modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
2. Rang 3 / 3

Städtebauliches Gutachterverfahren | 01/2022

Volkshausgarten Leipzig - Quartier Neuer Arbeit

Blick aus der Karl-Liebknecht-Straße

Blick aus der Karl-Liebknecht-Straße

3. Preis

O&O Baukunst

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Volkshausgarten Leipzig - Quartier Neuer Arbeit

Mit dem Quartier Neuer Arbeit entsteht am Leipziger Volkshausgarten ein innovatives Zentrum für die Stadtgesellschaft, das als dichtes Konglomerat aus vielfältigen Nutzungen neue Freiräume eröffnet. Die verdichtete Anordnung einzelner baulicher Volumen im maßstäblichen Spektrum der vorhandenen gründerzeitlichen Bautypologie bildet das Neue Quartier gemeinsam mit dem solitären Volkshaus und schafft eine neue Fassung für den Volkshausgarten. Es offeriert eine städtische Promenade, die für Fußgänger und Radfahrer als neue Verbindung zwischen Karl- Liebknecht-Straße und Audorfstraße dient.

Im Garten entsteht an der Stelle des alten Tivoli der neue Gartensaal. Angegliedert sind das Gartencafé und der separat erschlossene Schulungs- und Seminarbereich im ersten Obergeschoss. Als ein öffentlicher Ort der Begegnung im Bereich Kultur, Freizeit und Bildung fungiert der Saalbau als Schnittstelle zwischen Volkshaus und dem Quartier Neue Arbeit.

In zweiter Reihe hinter dem Stadthaus entsteht entlang der Promenade auf der Nordseite des Volkshausgartens der zentrale Baustein des Quartiers: das Haus Neuer Arbeit als neuartiges, offenes Gartenpalais. Ein dreigliedriges Gebäudeensemble, das die Themen des neuen Arbeitens idealtypisch verräumlicht und den südlich gelegenen Garten im Sinne eines veränderten Verhältnisses von Arbeit und Freizeit als freiräumliche Erweiterung in die neue Arbeitswelt einbezieht. Begrünte Terrassen und Dachgärten entstehen auf unterschiedlichen Ebenen der gestaffelten Volumen und überführen den Freiraum des Gartens in das Gebäude. Die sechsgeschossige Baustruktur bietet in ihrer kompakten Form vielfältige räumliche Möglichkeiten, die den Anforderungen an die Gestaltung neuer Arbeitswelten gerecht werden. Sie hält ein weites Angebot an großen offenen Räumen bereit, die horizontal und vertikal vernetzt und variabel unterteilt werden können. Im Erdgeschoss befinden sich verschiedene Nutzungen. Auf der Ostseite sind öffentliche Flächen für Kultur und Gewerbe, auf der Westseite die zweigeschossige Kita mit Freiflächen nach Süden und Westen. Den zentralen Eingang an der Promenade bildet ein durchgestecktes Foyer, das sich als ein großer kommunikativer Raum zum Garten hin öffnet.

Das Stadthaus an der Karl-Liebknecht-Straße schließt an das bauliche Volumen des Volkshauses an und formuliert als eigenständige Figur den Eingang in das neue Quartier. Durch die differenzierte Höhenentwicklung, Gliederung und Abstaffelung werden die unterschiedlichen Maßstäbe der direkten Umgebung – des großen baulichen Volumens des Volkshauses und der freistehenden zweigeschossigen Villa, Karl-Liebknecht-Straße 26 - vermittelt. Ein öffentlicher Sockel mit hohem Mezzanin bietet Raum für städtische Nutzungen im Bereich Handel, Gastronomie, Kultur und Sport, die der besonderen Lage an der beliebten und belebten Straße entsprechen. Mit seinem Eingang orientiert sich das siebengeschossige Haus zur neuen Promenade, welche adressgebend für das gesamte Quartier ist. Die Ein- und Ausfahrt in die Tiefgarage erfolgt direkt und auf kürzestem Weg von der Karl-Liebknecht-Straße an der Grenze zum Volkshaus.

Der Wohnbau bildet den Abschluss des Quartiers auf der nordwestlichen Seite. Der L-förmige fünfgeschossige Baukörper orientiert sich typologisch und maßstäblich an der geschlossenen gründerzeitlichen Wohnbebauung mit ihren grünen Gartenhöfen auf der Nordseite des Blockes. Der Bau adressiert sich zur Audorfstraße und zur neuen Promenade. Mit der Herstellung der südlichen, zurück versetzten Blockkante wird der vorhandenen Topografie Rechnung getragen und die bestehenden Bäume können erhalten werden.

Der neu gestaltete historische Garten, mit seinem alten Baumbestand bildet den Kern des Quartiers. Als wieder gewonnener Ort und neuer Anziehungspunkt kehrt er in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurück. Der Zugang entsteht von der neuen Promenade als große bauliche Fuge zwischen dem Stadthaus und dem Haus Neuer Arbeit.

Das Quartier wird zum Vorreiter einer nachhaltigen klimaneutralen Stadtentwicklung. Sämtliche Gebäude werden in Holzhybridbauweise erstellt. Die kompakten Volumen erzeugen ein optimiertes Verhältnis von Kubatur zu Hüllfläche. Die Fassaden aus Keramik und Metall entstehen auf einem festen Sockel aus Stein als leichte, transparente und recyclingfähige Konstruktionen, die der Aufheizung in der Innenstadt entgegenwirken. Der Gartensaal und das Haus Neuer Arbeit erhalten im Bereich der gemeinschaftlichen Dachterrassen Aufbauten in Form begrünter schattenspendender Pergolen. Die Dachflächen werden als Retentionsflächen extensiv begrünt und zusätzlich mit PV-Anlagen ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

• Die Arbeit ist konzeptionell klar und städtebaulich gut strukturiert. Durch die Konzentration der Baumassen im Norden bleibt im Süden Raum für einen großen Garten und einen Gartenpavillon mit Saal, der das Volkshaus nicht bedrängt.

• Der Quartierseingang mit freigestellter Villa ist gut gelungen. Die dargestellte Architektur nimmt wichtige gestalterische Bezüge des Volkshauses auf, unterstreicht allerdings nicht die Spezifik des Ortes und könnte auch anderswo stehen.

• Entlang der neuen Promenade ist eine gute Adressbildung vorhanden.

• Ob der gewünschte Promenadencharakter tatsächlich entstehen kann, wird hinterfragt, ebenso wie die Erreichbarkeit des im hinteren Grundstücksbereich gelegenen Volksgartens für die Öffentlichkeit.

• Das mehr an Freiraum wird durch ein sehr massives „Haus der Arbeit“ mit großer Höhe und Gebäudetiefe erkauft. Zum Wohnhaus und zur Audorfstraße resultiert daraus ein starker Maßstabssprung, der unproportional wirkt.

• Die Tiefe des „Hauses der Arbeit“ wirkt sich nachteilig auf die Grundrissbildung aus. Dunkelzonen in der Mitte des Gebäudes beeinträchtigen die Nutzbarkeit und Vermietung.
Blick Richtung Volkshausgarten

Blick Richtung Volkshausgarten

Lageplan M 1:1000

Lageplan M 1:1000

Grundriss Erdgeschoss M 1:500

Grundriss Erdgeschoss M 1:500

Axonometrie

Axonometrie

2. Rang 3 / 3