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Hochbauliches Workshopverfahren | 01/2022

Neubebauung Wählingsallee in Hamburg

Perspektive Wählingsallee

Perspektive Wählingsallee

3. Rang

Preisgeld: 22.000

gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA

Architektur

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Patrick Drescher

Visualisierung

Erläuterungstext

LEITIDEE | Das zukünftige Ortszentrum soll durch eine gezielte Nachverdichtung und städtebauliche Neuordnung gestärkt, neu vernetzt und als lebendiger Mittelpunkt zur Entwicklung Schnelsens beitragen. Durch Verdichtung und Erneuerung soll ein urbaner und attraktiver Stadtraum mit prägendem Charakter am Standort des Planungsgebietes zwischen Wählingsallee und Jungborn entwickelt werden. Der Grundgedanke des städtebaulichen Konzeptes ist die Entwicklung einer attraktiven und durchmischten Wohnbebauung in Kombination mit einer Belebung von öffentlich und halböffentlich zugänglichen Freiräumen und Gewerbezonen im Erdgeschoss. Durch Einzelhandels- und Gewerbeflächen an der Wählingsallee, die über einen offenen Freiraumbereich bis in die Tiefe des Grundstücks miteinander verwoben sind, wird eine Verbindung mit dem Stadtteil und seinen Bürgern ermöglicht. Der städtebauliche Entwurf sieht eine Grenzbebauung an der Wählingsallee bis zum südlich angrenzenden Nachbargrundstück Jungborn 4 vor, die eine Erweiterung auf dem zusätzlichen Grundstücksbereich als weitere Planungsoption inkludiert, jedoch auch ohne diese entsteht bereits ein schlüssiges und abgeschlossenes Gesamtkonzept. Auf dem nordwestlichen Grundstücksteil entstehen 4-7-geschossige Häuser oberhalb des für die Bewohner über die Treppenhäuser zugänglichen Sockelgeschosses, das als gemeinsam nutzbare grüne Dachterrasse mit hoher Freiraumqualität geplant ist. Das Sockelgeschoss mit gewerblichen Nutzungen, wie Supermarkt mit Bäcker und Hamburger Sparkasse, verbindet sich in Richtung Wählingsallee und übereck zum Jungborn mit dem Stadtzentrum. Im rückwärtigen Teil des am Sockel liegenden Wohnhauses befindet sich im Erdgeschoss die Bücherhalle, welche als öffentlich begehbare Fläche innen- und außenraumkonzeptionell einen zentralen Bereich für die Arrondierung bildet. Über eine gezielte Pfadbildung von der Wählingsallee im Norden bis hin zur KiTa im Süden wird dieser hintere Grundstücksbereich eine grüne Allmende. Das grüne Plateau kann von hier über eine Freitreppe erreicht werden, so dass für die Bewohner eine kurze Wegeverbindung zu den Terrassen der Bücherhalle besteht. Auf der westlichen Grundstückshälfte entstehen zwei Ost-West orientierte 4-geschossige Gebäudezeilen mit Staffelgeschoss. Im Erdgeschoss werden hier die Ladeneinheiten für die Gewerbeflächen zur Straßenseite an der Wählingsallee orientiert. Zur Allmende ausgerichtet entsteht auf Erdgeschoss Niveau eine besondere Form von zeitgemäßem Wohnraum als Work-Life-Living.

 

ARCHITEKTUR | Die Architektur des Komplexes ist im Sinne einer robusten, wertigen und in sich ruhenden Gebäudefigur entwickelt. Offene und geschlossene Fassadenelemente und im Erdgeschoss durchgesteckte Erschließungen schaffen Wegeverbindungen und Blickbezüge zwischen dem öffentlichen Raum auf der Seite Wählingsallee und dem privateren Raum im rückwärtigen Grundstücksbereich. Durch die Ausformulierung der variierenden Gebäudehöhen von 4-7 Geschossen an markanten Punkten zur Wählingsallee entsteht eine eigenständige Gebäudesilhouette, die im Zentrum von Schnelsen einen prägenden Charakter schafft. Das neue Haus wird als gegliederte Großform mit erkennbaren Adressen entwickelt und sorgt für einen adäquaten Übergang in das neue Quartier. Der Dorfplatz, der Garten und der Hof sind private und gemeinschaftliche Orte, die Sicherheit und Übersichtlichkeit gewährleisten und die zu Interaktion zwischen den Bewohnern anregen. Das Konzept hat darüber hinaus zum Ziel, die Begegnung und den Austausch auch nachbarschaftsübergreifend zu fördern. Die Dächer stellen eine freiräumliche Erweiterung des Gebäudes dar, leisten neben der Aufenthaltsqualität einen wichtigen stadtökologischen Beitrag und verankern die neuen Baufelder in ihrer städtebaulichen Umgebung. Die Dachlandschaft gliedert sich in terrassierte Bereiche, in gemeinschaftliche Gewächshäuser und in Flächen, die mit Photovoltaik-Anlagen als Ergänzung zur Stromerzeugung beplant werden. 


ERSCHLIESSUNG & INFRASTRUKTUR | Das Plangebiet wird im Norden durch die Wählingsallee und im Westen durch die Straße Jungborn begrenzt. Die Zufahrten zur Tiefgarage bestehen einmal an der Ecke Süd-West vom Jungborn, als auch von der Wählingsallee mit einer weiteren Zu- und Abfahrt. Die Anlieferung für den Supermarkt erfolgt im Sinne einer als wirtschaftlich erwiesenen Planungslösung durch eine Rampenzufahrt vom Jungborn, welche rückwärts angefahren werden kann. Eine Ausfahrt erfolgt dann ebenso über die Straße Jungborn. Über diesen von der Pergola überdachten Bereich besteht zudem eine attraktive Wegeverbindung für Fußgänger*Innen und Fahrradfahrer*Innen vom Hof der Bücherhalle zum Autobahnplateau. Der Gemeinschaftshof ist frei von Feuerwehraufstellflächen und erleichtert somit auch die Konstruktion der Tiefgarage, da diese nicht befahrbar für Feuerwehrfahrzeuge sein muss. Die erforderlichen Feuerwehraufstellflächen werden durch die gewählten Grundrisstypologien auf ein Minimum reduziert, die Wohnhöfe im gesamten Quartier sind frei von Aufstellflächen nutzbar. Das verkehrliche Konzept ist als belastbares Erschließungskonzept vorgesehen und im Sinne eines zukunftsfähigen Quartiers wird die Einbindung von E-Mobilität mit entsprechenden E-Ladesäulen und E-Mobilen in vorgesehenen Mobilitäts- HUBS integriert. Fahrradstellplätze sind von allen Einheiten, im Freiraum und in großer Anzahl in der Tiefgarage, zugänglich. Der Fahrradverkehr erhält eine eigene großzügige und überdachte Rampenabfahrt zur Tiefgarage von der Wählingsallee. Ein Großteil der Fahrradstellplätze wird somit in witterungsgeschützten Räumen hergestellt und entspricht den Anforderungen an eine zukunftsorientierte (E)-Fahrrad-Mobilität.

 

FREIRAUM | Abgeleitet aus der Heterogenität des Umfeldes bindet der vorgeschlagene landschaftsarchitektonische Entwurf die künftigen Gebäude in ein prägnantes, zielgruppenorientiertes Freiraumsystem ein. Nutzungsverteilung und künftige Entwicklungen werden in eine flexible Gestaltsprache übersetzt und schaffen einen klar strukturierten, zeitgenössischen Quartiersbaustein. Das Freiraumkonzept folgt dem Prinzip „Haus im Garten“. Befestigte Flächen werden zugunsten von pflegeextensiven Grün- und Gartenflächen auf ein Minimum reduziert um die Wohn- und Lebensqualität an diesem Ort zu steigern. Eingefriedet durch vegetative Elemente entstehen zwischen den Kubaturen Grünräume aus schattenspendenden Bäumen, Strauch- und Blütensäumen und darin eingebettete Spiel- und Gemeinschaftsinseln. Die Funktionsansprüche von Wohnen, Spiel und barrierefreier Erschließung werden konsequent im Freiraumkonzept vereint. Die Durchgrünung der Freiräume, die Dachbegrünung und der Einsatz von Obstgehölzen leisten zudem einen wertvollen stadtökologischen Beitrag. Die gemeinschaftliche Nutzung aller Bewohner steht in den Gärten und auf der künftigen „Allmende“ im Vordergrund: Auf dem Platz wird eine raumgreifende „Grünskulptur“ in den Belag eingelassen, welche mit ihrer individuellen Ausprägung und dem spielerischen Charakter zur Aneignung einlädt. Hier können alle Bewohnerinnen und Bewohner die zur Verfügung stehenden Frei räume gleichermaßen nutzen, verändern und mitgestalten. Angebote wie flexible Möblierung, Kinderspiel und kommunikative Gemeinschafsbänke lassen einen qualitätsvollen und individuellen Nachbarschaftstreff entstehen. Ein homogener Teppich aus Betonwerkstein ermöglicht einen niederschwelligen Zugang in alle Bereiche. Entlang der Gebäude führen Stichwege zu den öffentlichen Grünräumen wie dem künftigen „Autobahn-Deckelpark“ und zur Kita und ermöglichen eine optimale Erschließung der Gesamtanlage. Den Erdgeschossen geordnet entstehen kleine halb-private Gartenbereiche die durch eine lockere Einfriedung mit Heckenstrukturen gegliedert werden. Ziel ist es durch die vorgeschlagenen landschaftsarchitektonischen Interventionen Teilräume zu schaffen, welche sich durch ihr differenziertes Angebot zu einer vielseitigen Wohn- und Begegnungslandschaft entwickeln. Es entsteht ein attraktiver, grüner Wohnstandort mit spannenden Raumangeboten und einer eigenständigen Identität.


FASSADE | Der positive Impuls durch den Neubau für die Innenstadt in Schnelsen soll die umgebenden Gebäude und den bestehenden Charakter an die Hand nehmen. Er soll durch hochwertige und ortstypische Materialien, die zeitgemäß ausgeführt und interpretiert werden, verstärkt werden.

Das Grundraster der Fassade mit standardisierten Wandöffnungsformaten von 2,51 x 2,51 m ist flexibel nach Bedarf konfigurierbar. In das Format lassen sich die je nach Funktion unterschiedlichen Fensterformate, Türelemente, Loggien und Balkone individuell einbetten, ohne dass das systematische Fassadenbild gestört wird. Ein in Farbtönen changierendes Verblendmauerwerk in rötlicher Farbgebung und ein fein gegliedertes Fassadenbild mit sinnvoll gesetzten Öffnungen betten den Baukörper in die bestehende Stadtstruktur und die Hamburger Backsteintradition ein. Besondere städtebauliche Situationen werden in der Fassade anhand großzügiger Öffnungen und gezielter Durchblicke gewürdigt.

Die Gebäude verbindet eine gemeinsame, identitätsstiftende Gestaltungssprache, die sich gleichzeitig mit unterschiedlichen Elementen individualisieren: ein Wechsel der Höhen der Fassaden, Loggien mit kleinem Vorsprung zu den Straßenseiten, Balkone in Richtung der Innenhöfe und der Gärten.

Den Gebäuden und Fassaden liegt eine robuste Konstruktion zugrunde, die vor einer tragenden Innenschale mineralische Dämmung setzt und mit Ziegeln als Sichtmauerwerk abschließt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf weicht von der städtebaulichen Vorgabe ab, in dem er die westlichen „Langhäuser“ mit einem Zwischenbau zu einem Hof verbindet. So entsteht ein ruhiger Gartenhof, aber die städtebaulich gewünschte Gliederung und Kleinteiligkeit an der Wählingsallee geht dadurch verloren.


Die Gestaltung des östlichen Baukörpers ist differenziert und gegliedert, so werden die Fassaden zur Wählingsallee und zum Jungborn durch Vor- und Rücksprünge sowie Wechsel der Farbe angemessen gegliedert. Die Kubatur folgt der städtebaulichen Vorgabe und schafft einen gut nutzbaren Dachgarten auf der Einzelhandelsfläche, der auch durch eine Treppe vom Süden aus erreichbar ist.


Die Gewerbeflächen sind vorwiegend im östlichen Baukörper und an der Straße Wählingsallee untergebracht. Die TG-Zufahrten sind eingehaust, die Anlieferung des Einzelhandels mittels Rückwärtsfahrt vom Jungborn wäre zu überprüfen.


Die Arbeit zeichnet sich durch eine gut ausdifferenzierte Freianlagenplanung aus. Es gibt ein Angebot an attraktiven Räumen unterschiedlichen Charakters. Allerdings wäre eine direktere Verknüpfung der Quartiersmitte mit dem Jungborn wünschenswert gewesen. Die nicht erfolgte fußläufige Erschließung des westlichen grünen Wohnhofes auf Grund der Überbauung wird kritisch gesehen. Die Unterscheidbarkeit des Charakters der Alllmende im Verhältnis zu den grünen Wohnhöfen ist deutlich herausgearbeitet und lässt eine hohe Freiraumqualität erwarten.


Die gut nutzbare Allmende erschließt die im Süden gelegene Bücherhalle und führt zur Kita und einem umlaufenden Fußweg, der das gesamte Quartier verbindet. Die Verbindung Allmende -Jungborn ist jedoch unzügig und wenig einladend.


Die Wohnungen im westlichen Baukörper werden durch nur vier Treppenhäuser, das Langhaus östlich der Allmende über nur ein Treppenhaus erschlossen. Dies führt zu sehr langen innenliegenden Erschließungsfluren und zu relativ großen Wohnungsgrundrissen, von denen ein Teil nur einseitig orientiert ist. Die Entfluchtung ist hier unklar. Der östliche Gebäudekomplex Jungborn/Wählingsallee hat in großen Teilen eine Laubengangerschließung, damit aber auch eine gute Orientierung der Grundrisse gegen den Lärm.


Die Fassadengestaltung ist differenziert, gut gegliedert und dem Standort angemessen. Die angemessene Varianz in der Materialität und in der Farbigkeit vermittelt in der Tendenz eher einen geschlossenen Eindruck.


Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag zur Weiterentwicklung des städtebaulichen Entwurfs dar. 

Perspektive Frohmestraße

Perspektive Frohmestraße

Perspektive Autobahndeckel

Perspektive Autobahndeckel

Perspektive Allmende

Perspektive Allmende

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Schnitt A - A

Schnitt A - A

Schnitt B - B

Schnitt B - B

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Anischt West

Anischt West

Pikogramm

Pikogramm