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Planungskonkurrenz | 08/2021

Wohnquartier „Am Weinberg“ in Ulm – Baufeld A3

2. Rang

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

 


Der neue Quartiersbaustein Am Weinberg orientiert sich an der städtebaulichen Idee des Masterplans. Eine geschlossene Blockfigur mit Zäsur zum Stadtteilplatz, einzelne Stadthäuser mit individueller Adresse zum Straßenraum, aktivierte Erdgeschosse zu den belebten öffentlichen Stadträumen.


Nachbarschaftliches Wohnen

Im Sinne einer Nachbarschaft wird der Block als soziale Einheit betrachtet. Der gegenüber dem Straßenraum leicht erhöhte Gartensockel klärt den Übergang als Schwelle vom öffentlichen Straßenraum in die Nachbarschaft. Den Garten im Inneren teilen sich der Kindergarten und die Hausbewohner, die hier Gemeinschaftsflächen für alle Hausbewohner finden.


Ein Kindergarten im Quartier

Der Kindergarten wurde im Osten des Blocks angeordnet. Damit ist eine geordnete und übersichtliche Bring- und Abholsituation innerhalb des Quartiers gewährleistet. Erschließungsflächen und Gemeinschaftsflächen mäandrieren um die Gruppenräume, denen WC- und Ruheräume direkt zugeordnet sind. Die Büro- und Aufenthaltsräume für die Erzieher befinden sich nahe dem Eingang, an der Nordost Seite. Die Freifläche befindet sich im Inneren des Hofes.


Leben am Platz

In der südlichen Erdgeschosszone an der Platzseite sind kleine Gewerbeeinheiten angesiedelt, die das Leben auf dem Platz anregen und die Qualität des Quartierslebens bereichern


Klare Erschließung

Die Zugänge zu den einzelnen Häusern erfolgen jeweils aus dem Straßenraum. Der Eingangsbereich ist zumeist durchgesteckt, nimmt Kinderwagenstellplätze auf und bildet zugleich den Zugang zum Garten. Die Treppenhäuser liegen mit einer Ausnahme an der Fassade und sind somit ausreichend natürlich belichtet.


Licht und räumliche Qualität

Alle Wohnungen sind hinsichtlich eines optimalen Außenraumbezuges und der natürlichen Belichtung positioniert. Die Treppenhäuser erschließen jeweils zwei durchgesteckte und ein bis zwei kleinere und einseitig orientierte Wohnungen. Sämtliche Wohnungen sind offen und großzügig gestaltet, die Erschließungsflächen sind auf ein Minimum reduziert und Balkone und Loggien erzeugen angenehme Aufenthaltsbereiche im Freien. Zwischen allen Wohnungen sind „Schaltzimmer“ angeordnet, die bis zu einem späten Zeitpunkt im Projekt entweder der einen oder der anderen Wohnung zugeordnet werden können. Die Dachgeschosswohnungen verfügen über großzügige Terrassen auf dem Dach, die gleichzeitig als Zäsuren in der Volumetrie des Blocks wirken.


Nachhaltige Konstruktion

Der neue Block ist hinsichtlich seiner Energieeffizienz und einer effizienten Herstellung optimiert. Mit der kompakten Ausführung des Baukörpers und dem effizienten Sonnenschutz sind hoch gesteckte energetische Ziele leicht erreichbar. Das statische Konzept ist einfach und robust mit kurzen Spannweiten und regelmäßigem Raster geplant. Die Fassaden bieten ein lebendiges Spiel versetzter Elemente mit fein nuancierten Farb- und Oberflächenabstufungen.


Robuste Materialität

Die einzelnen Baukörper innerhalb des Blockes sind inklusive aller Trennwände im Massivbau hergestellt. Boden und Wandaufbauten entsprechen den Regeln der Baukunst, insbesondere hinsichtlich Bauphysik und Schallschutz. Die Fassaden sind aus hochdämmenden Ziegeln ausgeführt und verputzt. Unterschiede in Farbe und Putzstruktur sorgen für die jeweilige Individualität in der Adressbildung.


Landschaftsarchitektonisches Konzept

Ziel des vorgeschlagenen Entwurfskonzeptes ist die Entwicklung eines differenzierten, vielfältig nutzbaren Freiraums für die BewohnerInnen und Nutzer der Kita. Das um ca. 2,80 Meter von Norden nach Süden fallende Gelände wird hierbei zum Thema gemacht, um einen ebene und gut nutzbare Freifläche für die Kita zu schaffen, wird das Gelände im Norden durch zwei Sitzstufen abgefangen, im Süden erhebt sich diese Terrasse um eine Stufe. Auf diese Weise werden die Grenzbereiche zwischen Kita und Wohnhof aktiviert und können auf der zur Kita-orientierten Seite von den Kindern und auf der Hof-orientierten Seite von den BewohnerInnen genutzt werden. Am Ende der Kitafreifläche gibt es eine kleine bauliche Setzung, die der Kita als Lager für

Außenspielgeräte dient und zum Hof eine Pergola mit Sitzmöglichkeiten anbietet. Um diesen kleinen zentralen Platz herum befindet sich für die Bewohnergemeinschaft neben den Sitzmöglichkeiten unter der Pergola auch das Kinderspiel und eine Tischtennisplatte.

 


Materialitäten und Grünelemente

Um ein warmes, freundliches Bild zu schaffen und eine gute Benutzbarkeit zu gewährleisten, wird ein beiger Farbasphalt für die Erschliessungsflächen gewählt. Die Sitzstufen sind Fertigteile aus Weißbeton mit Holzauflagen an ausgewählten Orten. Als Schattenspender und raumbildende Grünelemente werden mehrere kleine Bäume (sorbus aria lutescens / acer campestre) und ein Grossbaum (Liriodendron tulipifera) am zentralen Platz gesetzt. Die Beleuchtung erfolgt durch einzelne Mastleuchten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die von den Verfasser°Innen geplante Blockraumbebauungsstruktur hält sich auf eine selbstverständliche Art an die Ziele des Überbauungsplans, indem der Blockrand der Baulinie folgt. Die Attikaaufbauten sind durchlässig, wirken aber schematisch, gleichförmig und sind in ihrer Plastizität nicht gestaltet.


Die Adressierung erfolgt konsequent von Außen. Mit nur vier Aufzügen und partiellen Laubengängen als Hybriderschliessung werden alle Geschosse barrierefrei erschlossen. Die Erschließung erfolgt kaltseitig, was Fragen bezüglich Sicherheit stellt und eine große Fassadenabwicklung generiert. Wünschenswert wäre eine architektonisch ausformulierte Eingangsgeste.


Die Grundrisse weisen große Mängel auf. Die Ecke Wohnungen sind ungenügend belichtet. Auch führt das gewählte Erschließungsprinzip zu Komplikationen bezüglich der gewünschten Privatheit vor den Schlafzimmern. Es wäre erstrebenswert, dass das gemeinschaftlich genutzte Flächenangebot wie Trockenräume usw. genau an den stark frequentierten Innenecken anzuordnen.


Lange Korridore, teils sehr schmale Zimmerbreiten und tief durchgesteckte Wohn-Essräume führen zu wenig attraktiven Wohnungen. Gewürdigt werden hingegen die mehrgeschossigen Einheiten oder der Versuch Alkoven anzubieten.


Ob die auf Dachgeschoss mittel Brücken zusammengehängten Außenräume der Sieglungsgemeinschaft zugutekommt, wird kontrovers diskutiert. Jedenfalls fehlt ein Raumangebot, was dies begünstigen würde.


Die Hofseitigen Fassaden sind konsequent mittels Stahlkonstruktion davorgestellt. Teils als Balkon ausformuliert, teils als Rank Gerüst für die Fassadenbegrünung, was zu einer ganz eigenen, intimen Atmosphäre führen könnte. Gegen außen sind die Fassaden glatt, wirken eher abweisend und auf sich selbst zentriert.


Insgesamt bleibt die Ausarbeitung der Pläne und die Architektur schematisch und wenig atmosphärisch. Vermisst wird ein innovativer Beitrag auf der Ebene der Grundrisstypologie. Das Projekt vermag insgesamt den hohen Anforderungen nicht zu genügen.