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Einladungswettbewerb | 03/2022

Neubebauung Wohnen und Gewerbe in der Mozartstraße in Erlangen

Blick in den Wohnhof

Blick in den Wohnhof

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Mitarbeiter*in: Jonas Houba, Richard Sukac, Tobias Bloh, Vojtech Bodlák, Karolina Spálenská

 

Der Standort des neuen Wohnquartiers ist durch das fragmentarische Umfeld geprägt, in dem städtische Strukturen sehr unterschiedlicher Maßstäblichkeiten und unterschiedlichen Charakters aufeinandertreffen. Bei der Suche nach dem zukünftigen Erscheinungsbild des Quartiers bieten die heterogene Umgebung und die unmittelbar benachbarten Bauten wenig eindeutige Anknüpfungspunkte. Vielmehr muss das neue Quartier zwischen den sehr unterschiedlichen, angrenzenden Bauten und Freiräumen vermitteln, den ungeordneten Stadtraum räumlich fassen.


Ein offener, aus vier Baukörpern zusammengesetzter Block vervollständigt daher den fragmentarischen Stadtraum entlang der beiden anliegenden Straßen und umfasst zugleich einen landschaftlich geprägten Innenraum. Durch die plastische Gliederung entstehen aus unterschiedlichen Blickrichtungen immer andere Baukörperkonfigurationen.


Im Ideenteil des Wettbewerbs besetzt ein plastischer Solitär die Kreuzung der Mozart- und der Schellingstraße und orientiert sich mit seinem fünfgeschossigen Kopfbau zur grünen Platzfläche im Westen hin. Er reiht sich in die Abfolge unterschiedlicher Solitärbauten entlang der Schellingstraße ein. Der Baukörper setzt sich, wie die Bebauung im Realisierungsteil, aus Teilvolumina zusammen und reagiert so auf die unmittelbar angrenzenden Stadträume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei winkelförmige, aus einzelnen Volumen zusammengesetzte Baukörper bilden im Stadtraum eine ruhige städtebauliche Figur. Im Inneren des Areals formulieren die Verfasser:innen einen großzügigen polygonalen Binnenraum.  


Das Raumkontinuum des Hofes ist spannungsreich gefasst und ermöglicht eine weitestgehend gute Belüftung und Belichtung der Wohnungen. Anfang- und Endpunkt dieser inneren Wegebeziehung wirken an den Rändern des Blocks etwas beliebig. So ist der Bezug zur Zenkerstraße nicht zwingend nachvollziehbar, auch diskutiert die Jury inwieweit das Blockinnere nicht ausschließlich den Bewohner:innen zugeordnet sein sollte. Die von a,ußen einladende Öffnung wird von Teilen deswegen in Frage gestellt. 


Die städtebaulich prominenten Eckbetonungen im Süd-Westen und Nord-Osten, gebildet durch Überschneidungen der Bauvolumen, findet leider keine Entsprechung sowohl in der Ausformulierung der Grundrisse als auch in der Gestaltung der Außenräume.


Die Baukörperstaffelung von Süden nach Norden innerhalb des Baufeldes ist sehr schlüssig. Der Baukörper in Richtung Osten (Ideenteil) ist in seiner Plastizität ebenfalls gut gesetzt, nimmt Bezug auf das Umspannwerk und bildet einen angemessenen Akzent an der Gebbertstraße. 


Die Abstandsfläche zum westlich anschließenden Bürogebäude ist ohne räumliche Qualität, zumal die Baumpflanzung durch den Rettungsweg sowie durch die Unterbauung durch die Tiefgarage nicht möglich sein wird. Leider fehlen Aussagen zu funktional gesetzten Fahrradstellplätzen im Außenraum sowie zum Mobilitätskonzept.


Die architektonisch-plastische Ausformulierung der Fassaden wird im Binnenbereich des Hofes sehr positiv bewertet. Die zum Stadtraum wirkenden Fassaden spielen das Thema der horizontalen Bänderung durch sichtbare Geschoßdecken und dazwischenliegende hölzerne und transparente Füllungen vom Innenraum des Hofes nach Außen in den urbanen Stadtraum und wird von Teilen der Jury als zu seriell empfunden. Eine Fassadenbegrünung ist nicht vorgesehen.


Die Wohnungen im Nord-Ostflügel sind variantenreich und grundsätzlich praktikabel. Die geförderten Wohnungen im Westflügel sind einseitig, entweder west-, oder ost-orientiert. Dem Teil auf der Westseite fehlt der Bezug zum Innenhof. In den unteren Geschossen wird die natürliche Belichtung, Besonnung und Durchlüftung ungünstig sein. 


Insbesondere der gut dimensionierte und in seiner Aufteilung hervorragend nutzbare Innenhof führt zu einem attraktiven Wohnumfeld. Ebenso wird die Randeingrünung des gesamten Bebauungsraums einschließlich Ideenteil mit Großbäumen im Grundsatz begrüßt. Entlang der Westfassade fehlt jedoch der notwendige Substrataufbau, weshalb die hier vorgesehene Realisierbarkeit der Bepflanzung so nicht möglich ist. Ebenso werden an markanten städtebaulichen Situationen wie z.B. der Südwestecke entlang der Mozartstraße und an gewerblichen Erdgeschoßnutzungen die vorgelagerten Begrünungen nicht als richtige Antwort zur Attraktivierung des öffentlichen Raums gesehen. Die Aktivierung der gesamten Dachlandschaft in Form von Biodiversitätsdächern liefert einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Verbesserung des Stadtklimas. Angebote für die Bewohnernutzung werden vermisst.


Bis auf die Begrünung der Außenräume und der Retentionsdächer fehlt eine vertiefte Aussage zu Maßnahmen zur Klimaanpassung. Die gesamte Fläche des Baugrundstückes ist durch die Tiefgarage unterbaut und versiegelt. Die Konstruktion ist in Holz-Hybrid-Bauweise vorgesehen.


Die Kennzahlen liegen im Vergleich mit den anderen Wettbewerbsarbeiten im oberen Drittel, was eine wirtschaftliche Ausnutzung des Grundstücks und einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden erwarten lässt. Hinsichtlich der Realisierbarkeit wird jedoch auf die relativ aufwändige Formgebung und Struktur hingewiesen. Der geforderte Stellplatzschlüssel wird nicht erreicht. Viele Zimmer liegen hinsichtlich der geforderten Fläche unter 10 qm. Die Umsetzung eines „Lowtech“- Konzeptes ist bezüglich der Gebäudetiefe fraglich. Auf eine gute Realbarkeit wurde geachtet.


Die Arbeit kann aufgrund ihrer gestalterischen Präzession und der Atmosphäre des Innenhofs überzeugen. 



Lageplan

Lageplan

Luftbild

Luftbild

Detailschnitt

Detailschnitt