Tobias-Mayer-Quartier in Esslingen am Neckar

Das Verfasserteam will mit einem konsequent gestalteten „Leitersystem“ gemischt nutzbare Straßenräume und Plätze schaffen. Dabei ist ihnen die Ausbildung einer Sichtachse zur Kirche St. Bernhardt sehr wichtig. Des Weiteren bekennen sie sich mit der hohen städtebaulichen Dichte zu einer Stadt der kurzen Wege mit Wohnhöfen und öffentlichen Räumen, auch um die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs sicher zu stellen.
Der vorgestellte Entwurf kann die selbstgesetzten Ziele weitgehend auf einem hohen Niveau qualitätsvoll umsetzen; es gibt nur wenige Entwurfsmerkmale, die zu einer Kritik Anlass geben. So ist die vom Verfasserteam postulierte Sichtachse zur Kirche leider erst ab dem Quartiersplatz gegeben, nicht jedoch schon vom Quartierseingang im Westen.
Zur Fassung der drei neuen Wohnhöfe sind jeweils zwei L-förmige Gebäude vorgesehen. Dies ist schlüssig, wenn auch die Freiflächen der Höfe grenzwertig klein und geschlossen erscheinen; auch mit Blick auf die bis zu fünfgeschossige Randbebauung.
Das Gebäudeensemble im Südosten der Palmstraße fällt angenehm in Richtung Kirchplatz ab, scheint aber in seiner Körnigkeit überdenkenswert. Die vorgeschlagene Lösung für den Kirchplatz schafft einen attraktiven Eingang ins Quartier.
Besondere Anerkennung verdient die Idee des Quartiersplatzes mit Gemeinschaftsgarten. Der Standort des IBA-Gebäudes an dieser Stelle ist unprätentiös wie überzeugend gewählt. Der Platz im Westen an der Beethovenstraße mit Hochpunkt (8 Etagen) stellt einen attraktiven Zugang zum Quartier dar.
Die Haupterschließung des Quartiers über die Tobias-Meyer-Straße und vier Stichstraßen ist im Grundsatz schlüssig, zu kritisieren ist jedoch, dass in diesen Straßen oberirdisch ca. 100 Stellplätze mit dem Risiko unnötigen Parksuchverkehrs vorgesehen werden. Auch die TG-Zufahrten von der Tobias-Mayer-Straße überzeugen nicht. Positiv zu werten sind jedoch die Zufahrten zu den Tiefgaragen von der Beethovenstraße und von der Straße Am Schönen Rain. Fahrradabstellanlagen in den Tiefgaragen sind nicht nutzerfreundlich und damit nicht optimal. Hier wären andere Lösungen angemessen.
Der Entwurf schafft mit knapp 500 WE bereits eine sehr hohe Wirtschaftlichkeit. Andererseits wünscht man sich bei den partiell sehr hohen Dichten (und entsprechendem Stellplatzbedarf) eine gewisse Reduktion der Gebäudehöhen.
Die Gedanken zum Regenwassermanagement erscheinen etwas zu konventionell – ein kreativerer Umgang mit dem Regenwasser an der Oberfläche wäre angemessen, stößt aber konzeptionsbedingt an Grenzen.
Insgesamt ist eine Arbeit auf einem hohen Niveau zu würdigen, die den Möglichkeitsraum eines dichten Stadtquartiers gut auslotet.