Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022
Umnutzung Kaserne „Rochdale Barracks“ in Bielefeld
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Lageplan M 1:1.000
2. Preis
Preisgeld: 31.500 EUR
Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
Löwenzahn - Übergeordnete städtebaulich-freiraumplanerische Leitidee: Der städtebauliche Kontext der Rochdale Barracks zeichnet sich durch typologische Diversität, Durchgrünung, Nutzungsmischung, und eine selbstverständliche räumliche Orientierung aus. Das davon bisher getrennte Kasernenareal ist durch weite Sichtbezüge und eine gro.zügige städtebauliche Körnung geprägt. Strukturelles Ziel des Projekts ist es, beide Aspekte zu verweben. Der entstehende Stadtbaustein soll sich bei eigener Identität und hoher Adressqualität selbstverständlich in den Kontext einfügen und in allen Realisierungsphasen hohe räumliche Qualitäten bieten.
Angesichts der klimatischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts soll der Stadtbaustein aber auch über sich hinauswirken. Das Herzstück des Entwurfs, das „Grüne Band“, ist daher auch als übergeordneter städtebaulicher Impuls ins umliegende Quartier zu verstehen. Alle wichtigen Funktionen sind entlang des „Bandes“ positioniert, und das Quartier orientiert sich konsequent auf diesen Raum hin, der auch als Frischluftschneise dient. Zudem ist das Areal (im Sinne der „Schwammstadt“) größtmöglich entsiegelt, wozu auch das gestufte Mobilitätskonzept beiträgt. Das „Grüne Band“ ist konsequent MIV-frei (kein Durchgangsverkehr). Dies minimiert, kombiniert mit einer kompakten Baukörpersetzung, den Flächenverbrauch, ohne dass Unterbauungen nötig sind. Nicht zuletzt zeichnet sich das Konzept auch durch einen größtmöglichen Erhalt des Gebäudebestandes aus. Neben den Kasernengebäuden im Süden werden Hangar, Mensa und Turnhalle erhalten und neuen, quartiersübergreifenden Nutzungen zugeführt. Zudem erlaubt die Phasierung einen möglichst langen Erhalt weiterer Bestandsgebäude für Zwischennutzungen. Gleich einem Löwenzahn, der sich in den Fugen und Ritzen bestehender Beton- und Asphaltrelikte einen neuen Lebensraum sucht, erobert die städtebauliche Intervention das ehemalige Kasernen-Areal ohne
seine geschichtlichen Spuren komplett zu überzeichnen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit zeigt, wie es gelingen könnte bei der baulichen Transformation des hermetisch von der Nachbarschaft abgetrennten Kasernenareals ein neues, sich in den Kontext integrierendes Quartier unter Einbeziehung des Bau-Bestandes zu entwickeln. Dazu nutzt sie auch die bestehende Wegestruktur. Die Mensa und die alte Fahrzeughalle werden zu wichtigen Bauten, die einen öffentlichen Freiraum rahmen.
Dieser Freiraum findet nördlich und südlich angemessene und richtige Anschlüsse an wichtige Wegebeziehungen in die Nachbarschaft. Darüber hinaus wird die Nachbarschaft über Wege und West-Ost-verlaufende Freiräume und Pocket-Parks mit dem Rochdale Quartier gut verbunden.
Es wird vorgeschlagen, die einzelnen, sich durch die Wege- und Freiräume ergebenden Baufelder mit solitären Baukörpern zu besetzen und durch diese Abfolge von Volumen und unmittelbar zugeordneten Freiräumen ein abwechslungsreiches Wohnen im Gebiet zu schaffen.
Gleichzeitig wird durch diese selbstähnlichen Volumetrien eine gewisse Verwandtschaft mit den heterogenen Bebauungsformen der Nachbarschaft geschaffen. Die sich aus dieser Bebauungslogik heraus ergebende Besetzung des Exerzierplatzes – noch dazu mit zwei Parkhäusern – ist nachvollziehbar, wird jedoch kritisch beurteilt: Auf diese Art und Weise nimmt man dem Baubestand einen wichtigen Teil seines Entstehungsgrundes und macht sie zu gewöhnlicher umzunutzender Bausubstanz.
Die Besetzung der Baufelder mit Solitären erzeugt die Notwendigkeit, die unmittelbar angrenzenden Freiräume an die Häuser gestalterisch dahingehend kontrollieren zu können, dass die Erdgeschossnutzung (i.d.R. Wohnen) nicht davon beeinträchtigt, sondern bereichert wird.
Demgegenüber wird die die westliche und östliche Kasernen-Grenze begleitende lineare Bebauung kontrovers diskutiert: Im Westen ist fraglich, ob und wie sie mit den bestehenden Gebäuden (eines davon eine mehrgeschossige Parkpalette) einen gemeinsamen Binnenraum schaffen kann. Hinzukommt, dass ihre Erschließung für Lieferung etc. nicht nachgewiesen ist. Die östliche lineare Randbebauung erscheint zumindest nördlich des Kirchengebäudes weniger überzeugend. Feinsinnig ist jedoch, wie die Kirche über einen Weg integriert wird.
Die Erschließungsspange von Norden (Shared Space Loop) vermag hinsichtlich ihrer Einmündungen in die Spindelstraße und die Große Howe nicht restlos zu überzeugen.
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Lageplan 1:500
©NMM, BHSF, Städtebaumanufaktur
Lageplan 1:1000
©NMM, BHSF, Städtebaumanufaktur
Lageplan 1:500
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Nutzungen
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Phasierung
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Konzept
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Präsentationsplan
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Schwarzplan
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Modellfoto
©BHSF Architekten, Städtebaumanufaktur, NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur
Einsatzmodell M 1:1.000