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3. Rang 5 / 5

Offenes, nicht anonymes, kooperatives Werkstattverfahren | 02/2022

Neugestaltung GWH Hochhausfassade in Kassel

3. Rang / Ein 3. Rang

happarchitecture. JJH Architektengesellschaft mbH

Architektur

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Visualisierung

Erläuterungstext

Zeichenhafte Gestaltung im städtischen Kontext

 

Die herausragende Stellung des 10-geschossigen Bürohauses im heterogenen Stadtkontext rund um den historischen Königsplatz bedarf einer Gestaltung, die zeichenhaft ist ohne sich auffallend in den Vordergrund zu drängen. Mit der vorgeschlagenen detailreichen und plastisch differenzierten Fassaden-gestaltung gelingt es, dem GWH-Hochhaus die gebührende Aufmerksamkeit zu verleihen und harmonisch auf das Umfeld zu reagieren.

 

Die zeitlos eleganten Formensprache und Materialität der neuen Fassade unterstreicht den Anspruch der GWH als ein Unternehmen, dass für seine Kunden dauerhaft Werte schafft. Die starke Betonung der Vertikalen in allen Fassadengliedern bricht die Monotonie der Bandfassade auf. Brüstungen, Gesimse und Lisenen geben der dem Fassadenbild eine feine Textur und ein lebendiges Schattenspiel. Der für die Bekleidung gewählte Naturstein, ein grünlich-grauer, lebendig strukturierter Muschelkalk betont das repräsentative, gediegene Erscheinungsbild und erfüllt durch Langlebigkeit und Alterungsfähigkeit alle Nachhaltigkeitsansprüche. Die stehenden Fensterformate sind zweigeteilt und werden von einer vertikal kannelierten, beidseits leicht nach innen geneigten Laibungsfläche eingefasst. Zur Absturzsicherung dient eine Glasbrüstung. Die geschlossenen Wandfelder im Brüstungsbereich und im Bereich der Wandpaneele der Seitenfassade dienen zur Aufnahme von PV-Elementen. Der Treppenturm wird im Raster der Fassade zurückhaltend gegliedert und mit grünlichen, an den Stein farblich angepasste PV-Modulen belegt. Das weiße GWH Logo am oberen Abschluss überragt die umliegende Bebauung und ist weithin sichtbar.

 

Gut einsehbar im Kreuzungsbereich der Kölnischen Straße und der Mauerstraße weist eine transluzente, flecxibel bespielbare LED-Werbewand über dem Café auf aktuelle Angebote hin. Um die Sockelfassade des zweigeschossigen Anbaus legt sich ein messingfarbenes Gesimsband. Das Band mündet im Bereich des Haupteingangs in einer Messingwand, die dort eine angemessen repräsentative Vorzone einfasst. Das Geschäft ‚Stoffhaus am Kö‘ und die angegliederte Bäckerei mit Café werden wie selbstverständlich in die Gestaltung mit einbezogen. Der Gesamteindruck zielt auf eine Gestaltung aus einem Guss.


Nachhaltigkeit 

 

Bei der Umgestaltung des GWH-Hochhauses ist der ökologische Gedanke stark verankert. Die Stärken des heutigen Gebäudes, die einfache, effiziente Grundrissstruktur, die exponierte, verschattungsfreie Lage und die optimale Ausrichtung zur Sonne werden durch die neue Fassade um zeitgemäße Aspekte der Nachhaltigkeit ergänzt.

 

Es wurde erkannt, dass der Bestandsbau sehr kompakt ist. Das vorteilhafte Verhältnis zwischen Geschossfläche und Außenhülle wurde beibehalten um somit weiterhin den Energiebedarf (Wärme und ggf. Kälte) zu minimieren. Als zweite Maßnahme wurden die Fensterflächen und deren Positionierung bewertet. Durch die vertikalen Fensterformate wird ein optimales Verhältnis zwischen Tageslichtnutzung und Energiebedarf mit einem Fensterflächenanteil von ca. 29% bei optimaler Positionierung erreicht. So sind die Fenster bündig mit den Decken, die Brüstungen liegen auf Tischhöhe. Der Wärmeeintrag wird verringert bei verbesserter Tageslichtnutzung durch Lichtlenkung.

 

Diese beiden Maßnahmen unterstreichen, dass allein durch bauliche, also passive Maßnahmen der Nutzerkomfort erhöht und auf zusätzliche elektrische Betriebsenergie für Kühlung und Lüftung verzichtet werden kann. Auf technischer Ebene wurde das Potential der Eigenstromproduktion erkannt.

Die Fassaden an der Kölnischen- und Mauerstraße eignen sich mit Ihrer Ausrichtung gegen Süd-Ost und Süd-West hervorragend für die Eigenstromproduktion mittels Photovoltaik. Die Aktivierung der Fassade wird umso wichtiger bei hohen Gebäuden wo die Dachfläche im Vergleich zur Geschossfläche gering ausfällt. Dabei berücksichtigt die Fassadengestaltung die Dimensionen von Standardmodulen. Somit wird ein wirtschaftlicher und ökologischer Betrieb ermöglicht. Trotz geringer Freiflächen wird auch in diesem Projekt ein Beitrag zum Stadtklima geleistet. Dafür wird das Dach des zweigeschossigen Anbaus begrünt. Die so geschaffene Grünfläche verringert den Anteil versiegelter Flächen und erzeugt eine adiabatische Kühlung.

 

Technisches Konzept  

 

Es wird ein Gesamtstrombedarf von 30 kWh/a pro qm Büronutzfläche angenommen. Auf die Nutzfläche von 2.100 qm bezogen ergibt sich somit ein Gesamtbedarf von ca. 62.000 kWh/a. Durch die optimale Nutzung der Fassade zur Integration von Photovoltaik-Flächen (PV-Solar-Raffstores, PV-Elemente in den Wandpaneelen) sowie Nutzung der exponierten Dachflächen zum Aufstellen von Photovoltaik-Modulen kommt die Anlage auf eine Jahresproduktion von ca. 70.000 kWh. Somit kann der gesamte Anteil des Bedarfes an elektrischer Energie (inkl. Fördertechnik ohne Kühlung und Lüftung) für den alltäglichen Bürobedarf ohne Primärenergieeinsatz zu 100% aus regenerativen Quellen gedeckt werden. 

Das öffentliche Netz dient dabei als Puffer, um den zeitlichen Versatz zwischen Produktion und Bedarf auch im Winter gerecht zu werden.

 

Fassadenkonstruktion

 

Für die Sanierung im laufenden Betrieb wird eine Montage mit Lisenen gewählt. Rohbauarbeiten können außerhalb der Kernzeiten vorgenommen werden. Die statische tragende Grundkonstruktion der Fassade besteht aus vertikal spannenden Lisenen. Diese werden geschossweise an die Deckenköpfe montiert. An dieser Unterkonstruktion werden die Fenster als Fensterbänder montiert. Vor den Pfeilern verlaufen in die Fassade eingespannte Blechpaneele. Die Natursteinverankerung erfolgt ebenso an dieser Grund-konstruktion. 

 

Der Vorteil dieser Fassadenkonstruktion besteht darin, dass nun partiell an der Fassade Arbeiten stattfinden können. Die Bestandsfassade kann bereichs- und raumweise demontiert und wieder geschlossen werden. Lärmintensive Rohbauarbeiten können zeitlich auf die Morgenstunden vor Büroarbeitsbeginn begrenzt werden. Die PV-Module berücksichtigen den neuesten Stand der technischen Entwicklung sowohl hinsichtlich der Leistung als auch hinsichtlich der Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten von Oberflächen und Farben.

Beurteilung durch das Preisgericht

  • Der Versuch wird sehr wohl anerkannt, die neue architektonische Fassung des Hauses aus den in Kassel nicht unüblichen Natursteinfassaden der 1950er Jahre zu entwickeln. Der gewählte dunkelgrüne „Anröchter Dolomit“ erscheint jedoch in seiner Anmutung und Ausstrahlung für das Unternehmen GWH nicht angemessen. Hier wäre die sehr viel hellere Variante aus Muschelkalk akzeptabler. Leider ist diese Variante nicht in dem Format des Renderings zu sehen, sondern nur als einzelner Musterstein
  • Die Reminiszenz an die 50er Jahre wird nicht von allen Mitgliedern der BK geteilt
  • Die im Detail vielfältig gegliederte Steinfassade wirkt zudem schwer und an der Stirnseite mit ihren Blindfenstern (PV-Elemente) unverständlich
  • Positiv bewertet wird das Herunterführen der konstruktiven Fassadenelemente auf den städtischen Boden. Dies stärkt die Figur des Baukörpers im urbanen Kontext
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord West

Ansicht Nord West

Ansicht Süd Ost

Ansicht Süd Ost

Ansicht Süd West

Ansicht Süd West

Piktogramm Fassade

Piktogramm Fassade

Piktogramm Sanierung

Piktogramm Sanierung

Piktogramm Energie

Piktogramm Energie

Schnitt

Schnitt

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