Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022
Umbau Bahnhofsgebäude zu einem „Dritten Ort“ in Löhne
©Ackermann + Renner Architekten, Berlin
Bahnhofsgebäude Löhne - Haupteingang mit Blickrichtung Wartesäle
2. Preis
Preisgeld: 15.000 EUR
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfasser/innen beantworten die Aufgabenstellung mit einem behutsamen Umgang mit dem historischen Bahnhof.
Bis auf den in den Lichthof eingestellten Erschließungskern wird der Bestand respektiert und im Innenraum geschickt mit neuen Einbauten ergänzt.
Im Bereich des Bahnhofvorplatzes wird ein aus der Sichtachse gerückter Pavillon für Leihfahrräder angeboten. Der Bahnhofsplatz wird durch die kraftvolle Akzentuierung des Haupteinganges gestärkt und akzentuiert.
Das Café belebt den Vorplatz mit einer willkommenen Außengastronomie.
An den Vorplatz sind die Fahrradwerkstatt und der 24/7-Bypass zum Gleistunnel angebunden.
Zur Bünder Straße werden von den Verfasser/innen keine Anstrengungen unternommen, einen weiteren zentralen Eingang anzubieten, der dann mit dem Gehweg oder dem Radschnellweg kollidieren könnte.
Im Westen wird ergänzend zum öffentlichen Bypass ein weiterer Kurzschluss zum Gleistunnel angeboten. Die Wahrnehmung als „Angstraum“ kann mit der vorgeschlagenen Wegeführung aus West und Ost nicht ausgeschlossen werden. Dies wäre zu gewährleisten.
So sehr der Entwurf bzgl. der städtebaulichen Ein- und Anbindung der Umgebung zu überzeugen vermag, wird der in den Lichthof eingestellte Erschließungsturm im Preisgericht kontrovers diskutiert.
Dies Raumprogramm und die funktionalen Anforderungen wurden von den Verfasser/innen insgesamt überzeugend und schlüssig entwickelt. Die Bahnhofshalle bietet sowohl das Potential für Veranstaltungen als auch die Option, einen dauerhaften Zugang zum Gleistunnel durch die Bahnhofshalle anzubieten.
Als Alternative zum vorgeschlagenen Bypass befürwortet das Preisgericht die Stärkung eines 24/7-Wegs durch die Halle zum Gleistunnel. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass die angrenzenden Nutzungen/Ebenen temporär gesichert werden können, ohne die Qualitäten des Luftraums oder die Wahrnehmung der Bahnhofshalle einzuschränken. Dies ist mit dem vorliegenden Entwurf noch nicht gewährleistet.
Das angebotene öffentliche WC ist zu klein und erfüllt nicht die Anforderungen aus dem Bahnbetrieb.
Neben der großen Bahnhofshalle können auch die drei Wartesäle multifunktional von der Bücherei und für verschiedene Veranstaltungsformate genutzt werden. Die Anforderungen an den Dritten Ort wurden überzeugend und gelassen umgesetzt.
Die von der Bahnhofshalle über eine Freitreppe erreichbare und seitlich umlaufende Galerieebene respektiert die Höhe der Halle und wahrt die Blickbeziehung aus dem Erdgeschoss in die historische Dachkonstruktion. Auch wenn die auf der Galerie angebotenen Flächen qualitätvolle Nutzungsoptionen anbietet, wird die verbleibende Größe des Luftraums im Preisgericht intensiv diskutiert. Die Sicherung der 24/7-Verbindung im Erdgeschoss und die Größe des Luftraums wären aufeinander abzustimmen.
Mit nur einem Aufzug und einer geschickten Verbindung der neuen Galerieebenen werden alle Funktionen barrierefrei miteinander verknüpft. Die mit dem Entwurf angebotenen Galerieebenen schaffen nicht nur die gewünschten Wegbeziehungen, sondern bieten auch abwechslungsreiche Nutzungszonen zum Lesen, Beobachten und Entspannen.
Alle Nutzungen sind schlüssig angeordnet und gut erreichbar. Der Entwurf bietet vielfältige Veranstaltungsformate an, dies wird vom Preisgericht unter Berücksichtigung der Anforderungen an den Dritten Ort sehr positiv bewertet.
Planungs- und Baurecht werden wahrscheinlich eingehalten. Denkmalrechtliche Belange werden vom Preisgericht (bis auf den eingestellten Erschließungsturm) als überwiegend unkritisch und lösbar bewertet.
Die Flächenkennwerte der drei Szenarien liegen im mittleren Bereich und lassen eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Diese Bewertung wird durch die behutsamen und bewusst gesetzten additiven Neubauelemente gestärkt.
Zum energetischen Konzept werden keine konkreten Aussagen getroffen. Die Verfasser/innen bieten jedoch an, dass ein Konzept erarbeitet werden muss, dass zwischen den Belangen der Energieeffizienz, der Wirtschaftlichkeit und des Denkmalschutzes vermittelt. Dieser Ansatz ist grundsätzlich richtig, dennoch hatte sich das Preisgericht die Formulierung konzeptioneller Ansätze gewünscht.
Der Entwurf liefert für die Aufgabenstellung einen insgesamt überzeugenden und qualitätvollen Beitrag, der vom Preisgericht ausdrücklich positiv gewürdigt wird.
Einschätzung Regionale 2022
Der Entwurf bildet die Transformation des weitgehend untergenutzten Bahnhofsgebäudes zu einem Dritten Ort mit Nutzungsmix solide ab. Die zukünftigen Perspektiven für die Weiterentwicklung als Mobilitätsknotenpunkt rund um das Fahrrad könnte mehr Raum bekommen.
©Ackermann + Renner Architekten GmbH
Bahnhofsgebäude Löhne - Innenperspektive der Wartesäle
©Ackermann + Renner Architekten GmbH
Bahnhofsgebäude Löhne - Grundriss Erdgeschoss
©Ackermann + Renner Architekten GmbH
Bahnhofsgebäude Löhne - Längsschnitt / Ansicht Ost
©Ackermann + Renner Architekten GmbH
Bahnhofsgebäude Löhne - Querschnitte
©Ackermann + Renner Architekten GmbH
Bahnhofsgebäude Löhne - Lageplan