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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Neubau einer 3-zügigen Grundschule einschl. Hort und Sporthalle in der Schimmelstraße Halle (Saale)

Perspektive Schimmelstraße

Perspektive Schimmelstraße

3. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

architekt michael peitz

Architektur

cappellerarchitekten BDA

Architektur

Großmann Architektur BDA

Architektur

Jason Danziger / thinkbuild architecture BDA

Architektur

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neues Forum für Halle

Ein neuer Ort als Werkstatt - “ein Ort der Produktion, des Lernens, der Kultur, des gesellschaftspolitischen Experiments”. 

Der neue campus gibt Impulse für die soziale Nachbarschaft , stellt eine zukunftsorientierte Lernwelt dar, erweitert den vorhandenen  Stadtraum und ist  ein Stück Landschaft und Architektur in Einem. Es entstehen neue öffentliche Bereiche im Innen-u.Aussenraum. Im Kulturkubus können Veranstaltungen und Nutzungen aller Art stattfinden- von der Lesung dem Konzert ,dem Workshop, der LAN-Party bis zur Ausstellung. Der  Sportcampus stellt mit seiner Mehrfachnutzungsmöglichkeit ein neues Angebot auch zu der vorh. Jugendherberge, dem Stadtbad oder dem Stadtpark dar.

 

Städtebauliche Konzeption

Das Projekt ist im Kontext der Nachbarschaft und der vorhandenen „Landschaft“ geplant. Diese ist geprägt im größeren Maßstab von horizontal angeordneten Inseln und Terrassen bzw. Plateaus, die sich in eine ansteigende Hügellandschaft, der natürlichen Topografie, einbetten. Um „urbane Grünräume“, wie es der Stadtgottesacker, der Uni-Campus und unser neuer Bildungscampus sind, werden dann öffentliche Treppen, Wege, Wände und Bäume gruppiert. Diese besonderen Situationen sind soziopetale Affordanzen, d.h. ihre Einzigartigkeit schafft vielfältige Möglichkeiten zur Identifikation und Orientierung. 

 

Lösungsvorschlag zur Einfügung des Neubaus

Der Gebäudekomplex nimmt die vorhandene Baulinie der Schimmelstraße auf, öffnet sich zum Kindergartenfreigelände und schafft eine öffentliche, stadträumliche Verbindung zum Franzosenweg. Das langestreckte Hauptgebäude bildet eine Parallele zu benachbarten Gebäuden wie die Jugendherberge. In seiner Höhenentwicklung liegt es zwischen den 3-4-geschossigen Stadtblöcken und der offenen Bauweise zum Stadtpark hin.

Umgang mit Gelände und Blickbeziehungen

Die Baukörperausformung nimmt unmittelbaren Bezug auf das Gelände. Es sind keine Abgrabungen oder Auffüllungen von Bedeutung erforderlich. Der Eingangsbereich und der Kulturkubus mit Aula/ Mensa etc. liegt an der Schimmelstrasse mit einem kleinen Vorhof. Alle multifunktionalen Bereiche, die Haupterschließung und der Hortbereich orientieren sich auf die interne Freifläche, dem Schulhof. Die Verwaltung orientiert sich zur Hauptadresse, der Schimmelstraße.  Die Clusterbereiche sind an der Wegeverbindung zum Franzosenweg und der Haupterschließung wie auch zur Mitte, im Inneren des Gebäudes orientiert. Das Gelände ist durchlässig geplant und spiegelt damit den Gesamtansatz der Einrichtung in Bezug auf Bildung und offene pädagogische Prozesse wider. Der Schulhof ist als ein intern nutzbarer Frei- und Kommunikationsraum direkt den Nutzungsbereichen angegliedert. 

 

Architektonische, bauliche und funktionale Konzeption

Architektonische und innenräumliche Gestaltungsqualität

Offener Plan + Offene Struktur + Offene Materialien = Offene (relationale) Prozesse

Es wird eine klare Baukörperstruktur, eine sehr stringente horizontale und vertikale Wegeführung und guter Orientierungsmöglichkeit, eine Maßstäblichkeit im Inneren und Äußeren, eine differenzierte, vielschichte, kindgerechte Rauminterpretation und Materialität sowie der unmittelbare Freiraumbezug mit einer definierten Mitte und multikodierten Funktionsbereichen geschaffen. Der Freibereich ist Teil der vielschichtigen Lernlandschaft. Das Kleinspielfeld auf dem Dach der Turnhalle ist eine städtische Lösung, die einen hohen Kommunikationsfaktor bietet und genauso Jazzkonzerte wie Treffen im Allgemeinen forciert.

Qualität der räumlichen Umsetzung des pädagogischen Konzepts

Aus der Sicht der Kinder können Gebäude aus Holz identitätsstiftend wirken, indem sie u.a. das Sammeln von Spuren des Wohnens ermöglichen. Dies liegt daran, dass sie durch die normale Nutzung des Gebäudes in ausgewogener Weise gesammelt werden können, anstatt mit härteren, industriellen Materialien gefüllt zu werden, die zwar kurzfristig effizienter sein mögen, aber selbst steril sind, da sie oft unempfindlich gegen Zeit und Abnutzung sind. Die Bevorzugung von natürlichen Materialien spiegelt die Tatsache wider, dass die Räume flexibler sind. Die letzte und vielleicht wichtigste der offenen Beziehungen ist die zwischen dem Gebäude selbst und den Nutzern. Als Werkstatt - “ein Ort der Produktion, des Lernens, der Kultur, des gesellschaftspolitischen Experiments” - sollte die Schaffung dieser neuen Schule auch ein strukturiertes Gespräch zwischen denjenigen, die für die Gestaltung des Gebäudes verantwortlich sind (den Architekten und Landschaftsplanern), und denjenigen, die für den Betrieb und die Instandhaltung der neuen Einrichtung zuständig sind, beinhalten. Aus diesem Grund schlagen wir zwei Lösungen vor, um diese Beziehung im Laufe der Zeit aufrechtzuerhalten und zu unterstützen: Erstens strebt die Cluster-Organisation im Plan ein Höchstmaß an Flexibilität an, so dass einzelne Räume innerhalb des Programms als Reaktion auf tägliche pädagogische Bedürfnisse oder Projekte verschoben werden können; und zweitens schlagen wir eine integrierte Reihe von thematischen, pädagogischen, räumlichen Design-Workshops vor, während das Design über den Zeitrahmen des aktuellen Wettbewerbs hinaus weiterverfolgt und entwickelt wird. Nur auf diese Weise können wir als Planer erwarten, unser Ziel zu erreichen, einen aktiven Raum als “dritter Erzieher” in Halle zu inszenieren, wie es u.a. die Projekte in Reggio Emilia in den 1980er und 90er Jahren aufgezeigt haben.

 

Freiraumkonzept

Freiraumqualität

Die Gestaltung der Schulhof- und Hortflächen folgt hinsichtlich Funktion, Auswahl und Anordnung dem ausgeprägten Bewegungsdrang der Altersgruppe der Grundschüler. Klettersteine, Hüpf- und Balancierelemente, ein Geschicklichkeitsparkour und reduzierte Spielelemente, wie der Stangenwald und ein geschwungenes Stahlelement im Süden des Hofes, tragen zur Entwicklung motorischer und kreativer Fähigkeiten bei. Seitenräume, Höfe und Nischen mit Sitzblöcken und Sitzpodesten bieten Möglichkeiten des Rückzuges zum Reden, für Rollenspiele oder zur Nutzung für Unterricht im Freien. Baumpflanzungen werden für den künftig so notwendigen Schatten sorgen.

  

Ökologisches Konzept und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsaspekte (sozial / ökologisch / ökonomisch)

Einen wichtigen Aspekt in der Umsetzung der Freianlagen spielen Nachhaltigkeit, Ökologie und vor allem Klima Resilienz. Ein ausgeprägtes Regenwassermanagement, bestehend aus retentionsfähiger Dachbegrünung, speicherfähigen Substraten in den Hofflächen und Zisternen zur Regenrückhaltung zu Bewässerungs- und Verdunstungszwecken, bilden dabei einen wesentlichen Baustein. In Verbindung mit Gräsern, Wildstauden, Wandbegrünung und Klima- sowie Obstbäumen, entstehen so Klimainseln für ein Mikroklima, dessen Verdunstungskühle den künftig steigenden Temperaturen der Innenstadt entgegenwirken. Die Verwendung regionaler und natürliche Baustoffe wie Naturstein und Holz und die bewusste Verwendung von Recyclingbaustoffen, z.B. bei Asphalt, stärken nicht nur den Aspekt der Nachhaltigkeit, sondern bieten auch didaktische Ansätze, sich im Unterricht mit diesem Thema auseinanderzusetzen.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury begrüßt die klare Adressbildung durch Aufnahme der Bauflucht der Schimmelstraße und die gelungene Vorplatzbildung über den winkelförmig angesetzten „Kulturraum“. Der gut proportionierte Freiraum ermöglicht unterschiedliche inner- wie auch außerschulische Nutzungen und schafft eine klare Adresse zur Straße hin. Am Franzosenweg wird die Sporthalle mittels einer schmalen leicht abgesenkten Fuge positioniert. Hier vermittelt eine kleine Aufweitung des öffentlichen Raums mit einer Freitreppe die Anbindung zum niedrigeren Gartenniveau.

Das Entree an der Schimmelstraße bindet die Verwaltung und die übergeordneten Gemeinschaftsnutzungen auf kurzen Wegen an, doch sind die hier notwendigen Vertikalerschließungen leider nur rudimentär ausgeführt. Nur ein Aufzugskern soll die Barrierefreiheit aller Ebenen des Schulgebäudes sichern, zudem stellt die Vielzahl an Treppen und Podesten den Grundgedanken einer konsequenten Inklusion in Frage.
Hort und Themenräume sind im ersten Obergeschoss schlüssig organisiert. Gleiches gilt für die Clusterräume im Obergeschoß. Hier wird allerdings die Binnenlage der Differenzierungsräume in Clustermitte hinsichtlich Belichtung und Belüftung angezweifelt. Der Entwurf sieht die Verortung der vier Cluster der allgemeinen Lernbereiche auf einem Geschoss vor, die perlenartig aneinandergereiht und durch Einschnitte mit Lichthöfen und Lernterrassen rhythmisiert werden. Die Erschließung der vier Cluster findet über eine langgestreckte Halle statt, die sich mit einem Luftraum zum Erdgeschoss öffnet. Innerhalb der Cluster gliedern sich die jeweils drei Klassenräume um die Mitte, die so zum zentralen und gemeinschaftlichen Ort des Lernens wird. Die Clustermitte öffnet sich großzügig zu der Halle und erlaubt vielfältige Einblicke und ein Gefühl des Miteinanders. Für die direkte Belichtung sorgen die eingeschnittenen Höfe, die als Lernterrassen von den zwei benachbarten

Die schön strukturierten Fassaden werden einem zeitgenössisch städtischen Schulbau gerecht, die hohen Anteile hölzerner Bauelemente kommen zusammen mit den großzügigen Retentionsflächen dem formulierten Nachhaltigkeitsanspruch nahe.
Der Freiraum entwickelt sich sehr selbstverständlich auf mittlerer Geländehöhe zwischen Schule und Sporthalle und dient die wichtigen Bereiche (Hort) unmittelbar an. Das Kleinspielfeld ist auf dem Dachbereich der Sporthalle auf Niveau des Franzosenwegs gut platziert. Der Schulhof ist großzügig und bietet verschiedene Spielpunkte, ist jedoch zu stark versiegelt. Durch die Entscheidung eine grüne Verbindung zwischen Franzosenweg und Schimmelstraße herzustellen, wurde leider die Chance Außenraum und Schulräume zu verknüpfen nicht genutzt.

Die Flächenbilanz zeigt eine effiziente Gebäudestruktur, das Energiekonzept wird textlich an- aber nicht detailliert ausgeführt.

Es handelt sich insgesamt um einen interessanten Beitrag zur gestellten Aufgabe. Der große Fußabdruck und die Zergliederung der Freiflächen erfüllen jedoch nicht die Erwartungen die in der Auslobung formuliert wurden.
Lageplan Freianlagen

Lageplan Freianlagen

Perspektive Nordwest

Perspektive Nordwest

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Perspektive Südost

Perspektive Südost

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Ansicht von Süden

Ansicht von Süden

Ansicht Schimmelstraße

Ansicht Schimmelstraße

Inneroumperspektive

Inneroumperspektive

Modell 01

Modell 01

Modell 02

Modell 02