modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 10/2021

Neubau Schwerpunktfeuerwache Alt-Friedrichsfelde 60 in Berlin-Lichtenberg

Perspektive auĂźen

Perspektive auĂźen

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

FRĂ–LICHSCHREIBER

Architektur

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH

Tragwerksplanung, TGA-Fachplanung, Bauphysik

brandplus GmbH

Brandschutzplanung

HeGe Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

NATURVERBUNDENER STADTBAUKĂ–RPER

Das neue Gebäude der Schwerpunktfeuerwehr Alt-Friedrichsfelde bildet am Ende der neu zu entwickelnden Freiraumachse im Gesamtareal einen städtebaulichen Schwerpunkt aus. Dieser entwickelt sich aus einem viergeschossigen Kopfbau, der als im Volumen differenzierter Stadtbaukörper die zukünftige Platzsituation bespielt. Diese Geste wird durch die notwendige Erhöhung des Grundstücks um ca. 1,35 Meter betont. Ein einladender Gebäudeeinschnitt markiert den fußläufigen Hauptzugang zur Feuerwache sowie die Fahrradstellplätze. Daran gliedert sich mit der langgestreckten Fahrzeughalle und den darüber liegenden Räumen für die Wachmannschaften das Herz des Gebäudes. Einschnitte mit begrünten Loggien und dem Zugang zum Parkplatz gliedern das Gebäudevolumen von außen und schaffen lebenswerte Freiräume für die Mitarbeiter. Das Gebäude wird im Bereich um die Fahrzeughalle von den Aufstell- und Alarmausfahrtsflächen umschlossen. Der nördliche Teil dient der Ausfahrt der Rettungsfahrzeuge zur Gensinger Straße. Im östlichen Teil gliedern sich die Übungsflächen an den rückwärtigen Zugang an. Im rückwärtigen Bereich liegen neben den PKW-Stellplätzen ein grüner Pausenbereich mit Sitzmöglichkeiten, der auch zum Grillen, für Feuerwehrfeste oder zum Sport im Freien genutzt werden kann. Die um das Gebäude führende Umfahrung für die rückkehrenden Fahrzeuge wird durch einen klar definierten Zebrastreifen vom Parkplatz und Pausenbereich zur Feuerwache überquert.

 

REIBUNGLOSE ABLĂ„UFE UND RĂ„UMLICHE QUALITĂ„TEN

Die hochfunktionalen und effizient angeordneten Grundrisse sorgen für reibungslose Betriebsabläufe, eine hohe Wirtschaftlichkeit und kurze Wege. Das Erdgeschoss ist der Fahrzeughalle und dienenden Funktionen, wie Schleusen, Wachgeschäftszimmer, Gestellräumen und Waschräumen vorbehalten. Die Fahrzeughalle ist dreigliedrig mit jeweils drei Stellplätzen und 2 dazwischenliegenden Funktionseinheiten mit Rutschstangenschächten, Schleusen und Lagerräumen organisiert. In den zwei äußeren Schiffen befinden sich die Einsatzfahrzeuge, im mittleren Schiff ein Waschplatz sowie Reservefahrzeuge. Im Zwischengeschoss liegen Schrankräume und Lagerräume. Direkt über der Fahrzeughalle befinden sich mit Bezug Richtung Norden auf die Alarmausfahrt die Gemeinschaftsräume sowie dienende Räume. Die gegenüber auf der lichtverwöhnten Südseite angelagerten Ruheräume haben eine großzügige Terrasse. Eine begrünte Pergola mit vorgelagertem Pflanztrog schafft eine hohe Aufenthaltsqualität und schützt im Sommer vor Erwärmung. Durch den tiefen Rücksprung sowie der Lage auf der abgewandten Seite zur Alarmausfahrt sind die Rückzugsräume einer geringen Schallbelastung ausgesetzt. Im Kopfbau liegen mit Blick zum zukünftigen Quartier die Büro- und Diensträume der Wachabteilungsleitung. Im obersten Geschoss thronen die Sporträume mit großzügigem Blick und einer Terrasse für Außenaktivitäten.

 

CO2-SPEICHERNDER HYBRID

Das Gebäude erfüllt mit in einer Holz-Betonhybridbauweise die hohen funktionalen Anforderungen und gewährt Nachhaltigkeit durch einen geringen Grauenergiewert.

Das Tragwerk der Fahrzeughalle und das Sockelgeschoss sind in Stahlbetonbauweise konzipiert. Die oberen Geschosse werden vom Sockelbau durch Massivholzdecken in R90-Qualität getrennt. Sie erhalten eine hochdämmende Holzelement-Thermofassade sowie tragende Massivholzwände und Dächer mit sichtbaren Holzoberflächen. Die Fassade erhält eine Verschalung mit Fliesen in einer changierenden seidenmatten Rot-Orangeglasur, die einen spezifischen Ausdruck von hohem Wiedererkennungswert mit sehr langer Haltbarkeit verbindet. Die Verkleidung der Fassade mit Fliesen in einer changierenden seidenmatten Rot-Orangeglasur verbindet einen spezifischen Ausdruck der Nutzung als Feuerwehr mit einer äuĂźerst langen Haltbarkeit und geringstem Pflegeaufwand. In den Dienst- und Sozialräumen kommen fĂĽr ein höchstmögliches KomfortgefĂĽhl warme Materialien wie Holz und warme Farben zum Einsatz. Durch die groĂźzĂĽgigen Bandfenster sind die Räume auch im Winter lichtdurchflutet, erhitzen sich jedoch im Sommer durch effizienten auĂźenliegenden Sonnenschutz nicht.

 

KLIMANEUTRALES KONZEPT MIT VORBILDFUNKTION

Um seinem Vorbildcharakter für öffentliche Bauten nach dem Klimaschutzgesetz §13gerecht zu werden, wird die Feuerwache kompakt und wärmebrückenfrei nach dem Energiestandard KfW Effizienzhaus 55 mit dreifacher Wärmeschutzverglasung ausgeführt. Das Gebäude wird aus recycelbaren, ökologisch unbedenklichen Materialien, insbesondere mit mineralischer Dämmung und unterseitig mit Schaumglasschotter, hergestellt. Die Wärmeversorgung erfolgt zentral über eine Luft-Wasser-Wärmepumpen-Kaskade. Die Antriebsenergie der Wärmepumpe und die Gebäudestromversorgung wird anteilig über eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher gedeckt. Die restliche Energie wird über den EVU bezogen. Die Wärmepumpe speist einen Schichtenspeicher, der mit einem zusätzlichen elektrischen Heizstab zur Abdeckung von Spitzenlasten ausgestattet ist. Vom Pufferspeicher werden die Umluftheizgeräte mit integrierter Zuluft der Fahrzeughalle, die Raumheizflächen (Wohnbereiche mit Fußbodenheizung, Nebenräume mit Heizkörper) und die zentrale Warmwasserbereitung als Frischwasserstation versorgt. Zur Unterstützung der kann optional eine Solarthermieanlage angebunden werden. Die erforderliche Beleuchtung erfolgt über energiesparende LED-Lampen mit einer Präsenzsteuerung in Flurbereichen und WC-Räumen. Die Notstromversorgung erfolgt über ein innovatives batteriegestütztes Notstromsystem, wodurch technische, bauliche und sicherheitstechnische Aspekte optimal in das Gebäude integriert werden.

 

RESSOURCENSCHONENDE REGENWASSERNUTZUNG

Eine mehrstufige Regenwasserbehandlung aus Rückhaltung, Verdunstung, Nutzung und Versickerung bildet ein innovatives und ressourcenschonendes Konzept. Das Flachdach ist als Retentionsdach mit extensiver Begrünung und Photovoltaik konzipiert, das unmittelbar im Neubau eine Regenwasserverdunstung von 60% schafft. Gleichzeitig wirkt das Grün als Klimaanlage dank der Verdunstung von Wasser und leistet über 600 kWh an Kühlleistung an einem heißen Tag. Diese Kühlenergie schützt das Gebäude und verbessert das Kleinklima spürbar. Das erhöht die Aufenthaltsqualität innen und reduziert die nächtliche Überwärmung.

Der bepflanzte Trog im Bereich der Terrasse dient zusätzlich als Wasserspeicher. Retentionsdach, Pflanztrog und die Bepflanzung der Pergola sind in der Lage 100% des Jahresniederschlags aufzunehmen und zu speichern. Damit werden einerseits die Pflanzen ausgezeichnet mit Wasser versorgt und das kommunale Kanalsystem von Regenwasser entlastet. Nebenbei binden die Pflanzen Feinstaub, reduzieren den Schallpegel und sind natürlicher Lebensraum. Die Freiflächenentwässerung speist eine unterirdische Regenwasserzisterne, die als Nutzwasser für Grünflächenbewässerung und zur Fahrzeugpflege genutzt, sowie als Löschwasserreservoir eingesetzt werden kann. Überschüssiges Regenwasser aus befestigten Flächen und Zisterne werden einer Rigole zur örtlichen Versickerung zugeführt. Im Starkregenereignis kommen zusätzlich Versickerungsmulden östlich des Neubaus zum Tragen. Für die Versickerung der befestigten Flächen wird ein Vorreinigung des Niederschlagswassers nötig.

 

VERSICKERUNGSFĂ„HIGE FREIFLĂ„CHEN MIT LEBENSQUALITĂ„T

Der Entwurf der Freiflächen zielt auf eine funktionale und flächensparende Anordnung der versiegelten Aufstellflächen und einen höchstmöglichen Anteil an versickerungsfähigen Grünflächen ab. Neben dem vorrangigen Ziel der Entwässerung dient dies ebenso der Verbesserung des Mikroklimas, der Biodiversität und der Lebensqualität der Feuerwehrmitarbeiter. Die Aufstellflächen werden aus Betonwerkstein hergestellt, während die Zufahrt und die PKW-Stellplätze mit einem Rasenfugenpflaster zur Steigerung der Versickerungsfähigkeit als grüner Rahmen davon abgesetzt. Ungenutzte Bereiche zwischen den Fahrspuren und am Gebäude bilden begrünte Retentionsmulden. Durch eine Optimierung der Gefälle sowie der Rampenanbindung wird die Erhöhung des Geländes gegenüber der Vorstudie um 15cm reduziert, welches einer Einsparung von ca. 1.000 m3 Erdreich entspricht. Der Höhenunterschied wird von einer, das Grundstück umgebenden, begrünten Mauer abgefangen. Die Einfriedung des Geländes wird durch einen umlaufenden Zaun und einer immergrünen Hecke sichergestellt. Die Pergolen und der Pflanztrog werden durch immergrüne, langsam wachsende und robuste Bodendecker, Sträucher und Gehölze bepflanzt. Saisonal werden diese mit blühenden Stauden ergänzt mit Ziel einer wartungsarmen aber vielfältigen Bepflanzung und eine Verbesserung des Mikroklimas und der Biodiversität im Stadtraum erzielt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser:innen schlagen einen L-förmigen Bau vor, der sich zum zukĂĽnftigen Quartiersplatz hin ĂĽber einen dominanten, feuerwehrroten, jedoch insgesamt schlicht bleibenden, viergeschossigen Kopfbau präsentiert. Ein gut dimensionierter Einschnitt markiert den Hauptzugang und nimmt die geforderte Anzahl an Fahrradstellplätzen auf. Letztere verstellen den Zugang jedoch geringfĂĽgig.  


In den durch umlaufende Fensterbänder gegliederten Obergeschossen sind Sport- und Wachräume untergebracht. Die sich westlich an den Kopfbau anschließende Fahrzeughalle ist dreigeteilt mit je drei Fahrzeugständen und dazwischenliegenden Schleusen/Funktionseinheiten. Die s/w-Trennung erfolgt gut angebunden im Kopfbau, der Schrankraum ist jedoch nur über eine Treppe zu erreichen. Der östliche Abschluss der Fahrzeughalle nimmt einen Fahrradabstellraum auf. Die über der Halle befindlichen Sozialräume werden über einen sehr langen, schmalen Gang getrennt in die nach Norden ausgerichteten Aufenthalts- und Diensträume und kleine Ruheräume mit Südausrichtung, Vollverglasung und davorliegender Terrasse mit Pergola. Die Dimensionierung der Terrassen wird im Verhältnis zu den Innenräumen durch das Preisgericht als zu groß empfunden. Die Begrünung der Terrassen ist als natürlicher Sonnenschutz zu begrüßen, wobei das Bild der Pergola als solche für die Bauaufgabe im Preisgericht kontrovers gesehen wird.


Der Entwurf ist konsequent nachhaltig gedacht. Sockelgeschoss und Tragwerk der Fahrzeughalle sind in Stahlbetonbauweise konzipiert. DarĂĽber ruhen auf Massivholzdecken Obergeschosse mit Massivholzwänden und HolzelementThermofassaden sowie begrĂĽnte Retentionsdächer. Diese nehmen laut den Entwurfsverfasser:innen zusammen mit der Terrassenbepflanzung 100% des jährlich anfallenden Niederschlages auf. Eine angeschlossene Regenwasserzisterne versorgt das Gebäude mit Nutzwasser. Die Wärmeversorgung erfolgt ĂĽber eine Luft-Wasser-Wärmepumpen-Kaskade. Die verwendeten Materialien sind bis zur vorgeschlagenen mineralischen Dämmung grundsätzlich rezyklierbar. Die AuĂźenfassade ist mit roten Keramikfliesen verkleidet und damit langlebig und alterungsbeständig. Die Holzbauweise sorgt fĂĽr eine warme Atmosphäre in den Innenräumen. 


Der AuĂźenraum ist pragmatisch und ĂĽbersichtlich gegliedert. Das HöhenNiveau des Erdgeschosses liegt 1,35 m erhöht. Die Rampe der kompakt formulierten Alarmausfahrt hält die Gefällevorgaben ein, die Toranlage ist allerdings auĂźerhalb des Baufeldes. RĂĽckkehrer nutzen die Alarmausfahrt, private PKW werden seitlich davon ĂĽber einen Rasengitterstein-Weg zur Stellplatzanlage am östlichen GrundstĂĽcksrand gefĂĽhrt. In der sĂĽdöstlichen Ecke schlieĂźt sich ein kleiner Garten an. Da das gesamte Gelände erhöht wird, können in diesem Bereich keine Bestandsgehölze erhalten werden. Bepflanzte Retentionsmulden fĂĽr Starkregenereignisse trennen Aufenthaltsbereich und Stellplätze sinnfällig von den Betriebsflächen. 


Der Entwurf kann durch seine Angemessenheit in Bezug auf Ort und Aufgabe durchaus ĂĽberzeugen. Das Gebäude ist klimagerecht konzipiert, die Materialwahl durchdacht. Die Anforderungen an die Betriebsabläufe der Feuerwehr werden in groĂźen Teilen erfĂĽllt. Die Kosten liegen im mittleren Bereich. 

Perspektive innen

Perspektive innen

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht

Ansicht

Ansicht SĂĽd

Ansicht SĂĽd

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Schnitt

Schnitt

Ansicht Schnitt

Ansicht Schnitt