Neubau Zentralberufsschulgebäude Seestadt Aspern in Wien (AT)

Städtebauliche Einbindung in die örtlichen Gegebenheiten

Das Entwurfskonzept überrascht mit einer einfachen und robusten Konfiguration von Baukörpern. Gerade diese Schlichtheit vermag die städtebaulichen Bezüge zu verdeutlichen und mit klar lesbaren Volumen und Zwischenräumen funktionelle Angemessenheit und Atmosphäre zu vermitteln. Die Staffelung der drei Hauptbaukörper über einem eingeschoßigen Sockel schafft differenzierte, kleinteilige Freiräume an der Edith-Piaf-Straße, die als Aufwertung des Straßenraums und der Eingangssituationen gewertet werden. Die Zäsuren zwischen den Trakten, die Wegeführung und Ausbildung der Freiräume vermitteln eine positive Atmosphäre auch an der Westseite des Bildungsbaus.

Kritisch beurteilt wird die Maßstäblichkeit des Nordtraktes, dessen großes Volumen in Bezug auf die benachbarten Bildungsbauten überzogen erscheint. Auch der undifferenzierte Umgang mit dem Freibereich zum öffentlichen Durchgang im Norden des Bauplatzes wird kritisch beurteilt.

Äußeres Erscheinungsbild und innere räumliche Qualität 

Auch bei den Fassaden wird der einfache Ansatz grundsätzlich positiv beurteilt, wenngleich die in den Darstellungen vermittelte hohe Transparenz hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit in Frage gestellt wird. Die in den Schaubildern gezeigte räumliche Qualität wird begrüßt. Die Konfiguration des Erdgeschoßes mit diversen Atrien stellt einen anspruchsvollen Lösungsansatz für die Erschließungsbereiche und hochfrequentierten allgemeinen Funktionen dar. Das Preisgericht sieht in den differenzierten Durch- und Ausblicken, Lichtstimmungen und Wegeführungen eine grundsätzlich hohe Qualität, stellt jedoch die Kleinteiligkeit des Konzepts in Bezug auf die Orientierbarkeit und Aufenthaltsqualität funktionell in Frage. Die Grundrisslösungen der Obergeschoße zeigen eine gewisse Monotonie und stoßen insbesondere bei der Umsetzung der Mall an ihre Grenzen.

Umsetzung des räumlich-pädagogischen Konzeptes im Innen- und Außenraum 

Die räumlich-pädagogischen Anforderungen werden weitgehend erfüllt, jedoch wird die dislozierte Lage und die Grundrisslösung der Mall im dritten und vierten Obergeschoß kritisch beurteilt. In den obersten Geschoßen werden zudem keine Homebases und Lerninseln angeboten.

Positiv beurteilt wird die Qualität der Außenräume im Westen des Schulareals. Auch die Terrassen sind in pädagogischer Hinsicht gut nutzbar, ab dem zweiten Obergeschoß werden jedoch keine direkt zugeordneten Freiflächen mehr angeboten. Die Atrien bringen Licht und Atmosphäre in das weitläufig angelegte Erdgeschoß, werden aber in Bezug auf eine konkrete Nutzung durch die Schulen kontroversiell diskutiert.

Eine gute Lösung wird durch die Überarbeitung des Werkstättentrakts angeboten. Durch die Verlagerung der Anlieferungs- und Lagerflächen nach Süden können funktionelle Probleme, wie sie im Konzept des Erstentwurfs zu verzeichnen waren, weitgehend behoben werden.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb 

Das Projekt liegt im Rahmen der wirtschaftlichen Kennwerte. Beim Energiekonzept wäre die Genehmigungsfähigkeit der groß dimensionierten Grundwasser-Wärmepumpe zu prüfen, deren Einsatz zur sommerlichen Kühlung kritisch gesehen wird. 

Umsetzung der funktionellen, logistischen und verkehrstechnischen Vorgaben 

Die Barrierefreiheit ist nicht durchgängig gegeben bzw. in den Grundrissen nicht eindeutig ablesbar. Es zeigen sich diverse Konflikte zwischen allgemeinen Erschließungsflächen und der Anordnung von Verkehrsflächen für Anlieferung und Entsorgung. Die Vorgaben für die Logistik des Werkstättentrakts werden im Wesentlichen umgesetzt.