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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Quartiersentwicklung Hellerhöfe in Frankfurt am Main

Anerkennung

Preisgeld: 22.500 EUR

BLK2 Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

schoppe + partner freiraumplanung, Inhaber Jochen Meyer

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Phase 2 Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Der Entwurf für das Quartier Hellerhöfe hält sich eng an die städtebauliche Vorstudie.

Der östliche Teilbereich erhält eine Blockbebauung, die durch drei in Nord-Südrichtung verlaufende Höfe gegeliedert wird, wobei der mittlere Hof eine Blockquerung mit überbauten Durchgängen bietet. Hier werden vier im Blo-ckinnern befindlichen Wohnungsbauten fußläufig erschlossen.
Die Gebäudehöhen werden in Bezug auf die Stadträume differenzierte gestaf-felt: VIII-geschossig zur flankierenden Mainzer Landstraße und zur Franken-allee, VII-geschossig zu den Quartiersstraßen und VI-geschossig im Blockin-nern.

Der westliche Teilbereich ist in der nördliche Hälfte von der Nutzung und Hö-henentwicklung analog zum östlichen Teilbereich ausgebildet. Nach Süden schließt an die Blockbebauung ein XIV-geschossiges Büro- und Wohngebäu-de an, dessen Kubatur VII-geschossig die Ecke Mainzer Landstra-ße/Hellerhofstraße besetzt. Aufgesetzt auf dieses Volumen, und sich hieraus entwickelnd, bildet ein VII-geschossiger Wohnturm den Hochpunkt des neu-en Quartiers.

Büronutzung und Hochpunkt
Die Büronutzung verfügt über zwei Erschließungskerne und 5 Nutzungsein-heiten je Geschoss. Beide Kerne können von der Mainzer Landstraße über ein großes Foyer im EG erschlossen werden. Alternativ kann auch eine separate Erschließung des 2. Treppenhauses über die Hellerhofstraße geschaffen wer-den.
Die Wohnnutzung im 7. – 13. OG funktioniert innerhalb des Gebäudes als au-tarke Einheit mit eigenständigem Erschließungskern und Zugang von der Mainzer Landstraße.

Fassadengestaltung
Die Fassaden des Quartiers sind in hellen Ziegel- und Putzflächen gehalten und betonen den Einzelhauscharakter. Die Gebäude entlang der Frankenallee erhalten eine rhythmisierte, bündige Fassadegliederung mit Wintergärten, um gestalterisch den Duktus der jetzigen Societas-Bestandsfassade zu interpre-tieren.
Der Bürostandort an der Mainzer Landstraße erhält eine helle Betonsteinfas-sade, auf dessen Raster die Metall-Glas-Fassade des Wohnturms Bezug nimmt.

Freiflächen
Nach außen sichtbare Merkmale der Freiflächen sind die Vorgartenbereiche an Frankenallee und Mainzer Landstraße, sowie die öffentlichen Wegeverbin-dungen durch das Quartier.
In den der Gewerbeeinheiten wird die Versiegelung auf dasnotwendige Maß der Erschließungsflächen beschränkt. Die Vorgärten erhaltenwassergebun-den Flächen für z.B. Außenbestuhlungen und Pflanzflächen, die mit einem einheitlichen Stauden und Gehölzmuster bepflanzt werden. Hier sind auch einzelne Baumpflanzungen möglich.
Die öffentlich nutzbaren Wege durch das Quartier leisten einen wichtigen Beitrag zur fußläufigen Mobilität und bieten mit den Sitzbereichen auch eine hohe Aufenthaltsqualität. Diese Einbindung in das übergeordnete Frei-raumsystem
ist für allem für die Schüler von großer Bedeutung.
Die durch die Kitas und die angrenzenden Wohnungen genutzten grünen In-nenhöfe leisten eine wichtigen Beitrag zur Freiraumversorgung der Bewohner. Über die direkt angebundenen Treppenhäuser haben auch die Bewohner der oberenStockwerke einen bequemen Zugang zu den gemeinschaftlich genutz-ten Gartenflächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundidee dieser Arbeit ist die Fortschreibung des räumlichen und organisatorischen Prinzips des Gallus. Erreicht wird dies durch eine klare Setzung der neuen Gebäudestrukturen nach dem Prinzip Straße – Hof – Haus. Hierdurch wird der öffentliche Raum klar und gut herausgearbeitet sowie eine Grenze zur Privatheit der Nutzer und Bewohner artikuliert. Hierzu werden die vorhandenen Straßenräume des Viertels mit der Neubebauung aufgegriffen und sinngemäß weiterentwickelt.
Während dies im Bereich der Mainzer Landstraße und der Frankenallee richtig und sinnvoll erscheint, vermisst man in der Hellerhofstraße in Bezug auf das neu hinzugekommene Sonderbauteil „Turm“ die räumliche Reaktion. Dem Turm fehlt somit die der Bedeutung des Gebäudes angemessene Adresse. Dem ebenfalls in der Kontinuität des öffentlichen Raums implementierten Schulcampus fehlt trotz insgesamt guter Grundanlage die Adresse, die hier vorgeschlagene Verbreiterung der Straßenraumprofilierung kann nicht vollständig überzeugen; es entsteht kein wirklich adäquater, identitätsstiftender Vorbereich. Auch die versteckt und sehr eng angelegte Anbindung an das östlich gelegene Gefüge erscheint nicht wirklich einladend und integrierend.
Drei längsgerichtete, in ihrer Breite für die geplante Wohnnutzung, gerade noch ausreichend dimensionierte, Höfe prägen das östliche Baufeld, zwei etwas breitere, nach Süden hin geöffnete Baufiguren den westlichen Teilbereich. Das Turmgebäude an der Mainzer Landstraße wird als geschlossener Block samt plastisch aufgesetztem Wohnturm sinngefällig in das kohärent entworfene Gefüge eingeflochten. Die hier sehr enge Hofraumsituation erscheint für eine reine Verwaltungsnutzung noch nutzbar, jedoch nicht besonders qualitätsvoll. Die Adressbildungen der Nutzungen sind konsequent und gut von außen angelegt. Die Ausnahme bildet der mittlere, etwas schmaler ausgeprägte Hof der östlichen Bebauung. Über zwei großzügig und richtig dimensionierte Tore wird hier die öffentliche Erschließung ins Innere des Blocks geführt. Es bildet sich dort eine halböffentliche Zone mit den Eingängen in die Wohngebäude aus. Die beiden anderen Höfe bleiben dadurch richtigerweise privat und verschaffen den Bewohnern gute Rückzugsmöglichkeiten.
Die Hofgestaltung ist relativ konventionell, bietet nur wenige Nutzungsmöglichkeiten und zeigt kaum Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel.
Die großmaßstäblichen Gebäudefiguren werden nach ihrer Lage im Stadtraum in der städtebaulichen Körnung sowie der architektonisch – gestalterischen Interpretation differenziert gestaltet. Während an der Frankenallee die Großform des Bestandes zitiert wird, werden in den weiteren Bereichen durch eine Art Parzellierung kleinere und damit gut in das Umfeld integrierte urbanere Hausgestalten entwickelt. Sowohl die Höhenentwicklung als auch die vorgeschlagene Materialität und Farbigkeit der Fassaden im östlichen Bereich integrieren sich sehr gut und nahezu selbstverständlich in das Quartier. Weniger überzeugen können die Fassaden im westlichen Bereich.
Auch der gläserne und laternenartig gestaltete Hochhausaufbau kann in Materialität und Proportion nicht überzeugen. Die im Vergleich zur Nachbarbebauung deutlich erhöhte Dichte des neuen Stadtbausteins wird somit fast nebensächlich etabliert.
Die Funktionen sind richtig gesetzt und zumeist gut voneinander differenziert. Die Erdgeschosse werden vorrangig gewerblich genutzt, nur im Bereich des Erschließungshofes wird eine hier auch gut vorstellbare Wohnnutzung im EG vorgeschlagen. Der große Vollsortimenter ist im EG nicht erkennbar, es stellt sich jedoch grundsätzlich die Frage, ob diese eher vorstädtisch – periphere Typologie hier überhaupt angebracht ist. Die rein gewerblich genutzte Erdgeschosszone an der Frankenallee sollte in Bezug auf die Nutzungsmischung noch einmal überdacht werden. Die angebotenen Grundrisslösungen sind in ihrer Grundanlage positiv zu bewerten. Die häufig durchgesteckten Wohnungen erlauben, trotz der räumlichen Enge, ein Gefühl der Weite. Die teilweise rein nach Norden ausgerichteten Wohnungen an der Frankenallee sollten überdacht werden; positiv wird aber der Versuch gewertet, hierdurch der Frankenallee ein Gesicht zu geben. Der Vorschlag, das Hochhaus als Wohnturm auszubilden, wird insbesondere durch die getrennt geführten Erschließungen zur Büronutzung als positiver Beitrag zur Diskussion bewertet.
Ausreichend hohe Attikabereiche ermöglichen eine intensive Dachbegrünung als Wasserspeicher, begrünte Innenhöfe versprechen Kühlung im Sommer. Die solide Materialität verspricht eine nachhaltige Dauerhaftigkeit der Anlage. Weniger nachhaltig erscheint die komplette Versiegelung des Quartiers. Im Bereich der Energiekonzeption bietet der Entwurf keine Lösungen an.
Der Entwurf stellt einen positiven Beitrag zu dieser Entwurfsaufgabe dar. Nahezu selbstverständlich und im guten Sinn fast alltäglich wird hier ein leicht überdimensionierter Neubau in die Bestandstruktur der gewachsenen Stadt integriert und eine räumlich zwar nicht spektakuläre aber qualitativ sehr hochwertige Stadtanlage geschaffen. Der gut konzipierte Wohnturm stellt die wichtige Ausnahme von der Regel dar.