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Einladungswettbewerb | 10/2021

Wohn- und Geschäftshaus am Schüttenwall in Haltern am See

2. Preis

Preisgeld: 16.333 EUR

ACMS Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Östlich der Haltener Altstadt, entlang des äußeren Rings am Schüttenwall entsteht ein neues Wohnquartier, das den Bedarf ihrer Bewohner an bezahlbarem Wohnraum decken und zudem eine attraktive Adresse für Einzelhandel und Büros bilden soll. Der Entwurf folgt der Idee eines differenziert ausgebildeten offenen Blockrandes der die Höhen und die Körnung der umliegenden Bebauung aufgreift und nach Süden hin zu einer prägnanten Landmarke ausformt.

Ausgehend von dieser Idee werden drei polygonale Wohnbausteine ausgebildet, welche sich zusammen mit zwei Bürobausteinen zu einem maßstäblichen Ensemble um einen geschützten und großzügigen Innenhof zusammenschließen. In ihrer Anordnung, Höhenentwicklung und Ausformung nutzen sie das Baugrundstück optimal aus, gleichzeitig wird der Innenhof des Wohnquartiers aufgeweitet und zoniert. Dies ermöglicht vielfältige Aus- und Durchblicke in und durch das Quartier. Im Zusammenspiel der hellen Ziegel- und Holzfassaden und den Wiesenflächen entsteht ein grünes Wohnquartier mit natürlichem Charakter und eigenständiger Identität. Die privat und gemeinschaftlich genutzten Grünflächen legen sich schollenartig um die jeweiligen Wohnhäuser und verstärken den Grüncharakter des Innenhofs. Innerhalb dieser Grünflächen sind Sonderbereiche wie die Spielfläche und auch die Terrasse für die Bäckerei integriert.

Architektur
Das Wohnbauensemble setzt sich aus drei winkelartigen Wohnhäusern zusammen, zwischen denen zwei Büroeinheiten eingefügt sind. Die drei Wohnhäuser sind als mehrspännige Stadthäuser ausgebildet, in denen der gewünschte Mix aus mehrheitlich 2- Zimmer- Wohnungen sowie einigen 3-, 4-, und 5-Zimmer-Wohnungen untergebracht ist. Sämtliche Treppenhäuser sind mit einem Aufzug versehen und zum Innenhof hin belichtet und adressiert wobei die Häuser 1 und 2 zum Schüttenwall und zur Sixtusstraße hin ebenfalls Eingänge erhalten. Sämtliche Freisitze sind als Loggien ausgebildet um insbesondere zum Straßenraum hin eine größere Privatheit zu gewährleisten. Zudem lässt sich je nach Bedarf über Prallscheibenelemente der Schallschutz deutlich erhöhen. Das Wohnhaus am südlichen Grundstückrand (Haus 1) bildet mit seinen vier Geschossen + Staffelgeschoss den Hochpunkt des neues Wohnquartiers und wirkt als Landmarke in den Haltener Stadtraum hinein. Im Erdgeschoss ist in der exponierten Gebäudeecke nach Südwesten die Bäckerei angeordnet. Analog dazu befindet sich in der nordwestlichen Ecke des Grundstücks das weitere Ladenlokal. Sämtliche Läden und Büros erhalten somit attraktive Adressen zum Stadtraum, bzw. über den Innenhof und können flexibel möbliert und genutzt werden.

Alle Gebäude stehen auf einer gemeinsamen Tiefgarage welche aus allen Treppenhäusern direkt erreicht werden kann. In der Tiefgarage können insgesamt 106 PKW-Stellplätze nachgewiesen werden, bei einer Nutzung von 48 Stellplätze durch die Bewohner verbleiben 58 Stellplätze die der öffentlichen Nutzung zur Verfügung gestellt werden können. Anschlüsse zeitgemäßer E-Mobilitätslösungen an die PV-Anlagen sind möglich. Die notwendigen Nebenräume (Keller-, Trocken-, Technik- und Fahrradräume) sind ebenfalls direkt an die Treppenhäuser angeordnet und in ausreichender Fläche vorgesehen. Weitere Fahrrad-Stellplätze befinden sich im Erdgeschoss, verteilt auf einen abschließbaren Raum entlang der TG Rampe sowie zum Teil überdachte Fahrradstellplätze im Nordosten des Baugrundstücks. Über Lüftungsauslässe welche in die Sitzmöbel der Freianlagen integriert sind wird eine natürliche Lüftung der Tiefgarage gewährleistet.

Der Entwurf weist insgesamt 48 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von ca. 3.650 m² aus, davon sind alle Wohnungen ohne bauliche Veränderung barrierefrei. Zudem werden drei Büroeinheiten sowie zwei Ladenflächen (inkl. Bäckerei) mit insgesamt rund 1.350 m² NF angeboten.

Konstruktion und Fassade
Maßgebende Konstruktions- und Ausbaubereiche werden in Holz ausgeführt, das Material für den Innenausbau wird entsprechend dem Material-Cycle-Status ausgewählt. So besteht der Neubau aus einer Hybridkonstruktion aus tragenden Massiv-Holzelementen sowie vorgefertigten Holz-Beton-Verbunddecken. Diese werden in trockener Fertigteilbauweise und daher ohne örtl. Aufbeton mit einer Spannweite von max. ca 6,25 m zwischen den Wohnungstrennwänden ohne weitere tragende Innenwände aufgelegt und vermitteln durch ihre Sichtholz-Unterseiten eine natürliche Wohnatmosphäre. Beton wird im ausschließlich auf den horizontalen, wasserbeaufschlagten Seiten der Außenkonstruktion und bei deutlichen schallschutz- und brandschutztechnischen Vorteilen (HBV-Decken) verwendet. Die Verwendung ausschließlich vorgefertigter Bauelemente, egal ob Beton- oder Holzbauteile ermöglicht nicht nur extrem verkürzte Bauzeit sondern auch eine hohe Präzision in der Fertigung und Montage der einzelnen Bauteile. Die Holz-Beton-Verbundecke ermöglicht durch ihre Speicherfähigkeit passive Kühlkonzepte bei reduziertem Ressourcenaufwand.

Die hochwärmegedämmten Außenwände in Holzrahmenbauweise sind als Lochfassaden ausgebildet. Der Öffnungsanteil liegt bei ca. 36% der Fassadenfläche, somit ist ein effizienter sommerlicher Wärmeschutz gewährleistet. Durch bewusste Anordnung von nur drei unterschiedlichen Fensterbreiten (1,20m / 1,80m / 2,40m) wird eine abwechslungsreiche und zugleich wirtschaftliche Fassadencharakteristik erreicht. Alle Fenster zu den Loggien werden für optimale Blickbezüge aus den Wohnungen bodentief ausgeführt. Die Gebäude werden vom Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss einheitlich mit vorelementiertem Verblendmauerwerk bekleidet. Dieses sowohl robuste als auch hochwertige Fassadenmaterial verspricht an der städtebaulich exponierten Lage Langlebigkeit und einen hohen Wiedererkennungswert. Über die Holzfenster- und Türen sowie die in Lärchenholz eingefassten Loggiabereiche wird der natürliche Charakter des Hauses nach außen getragen und betont. Die Loggien werden als auskragende (Isokorb)HBV-Decken-Verlängerungen mit einer witterungsgeschützten Sichtholz-Unterseite ausgeführt wodurch der natürliche Wohneindruck der dahinter liegenden Wohnungen in den Freiraum hin fortgeführt wird. Großzügige, begrünte und gut belichtete Dachterrassen sowohl für Wohn- als auch Büronutzungen erhöhen die Wohn – und Aufenthaltsqualität innerhalb des Quartiers und tragen zu einem besseren Mikroklima innerhalb des Stadtraums bei.

Brandschutz
Bei allen drei Häusern bildet das Treppenhaus den ersten baulichen Rettungsweg. Der zweite Rettungsweg der Wohnungen und Büros erfolgt bis zum 2.OG über Anleiterung per Handleiter und ab dem 3.OG über anleiterbare Fenster bzw. Terrassen zum Schüttenwall und zur Sixtusstraße hin.

Nachhaltigkeits- und Energiekonzept
Ökologische und energetische Aspekte sind gemäß den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens mit Synergien zur Wohnqualität in den Entwurf integriert. Die kompakte Bauweise aller Gebäude ermöglicht nicht nur eine kostengünstige, sondern auch eine energieoptimierte Bauweise. Alle Gebäude erhalten eine gegenüber dem gesetzlichen Mindeststandard hochgedämmte Außenhülle, einschließlich entspr. Dämmung der Keller/Tiefgaragendecke. Die Wärmeversorgung erfolgt nach Verfügbarkeit über den Fernwärmeanschluss. Beides ermöglicht die problemlose Erreichbarkeit eines KfW 55 Standards.

Der sommerliche Wärmeschutz kann im Wesentlichen baulich, durch die bewusste Planung des Verglasungsanteils und der Fensterorientierung nachgewiesen werden. Größere Fensteröffnungen werden größtenteils durch Loggien baulich verschattet, so dass die Rollläden nur in Ausnahmefällen als Sonnenschutz angerechnet werden müssen.

Die Dächer die nicht als Dachterrassen genutzt werden bieten sich als Aufstellflächen für PV-Anlagen an oder werden grundsätzlich extensiv begrünt. Der Versiegelungsanteil in den Freiflächen ist minimiert, befestigte Flächen sind reduziert auf die Wege – und Platzflächen außerhalb des Innenhofes.