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Nicht-offenes Werkstattverfahren | 11/2021

Erweiterungsbau Globushof in Hamburg

1. Rang

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Gebiet zwischen Großem Burstah und Wölberstieg in der Hamburger Altstadt befindet sich momentan in einer Phase der Neu- und Weiterentwicklung. Im historischen Herzen der Stadt entsteht ein neues Quartier mit einer Mischung aus Wohnen, Gastronomie, Einzelhandel und Büronutzungen. Gegenstand des geladenen Werkstattverfahrens war es, einen Erweiterungsbau des historischen Kontorhaus Globushof, errichtet in den Jahren 1907/08 vom Büro Kallmorgen und Lund, zu entwickeln.
Die Analyse des historischen Bestandes bildet den Ausgangspunkt für die Überlegungen der Gestaltung des neuen Gebäudes, die mit dem Stichwort „Weiterbauen“ nur unscharf beschrieben wird.
Die Gliederung des Neubaus in Sockel, drei Hauptgeschosse, zwei Staffelgeschosse und Dach knüpft unmittelbar an den Bestand an. Auch die Materialisierung nimmt direkten Bezug auf das Denkmal: Naturstein für den Sockel und die Gesimsplatten, roter Ziegel in den Hauptgeschossen.
Im Sockel greifen die hohen Öffnungen mit Rundbögen das Thema der bogenförmigen Stürze des Bestands auf. Nach Westen zum Fleetdurchgang wird eine Arkade ausgebildet, die vom im Erdgeschoss geplanten Restaurant bespielt werden kann und eine urbane Verknüpfung mit der Umgebung ermöglicht. Der Eingangsbereich an der Bohnenstraße ist durch eine Öffnung mit breiten Bogen eindeutig gekennzeichnet.
In den als Büro genutzten Obergeschossen erhält der Neubau durch einen straffen Fensterrhythmus und die Auflösung des Mauerwerks in schlanke Pfeiler eine eigenständige Gestalt. Die Schichtung der Geschosse wird durch die horizontalen Kragplatten in Naturstein deutlich abgebildet, sie nehmen thematisch Bezug auf die Gesimse im Bestand. Auf der Fleetseite bildet ein geschossübergreifender Gebäudevorsprung, der in jedem Geschoss die Möglichkeit des Austritts bietet, eine vertikale Dominante mit ähnlicher Wirkung wie die Zwerchgiebel bzw. Erker der historischen Fassade. Die beiden anderen Fassaden verzichten auf weitere Gliederungselemente, sie beschränken sich auf das Thema des ruhigen Pfeilerrhythmus, der in dieser stadträumlichen dichteren Situation, vor allem in der Schrägsicht, die Gestalt einer massiven, aber sich strukturell auflösenden Fassade erzeugt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die leise und sehr feingliedrige architektonische Haltung der Arbeit wird von der Jury gelobt. Proportionen, Materialwahl und Gliederung können bis auf die etwas starre Ausbildung des fleetseitigen Erkers überzeugen. Der Entwurf zeichnet sich durch ein hohes Maß an Selbstverständlichkeit aus und fügt sich sehr schlüssig in den Stadtraum ein. Das Erweiterungsbauwerk orientiert sich stark am Bestandsgebäude. Es nimmt eine Vielzahl an architektonischen Gestaltungsthemen auf und übersetzt diese im Neubau in eine zeitgemäße und eigenständige Sprache. Der Anschluss an das Bestandsgebäude Globushof ist aus Sicht der Jury optimal gelungen. Die Arkadensituation mit der Öffnung zum Fleet und zur Gasse bietet ein großes Potential für den Stadtraum und wird von der Jury gelobt. Auch gewährt der Entwurf eine gute Blickbeziehung von der Mühlenbrücke zum Mahnmal St. Nikolai. Das Fortschreiben der gezeigten neuen Dachfläche aus dem parallelen Workshop-Verfahren des historischen Gebäudes wird begrüßt. Die schlitzartigen vertikalen Fensterelemente in der Dachfläche entsprechen jedoch nicht dem insgesamt hohen architektonischen Anspruch des Entwurfs.