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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neues „Lebendiges Quartier Brunsheide“ in Leopoldshöhe

4. Preis

Preisgeld: 25.000

DBCO GmbH

Stadtplanung / Städtebau

schöne aussichten landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee + städtebauliche Einbindung – Hofschaft, Weiler, Dorf, Gemeinde

Der Entwurf verwebt die vorhandene, kleinteilige Struktur von Einfamilienhäusern und einzelner Gehöfte in eine Struktur ineinander verwebter und verschachtelter Nachbarschaften. Diese können einzeln als Hofschaften und Weiler gelesen werden und verschmelzen erst in ihrer Gesamtheit zum einem Quartier mit dörflicher Siedlungsstruktur. Die Weiler sind jeweils um ein zentrales Gemeinschaftshaus angeordnet, welches gemeinsam mit den jeweils zugeordneten Freiflächen zentrale Begegnungsorte innerhalb einer Gemeinschaft von 30-40 Wohneinheiten bildet. Innerhalb dieser Weiler werden 2-4 Hofschaften als Kleinnachbarschaften angeordnet. Dabei erfolgt die Ausbildung der Gebäudetypologien in jeder Einheit heterogen, so dass ein hinsichtlich der Maßstäblichkeit differenziertes Bild entsteht. Eine Sonderrolle kommt dem Quartiersplatz als „dörflichem“ Mittelpunkt zu, welcher sowohl als Auftakt wie auch als Mitte zentraler Begegnungsort wird und auch die zukünftige Erweiterung des Quartiers berücksichtigt.

 

Verkehrsarmes Quartier

Um dem Wunsch nach einem Verkehrsarmen Quartier zu entsprechen wird der ruhende Verkehr zu 75% in 6 Quartierstiefgaragen untergebracht. Die verbleibenden Stellplätze werden in den einzelnen Hofschaften als „Flexparken“ oberirdisch gesammelt, um insbesondere die für den zu den Einzelgrundstücken führenden Verkehrsflächen minimieren zu können. Dies ermöglicht auch eine anderweitige Nutzung der Stellplätze. Besonderer Wert wird auf kurze Wege von Stellplatz zu den jeweiligen Wohneinheiten gelegt. Auf den jeweiligen Grundstücken integrierte Stellplatzlösungen bilden die Ausnahme. Die Erschließung des Quartiers erfolgt durch 2 ringförmige, als „shared space“ ausgebildete Quartiersstraßen, welche in großen Teilen als Einbahnstraßen konzipiert sind. Etwaiger Besucherverkehr für Dienstleistungen wird so in 2 Quartiersgaragen in Nähe der Quartiersmitte frühzeitig abgefangen. Großes Augenmerk wird darüber hinaus auf privilegierte Wege für Fuß- und Radverkehr innerhalb der Grünzonen und in Anbindung der bestehenden Nachbarschaften gelegt

 

Architektonisches Konzept

Hinsichtlich der Baukörpergestaltung wird auf ein einfaches, robustes Konzept aus Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften in orttypischer Satteldachtypologie einerseits, als auch auf markante Reihen- und Punkthäuser in Flachdachausbildung andererseits gesetzt. Durch die Anordnung der Baukörper innerhalb des Gebiets wird insbesondere die Körnung der vorhandenen Bebauungsstrukturen aufgenommen und fortgeschrieben. „Staffelgeschosse“ werden zur Ausbildung situativer Hochpunkte insbesondere adressbildend eingesetzt.

 

Landschaftsplanerisches Konzept

Das gesamte Quartier wird um den zentralen, waldartigen Grünzug angeordnet, welcher durch Ausläufer in Ost-West-Richtung mit dem Quartier und  vorhandenen Vegetationsstrukturen verwoben wird. Die Erschließung für Fußgänger und Fahrradfahrer folgt diesem im Wesentlichen. Im Süden mündet Der Grünzug in einer multifunktionalen als „Sommertheater“ fungierenden, Retentionsfläche, welche nach Osten hin um einen Spielplatz erweitert wird und in der Folge in die vorhandene Bewaldung übergeht.

 

Erlebbares Wasser

Ein zentrales Merkmal ist die Parallelität von (Verkehrs-)wegen und Plätzen sowie „erlebbarem Wasser“, welches durch oberflächlich geführte Regenentwässerungen im Bereich der „shared spaces“ ermöglicht wird. Dezentral werden „Raingardens“ in den Einzelnen „Weilern“ als erlebbare Versickerungsflächen aktiviert.


Beurteilung durch das Preisgericht

Mit vergleichsweise angenehmer Selbstverständlichkeit wird der Zugang sowie die verkehrliche Erschließung der Siedlung Brunsheide organisiert. Die gewählte Umfahrung der zentralen Bereiche bietet gute Erreichbarkeiten der einzelnen Wohncluster. Die Durchmischung der verschiedenen Wohntypologien und deren Anordnung überzeugen durchaus.  Der Vorschlag für die Ausbildung des ruhenden Verkehrs ist nicht schlüssig. Insbesondere die Tiefgaragen der Gemeinschaftshäuser werden nicht funktionieren, die oberirdischen Stellplätze führen zu teils wenig überzeugenden Außenräumen, soweit die Plandarstellungen überhaupt eine Einschätzung zulassen.

Der Grünraum wird in seiner Breite und auch Nähe in der Anordnung zur Bebauung und deren Erschließung kritisch gesehen. Die grundsätzliche Lage und der Anschluss an die Herforder Straße wird begrüßt.  Die Vernetzung zur Siedlung beziehungsweise über die Straße auf der Helle ist zu schwach ausgebildet.  Die Überschreitung der möglichen Bebauungsfläche am Wald erscheint heilbar.  Die Vorschläge zur abschnittsweisen Umsetzung sind schlüssig. Die in Teilen viergeschossig ausgebildeten Gebäude erscheinen heilbar (zum Beispiel III+) oder auch gar akzeptabel.  Kritisch wird die Bebauung an der Quartierszufahrt (Werkstatt, Co-Working versus Gemeinschaftswohnen) aufgrund der Gebäudeabstände gesehen.  

Die Bebauungsvorschläge für die Ideenbereichsfläche sind nicht annähernd überzeugend.  Die Baumassenzahlen liegen im mittleren bis oberen Bereich.  Insgesamt bietet der Entwurf einen wichtigen Beitrag für ein lebendiges Quartier Brunsheide in Leopoldshöhe.  

Einschätzung Regionale 2022  

Die Arbeit greift die Fragestellungen des StadtLand-Quartiers auf, bietet aber keine über die Themenplatzierung hinausgehenden, überzeugend durchgestalteten Lösungen an.