modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag im selektiven Verfahren | 10/2021

Gesamtsanierung und Erneuerung Freibad Marzili in Bern (CH)

Teilnahme

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

pool Architekten

Architektur

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

Zeka Architektur GmbH

Projektsteuerung

Staubli, Kurath & Partner Wasserbau AG

Wasserbau

dsp Ingenieure & Planer AG

Bauingenieurwesen

SJB Kempter Fitze

Bauingenieurwesen

Kannewischer Ingenieurbüro AG

TGA-Fachplanung

Daniloz

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden verfolgen eine Strategie des präzisen, behutsamen Eingriffs. Diese basiert auf der Erkenntnis, dass nicht verloren gehen darf, was die Bernerinnen und Berner an ihrem Marzili so lieben. Das gewählte Vorgehen impliziert auch, dass das Mass an Veränderungen moderat bleiben soll. Der strassenseitige, «hölzerne» Rücken des Bads wird mit dem neuen Eingangsgebäude ergänzt und dadurch gestärkt. Neben der Stärkung der Ränder wird die Marzilipromenade im Freibadareal zum zweiten tragenden und prägenden Element im neuen Marzili. Angereichert mit vier kleinen Plätzen zeichnet sie den ungefähren Verlauf des ehemaligen Löifus nach und schwingt sich als Ortsbetonband durch das ganze Bad. Ein Ort für Bewegung und Begegnung, fürs Sehen und Gesehenwerden. Die Bäderwelt wird mit wenigen klugen Eingriffen aufgewertet und saniert. Neu verbindet eine Wasserinsel die beiden heute getrennten Nichtschwimmerbecken. Der Wasserspiegel aller Becken wird auf die Höhe der Beckenumgänge angehoben, dadurch wird die Wasseraufsicht vereinfacht. Die Verfassenden sind bestrebt, die Architektursprache, wie sie für die Marzilistrasse prägend ist, zu übernehmen beziehungsweise zu überhöhen. Sie machen dies mittels einer Stapelung der geforderten Nutzungen in zwei zweigeschossigen Bauten, die den torartigen überdachten Zugang ins Areal flankieren. Die vorgeschlagene Architektursprache mit dem weitausladenden Dach und dem hölzernen Gittertragwerk referenziert auf die leichten Ausstellungsbauten der Landi 1939. Der gesamte Eingangsbereich ist nach Auffassung des Beurteilungsgremiums allerdings städtebaulich und architektonisch problematisch: Mit dem gewählten Standort liegt der Eingang leider nicht dort, wo sich die Strassen und die öffentlichen Nutzungen heute bündeln. Auch die architektonische Gestaltung des rot gestrichenen Eingangsgebäudes in Holz mit dem überspannten Arealzugang, den weit ausladenden, in der Höhe gestaffelten Vordächern und Solarpanelen wird von der Jury als für den Ort nicht angemessen beurteilt. Betrieblich funktioniert das Eingangsgebäude gut und bietet attraktive Gastronomieflächen. Gewürdigt wird die sorgfältige und massgeschneiderte Freiraumgestaltung. Sie ist präzis und beschränkt sich auf das, was nötig ist. Neue Nutzungsbereiche und Gestaltungselemente sind konsequent in runder Form ausgebildet (Brunnen, Kinderbereiche, Baumtröge usw.). Die immer ähnliche Formensprache unterstützt die Erkennbarkeit der neuen Zeitschicht, wirkt aber nicht aufgesetzt. Die Naturwerte werden gestärkt, der wertvolle Baumbestand bleibt weitgehend erhalten und wird ergänzt. Sehr schön herausgearbeitet ist der Aarehafen mit dem Spitz als bastionsartigem Element im Flussraum. Die Naherholungsqualität wird positiv gewürdigt: Die Promenade an der Aare wird mit einzelnen Sitzstufen angereichert und verspricht, auch ausserhalb der Badesaison eine attraktive Wegverbindung zu werden. Dasselbe gilt für die Marzilipromenade, die in grosszügigem Schwung durch das Areal führt. Die Herausarbeitung der von den Verfassenden als «soziale Kammern» bezeichneten Bereiche für unterschiedliche Nutzergruppen überzeugt. Insbesondere gilt dies für das neugeschaffene «Chinderisli », das räumlich gut arrondiert und organisiert ist. Die Verfassenden schlagen den Abbruch des Gebäudes an der Marzilistrasse 39 vor. Dieses hätte sich aus Sicht der Jury gut ins Chinderisli integrieren lassen. Das neugeschaffene Betriebsgebäude, angrenzend ans Paradiesli und an der Ecke des Hofes der Dampfzentrale, wirkt an dieser Stelle überdimensioniert und schafft betriebliche Konflikte. Die vorgeschlagenen Nutzungen in diesem Bereich sind bezüglich Zonenkonformität der geltenden Überbauungsordnung nicht gesichert. Ebenso wird mit dem Standort des Betriebsgebäudes ein räumlicher Engpass zu den Wasserbecken geschaffen. Im Bereich des Spitzes ist eine überzeugende Funktionalität nachgewiesen. Nicht überzeugend gelöst ist die Entsorgungsstelle an viel zu prominenter Stelle im Zugangsbereich. Die Verfassenden schlagen eine massvolle Ergänzung des Baumbestandes vor. Sie folgt den Prämissen «des schönen Schattens», der Standortgerechtigkeit der Vegetation und der Artenwahl nach flussmorphologischen Kriterien (Auenvegetation). Entlang der Promenade und um die Becken wird eine robuste, biodiverse Hochstaudenflur mit niedrigen Weidenbüschen vorgeschlagen. Das Ausmass an befestigter Fläche ist auf das absolut Nötige reduziert. Damit kann der geforderte hohe Anteil an Grünflächen eingehalten werden. Das Projekt weist keine nennenswerten betrieblichen Mängel auf und liegt bezüglich der zu erwartenden Bau- und Betriebskosten im Mittelbereich der sieben eingereichten Projekte. Mit der gewählten Holzkonstruktion mit Lärchenschalung sowie dem Verzicht auf Unterterrainbauten kann mit einem guten Verhältnis in Bezug auf Graue Energie gerechnet werden. Auf dem Dach sind Photovoltaik- und solarthermische Elemente eingeplant. Zusammenfassend ist das Projekt von einer tragenden Gesamtphilosophie durchdrungen. Die Freiraumgestaltung ist massgeschneidert, sorgfältig und robust. Sie gewährleistet die nötige Flexibilität für die Anpassung an zukünftige Bedürfnisse. Zum Stolperstein des Projektes wird die Eingangspartie. Sie basiert auf einer nach Auffassung des Beurteilungsgremiums falschen städtebaulichen Lektüre mit einer verfehlten Positionierung des Eingangs. Die Architektur der neuen Hochbauten wird als dem Ort nicht angemessen beurteilt.