modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Erweiterung und Umfeld Entwicklung Hamburger Hauptbahnhof

Visualisierung

Visualisierung

1. Preis

bof architekten bücking, ostrop & flemming partnerschaft mbb

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Gegenstand des Wettbewerbs ist die Erweiterung und Neuordnung des Hauptbahnhofs in Hamburg. Der Entwurf sieht eine Erweiterung der Bahnhofshalle in südlicher Richtung mit einer Dachkonstruktion und einem Bürogebäude vor. Auf der Ostseite wird eine fußläufige Verbindung des Südsteges mit dem Nordsteg des Bahnhofs zusammen mit weiteren Geschäfts- und Büroflächen ergänzt.
Bei der südlichen Erweiterung wird das Tragwerk im Bereich der Verschneidung mit der Verlängerung der Dachform des Hauptbahnhofs durch eine gekrümmte, räumliche, unterspannte Stahlrahmenstruktur gebildet. Das Tragwerk für das Bürogebäude wird als leichte Stahlverbundkonstruktion geplant. In Längsrichtung werden je zwei Ebenen durch geschosshohe Rahmenträger abgefangen. Die Auflagerkräfte werden über die möglichen, zwischen den Gleisen liegenden Gründungkörper in den Baugrund eingeleitet. Die Brücke für die Fahrspuren unterhalb des Glasdachs ist eine Stahlverbundkonstruktion, die analog zum Bürogebäude zwischen den Gleisen gegründet wird.
Das Dachtragwerk der Erweiterung auf der Ostseite des Bahnhofs ist als leichte Stahlkonstruktion vorgesehen. Die Geschossdecken sind Stahlverbunddecken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Oberbaudirektor Franz-Josef Höing in der Pressekonferenz: „Großzügig, höchst funktional, architektonisch überraschend und dennoch vertraut und selbstverständlich – so lässt sich die Arbeit der ersten Preisträger charakterisieren. Den Entwurfsverfassern gelingt es auf eine erstaunlich einfache Art und Weise sehr überzeugend, mit der selbstwussten Geste einer offenen, schönen Halle, den Hamburger Hauptbahnhof zu erweitern. Dabei bleiben große, offene Freiräume erhalten, wichtige Blickbeziehungen werden inszeniert, und insgesamt wird eine hohe Aufenthaltsqualität an dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt dieser Stadt entwickelt.“

Die Arbeit setzt sich in besonderer Weise mit dem Umfeld auseinander und überzeugt durch ein prägnantes und konsequent dargestelltes städtebauliches Konzept. Der Bahnhof wird als Solitär im Stadtraum behandelt. Die Konzentration auf den bestehenden Bahnhof erfolgt durch die Freilegung des historischen Denkmals und die Ergänzung durch wenige markante und funktionsgerechte Elemente bei den Modulen B und C.

Auf der Südseite in Modul B des historischen Hauptbahnhofs wird eine neue Halle über der Kommunaltrasse als „Terminal Süd“ vorgeschlagen, die querliegend zum heutigen Bahnhof die Wegeverbindung vom Steintorplatz zur Mönckebergstraße großzügig aufnimmt. Der Hallenbaukörper wird als Stahlglasverbundbrücke ausgebildet und auf sechs Stützachsen über das Gleisfeld geführt. Die markante neue Hallenfassade wirkt massiv und muss hinsichtlich ihrer architektonischen und gestalterischen Qualität sehr hochwertig ausgebildet werden. Die architektonische Ausbildung der Ergänzungsbauten aber auch die dargestellte Umbauqualität des historischen Bahnhofs sind von hoher gestalterischer Qualität. Das Hallenbauwerk erfüllt in der jetzigen Konzeption die Anforderung an ein hochwertiges Ingenieurbauwerk und löst alle notwendigen und neu zu ordnenden Wegebeziehungen. Es ist funktional überzeugend und ordnet als südliche Bahnhofserweiterung Wartezonen, Dienstleistungs- und Verwaltungsflächen. Es entsteht ein großzügiger, markanter Baukörper der für eine neue Adressbildung und großstädtische Bahnhofsfunktion steht. Die Bäume jedoch wirken in dem architektonisch geprägten Hallenstadtraum fremd und sind dort deplatziert.

Alle Module sind separat realisierbar, so dass eine flexible Entwicklungsmöglichkeit gegeben ist. Insbesondere der flächenreduzierte Erweiterungsbereich des Moduls C gewährleistet eine spätere Entwicklungsfähigkeit für den Verbindungsbahn-Entlastungstunnel (VET).

In Modul C entfernen die Verfasser an der Ostfassade des Bestandsgebäudes alle vorhandenen Bahnhofsanbauten und stellen die historische Fassade zunächst wieder frei. Hier schließt sich entlang einer neuen Passage der Neubauteil an, der die historische Fassade mit modernen Mitteln spiegelt. Das Nutzungs- und Funktionskonzept entspricht fast vollständig der Auslobung.

Die an der Nordseite des Bahnhofsgebäudes geplante, zentrale Zugangssituation ist gut gelöst. Hier schließen ein neues Vorfeld sowie die Parkplatzsituation und die Taxen-Vorfahrt an. Das etwas knapp bemessene direkte Vorfeld nimmt auch noch Flächen für Außengastronomie auf, so dass die Funktionen hier nur begrenzt abgebildet werden; insbesondere die Anlieferung ist unklar.

Das Freiraumkonzept schafft um den Bahnhof herum ein großflächiges Mischflächenangebot, dass die Horner Geest auf das Plateau des Bahnhofs fortführt. Mit fragmentiertem Grün wird konzeptionell auf die Geestkante Bezug genommen, ohne dass dies freiraum- und naturschutzfachlich ausreichend wirksam wird. Die grünen Inseln stellen zwar eine erhebliche Verbesserung zum heutigen Zustand dar, blockieren allerdings teilweise gewünschte Wegeverbindungen. Das Vorfeld am Museum für Kunst und Gewerbe ist noch nicht optimal gegliedert. Insbesondere die CarSharing Plätze und die in Schlangenlinie geführten Fahrradwege unterbrechen den platzartigen Charakter. Die angrenzenden Nutzungen und die U-Bahn Abgänge sind in das Flächenkonzept schlüssig integriert worden, jedoch fehlt das Zugangsbauwerk zur SBahn/Gleis 1/2.

Alle Verkehrsfunktionen sind beachtet und plausibel inklusive der geforderten Fahrradstellplätze und Kurzzeitparkplätze nachgewiesen und dargestellt worden. Die angedachten Mischflächen und Wegeführungen wirken sich auf die Orientierung von Personen mit Beeinträchtigungen negativ aus. Im Nordwesten schließt sich gegenüber der Kunsthalle ein neuer Platzraum mit der einzigen Fahrrad-Stellplatzanlage an. Diese ist zwar ausreichend dimensioniert, wird allerdings hinsichtlich ihrer Lage und Anbindung als nicht optimal gesehen.

Die Verfasser behandeln den denkmalgeschützten Hauptbahnhof mit großem Respekt. Sie stellen das Gebäude in einem ersten Schritt zunächst frei, in dem sie es auf den Urzustand zurückbauen, um es dann durch zeitgemäße Neubauten zu erweitern. Die Ansicht auf die historische Südfassade des Bauwerks wird zwar aus der Fernsicht zugebaut, von der Kommunaltrasse aus ist jedoch eine direkte Sichtbarkeit der kompletten Fassade in ihrer Gesamtwirkung gegeben. Das Herabführen des Stahl-Glas-Giebels bis auf den Boden wird kontrovers diskutiert. Die Sichtbarkeit des Natursteinsockels muss teilweise gegeben sein. Fraglich bleibt die Rekonstruktion des „Mäuseturms“ als Eingangssituation im Südosten.

Insgesamt stellt die Arbeit ein überzeugendes und im Ergebnis hochwertiges Erweiterungs- und Neubaukonzept dar. Sie ist realitätsbezogen und zukunftsweisend. Vor allen Dingen aber liefert sie ein prägnantes Bild hochwertiger Gestaltung, das für die Zukunft der Bahnmobilität im Zentrum Hamburgs steht und sich in einer neuen Adresse für den Hauptbahnhof kristallisiert. Die Arbeit stellt einen hervorragenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.
Visualisierung

Visualisierung

Hachmannplatz

Hachmannplatz

Erdegeschoss

Erdegeschoss

Nord-Süd-Passage

Nord-Süd-Passage

Kommunaltrasse

Kommunaltrasse

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Modellfoto Nord-Ost

Modellfoto Nord-Ost

Modellfoto Nord-Süd

Modellfoto Nord-Süd

Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

Abgabeplan 02

Abgabeplan 03

Abgabeplan 03

Abgabplan 04

Abgabplan 04

Abgabplan 05

Abgabplan 05

Abgabeplan 06

Abgabeplan 06

Abgabeplan 07

Abgabeplan 07

Abgabeplan 08

Abgabeplan 08

Abgabeplan 09

Abgabeplan 09