modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Sanierung und Erweiterung Gerhart-Hauptmann-Gymnasium Wismar

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

huber staudt architekten bda

Architektur

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee:
Ein spannendes Gebäudeensemble aus Alt- und Neubauten öffnet sich U-förmig nach Südwesten zu den großzügigen Freiflächen des Gerhart-Hauptmann Gymnasiums. Die Erweiterung des Schulbaus schließt die Lücke zwischen dem historischen Gebäude und der angrenzenden Turnhalle aus den 80-ger Jahren und schafft somit, neben einem neuen zentralen Zugang zur Schule, Synergien zwischen bestehender Sporthalle und Schulerweiterung. Der 3-geschossige Baukörper des Neubaus ist deutlich flacher als der Giebel des Altbaus. Seine Fassade ist gegenüber der Straßenflucht des Bestandsgebäudes an der Dahlmannstraße zurückversetzt. Der Erweiterungsbau hält einen respektvollen Abstand zum Altbau aus Backstein. Eine neue zentrale Schultreppe verbindet Alt- und Neubau und inszeniert die Blicke auch aus dem Innenraum auf den reich verzierten Nordwestgiebel. Das denkmalgeschützte Gartenhaus am südlichen Quergebäude des Altbaus kann bestehen bleiben und erfährt eine neue schulische Nutzung.

Städtebau
Der Nordwestgiebel des Gerhart-Hauptmann Gymnasiums markiert weithin sichtbar den Stadteingang zum historischen Stadtkern der Hansestadt Wismar. Die 2- bis 3 geschossigen Neubauten aus Backstein nehmen sich deutlich zurück, sind niedriger als der Giebel und zurückversetzt, so dass dieser weiterhin gut ablesbar und von weitem sichtbar bleibt. Der Neubau und die bestehende Turnhalle verweisen auf die Kulturlandschaft mit den kleinteiligen Gartenanlagen, die sich südwestlich an die Straßenbebauung entlang der Dahlmannstraße anschließt. Das bestehende Gartenhaus (historisches Aborthaus) am südwestlichen Giebel des Schulbaus schafft einen schönen Übergang zwischen dem mächtigen Altbau und den kleinteiligen Gartenhäusern weiter westlich. Eine große Baumasse auf dem südwestlichen Teil des Grundstücks würde nicht nur die Freiflächen des Gymnasiums verschatten, sondern auch den sensiblen Übergang zwischen der städtischen Dahlmannstraße und der kleinteiligen Landschaft empfindlich stören. Gartenseitig schließt der quer zur Dahlmannstraße verlaufende 3-geschossige Gebäuderiegel die Bebauungsstruktur zwischen Fritz-Reuter-Schule und Gerhart-Hauptmann Gymnasium nach Norden ab.

Äußere Erschließung
Als geradlinige, von dichtem Baumbestand geprägte Allee spannt sich die Dahlmannstraße zwischen den markanten Schulbauten, der Fritz-Reuter-Schule im Süden und dem Gerhart-Hauptmann Gymnasium im Norden auf. Die dazwischenliegende villenartige Bebauung weist einen kleinteiligeren Maßstab auf. Die Dahlmannstraße bildet die eindeutige Adresse beider Schulen. Der markante Nordostgiebel des Altbaus markiert hier den historischen Haupteingang. Entsprechend liegt auch der neue Vorplatz zum Gerhart-Hauptmann-Gymnasium mit dem großzügigen leicht auffindbaren Eingang an der prächtigen Straße und wertet diese weiter auf. Differenzierte Wegeverbindungen auf dem Grundstück vernetzen den neuen Schulcampus mit der unmittelbaren Umgebung. Den Rand des Campus markiert ein teilweise für Kfz überfahrbarer Fuß- und Radweg, der im Nordwesten einen kleinen Campusplatz mit hier angrenzenden überdachten Fahrradstellplätzen erschließt. An diesem Platz befindet sich der Nebeneingang zur Turnhalle für Vereinssportler, die somit die Sporthalle unabhängig vom Schulbetrieb nutzen können. Über diesen Platz kann auch die neue Versorgungsküche der Schule angedient werden. Die Wegeverbindung dient zusätzlich der Erschließung des Erweiterungsbaus und des Schulhofs für die Feuerwehr. Weitere überdachte Fahrradstellplätze, sowie 13 PKW-Stellplätze befinden sich an einer mit Kfz befahrbaren Wegeverbindung am südöstlichen Rand des Schulcampus. Diese dient auch der Erschließung des inneren Campus, sowie der Umfahrung für die Feuerwehr. Die bestehende Wegeverbindung zwischen dem Gartenhaus (Aborthaus) im Südwesten und dem Zugangsplatz im Nordwesten bleibt erhalten. Sie trennt die inneren größtenteils befestigten Pausenflächen (Schulhof) von den eher „weichen“, stark begrünten Sport und Bewegungsflächen am westlichen Rand des Campus.
Gebäudekonzept, innere Erschließung Nutzung,
Der L-förmige Altbau und die Neubauten ergänzen sich zu einer gestalterischen und funktionalen Einheit mit vielen Synergieeffekten. Im Bestandsgebäude bleiben die Unterrichtsräume in ihrer Grundstruktur weitgehend erhalten. Die Eingriffe in die historische Bausubstanz sind entsprechend minimal. Im EG und 1. OG umschließt der Neubau U-förmig die bestehende mittig teilbare Sporthalle von 3 Seiten. Im EG befinden sich stirnseitig die dienenden Räume, WC und Geräteräume, im OG die neuen Büros der Schulverwaltung.

Die Erschließungsstruktur im Altbau ergänzt eine neue Treppe mit Aufzug zur barrierefreien Erschließung an der Schnittstelle zum Neubau. Die aus Sicht des Brandschutzes unbefriedigende Situation mit dem langen Stichflur im Altbau kann so mit einer neuen Fluchttreppe gelöst werden. Diese grenzt unmittelbar an den Haupteingang an der Dahlmannstraße, sowie an den Schulhof an und ist die zentrale Schultreppe. Den Neubau erschließt ein Mittelflur mit einem Fluchttreppenhaus an dessen Endpunkt. Wie bereits die Treppe am Ende des Südflügels, kann diese zusätzlich zur Erschließung des Schulhofs genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Ein 3-geschossiger Baukörper schließt die Lücke zwischen denkmalgeschütztem Bestandsgebäude und Sporthalle an der Dahlmannstraße. Von der Bauflucht des Bestandes zurückgesetzt entsteht ein höhen- und tiefengestaffeltes Ensemble, das Präsenz im Stadtraum zeigt. Das Volumen des Neubaus ordnet sich dem Bestandsgebäude, das respektvoll in Szene gesetzt wird, unter. Es entsteht eine U-förmige Anlage, die sich gro߬zügig nach Westen in den Freiraum öffnet. Das bestehende Gartenhaus (hist. Aborthaus) bleibt als sensibler Übergang zur Kulturlandschaft mit den kleinteiligen Gartenhäusern erhalten. Ein neuer, zentraler und inklusiver Eingang zur Schule wertet den Straßenraum an der Dahlmann¬straße auf und schafft eine klare Adressbildung.
Außenanlagen
Der Freiraum wird in verschiedene Bereiche mit differenzierten Nutzungsangeboten gegliedert. Der zentrale, von drei Seiten baulich gefasste Schulhof erhält einen einheitlichen Bodenbelag aus versickerungsfähigem Betonsteinpflaster und öffnet sich nach Südwesten zu einer leicht abgesenkten Rasenfläche. Hier werden Flächen für Sport und Spiel sowie naturnahe Aktivitäten angeboten. Den südlichen Abschluss bildet ein Schulgarten. Drei grüne Klassenzimmer mit ver¬schiedenen Themenschwerpunkten ergänzen das Angebot. Zu den Kleingärten bildet ein Gehölzsaum einen grünen Rahmen. Ein teilweise überfahrbarer Weg umschließt das Schulareal und führt im Nordwesten zu einem kleinen Platz mit Fahrradstellplätzen und Zugang zur Sporthalle für externe Nutzer sowie Küchen¬anlieferung. 13 Pkw-Stellplätze sowie überdachte Fahrradstellplätze befinden sich entlang der süd¬östlichen Grundstücksgrenze, die auch der Feuer¬wehrumfahrung dient. Architektonische Gestaltung L-förmiger Altbau, Erweiterungsbau und Sporthalle ergänzen sich zu einer gestalterischen und funktionalen Einheit. Die Eingriffe in die historische Bausubstanz sind minimal. Der kompakte Riegel des Erweiterungsbaus wird als einfache Stahlbetonkonstruktion mit Stützen und aussteifenden Querwänden errichtet, die Sporthalle erhält stirnseitige Anbauten. Der Erweiterungsbau wird in Anlehnung an die Bestandsbauten mit einem Mauerwerk aus rotem Klinker verkleidet. Es entsteht ein zurückhaltendes Fassadenbild mit geschlossenen Klinkerflächen und großen, horizontalen Fensterflächen. Die Fensterelemente als Holz-Alu-Konstruktion werden durch Rahmen aus Stahlbetonfertigteilen gefasst. Die Fensterelemente sind öffenbar und werden mit außenliegenden eloxierten Raffstores mit Lichtlenkfunktion ausgestattet. Die Innenräume sind durch die natürlichen Farben der Materialien geprägt: Fußböden aus Werkstein und beigefarbenem Kautschuk, Decken aus Holz¬lamellen zur Schallabsorption.
Funktionen
Ein neuer, zentraler und inklusiver Eingang führt in ein großzügiges Foyer, das den historischen Giebel vom Innenraum aus erlebbar macht. Eine offene zweiläufige Treppe mit Aufzug als Durchlader erschließt alle Geschosse. Zusätzlicher Treppenraum am westlichen Gebäudeende. Im EG werden die Nebenräume der Sporthalle neu organisiert, an das Foyer schließt sich der zum Pausenhof orientierte Mehrzweckraum mit Küche und Vorbereitung im Westen. Die Räume bilden einen großzügigen Raumzusammenhang für unterschiedlichste Nutzungen. Im 1. OG liegen im Osten die Räume des Teambereichs, teilbare Unterrichtsräume im Zentrum und die Fachräume Kunst mit kleiner Terrasse im Westen. Im 2. OG werden Bibliothek mit Leseterrasse, Beratungsraum, Unterrichtsräume und die Fach¬räume Musik angeordnet. Funktionsverteilung im Bestand gemäß Raumpro¬gramm.
Realisierbarkeit
Das Raumprogramm ist erfüllt. Kompakte Bauweise mit wärmegedämmten Hohl¬ziegeln und Klinkervorsatzschale. Westliche Rasenfläche als Retentionsraum.
Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt