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Einladungswettbewerb | 09/2021

Barrierefreie Umgestaltung Freibereiche Evangelische Kirche Mainz-Gonsenheim

2. Preis

Preisgeld: 2.000 EUR

MANN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumplanerisches Leitbild

Der Kirchenbau ist auf dem Hochpunkt eines naturgeschichtlichen Fragments einer Flugsanddüne verortet. Ein landschaftstypisches Wäldchen aus Kiefern umspielt den Kirchenbau. Topographie und vorhandener Kiefernhain prägen den „Genius loci“, den „Dem Geist des Ortes“ und stehen in enger Beziehung zum umgebenden Landschaftsraum. So wirkt diese „Grüne Insel“ im umgebenden Stadtraum wie ein Naturzitat. Der Vorplatz wird als eine Aussichtsterrasse mit Blick in den Stadt- und Landschaftsraum herausgearbeitet. In Anlehnung an die historische Situation wird die „Grüne Insel“ durch ein filigranes Geländer eingefriedet. Einerseits sorgt die Einfriedung für mehr Sicherheit zur Straße, anderseits unterstreicht sie die markante Grünfläche des Kirchengrundstückes und überhöht diese im Verhältnis zum umliegenden Stadtraum. Eine Hommage an das ursprüngliche historische Mosaikpflaster findet sich als Neuinterpretation auf dem Vorplatz der Kirche.


Grün-und Freiraumkonzept

Die Baumschicht der vorhandenen Kiefern werden durch Neupflanzungen ergänzt und damit als weithin sichtbares naturräumliches Gestaltungsmotiv gestärkt. Locker verteilte Wildrosen stehen im Dialog zu den Stämmen der Kiefern und schaffen ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen offenen und introvertierten Raumwirkungen. Die Rasenfläche wird als Landschaftsrasen durch eine Mischung von Blumenzwiebeln und Knollenpflanzen zum Verwildern ergänzt und bildet die unterste der drei Pflanzschichten.

Die heute vorhandenen Blockstufen aus Basaltlava können zum Bau der Haupteingangstreppe Wiederverwendung finden. Die drei geschwungenen Stellstufen greifen das Material Basaltlava auf. Die Oberfläche von Zwischenpodest und Vorplatz wird einheitlich mit einem gesägten und gut begehbaren Mosaikpflaster versehen. Diese Art der Oberflächengestaltung nimmt Bezug auf das historische Pflasterbild, welches sich noch heute an einigen Hauseingangsbereichen in der Breiten Straße bzw. Elbestraße findet. Die vorhandenen roten Sandsteinplatten finden ihre Verwendung für den barrierefreiem Weg und als Platten für die Erschließung des östlichen Kirchengrundstückes.

Trotz der Grundausleuchtung durch die vorhandene Straßenbeleuchtung wird eine dem Ort angemessene, einladende Lichtqualität im Eingangsbereich der Kirche vorgeschlagen. Im Handlauf eingefügte Lichtlinien und die Ausleuchtung des Eingangsportales sollen den Besucher den Weg bei Dunkelheit erleichtern.


Erläuterung der barrierefreien Erschließung

Die barrierefreie Erschließung der Kirche steht im Mittelpunkt der Neugestaltung. Die Planung berücksichtigt die DIN-Normen 18040 (1) und (3). Eine breite Treppenanlage mit flachen Stufen führt – begleitet von beidseitigen Handläufen – zum Haupteingang. Die Stufen werden visuell und taktil markiert. Rollstuhlfahrer können einen seitlichen Weg nutzen, der ein Gefälle von max. 6% aufweist, unterbrochen durch flachere Abschnitte. Alle Oberflächen werden mit bequem und erschütterungsarm benutzbaren Belägen ausgestattet.


Nutzungskonzept der Außenbereiche

Unter den Kiefern und zwischen den Strauchrosen laden Sitzinseln aus Holz zum Verweilen ein und stehen einer informellen und vielseitigen Nutzung offen. Bei Festen und Veranstaltungen der Kirchengemeinde lassen sich diese mobilen Sitzwürfel flexibel nutzen. Das Geländer grenzt das Kirchengelände vom umgebenden Straßenraum ab. Nur einigen wenigen Stellen ist das Geländer unterbrochen, um das Queren und den Zugang für Pflegefahrzeugen zu ermöglichen. Geländer, Infotafel, Abfallbehälter, Fahnen- und Leuchtmasten sind einheitlich anthrazit gestrichen.


Nachhaltigkeit der Konzeption

Die Frage nach dem Genius loci ist Ausgangspunkt für das Konzept der Umgestaltung des Freibereiches der evangelischen Kirche in Mainz-Gonsenheim. Dabei spielt der stadt- und landschaftsräumliche Kontext im Zusammenspiel mit dem denkmalgeschützten Kirchenbau eine bedeutende Rolle.

Das Umfeld wird durch weitere Baumpflanzungen ergänzt, was sich mikrolimatisch positiv auswirkt. Die Verwendung von regionalem Natursteinmaterial (Basalt/Sandstein/Grauwacke) für die Oberflächengestaltung trägt dem Anspruch der Nachhaltigkeit Rechnung. Die vorhandenen Basaltblockstufen und die Sandsteinplatten stehen zur Wiederverwendung zur Verfügung. Das Umfeld der Kirche, insbesondere der östliche Teil, ist ein öffentlicher „Möglichkeitsraum“ für vielseitige Funktionen. Neben den Nutzungen durch die Kirchenmitglieder selbst, dient das Umfeld als Begegnungsort - ein urbaner Grünraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Alle verwendeten Materialien, wie zum Beispiel die Sitzbänke, sind aus hochwertigen Materialien und dadurch langlebig.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die zunächst überraschende und ungewöhnliche Sichtweise einer eher landschaftlichen Gestaltung des westlichen Vorbereichs mit einer intensiven Begrünung wird durch die Jury sehr positiv gewürdigt. Die Idee, auf diese Weise das Kirchenumfeld als Ganzes als ein Stück »Landschaft in der Stadt« herauszuarbeiten, wird begrüßt. Auch aus Sicht des Denkmalschutzes wird der Gestaltungsansatz sehr positiv gesehen, da dieser die Kirche als Kulturdenkmal in hohem Maße zur Geltung kommen lässt. Positiv gesehen wird auch die gestalterisch sehr gelungene Integration der Rampenanlage bei gleichzeitig sehr klarer Orientierung. Kritisch gesehen wird , dass sich der Vorbereich unmittelbar vor dem Kirchenportal hierdurch auf eine Podestsituation reduziert. Eine angemessen große Aufstell- und Versammlungsfläche z. B. für die Verabschiedung der Gemeinde oder nach kirchlichen Feiern wird vermisst. Die durch die Darstellung der implizierte räumliche »Mit-Wirkung« des öffentlichen Straßenraums durch einen einheitlichen Pflasterbelag ist nicht wie dargestellt möglich und kann eine Aufstell- und Versammlungsfläche auf dem Kirchengrunds nicht ersetzen. Die Gestaltung des östlichen Gartenbereichs wird kontrovers diskutiert; die lückenhafte Einfriedung in diesem Bereich kann nicht nachvollzogen werden. Der Entwurf wird als formal und gestalterisch eigenständiger und gelungener Beitrag eingeschätzt, der jedoch in Bezug auf den funktionalen Aspekt der Versammlungsmöglichkeit vor der Kirche nicht vollständig überzeugen kann.


Überarbeitung

Die zunächst überraschende und ungewöhnliche Sichtweise einer eher landschaftlichen Gestaltung des westlichen Vorbereichs mit Begrünung wird durch die Jury sehr positiv gewürdigt. Die Idee, auf diese Weise das Kirchenumfeld als Ganzes als ein Stück »Landschaft in der Stadt« herauszuarbeiten, wird begrüßt. Auch aus Sicht des Denkmalschutzes wird der Gestaltungsansatz sehr positiv gesehen, da dieser die Kirche als Kulturdenkmal in hohem Maße zur Geltung kommen lässt. Positiv gesehen wird auch die gestalterisch gelungene Integration der Rampenanlage bei gleichzeitig sehr klarer Orientierung. Kritisch wird eingeschätzt, dass sich der Vorbereich unmittelbar vor dem Kirchenportal hierdurch auf eine Podestsituation reduziert. Eine angemessen große Aufstell- und Versammlungsfläche z. B. für die Verabschiedung der Gemeinde oder nach kirchlichen Feiern wird vermisst. Der barrierefrei erreichbare Zwischenbereich wird durch die weiterführende Treppenanlage relativ stark zergliedert. Zudem liegen die zwei Stufen unterhalb des dargestellten Zwischenbereichs nicht innerhalb des Kirchengrundstücks; der Bereich müsste entsprechend verkleinert werden. Die durch die Darstellung der implizierte räumliche »Mit-Wirkung« des öffentlichen Straßenraums durch einen einheitlichen Pflasterbelag ist nicht wie dargestellt möglich und kann eine Aufstell- und Versammlungsfläche auf dem Kirchengrunds nicht ersetzen. Die Gestaltung des östlichen Gartenbereichs wird kontrovers diskutiert; die lückenhafte Einfriedung in diesem Bereich kann nicht nachvollzogen werden. Der Entwurf wird gleichwohl als formal und gestalterisch besonders eigenständiger und gelungener Beitrag eingeschätzt, der jedoch in Bezug auf den funktionalen Aspekt einer Versammlungsmöglichkeit vor der Kirche nicht vollständig überzeugen kann.