Offener Wettbewerb | 11/2021
Neubau Kantonsschule und Berufsfachschule in Uetikon am See (CH)
©indievisual / VPA ARCHITEKTUR
Blick vom Zürichsee zur neuen Schulanlage
1. Rang / 1. Preis
Preisgeld: 110.000 CHF
Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH
Landschaftsarchitektur
Bauingenieurwesen
Hochstrasser Glaus & Partner Consulting AG
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Eine Vielzahl Nutzungsfelder entlang des Seeuferparks sowie verschieden ausgestaltete Plätze bei den Eingängen ins Areal und bei den Übergängen zum Quartier prägen das in Materialität und Bepflanzung schlüssig ausgearbeitete Freiraumkonzept. Die angebotenen Sportnutzungen stehen sowohl für die Schule als auch für das Quartier offen. Als verbindende Identität darf neben dem Baumkonzept aus Baumarten der Hartholzaue und dem punktuellen Einsatz der Platane als typischem Baum der Stadt auch das verbleibende Schienennetz mit den beweglichen Wagons als Sitz- und Vegetationsinseln verstanden werden.
Im Ortsbild bleibt die charakteristische Längsorientierung bestimmend und wird durch die Vordachsituationen noch gestärkt. Die Passerelle integriert sich gut in den Kontext und die primäre Anbindung an die Neubauten wirkt schlüssig. Auch die Kürzung des Ofengebäudes schafft eine überzeugende Staffelung der Seeansicht und sorgt für eine räumliche Entspannung. Im Kammerofengebäude reagiert die Grundrissorganisation genau auf die bestehende Struktur, indem die Treppenhäuser die Erlebbarkeit der festen Binnenwände unterstützt. In den Obergeschossen ist die Doppelgiebelstruktur leitend für die innere Gliederung in klassische Unterrichtsräume und Lernlandschaft. Die Lage des thermischen Abschlusses innerhalb der äusseren Stützen ergibt ein «Haus im Haus»-Raumerlebnis und unterstützt die Erlebbarkeit des Bestandes, welche atmosphärisch plausibel dargestellt wird. Im Maschinenhaus zeigt sich ebenfalls ein sorgfältiger Umgang, welcher das Verhältnis von Einbau und Bestandshülle inszeniert und den Hochkamin freistehend erhält.
Der zentral gelegene Aula-/Mediotheksbau dient als Scharnier zwischen den Schulen und ist mit den gemeinsamen Nutzungen sinnvoll programmiert. Die Anordnung der Aula auf Passerellenniveau und der Mediothek auf Stadtebene verleiht diesen Nutzungen die erwünschte, prominente Öffentlichkeit und ermöglicht eine interessante Zugänglichkeit des Kammerofengebäudes auf zwei Ebenen. Ein zweigeschossiges Foyer verbindet die beiden gemeinsamen Haupträume und wertet zudem den seeabgewandten Zugang zur Berufsfachschule auf.
Die Berufsfachschule und der Unterrichtstrakt des Sport-/MINT-Gebäudes sind als ein- beziehungsweise dreibündige Anlage sinnvoll organisiert. Gut proportionierte Raumschichten mit den Unterrichtsräumen werden durch offene Erschliessungsbereiche ergänzt, welche Gruppen-, Nebenräume und Lernbereiche aufnehmen und zugleich dem informellen Austausch dienen. Grosszügige einläufige Treppen im MINT-Gebäude und eine schöne Kaskadentreppe in der Berufsfachschule unterteilen diese offenen Räume in angemessen dimensionierte Raumzonen. Während bei der Berufsfachschule ein einfaches Tragwerk die Räume gliedert, werden beim MINT-Gebäudetrakt die Trennwände der Unterrichtsräume für die Überspannung der darunterliegenden Turnhallen als Fachwerk ausgebildet. Holztragwerk und Raumbildung sind gut aufeinander abgestimmt und schaffen bei der Berufsfachschule in Längsrichtung eine hohe Flexibilität.
Im zweischiffigen Kammerofengebäude sind in den Obergeschossen die weiteren Unterrichtsräume der Allgemeinbildung angeordnet. Auch hier werden diese jeweils durch offene Raumbereiche ergänzt, welche Lernbereiche aufnehmen. Diese Qualität gilt für das etwas zu statische Erdgeschoss nicht im gleichen Mass, auch wenn der gesuchte, direkte Bezug zum Innenhof als Qualität erkannt wird. In diesen Bauten sind die querliegenden Treppenhäuser typologisch prägend und trennen in allen Trakten Kopfbereiche für besondere Schulnutzungen ab und schaffen in Verbindung mit den Passerellen im 2. Obergeschoss eine horizontal durchgehende, effiziente Querverbindung aller Schulbauten der Mittelschule, was eine hohe betriebliche Qualität darstellt.
Im Ofengebäude am See sind die Unterrichtsräume der Musikfachschaft sinnvoll untergebracht. Die Mensa als gemeinsamer Hauptraum beider Schulen ist im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss angeordnet und verfügt über einen attraktiven Vorplatz direkt am Seeufer.
Wie viele Bestandesbauten auf dem Areal sind auch die Neubauten in Holzbauweise konstruiert, wobei das Thema Holz in der architektonischen Erscheinung der Neubauten ebenfalls klar zum Ausdruck gebracht wird. Weiter bilden offene, raumhaltige Tragstrukturen aus Holz sinnvolle, gedeckte Aussenräume für die Passerelle und für die Eingangsbereiche, die zugleich im Sommer für eine bauliche Beschattung sorgen und im Sport-/MINT-Gebäude und in der Berufsfachschule die Photovoltaikelemente aufnehmen, welche zusätzlich zur Wahl der Materialisierung in Holz als Ausdruck der ökologischen und ökonomischen Qualität des Projektes in Erscheinung treten.
Das Projekt überzeugt durch die klare und sorgfältige Bearbeitung auf verschiedenen Ebenen. Die Verfassenden schaffen ein harmonisches Ensemble aus Neuund Altbauten mit gut proportionierten und gestalteten Freiräumen. Es gelingt ihnen auch, das Thema der Nachhaltigkeit in eine zurückhaltende, aber klare Architektur zu übersetzen. Dank der sehr sorgfältigen Auseinandersetzung mit Bestand und Programm entsteht insgesamt eine flexible, eigenständige Schulanlage mit einer starken Identität. Die voraussichtlichen Erstellungskosten von 250 Millionen Franken können eingehalten werden.
©Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Schwarzplan
©indievisual / VPA ARCHITEKTUR
Schulhof der neuen Kantonsschule - Pausenhof und Treffpunkt
©Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Modellbild
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Offene Holzstrukturen integrieren eine Passerelle und wenden sich zum Empfangsplatz
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Umgebungsgestaltung 1-500
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Hallenraum im denkmalgeschützten Kammerofengebäude - Ort für selbstständiges Arbeiten, Kommunikation und Experimente
©indievisual / Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Blick vom See mit Aufgang zur öffentlichen Passerellen-Verbindung
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Modellbild
©Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Umgebungsgestaltung 1-200
©VPA ARCHITEKTUR
Modellbild
©indievisual / Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Blick über die Seestrasse zur Aula
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Modellbild
©Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Querschnitt Verbindung See und Land 1-200 Schnitt-Ansicht vom Seeufer 1-200
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Modellbild
©indievisual / Heinrich Landschaftsarchitektur & VPA Architektur
Pausenhof Kantonsschule
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Querschnitt Passerelle und zentrales Aula-Gebäude
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Grundriss Erdgeschoss mit Umgebung
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Grundriss Obergeschoss mit Erschliessungspasserelle und Hallenräumen
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Detailschnitt Neubau und denkmalgeschützer Altbau mit Hallenraum