Mehrfachbeauftragung | 12/2021
Wohngebiet Warnitzer Feld in Schwerin
©MOSAIK
Gewinner / Zur Realisierung empfohlen
Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
Andreas Maurer, Jan Uetzmann, Prof. Kay Marlow, Ekkehard Vogt, Tev Wilhelmsen, Robert Marlow
nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
Der Stadtteil Warnitz ist geprägt durch seine landschaftliche Lage im Nordwesten der Kernstadt Schwerin. Das
Entwurfsgebiet stellt mit seiner direkten Anbindung an den Stadtteil eine
besondere Chance zur Vitalisierung des teils monofunktionalen Bestandes dar und
bietet auf einer Fläche von ca. 25 Ha das Potential für ein nachhaltiges und
zukunftsfähiges Wachstum der Stadt Schwerin.
Die für die Landeshauptstadt Schwerin typische Verflechtung von
Siedlungsfläche und Naturraum als besondere Qualität und identitätsstiftendes
Merkmal eines neuen, vielfältigen und wachsendes Lebensquartiers
herauszuarbeiten ist erklärtes Ziel des Entwurfes.
Zwischen
Stadt und Land - Anknüpfungspunkte, Übergänge, Kontext
Das neue Quartier soll den bestehenden Stadtteil sowohl
strukturell als auch sozialräumlich und funktional ergänzen. Anstatt einer
direkten Weiterführung der bestehenden Bebauungsstruktur in den neuen Stadtteil
entsteht eine naturnahe und geschützte Landschaftszone als behutsamer Übergang
und Begegnungsort zwischen Alt und Neu. Anstelle eines zentralen Parks im Kern
des neuen Quartiers entsteht eine Allmende für den gesamten Stadtteil.
Funktional ergänzt das neue Quartier den Bestand durch eine vielschichtige
Nutzungsmischung. Zum einen entstehen Einfamilien, Doppel- sowie Townhäuser –
vor allem an den Übergängen zum bestehenden Stadtteil – zum anderen entstehen
Mehrfamilenhäuser und ebenfalls Townhäuser – vor allem an den zur Kernstadt
orientierten Grundstücksgrenzen. Im Kern des Entwurfsgebietes verdichtet sich
die Bebauungsstruktur zu einem durchmischten, lebendigen Zentrum. Im Sinne
eines Urbanen Quartiers mischen sich hier Wohnnutzungen mit gewerblichen,
leichten produzierenden Nutzungen sowie Einrichtungen des täglichen Lebens, die
sich in einem sinnvollen Maßstab hauptsächlich in den Erdgeschossen der
Bebauung befinden und somit gleichzeitig den öffentlichen Raum beleben.
Im Zusammenwachsen dieser unterschiedlichen Strukturen entsteht
eine neue, transformierte Typologie im Kontext zwischen Stadt und Land.
Stadtteil
der Nachbarschaften - aus Dorf wird Stadt, aus Stadt wird Dorf
Die sozialräumliche Gliederung des Entwurfsgebiets erfolgt nach
dem Prinzip der „Unity in diversity“. In Abgrenzung zur Anonymität der
Großstadt werden identitätsstiftende, dörfliche Nachbarschaften entwickelt, die
durch Ihre Unterschiedlichkeit differenzierte Möglichkeitsräume zur Entwicklung
individueller Lebensentwürfe schaffen.
Eine räumliche Umsetzung dieses Prinzips bildet das Grundgerüst
der neuen Bebauungsstruktur.
Sie gliedert sich in verschiedene, teils gemischt genutzte Dorfcluster,
die sich um ein belebtes, urbanes Zentrum anordnen. Dabei bilden sie ein in
sich funktionierendes soziales Mikrosystem im Quartier aus und entwickeln ihre
eigene Identität.
Verflechtung mit der Landschaft
Als schollenartige Inseln werden die dorfartigen Nachbarschaften
über ein vielfältiges System landschaftlicher Räume zusammengebunden. Es
entsteht ein verflochtenes Netz von Bebauung und Naturraum, das sich
gegenseitig ergänzt und zu einem einprägsamen Gesamtbild mit einem hohem
Identifikationspotential fügt.
Bis in die Urbane Mitte hereingezogene Grünzonen bilden Kaltluftschneisen im Quartier und sorgen
für lokale Retentionsräume und oberflächennahe Versickerung nach dem Prinzip
der Schwammstadt.
Die Gemeinschaft aller Bewohner*innen steht in den Quartieren und in der Urbanen Mitte im
Vordergrund: Alle Bewohner*innen können die zur Verfügung stehenden Freiräume
gleichermaßen nutzen, verändern und mitgestalten, wodurch es ermöglicht wird,
dass jedes Quartier individuelle Identitäten ausprägen kann. Angebote wie
flexible Möblierung, Kinderspiel und kommunikative Gemeinschafsbänke lassen
qualitätsvolle Nachbarschaftstreffs entstehen.
Das wachsende Quartier – flexible Entwicklung statt starrer Masterplan
Bedarfe und Anforderungen transformieren und ändern sich schneller
denn je, sodass eine zukunftsfähige Stadtplanung resiliente Lösungen für sich
verändernde Rahmenbedingungen jenseits eines starren Masterplans bereithalten
muss.
Ausgehend von einem mehrjährigen Entstehungsprozesses des neuen
Quartiers muss das Entwurfskonzept daher den Grundzügen einer nachhaltigen und flexiblen
Entwicklung Rechnung tragen.
Die entworfene Clusterstruktur ist in der Lage in unterschiedlichen Bauabschnitten realisiert zu werden. Die einzelnen Cluster
bilden in Ihrer Struktur ein belastbares, flexibles Grundgerüst aus, welches
auf sich verändernde Rahmenbedingungen angepasst werden kann. So ist es z.B.
möglich erste Cluster nach einem aktuellen Bedarf zu gestalten und die
detaillierte Ausgestaltung der weiteren Cluster im Kontext zukünftiger
Entwicklungen zu gestalten ohne dabei das Gesamtgefüge in Frage zu stellen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf lebt von der Idee eines Stadtteils der Nachbarschaften: aus Dorf wird Stadt, aus Stadt wird Dorf. Das neue Quartier soll den bestehenden Stadtteil sowohl strukturell als auch sozialräumlich und funktional ergänzen. Anstatt einer direkten Weiterführung der bestehenden Bebauungsstruktur in den neuen Stadtteil entsteht eine naturnahe und geschützte Landschaftszone als behutsamer Übergang und Begegnungsort zwischen Alt und Neu. Anstelle eines zentralen Parks im Kern des neuen Quartiers entsteht eine Allmende für den gesamten Stadtteil. Funktional ergänzt das neue Quartier den Bestand durch eine vielschichtige Nutzungsmischung. Im Kern des Entwurfsgebietes verdichtet sich die Bebauungsstruktur zu einem durchmischten, lebendigen Zentrum. Im Zusammenwachsen dieser unterschiedlichen Strukturen entsteht eine neue, transformierte Typologie im Kontext zwischen Stadt und Land. Die Bebauungsstruktur gliedert sich in verschiedene, teils gemischt genutzte Dorfcluster, die sich um ein belebtes, urbanes Zentrum anordnen. Dabei bilden sie ein in sich funktionierendes soziales Mikrosystem im Quartier aus und entwickeln ihre eigene Identität. Als schollenartige Inseln werden die dorfartigen Nachbarschaften über ein vielfältiges System landschaftlicher Räume zusammengebunden. Es entsteht ein verflochtenes Netz von Bebauung und Naturraum.
Das Leitbild lautet „Sowohl Stadt als auch Dorf“. Im integrierten städtebaulichen Entwurf ist eine deutliche Durchmischung der Nutzung und Bautypologien zu erkennen. Die Stärke des Entwurfs ist die kleinteilige intelligente Struktur (Kleinmaßstäblichkeit). Der Entwurf weist ein dezentrales System mit einer urbanen Mitte und sechs Nachbarschaften auf. Innerhalb jeder Nachbarschaft besteht eine soziale und ökologische Vernetzung. Der Strukturvorschlag lässt viel Individualität und Nachbarschaft sowie Kennenlernen und Miteinander zu. Es entsteht keine Trennung nach Typologien.
Die Nachbarschaften können sich nach und nach entwickeln, hier steckt sehr viel Potenzial. Man könnte bei einer abschnittsweisen Entwicklung von Nachbarschaft zu Nachbarschaft lernen.
Es ist ein hoher Anteil an Grünzügen bzw. „grünen Fingern/Korridoren“ vorhanden. Diese ist aufgrund der hohen Bebauungsdichte möglich. Dabei handelt es sich um ein gutes Konzept. Zwischen den Nachbarschaften sind Plätze vorhanden, die die Bebauung ordnen. Innerhalb der grünen Korridore sind Aktivitäten möglich, die den Eindruck erwecken sich in einem „halbprivaten Raum“ zu befinden. Treffpunkte innerhalb und außerhalb der Nachbarschaften sind möglich. Die vielen Grünzüge sind auch klimatisch sehr gut. Der Übergang von privaten/halböffentlichen/öffentlichen Grünflächen ist im Bauleitverfahren zu regeln. Diese Umsetzung ist unter Umständen in Schwerin Neuland.
Die Erschließung ist effizient. Der Verkehr wird in dem Quartier zentralisiert. Die Haupterschließung schafft eine Verbindung zwischen den Nachbarschaften. Die Erschließungsstruktur bietet keine Möglichkeit zum Durchfahrtsverkehr innerhalb der Nachbarschaften. Es handelt sich um eine Ringerschließung, an welche alle Nachbarschaften angebunden sind. Innerhalb der Nachbarschaften sind gemischte Straßen vorgesehen. Die Innenerschließung atmet und ist lebendig.
Die Regenwasserbewirtschaftung/-versickerung ist gut gelöst, indem diese in die grünen Korridore integriert werden. Es ist positiv hervorzuheben, dass die nordwestliche Ecke (als leicht angedeutetes Dreieck wahrnehmbar) frei von Bebauung ist. Dies ist zu begrüßen.
Der städtebauliche Entwurf bringt gute Voraussetzungen für ein gleichzeitig innovatives wie selbstverständliches Siedlungskonzept. Das Konzept weist eine hohe Diversität und Wandelbarkeit auf, welches eine gute Grundlage für das weitere Bauleitverfahren ist. Hier sind insbesondere die mögliche Verkehrsbelastung in und um die urbane Mitte und die Nutzung der privaten/halböffentlichen/öffentlichen Grünflächen zu erörtern. Beim Letzterem sind eventuell Patenschaften für die „Zwischenräume“ möglich. Die Spielplätze sind besser zu integrieren. Diese dienen heute als Treffpunkte und sollten mehr in den Mittelpunkt (standorttechnisch) gerückt werden. Das Konzept der HUB und der Stellplätze in der urbanen Mitte ist weiter zu konkretisieren. Hier ist eine Optimierung notwendig.
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Lageplan
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Lageplan 2
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Axonometrie