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Einladungswettbewerb | 01/2022

Wohnungsbau mit Gewerbe und Kita in Mannheim

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

ap88 Architekten Partnerschaft mbB Bellm / Löffel / Lubs / Trager Freie Architekten BDA

Architektur

gbm modellbau gmbh

Modellbau

stuchlik3d

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau
Mit seiner städtebaulichen Positionierung greift der Entwurf die vorhandenen Strukturen auf und vervollständigt diese: Einerseits schließt der Baukörper die Lücke im Blockrand und gibt damit sowohl dem Straßenraum als auch dem Blockinneren wichtige Raumkanten; andererseits wiederholt er das Motiv des in den Hof abgestaffelten Anbaus des benachbarten Pflegeheims. Mit der Dreigeschossigkeit im Hof und der Fünfgeschossigkeit an den Nachbargrenzen reagiert der Entwurf auf seine bauliche Umgebung. Die Überhöhung zur Straße stärkt die Ecke des Blocks und die Raumkante der Neckarauer Straße, sodass sie sich ordnend auf die Baufluchten des Straßenraums auswirkt.

Architektur
Hochwertiges Wohnen wird im Entwurf durch eine Orientierung in das Blockinnere und durch private Außenräume geschaffen. Angesichts der vielbefahrenen Neckarauer Straße sind die Wohnräume überwiegend zum Blockinneren ausgerichtet, ebenso die Loggien und Dachterrassen. Durch die privaten, sonnenbeschienenen Außenräume gewinnen die flächenreduzierten Wohnungen an Qualität. Die Höhenstaffelung schafft großzügige Dachterrassen für die Dreizimmerwohnungen. Eine Besonderheit stellen die Loggien im Nordwesten dar, welche sich gen Sonne aus der Außenwandebene heraus klappen: Sie ermöglichen mehr Sonneneinfall und richten den Blick ins Blockinnere, fort von der Straße. Während die Fassaden im Hof durch die Loggien und die Terrassierung des hofseitigen Riegels stark gegliedert werden, besitzt die Straßenfassade eine flache, reliefartige Oberfläche. Beide Seiten werden durch ein umlaufendes Brüstungsband verbunden. Der Backstein untermalt die Terrassierung des Gebäudes und unterstreicht in Kombination mit den verputzten Flächen im Inneren der Loggien und im Staffelgeschoss die unterschiedlichen Fassadenebenen.

Erschließung
Im Erdgeschoss befinden sich eine dreigruppige Kindertagesstätte und eine Bäckerei, die ebenso wie die Wohntreppenhäuser von den öffentlichen Straßen aus erschlossen werden. Durch einen Rücksprung des Erdgeschosses gegenüber den darüberliegenden Geschossen, wird ein windgeschützter Ankunftsbereich geschaffen, der adressbildend wirkt. Die Wohnungen in den Obergeschossen werden über zwei Treppenhäuser erschlossen, die jeweils in den Knicken der Baukubatur angeordnet sind. Der Flur zur Erschließung der Wohnungen im südöstlichen Gebäudeteil ist an der Straßenseite des Riegels gelegen und entkoppelt auf diese Weise die Wohnungen vom Straßenraum. Der Flur im hofseitigen Teil des Baukörpers liegt dagegen im mittig Gebäudeinneren, um möglichst viele Wohnungen zu erschließen. Von der Neckarauer Straße aus ist der Innenhof durch Anwohner und Feuerwehr dank einer Durchfahrt zu erreichen – Feuerwehraufstellflächen sind im Hof und im Norden des Grundstücks vorgesehen. 71 notwendigen Stellplätze für den Wohnungsbau sind in einer eingeschossigen Tiefgarage untergebracht, zwei weitere im Innenhof. Stellplätze für die Kita und die Bäckerei sind nördlich des Baukörpers zu finden, außerdem werden Stellplätze im öffentlichen Straßenraum (Schulstraße) genutzt. Die Fahrradstellplätze sind dezentral organisiert. So werden im Außenbereich an verschiedener Stelle Abstellflächen angeboten, außerdem gibt es im 1. Untergeschoss einen Fahrradkeller, weitere Fahrradstellplätze werden in den Abstellräumen nachgewiesen.


Freiraumgestaltung
Der Baukörper rückt unter Berücksichtigung der Abstandsflächen an die nordwestliche Grenze heran, sodass der Hof und die Wohnungen vom Abstand zur bestehenden Bebauung profitieren können und Licht und Luft gewinnen. Die Verkehrsinfrastruktur wird überwiegend im nordwestlichen Bereich untergebracht, sodass ein ruhiger, doch gut erreichbarer Hof in der Grundstücksmitte entsteht. Dieser wird als Spiel- und Bewegungsraum gestaltet. Das durch die Garagenzufahrt modellierte Gelände wird mit einer Hangrutsche bespielt. Umgeben von der Blockrandbebauung und den dazugehörigen Gärten liegt die Kita samt Spielflächen geschützt in der Mitte des Blocks. Im Außenbereich der Kita werden Zonen, wie z.B. der Sandspielbereich oder die Gruppen-Terrassen, ausgebildet. Die terrassierten Flachdachflächen sind als Retensionsflächen teils als Dachgärten oder passive Intensivgärten begrünt und teils mit Photovoltaik belegt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt überzeugt durch die städtebauliche Massenverteilung und fügt sich in diesem Sinn städtebaulich gut in die vorhandene Situation ein. Mit einem 7- geschossigen Bauteil zur Neckarauer Straße und einem 3-fach gestaffelten, in den Block entwickelten Volumen wird ein angenehm nach Süden geöffneter Hofraum aufgespannt, der die ausreichende Belichtung aller Nutzungen gewährleistet. Die im Grundsatz L- förmige Gebäudekonfiguration wird durch die Ausbuchtung der Kita im Innenhof allerdings geschwächt. Der ruhende Verkehr wird an 3 Stellen untergebracht. Die Tiefgaragenrampe in der Schulstraße wird, trotz der gestalterisch guten Integration in den Baukörper, als verkehrstechnisch problematisch gesehen, zumal sich der Verkehr dadurch teilweise in das angrenzende Quartier verlagert. Die Einfahrt in den Innenhof und dessen starke Versiegelung kann die Jury nicht überzeugen. Gleiches gilt für die Freifläche im Nord-Westen. Die Erschließungen und Lage der Nutzungen sind gut und sinnfällig gewählt, und damit eine jeweils angemessene Adressbildung geschaffen. Die eingeschossige Organisation der Kita auf Hofniveau mit der direkten Anbindung an die Freiflächen wird positiv bewertet. Die Jury sieht hier in dem derzeit noch etwas schematisch dargestellten Grundriss das Potential für eine gut funktionierende Kita. Die Wohnungen in den Obergeschossen werden über zwei Treppenhäuser erschlossen. Ein großer Teil der Wohnungen wird über ein innenliegendes Treppenhaus mit nicht belichteten unstrukturierten Mittelfluren erreicht, was als Wohnungszugang wenig attraktiv ist. Besser gelöst erscheint da die LaubengangErschließung entlang der Neckarauer Straße. Die gezeigten Wohnungsgrundrisse sind klar und gut ausgestaltet und lassen eine hohe Wohnqualität erwarten. Die zu den Wohnungen gehörenden Freibereiche sind gut orientiert. Die Fassaden sind hochwertig und sehr stringent durchgestaltet. Die Gestaltung der Fassade im Bereich Laubengang-Erschließung ist schematisch und hat eher die Anmutung eines Bürobaus und müsste nachgebessert werden. Die Arbeit liegt etwas unterhalb der angestrebten Grundstückausnutzung, die Konzeption mit zwei Untergeschossen führt zu einem unbefriedigenden Verhältnis von Nutzfläche zu Gesamt-BGF. Die entwickelte Gebäudestruktur zeichnet sich durch große Stringenz, Systematik und gestalterischen Kompetenz aus. In der Summe kann die Arbeit hinsichtlich der Qualität der Außenräume und der Erschließung der Wohnungen nicht vollends überzeugen.