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Nichtoffenes Investorenauswahlverfahren mit Ideenteil | 01/2022

Wohnbauliche Entwicklung „Berliner Straße“ in Leonberg

1. Preis

Conceptaplan & Kalkmann Wohnwerte GmbH & Co. KG

Investor*in

Bilger Fellmeth Architekten

Architektur

Baufrösche - Architekten und Stadtplaner GmbH

Architektur

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

NH Studio

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Quartiersentwurf fügt eine familiäre Gruppe von prägnanten Solitären in die bewegte Topografie des Stadtparks ein. Das Ensemble möchte sich dabei sowohl als lesbare Einheit von formal verwandten und aufeinander bezogenen Bauten darstellen, gleichzeitig die Kleinteiligkeit von lose angeordneten Punkthäusern ausspielen.

Sowohl zum Park als auch zur Artikulierung der stadtseitigen Adresse an der Berliner Straße sind zwei der vier Häuser in verkippte Stellung gebracht. Die Anlage kann somit gestisch auf die prägenden Bedingungen der Umgebung reagieren und im gleichen Zuge einen spezifischen Binnenraum definieren. Dieser ist ein räumlich gefasster Platzbereich, eine gemeinschaftliche Mitte und die architektonische Intervention in einer überlieferten Parklandschaft. Hierbei stehen die Geometrien der Gebäude, ihre rationellen Strukturen in grafischem Kontrast zur bewegten Natur, den fließenden Höhenlinien und den umliegenden Vegetationen. Für den Kindergarten allein ist eine andere Anmutung gewählt, er ist als organische Form scheinbar nahtlos in die nördliche Hügelkuppe integriert. Der direkteste Naturbezug bleibt somit den Kindern vorbehalten während die Wohnbauten als kräftige Kubaturen eine eigene Agglomeration bilden, aus der heraus Blicke und Durchblicke in den Grünraum inszeniert werden können. Zur Berliner Straße zeigt sich das Quartier somit als Bebauung, die zunächst hinter dem bestehenden Saum der Feldgehölze erscheint und durch ein definiertes Entree den allgemeinen Zugang zu Wohnbauten und Kindergarten organisiert. Im Sinne einer „Park-Passage“ führt der Weg von dort ins Innere der Anlage und weiter zum Horizont des dahinter liegenden Parks. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Grundhaltung entspricht im weitesten Sinne der Auslobung zum Wohnen im Park. Das Ensemble aus 4 Objekten im Park stellt eine stimmige Komposition dar.


Das Ensemble entzieht sich einem „gängigen“ städtebaulichen Vorgehen und Anbindung. Es verknüpft, aber gekonnt durch nur einen gemeinsamen Anger sämtliche Grün- und Wohnbereiche der Nachbarschaft. Der die Objekte verbindende öffentliche Raum des Angers besitzt eine angemessene Dimension und entspricht im Habitus der freiräumlichen Grundidee. Das Freiraum-Grünraumkonzept durchdringt insgesamt die Anlage in der Haltung des Stadtparks und verknüpft gekonnt zu allen angrenzenden Bereichen gut und gleichwertig.


Durch nur 4 bauliche Einzelobjekte kann gut auf die Topographie reagiert und die freiräumlichen Schutzgüter respektiert werden. 


Die Wahrnehmung des Ensembles aus der Perspektive der Berliner Straße lässt eine harmonische Beziehung zwischen Architektur und Freiraum erkennen. 


Die bewusste grüne Fuge zwischen dem Bestand an der Lobensteiner Straße und dem neuen Gebäudeensemble wird begrüßt, da dadurch der Stadtpark weiterhin an der Berliner Straße im Übergang zur Breslauer Straße sichtbar und erlebbar bleibt. Das gleiche gilt für den nördlichen Teil im Bereich der Kita. Die beiden wichtigen Grünzüge / Feldgehölzgürtel und die drei Linden im Gebiet werden erhalten. 


Die architektonische Durcharbeitung in Grundriss- und Fassadenausbildung zeigt eine gute Handschrift und lässt eine hohe Qualität erwarten. Die Baukörper haben die Potenz weiter in solitärer Weise ausdifferenziert zu werden. Sie besitzen einen hohen Wiedererkennungswert, bilden eine starke Adresse aus und haben die Chance zu einer hohe Identifikationswirkung.


Die Setzung des Atriumgebäudes als Anker für die Gesamtkomposition ist gelungen. 


Die Mischung im Gebäude aus stadtvillenartigen Teilen und gut geschnittenem Geschosswohnungsbau entspricht einem interessanten Wohnkonzept, das Singles und Familien sowie alle Generationen umfasst. Dadurch entstehen gute soziale Mischungen. Der soziale Wohnungsbau findet sich hier in hochwertiger Umgebung wieder. Der Innenhof des Atriumgebäudes bedarf jedoch einerseits einer höheren Transparenz zum öffentlichen Raum, dem Anger und anderseits eine stärkere Ausformulierung als Gemeinschafts- und Nachbarschaftsraum. Über alle Gebäude hinweg sind 30 % der Wohnungen bezahlbarer Wohnraum bzw. Sozialmietwohnungen. 


Der Idee, die Kita als begrüntes Erdhügelgebäude zu interpretieren, kann gefolgt werden. Gemeinsam mit dem angrenzenden neuen Spielplatz wird sie integrierter Teil des Stadtparkes. Die Andienung, der Hol- und Bringservice wird verkehrstechnisch hinterfragt. 


Die Angebote zu weiteren Nutzungen wird mit dem Co-Working-Space im Atriumhaus und einem Gemeinschaftsraum mit Außenbezug im Haus B für das Quartier als zu wenig eingeschätzt.


Die vorgeschlagenen Bauformen, das Atriumhaus in hybrider, zwei Türme in massiver und das turmartige Gebäude in Holzbauweise auszuführen, besitzen eine innovative Herausforderung.


Die Zufahrt zur zweigeschossigen Tiefgarage ist gut platziert. Die Anzahl der PKW-Stellplätze entspricht mit 187 annähernd dem Sollwert. Die dargestellten Bäume auf der Tiefgarage funktionieren (so) noch nicht. 


Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr gelungenen, eigenständigen Ansatz dar, der eine gute Antwort auf die gegebene städtebauliche und freiräumliche Situation gibt. Der städtebauliche und architektonische Vortrag lässt in Bezug auf architektonische Ausformulierung und räumlicher Wahrnehmung eine hohe Qualität erwarten.


Die Arbeit ist als Beitrag für eine IBA in besonderem Masse geeignet. 


Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grünkonzept mit Grundriss Erdgeschoss

Grünkonzept mit Grundriss Erdgeschoss

Perspektive von der Berliner Straße

Perspektive von der Berliner Straße