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Nicht offene, einphasige, kooperative, städtebauliche Ideenwerkstatt mit hochbaulichem Anteil | 05/2021

Städtebauliche Entwicklung Zentrum City Nord in Hamburg

2. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

Schenk Fleischhaker Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

MERA GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mit seiner zentralen Lage in der City Nord übernimmt die Zentrale Zone eine wichtige Funktion für die Entwicklung und weitere Qualifizierung des Quartiers. Ziel der Entwicklung ist es, ein neues und urbanes Zentrum zu schaffen, das modernen Anforderungen an Erschließung, Wegeführung und Nutzungsmix genügt und dabei Rücksicht auf die städtebaulich-freiraumplanerische Rahmensetzung des Denkmalensembles nimmt. Das zu überplanende Baufeld ist ein bedeutsamer Baustein dieser Strategie.

Die Architektur sieht zwei neue Gebäuderiegel mit Wohn-, Büro- und Gewerbenutzung vor, die sich in Höhe und Länge unterscheiden und einen großzügigen zentralen Platz definieren. Der Platz ist als grüne Mitte konzipiert, gegliedert in vier Felder, die aufgrund ihrer Bepflanzung mit Gräsern und einer lockeren Baumsetzung ihr Erscheinungsbild im Zyklus der Jahreszeiten verändern und den Nutzer*innen eine hohe Aufenthaltsqualität bieten.

Eine bewegliche Möblierung trägt zur freien Bespielung des Raums bei. Die künstlich geschaffenen Nebelfelder sorgen hierbei für ein angenehmes Mikroklima, während eine großzügige Freitreppe den Hof im Norden begrenzt. Sie dient sowohl als Platzkante als auch als Wind-Schutz. Große schlichte Rundbänke bieten viel Raum zur Kommunikation.
Das Ergebnis ein moderner Ort mit Geschichte! Das Gestaltungskonzept greift den Bestand und die Geschichte auf und verwandelt den Ort in einen hochwertigen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit präsentiert einen klar strukturierten Entwurfsansatz. Darin liegt einerseits die Qualität dieses Beitrags, bei genauerem Studium aber auch seine fundamentale Schwäche. 

Das städtebauliche Grundkonzept suggeriert zunächst eine starke Kontinuität mit der ursprünglichen Konzeption der City Nord. Die neuen Gebäude fügen sich als schlanke Gebäuderiegel anscheinend bruchlos in das bestehende Raumgefüge an. Damit stellen sich für ein gewünschtes zeichenhaftes Gebäude besondere Anforderungen an die architektonische Gestaltung.  Hier allerdings werden seitens der Jury erhebliche Defizite festgestellt: Die horizontale Nutzungsverteilung mit sechs Bürogeschossen im unteren Bereich, einer gläsernen Fuge als Zwischenzone und sechs Wohngeschosse im „Huckepack“ darüber kann ein Ansatz sein, ein Gebäude mit eigenem Gesicht zu prägen.

Die dargestellte Gebäudegestalt wird allerdings als zu schematisch, undifferenziert und im Gesamtergebnis als etwas zu banal bewertet. Auch ist hier die von der Auftraggeberin gewünschte Realteilung nicht umzusetzen. Der Hinweis der Entwurfsverfasser, dass das „robuste Konzept“ auch eine Teilung in vertikale Nutzungen erlaubt, kann die Jury nicht überzeugen.  

Das Gebäude in der zweiten Reihe, ist aufgrund der fehlenden Anbindung zum Überseering für ein Bürohaus nicht angemessen adressiert.  Kritisiert wird auch, dass die dargestellten Wohnungsgrundrisse zu seriell sind, und wenig innovative Ansätze für zukünftige Wohnformen zeigen.  Besonderes Merkmal der städtebaulichen Konzeption ist eine große öffentliche Freifläche zwischen den Gebäuderiegeln, die als Stadtgarten gestaltet werden soll. Mit diesem Versprechen verbinden sich einerseits Bilder eines attraktiven, grünen Binnenbereichs in der zentralen Zone. Hierdurch könnte ein guter Mehrwert in dem ansonsten sehr steinern geprägten Stadtquartier erreicht werden. Positiv wären auch die Wirkungen auf das Kleinklima. Andererseits wird die Frage nach der Angemessenheit einer Grünfläche in unmittelbarer Nähe zum zentralen Park sowie die Dimension dieses Platzbereichs sehr kontrovers diskutiert.  Qualitäten zeigt die Arbeit in der Anordnung und Organisation der Nutzungen und Funktionen.

Der innere Freibereich wird über eine breite Treppe an den Überseering dort angebunden, wo auch schon der bestehende Aufgang liegt. Damit gelingt eine bruchlose Einfügung in das bestehende Wegenetz. Mit einer Treppe zum Mexikoring und einer breiten Fußgängerbrücke wird die grüne Mitte gestärkt. Der Aufgang vom Mexikoring ist allerdings nicht barrierefrei ausgeführt.  Mit der Anordnung von gewerblichen Nutzungen wie Einzelhandel, Restaurant und Bäckerei an den Platzrändern werden die erforderlichen Voraussetzungen für einen belebten öffentlichen Platzbereich geschaffen. Überzeugen kann auch die Nutzungsanordnung auf der Ebene des Mexikorings.

Die Mischung von urbaner Produktion und sonstige gewerbliche Nutzungen reagiert angemessen auf den Status Quo und kann perspektivisch eine Aufwertung dieses problematischen Stadtraums einleiten. Gut gelöst ich auch die Organisation des ruhenden Verkehrs in einem Mobilitätshub, wenngleich die Öffnungsgeste im Eingangsbereich überzogen wirkt.  Insgesamt zeigt die Arbeit eine klare Grundhaltung und städtebauliche Stringenz. Die dargestellte Konzeption kann vor dem Hintergrund der genannten Defizite das Preisgericht jedoch nicht vollständig über-zeugen.