Award / Auszeichnung | 03/2022
AKG-Preis 2022
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
KSW Impression außen
Ersatzneubau Kantonsspital Winterthur
CH-8400 Winterthur, Brauerstrasse 15
Anerkennung
Architektur
Architektur
Demmel & Partner Baumanagement AG
Projektsteuerung
Tragwerksplanung
Fassadenplanung
HKG Engineering AG / HKG Consulting AG
TGA-Fachplanung
Hochstrasser Glaus & Partner Consulting AG
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung, Projektsteuerung
Westpol Landschaftsarchitekten GmbH
Landschaftsarchitektur
Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt
Brandschutzplanung
Bauphysik
Professional Security Design AG
sonstige Fachplanung
herrmann & partner Energietechnik GmbH
TGA-Fachplanung
sonstige Fachplanung
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Gesundheitswesen
-
Projektgröße:
60.735m² (geschätzt)
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 01/2015
Fertigstellung: 02/2022
Projektbeschreibung
Untersuchungs- und Behandlungstrakt
Der neue Untersuchungs- und Behandlungstrakt liegt im Zentrum des neuen Gesundheitszentrum und verbindet alle neuen und bestehenden Funktionsbereiche auf eine einfache und logische Art. Die grosszügige, in Teilen zweigeschossige Eingangshalle mit dem zentralen Empfang und der Anmeldung ist der repräsentative öffentliche Raum – ein heller und über-sichtlicher Mittelpunkt. Aus dem Zentrum sind die wichtigen Vertikalerschliessungen in den Bestandsgebäuden und im Neubau auf kurzen Wegen erreichbar. Neben dem Südzugang über den Park befindet sich an prominenter Lage die neue, grosszügige Cafeteria. Kiosk, Apotheke und Blumen bereichern das Angebot in der Eingangshalle. Über die offene Treppe zum 1. Untergeschoss mit variablen Veranstaltungsräumen und Platz für Anlässe ist das Personalrestaurant im Bestand eingebunden. Über der Eingangshalle sind die multifunktionalen Untersuchungs- und Behandlungsräume angeordnet. Die Untersuchungsräume sind von der Fassade abgerückt und können für zukünftige Anpassungen und Veränderungen einfach und flexibel angepasst werden. Die Raumschicht zwischen Fassade und Untersuchungsräumen ermöglicht eine für die Patienten und das Personal getrennte Erschliessung der Untersuchungsräume und eine direkte Verbindung zu den Open-Space Arbeitsbereichen. Der Fassadenkorridor kann auch als Arbeitsbereich genutzt werden und ermöglicht eine moderne, IT-gestützte Arbeitsweise. Über den Untersuchungs- und Behandlungsbereichen befindet sich im 5. Obergeschoss die OP-Landschaft mit der darüber liegenden Technikzentrale. Die Positionierung und die Konstruktion des Technikgeschosses als Brückentragwerk ermöglichen ein fast stützenfreies OP-Geschoss. Für zukünftige Entwicklungen und räumliche Anpassungen bietet diese Lösung enorme Vorteile bezüglich Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Investitionskosten.
Bettenhochhaus
Das neue markante Bettenhochhaus orientiert sich nach Süden zum Park und zur Stadt hin. Im Erdgeschoss befindet sich die Cafeteria für Patienten und Besucher mit differenziert gestalteten Aufenthaltsbereichen und einem teilweise überdeckten Aussenbereich im Park. Daran anschliessend wurde die Nephrologie / Hämodialyse mit einem separaten Zugang untergebracht.
Der grosse Behandlungsraum konnte mit der gewählten Anordnung der Möblierung in 7 familiäre Bereiche unterteilt und gelichzeitig jedem Patienten einen optimalen Bezug nach Aussen zum Licht hin und in den Park ermöglicht werden. Im ersten Obergeschoss befindet sich die Bettenstation der Kinderklinik und im zweiten und dritten Obergeschiss die Bettenstationen der Frauenklinik und der Wöchnerinnen. Dabei sind die Bettenstationen analog zum bestehenden Bettenhaus so strukturiert, dass sich fast alle Zimmer nach Süden zum Licht und zum Park hin orientieren und eine phantastische Aussicht auf die Stadt gewähren während dem die gut belichteten Räume für das Pflegepersonal nach Norden ausgerichtet sind. Im vierten Obergeschoss wurde die Gebärabteilung untergebracht mit den modernen Gebärsälen für diverse Gebärarten inkl. Gebärwanne sowie der notwendigen Infrastruktur bestehend aus einem Sectio-Operationsraum und einem Reanimationsraum für eine optimale Betreuung der Patienten. Im sechsten bis achten Obergeschoss befinden sich wiederum Bettenstationen, wobei das siebte und achte Obergeschoss den Zusatzversicherten vorbehalten ist. In der Wettbewerbsüberarbeitung wurde auch das Thema der Zimmer-strukturen eingehend untersucht und besprochen mit dem Ergebnis, dass fast alle Patienten in diesem neuen Bettenhaus in Einbettzimmern untergebracht werden. In der Wettbewerbsausschreibung wurden für den Neubau noch 2-Bettzimmer gefordert. Was auf den ersten Blick als Luxus erscheinen mag, ist im Endeffekt wirtschaftlicher für das Kantonsspital da nicht nur die Patienten erheblich schneller genesen und somit die Aufenthaltsdauer reduziert werden kann, sondern die Betten auch flexibler belegt und somit besser ausgelastet werden können. Die neuen Bettenstationen weisen daher überwiegend Einbettzimmerstrukturen auf und das gesamte Gesundheitszentrum vom Kantonsspital Winterthur verfügt damit zukünftig über 50% Einbettzimmer und 50% Mehrbettzimmer.
Zimmer
Ein Krankenhaus soll ein Zuhause für Menschen und für das Leben sein und nicht eine Maschine zum Heilen, daher seht für uns der Mensch im Mittelpunkt. Mit der Bereitschaft, neue Ideen umzusetzen, sowie mit Gestaltungswillen und Sorgfalt in den Detaillösungen konnten viele innovative Ansätze erfolgreich umgesetzt werden. Als freistehendes Element strukturiert das Schrankmöbel den Raum des Patientenzimmers und zoniert drei Bereiche – den Eingangsbereich, den Nasszellenbereich und den Aufenthaltsbereich. Das Schrankmöbel ist sehr funktional gestaltet mit dem befahrbaren Patientenschrank, dem beidseitig bedienbaren Pflegeschrank, dem Handtuchspender und dem Desinfektionsspender. Dieser wurde über Eck so angeordnet damit er im Blickfeld der Besucher und des Personals liegt und entsprechend genutzt wird. Mit der Materialisierung wird die Grundidee des freistehenden Möbels unterstützt, indem der Schrank mit Kastanienholz belegt ist während die zurückversetzten Flächen zum Teil mit satiniertem Glas ausgebildet sind. Das satinierte Glas ermöglicht auch einen Tageslichtbezug in die Nasszelle. Der Aufenthaltsbereich wird mit dem Erker und mit der Bettnische definiert. Der Erker bzw. die Fensternische erfüllt auch hier mehrere Funktionen. Der Erker ist das verbindende Element zur Aussenwelt. Mit dem grossen Aussichtsfenster hat man einen herrlichen Blick in den Park und zur Stadt Winterthur. Mit dem öffenbaren Seitenfenster kann natürlich gelüftet werden – es stellt aber auch die akustische Verbindung zur Aussenwelt her. Das Sofa markiert den eigentlichen Aufenthalts-bereich. Dieses kann sehr einfach umfunktioniert und als Zusatzbett für Angehörige genutzt werden. Die unabhängigeren Besuchs- und Übernachtungsmöglichkeiten entlasten auch das Personal, da Angehörige einfache Unterstützungen selbst leisten können. Das Sofa ist aber auch Teil der Haustechnik da der Quellluftauslass des Klimabodens hier integriert worden ist. Um die Wertung und Wichtigkeit des Erkers zu unterstreichen wird dieser – auch als Pendant zum Schrank - mit Kastanienholz belegt. Mit der farblich hervorgehobenen Wandnische hinter dem Bett rückt der Patient ins Zentrum des Raumes.
Material und Farbe
Die Materialwahl und das Farbkonzept sollen sowohl für Patientinnen und Patienten wie auch für das Personal eine positive Wirkung entfalten. Im Bettenhochhaus wird Naturholzfurnier (Kastanie und europäischer Nussbaum) eingesetzt. Das Lichtkonzept ist mehrschichtig und bietet ein hohes Mass an Variabilität zwischen Funktions- und Gestaltungslicht. Die Untersuchungsbereiche sind in schlichtem Weiss und kombiniert mit dunklen Böden gehalten. Über die Material- und Farbsprache wird die Orientierung vereinfacht und die spezifischen Funktionen zum Ausdruck gebracht. Die Kombination der sorgfältig ausgewählten Materialien, kombiniert mit den vier pigmentreichen Grundfarben, zieht sich durch das gesamte Projekt und findet in den warmen Farbtönen der Fassaden aus Travertin, kombiniert mit eloxierten Metallen, ihren Abschluss.
Umgebung
Die Parkanlage orientiert sich an den ursprünglich bestehenden Parkstrukturen und nimmt historische Gestaltungselemente wie die Stadtrabatte wieder auf. Diese wirkt wie ein Filter zur verkehrsreichen Lindstrasse und reduziert den Umgebungslärm deutlich. Zwischen Stadtrabatte und Gebäuden liegt eine grosszügige Wiesenfläche mit geschwungenen Fussgängerwegen welche zum spazieren und verweilen einladen. Der Park soll nicht allein für Patientinnen, Patienten und Personal sein, sondern auch für die Bevölkerung ein beliebter Ort zum Aufenthalt werden. Die Verkehrserschliessung wird konsequent von der Parkanlage getrennt. Der Individualverkehr wird über die neue Zufahrt im Osten direkt in die Tiefgarage unter dem Park geführt. Nach dem Rückbau des Spitalhochhauses kann der Vorplatz vor dem Haupteingang zu einer grosszügigen Piazza im Zentrum des Spitalgeländes des Kantonsspitals Winterthur realisiert werden.
Radioonkologie
Die Radioonkologie wurde als eigenständiger Pavillon-Bau im Park als erste Bauetappe realisiert. Sie stellt den Ersatz für die bestehende Radioonkologie im Untergeschoss des Verbindungstraktes dar und mit dem Neubau entfiel das Erfordernis nach kostenintensiven Provisorien. Gleich einem Eisberg ist bei der Radioonkologie nur ein kleiner Teil des Volumens sichtbar, der grösste Teil musste nutzungsbedingt unterirdisch angeordnet werden. Die Patienten der Radioonkologie durchleben meist eine schwere Zeit und daher war es für uns als Architekten sehr wichtig den Weg der Patienten und die Wartebereiche mit Tageslicht versorgen zu können. Der Weg der Patienten führt von der Anmeldung im Erdgeschoss über eine grosszügige freistehende Wendeltreppe, welche in einem zweigeschossigen Raum steht und von zwei Seiten belichtet wird, zur Wartezone vor den Behandlungsräumen. Die Wartezone selbst wird von einem geschlossenen und einem offenen Lichthof mit Aussensitzplätzen belichtet. Die beiden Linearbeschleuniger liegen aus Strahlenschutzgründen rund 6 m unter der Erdoberfläche und sind mit speziellen Betonwänden von bis zu 1.80 m stärke geschützt. Dabei wurden auch schon zukünftige Entwicklungen zur Nachrüstbarkeit für einen dritten Linear-beschleuniger mit in die Überlegungen einbezogen und die Realisierbarkeit nachgewiesen. Mit der zweischichtigen Fassaden-gestaltung wird der Pavilloncharakter hervorgehoben einerseits mit der Einteilung und Anordnung der Isolation mit ihrem farbigen Flies -als Element für Wärme und Schutz- und andererseits durch das Strukturglas und den sehr präzisen, horizontalen Stahlträger als Ausdruck der technischen Präzision.
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
KSW Ersatzneubau Cafeteria
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
KSW Ersatzneubau Eingangshalle
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth
©ARGE Rapp Architekten AG, Butscher Architekten AG; Foto: Roman Weyeneth