gewisse Intimität. Unter den Bestandsbäumen können temporär Sitzgelegenheiten aufgestellt werden. Je nach Bedarf wird die Grünfläche extensiv genutzt oder mit Aufbauten - zum Beispiel einem Tanzboden - bespielt. Die Attraktivität der Fläche liegt in ihrem zeitlosen Grün und ihrer unaufdringlichen Nutzbarkeit. Alle Einbauten, wie Poller, Leuchten und Abfalleimer sind im zeitlosen Anthrazitgrau pulverbeschichtet.

Das Beleuchtungskonzept sieht eine dezente, stimmungsvolle Beleuchtung vor, die das neue Zentrum zu jeder Zeit sicher begehbar macht. Kleine moderne Mastleuchten garantieren die Grundausleuchtung und eine effektvolle, indirekte LED Beleuchtung der Bänke stärkt den Entwurf. Die Kirche, das Denkmal und die Mariensäule werden dezent von Spotstrahlern beleuchtet.

Die zwei wunderschönen alten Linden werden durch eine Dritte ergänzt, welche im Norden der Grünfläche zusätzlichen Schatten spendet. Vor der Kirchenmauer werden zwei Kupferfelsenbirnen jeweils links und rechts der Bank gepflanzt, welche zu jeder Jahreszeit reizvoll sind: Weiße Blüten im Frühling, essbare Früchte im Sommer und kupferfarbenes Laub im Herbst. Im Winter bilden sie die Kulisse für die lebende Krippe.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser spannt zwischen den beiden prägenden Gebäuden des KultuRathauses und der Kirche einen Platzbereich auf. Die Bedeutung der Dualität und der Sichtachse zwischen Bürgersaal und Kirche wurde damit gewürdigt, folgerichtig gestärkt und durch einen übergreifenden Bodenbelag aus sandfarbenem Naturstein unterstrichen. Die vorgeschlagene Ausbildung mit Plattenformaten wird jedoch im überfahrenen Bereich den Anforderungen nicht gerecht. Auch die übrigen wichtigen Bauwerke des Kriegerdenkmals, der Mariensäule und des Pfarrhauses bleiben in Ihrem ursprünglichen Spannungsfeld erhalten und durch Sichtachsen verbunden. Ein durchgrünter Belag aus sog. 'Rasenlinern' wird etwas unentschlossen im Bereich der nördlichen Nachbargarage, der Fahrradstellplätze und im Vorbereich der Kirche ausgebildet, was einerseits zwar eine Zusammengehörigkeit vermitteln soll, andererseits aber auch aufgrund mangelnder Kohärenz und Funktionalität der darauf befindlichen unterschiedlichen Nutzungen und auch der Praktikabilität hinsichtlich des Flächenzuschnitts kritisch gesehen wird.
Südlich angrenzend wird die bestehende Grünfläche erhalten und zu einem zusammenhängenden Grünbereich erweitert und weiter gestärkt. Diese ermöglicht hierdurch eine gute Nutzbarkeit und ist auch hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung zu befürworten. Die vorgeschlagene Einfassung mit einer Hecke konterkariert dies gleichzeitig wieder. Der Versiegelungsgrad wird gering gehalten, was dem dörflichen Charakter entspricht. Die Parkplätze sind gut situiert und an den Rand des Planungsumgriffs verlagert, wodurch die Dorfmitte nicht durch Parkflächen durchtrennt wird. Auch der barrierefreie Parkplatz ist gut an der Westseite des KultuRathauses angeordnet, was eine gute Nutzbarkeit aber auch geringe Störung des Platzgefüges zur Folge hat. Die Anordnung der Anschlagtafel und des Briefkastens wirkt etwas willkürlich.
Der Plattenbelag bezieht die Kirchstraße und südliche Kaspar-EttStraße nicht mit ein. Es ist kritisch zu hinterfragen, warum dieser Teilbereich nicht in das Gesamtgefüge integriert wird. Hier wird eine Platzstruktur, die sich über die gesamte Umgriffsfläche erstreckt und deutlich eine Ortsmitte signalisiert, vermisst. Die Straße wirkt so als Barriere weiter und behält auch durch den Einsatz von Pollern weiterhin den Charakter einer rein autogenutzten Verkehrsfläche. Weiterhin nimmt die Sitzmöblierung südlich des KultuRathauses zum Grün eine eindeutige trennende Wirkung ein. Auch das Kriegerdenkmal, das weiterhin zwischen den beiden Linden verbleibt wird durch eine Hecke optisch und räumlich nach Süden hin separiert, was hier nicht gewünscht ist. Zudem fehlt dem Kriegerdenkmal ein eindeutiger Vorplatz.