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Werkstattverfahren | 03/2022

Masterplan für das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks Berlin (RAW)

Collage

Collage

Teilnahme

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Eine Stadt steht nie still.

Eine Stadt sollte Platz für alle - für alles bieten.

Eine Stadt kann dabei offen oder geschlossen sein


Die offene Stadt ist Teil eines komplexen Systems, eines offenen Systems und sie versucht, verschiedene Bausteine zu kombinieren, die oft multidimensional und widersprüchlich sind.

Die offene Stadt bedeutet für uns das Kontrastprogramm zu einer geschlossenen Stadt. Einer Stadt, in der alles makellos und perfekt geplant ist, damit es zusammenpasst. Eine Stadt, die die Vielschichtigkeit und Komplexität der einzelnen Bausteine reduziert, damit alles mechanisch perfekt läuft und wie kleine Zahnrädchen ineinandergreift. Die geschlossene Stadt ist unserer Meinung nach ein statisches Gebilde untermauert mit einem sehr starren Raster.


Eine offene Stadt lebt durch ihre Dynamik, durch ihre Unordnung - ja gar durch ihr Chaos.

Durch ihre Lautstärke. Durch ihr buntes Treiben. Ihre Verrücktheit.

Sie strebt danach, Orte zu schaffen, die für alle zugänglich sind. Orte, an denen sich unterschiedliche Menschen begegnen. Sich austauschen. Sich kennenlernen. Orte, die individuell aneigenbar sind. Im Gebäude und im öffentlichen Freiraum.


Sie wandelt konventionelle Reglements in moderne, unorthodoxe, zukunftsfähige Sichtweisen.


In geschlossenen Systemen ist das Ganze exakt die Summe seiner einzelnen Teile. Man fügt Elemente hinzu, aber zwischen den Elementen gibt es keine Synergien. In einem offenen System ist das anders. Da ist das Ganze durch die Interaktion größer als die Summe seiner Teile. Da gibt es Schnittstellen und Verschneidungen auf verschiedenen Ebenen. Nicht Klarheit, sondern Komplexität und Vielschichtigkeit sollte Zielsetzung der Raumentwicklung sein. Das setzt unserer Meinung nach Strukturen, Grundgerüste voraus, die es ermöglichen, Absonderliches, Seltsames und Mögliches sowie Konventionelles miteinander zu verschneiden und nicht additiv nebeneinander abzubilden.


Die Stadt als offenes System gleicht einer Art Werkstatt.

Damit ist nicht die traditionelle Autowerkstatt oder Tischlerwerkstatt gemeint.

Vielmehr sollte Werkstatt als ein Ort verstanden werden, der Raum für Kreativität bietet. Als Raum, der sich dynamisch an sich verändernde (Umwelt-)einflüsse anpassen kann. Als Raum, der durch die Interaktion mit seinen Nutzern erst richtig funktioniert und in dem jeder seine eigene Nische findet - ohne jegliche Privilegien. Schwellenlos.


Die Analyse:

Das RAW-Areal hat im Laufe seiner bewegten Geschichte eine Kontinuität des Wandels erlebt und hat sich den Charme des „Unfertigen“, „Unvollkommenen“ und „nicht Perfektem“ bis jeher gewahrt.

Dadurch entsteh für unsere Konzept- und Entwurfsidee der Arbeitstitel „Kultwerksta(d)tt.

Durch die noch heute historischen und unter Denkmalschutz stehenden Mauern entlang der Revaler Sraße, die das Areal von Norden begrenzen sowie die Gleisanlagen, die den südlichen Abschluss zum Areal darstellen, erweckt das RAW-Areal eine einzigartige Neugier. Hinter die Mauern zu schauen - hinter die Gleise zu blicken.


Geprägt durch verschiedene Nutzungen und Nutzer im Laufe der Geschichte erzählen heute noch Relikte von Fassaden und Gebäuden, unterschiedliche Baumaterialien, bunte Graffitis, Bodenbeläge wie beispielsweise Kopfsteinpflaster sowie Gleisanlagen diese bewegte Geschichte. Diese „bunte“ Vergangenheit spiegelt sich gleichzeitig in der vielschichtigen Programmierung des Areals wider. Das RAW-Areal ist durch seine Lage Teil einer subkulturellen Landschaft, die sich vom Ostkreuz bis zum Ostbahnhof erstreckt. Durch die angestrebten Entwicklungsziele soll diese subkulturelle Landschaft weiter qualifiziert und entwickelt werden.


Die Prägung des Areals mit seinem vielseitigen Nutzungsmix an (sub-)kulturellen Angeboten, die sich in den teils temporären, teils denkmalgeschützten und ortsbildprägenden Gebäuden befinden, ist einzigartig und identitätsstiftend. Teilweise funktioniert dieser Nutzungsmix am Ort gut und stellt ein Angebot für Groß und Klein, Jung und Alt, Berliner und Nicht-Berliner bereit und spricht somit die komplette Öffentlichkeit an. Allerdings entwickeln sich zunehmend besonders zu den Abendstunden schwerwiegende Probleme, die nicht selten in Kriminalität und Gewalt münden. Der Ort wird daher nicht selten in Presse, Funk und Fernsehen kontrovers diskutiert. Durch die Entwurfsidee sollen die vorhandenen Talente und Qualitäten weiter qualifiziert werden und vorhandene Missständen mittels einer gelungenen und dem Ort angepassten Entwicklung entgegengewirkt werden.


Die Idee:

Angelehnt an das, was der Ort ist und was er in seiner Vergangenheit war, soll er durch die Zielsetzungen des Masterplans weitergedacht und weiterentwickelt werden. Dabei wird das gesamte Areal in sogenannte „Felder“ aufgeteilt, die ihre ganz eigenen Qualitäten und Talente aufweisen und einer spezifischen Betrachtungsweise bedürfen. Für alle Baufelder gilt, dass die Entwicklung der neuen baulichen Strukturen auf den vorhandenen versiegelten Flächen (Footprints der aktuellen Gebäude) entstehen soll. Jedes Feld verfügt dabei über einen einzigartigen „Nährboden“.


Das erste Feld befindet sich unmittelbar an der Warschauer Straße und zieht sich bis zu den Außenmauern des Haubentauchers. Es bildet durch diese sehr prominente und öffentlichkeitswirksame Lage das neue Gesicht der Kultwerksta(d)tt und soll durch großzügige bauliche und freiräumliche Gesten des Eingangs/des Auftakts Besucher und Besucherinnen, Nutzer und Nutzerinnen, Berliner und Berlinerinnen in der Kultwerksta(d)tt begrüßen und willkommen heißen.


Das zweite Feld wird begrenzt durch die Fassadenrelikte des Haubentauchers. Der Charme dieses ortsbildprägenden Bauwerks soll nicht überformt werden, wodurch bauliche Entwicklungen abgerückt von den Fassadenelementen im Innenbereich des Haubentauchers umgesetzt werden sollen. Die geschwungene und freischwebende Dachform, die den Gebäudeteil an der Promenade (in Richtung Norden) umhüllt, ist ebenfalls von den Bestandsaußenmauern losgelöst und lässt den Haubentaucher in seiner ursprünglichen Form weiter existieren.


Das dritte Feld bildet einen zusätzlichen Baustein angrenzend an den Innenbereich des SKL. Auch in diesem Baufeld soll das hierfür vorgesehene Baufeld so angepasst werden, dass es von den Außenmauern der Gebäude im SKL abrückt und einen angenehmen Abstand einhält. Dadurch entsteht ein eigenständiges Gebäude, das sich bewusst in diesen ortsbildprägenden Denkmalgeschützten Bereich einfügt, allerdings die kleinteiligen Gebäudestrukturen nicht nachahmen möchte.


Das vierte Feld bildet den östlichen Abschluss des Entwurfsareals und den Übergang in den Bereich RAW Ost. Die bereits momentan freie, ungenutzte Fläche birgt durch ihren rechtwinkeligen Zuschnitt ein sehr gut nutzbares Baufeld. Vorgesehen ist eine kompakte Bespielung mit modularen Gebäudekörpern die flexibel repetierbar sind. Das „kompakte Six Pack“ dockt im Süden mit einem zweigeschossigen Sockel an die Bestandshalle (Talgo) an, überwindet den Höhenunterschied der Bestandshallen und lässt somit Blickbezüge vom Sockel über den Gleisen hinweg Richtung Süden zu.

Übersicht Kultwerkstadtt

Übersicht Kultwerkstadtt

Modell

Modell

Masterplan

Masterplan

Analyse

Analyse

Vertiefung

Vertiefung