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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022

Neubau Kinderhaus Himmelszelt in Bad Heilbrunn

perspektive

perspektive

ein 3. Preis

dreigegeneinen I architektur - urbane strategien - gestaltung I niggl - savic - sevilgen und partner mbB

Architektur

Schüller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

modellwerkstatt reinhold fischer

Modellbau

Erläuterungstext

dreigegeneinen architektur

niggl - savic - sevilgen und partner mbB


David Hammer, Dipl.-Ing. Architekt, Partner

mit Schüller Landschaftsarchitekten
Monika Schüller, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin


Mitarbeiter*innen:

Lisa Schweigert

Lisa Leitgeb

Maria Reisböck


STÄDTEBAU

Der Baukörper für das neue Kinderhaus in Heilbrunn wird an der westlichen Grenze des Wettbewerbsgebietes positioniert und entlang der künftigen Haupterschließung, der alten Kastanienallee ausgerichtet. Betreten wird das Kinderhaus aus der Richtung Südwesten, in der Achse zwischen der vorgesehenen Neubebauung und der gewachsenen Ortsmitte. Die gefaltete Dachform greift die Gliederung des Gebäudes auf und ergänzt dabei die Dachlandschaft der geplanten Nachbarbebauung mit ihrem Hochpunkt am Turm der Christuskirche.

Um die Körnung aus dem Bebauungsplan aufzugreifen, das Gebäude zu gliedern und den Baumbestand vollständig zu erhalten, sieht die Planung einen Versatz im Volumen des Kinderhauses vor. Dieser bildet einen dem Ankommenden zugewandten Eingangsbereich aus. Durch die Setzung des Gebäudes an der westlichen Grenze wird im Norden ein separater Bereich für die Anlieferung der Küche über den Malachias-Geiger Weg geschaffen. Hier entstehen die behindertengerechten Stellplätze, der Standplatz für Abfallbehälter, die interne Erschließung, sowie Fahrradstellplätze für das Personal. Auf dem Lindenhügel im Osten entsteht so für die Kinder ein großzügiger, zusammenhängender, und überschaubarer Freiraum in unmittelbarer Nähe zur Christuskirche. Der Außenbereich der Kinderkrippe wird hingegen unmittelbar vor den Gruppenräumen in der durch Kastanien natürlich verschatteten, westlichen Ecke an der Allee angeordnet. Getrennt werden diese Bereiche durch den großzügigen Eingangsbereich im Süden mit angrenzendem Plätzchen vor dem Essensbereich. 

Der Baukörper greift behutsam in die Topografie ein. Durch die Ausrichtung der Dachform scheint sich das Kinderhaus unterhalb des Lindenhügels aus der Landschaft heraus zu entwickeln, wobei diese ungestört und weiterhin klar wahrnehmbar bleibt.


RAUMKONZEPT

Der kompakt konzipierte Baukörper ist in drei ablesbare Kubaturen unterteilt und weist über beide Etagen die gleiche räumliche Struktur auf. Jedes Geschoss bildet dabei zwei Cluster aus, die jeweils über den Verteilerbau verbunden sind. Im Erdgeschoß befindet sich im östlichen Cluster der Speisebereich mit Küche im Norden. Vorgelagert wird hier das sogenannte Plätzchen vorgeschlagen, welches den Speisebereich zum Außenraum hinein erweitert und mit den umliegenden Sitzstufen vielfältige Möglichkeiten zur pädagogischen Nutzung und Bespielung bietet. Das befestigte Plätzchen bildet ein Zentrum am Eingang des Kinderhauses und vermittelt hier zwischen den Bereichen der jüngeren und älteren Kinder. Im westlichen Cluster des Erdgeschosses ist die Kinderkrippe untergebracht, wobei ihr separater Außenbereich unmittelbar vorgelagert ist. Die beiden Cluster im Obergeschoß nehmen jeweils die Räumlichkeiten des Kindergartens auf. Entlang der Südfassade befinden sich die Gruppenräume mit jeweils dazwischen liegenden Sanitärkernen, während die Gruppen-, Aktivitäts- und Nebenräume zum Norden hin aufgereiht sind.

Der mittlere Gebäudeteil bildet den einladenden Eingangsbereich mit zentral gelegener Treppe aus, der eine einfache Orientierung und die Verteilung über kurze Wege im Kinderhaus gewährleistet. So finden Kinder und Eltern schnell zu den Garderoben im Obergeschoß des Zwischenbaus.

Durch die Ausbildung von Brandabschnitten kann der großzügige Garderobenbereich mit Rutschtreppe als offene Spiellandschaft den Kindern zugänglich gemacht werden. Die Begegnung und der Austausch zwischen den Gruppen wird durch dieses zentrale Gelenk gefördert. Gleichzeitig weiten sich die Spielflure zu Sitznischen auf und bilden gruppenraumseitig wertvollen Stauraum. Sichtverbindungen aus den Gruppenräumen in die angrenzenden Bereiche werden mittels großzügig verglaster Bereiche sichergestellt.

Durch die zusammengelegten, zentral gelegenen Garderoben sind die Kindergartenbereiche einfach als reine Hausschuhbereiche nutzbar. Der Garderobenbereich im OG des Zwischenbaus mündet in einer geräumigen Terrasse mit Zugang zum Garten über den Laubengang. Somit können die Kinder aus den Gruppenbereichen kommend, auch bei schlechtem Wetter dort die Schuhe wechseln bevor es zum Spielen auf die Terrasse oder in den Außenbereich geht. Umgekehrt ist es vom Garten kommend ebenso möglich die Innenbereiche des Kindergartens direkt über die Terrassen zu erschließen, womit der Bezug zur Natur gestärkt wird. Die Terrassen und Laubengänge bieten daher die Option aus allen Gruppenräumen einen einfachen und direkten Zugang zu den Außenbereichen herzustellen.

Im Erdgeschoß kann der Eingang mit dem Essensbereich zusammengeschaltet werden. Die vorgelagerten Terrassen und Dachüberstände bilden überdachte Zonen in beiden Geschoßen aus und schaffen dabei zusätzlich eine bauliche Verschattung der Gruppenräume und des Essensbereiches. Weitere Nebeneingänge befinden sich rückseitig am Zwischenbau. Durch das kompakte Volumen und das zentrale Treppenhaus sind sämtliche Wege kurz und markant gehalten und auch für jüngere Kinder einfach nachvollziehbar.

KONSTRUKTION UND MATERIALITÄT

Das Gebäude ist konstruktiv in Schottenbauweise als Holz-Hybridbau geplant. Das Erdgeschoss des östlichen Gebäudeteils ist durch seine Lage im Hang aber auch in Anlehnung an lokale Bautraditionen als Massivbau vorgesehen. Die tragenden Wände und Stützen aus Stahlbeton beziehungsweise Mauerwerk werden verputzt, und Ruhen auf einer Plattengründung aus Stahlbeton. Die Fußböden im Speisebereich werden mit lokalem Naturstein auf einer Fußbodenheizung ausgelegt.

Auf diesem massiven Sockel wir das Obergeschoss in Holzbauweise aufgesetzt. Die Decke über Erdgeschoss wird aus Brettsperrholzelementen zusammengesetzt und unterseitig teilweise auf Sicht, teilweise mit Akustikpaneelen aus profiliertem Vollholz verkleidet. Der Fußbodenaufbau ist mit einer Splittschüttung zur Schalldämmung und einer Fußbodenheizung mit pflegeleichtem Linoleum angedacht. Sämtliche Tragende und Nicht-tragende Wände im Obergeschoss sind in Holzrahmenbauweise vorgesehen und können als Holztafelbauelemente vorfabriziert angeliefert werden – dies ermöglicht einen zügigen Bauablauf. Teilweise ist im OG das System der tragenden Schotten im Bereich der Galerien in Stützen und Unterzüge aufgelöst welche In Brettschichtholz auf Sicht ausgeführt werden. Die Oberflächen der Wände werden bis zur Traufhöhe auf Gipsfaserplatten in neutralem Weiß gestrichen, darüber beginnen hölzerne Akustikpaneele.

Als Dachkonstruktion ist ein Pfettendach konzipiert, welches wirtschaftliche Spannweiten ermöglicht. Die Pfetten ruhen auf den tragenden Holzrahmenbauelementen, im südlichen Bereich der Dachauskragung werden die Pfetten für eine gleichmäßige Untersicht in die Sparrenebene verzogen und durch Stützen in der Laubengang-Ebene abgelastet. Raumseitig ist das Dach ebenfalls mit hölzernen Akustikpaneelen beplankt, als Dachhaut werden Tondachziegel in Anlehnung an die lokale Bautradition vorgeschlagen.


ENERGETISCHES KONZEPT

Durch die Fußbodenheizung mit ihrer niedrigen Vorlauftemperatur eignet sich als Energiequelle für das Gebäude eine Kombination aus Luft-Wasser-Wärmepumpen mit einer solarthermischen Anlage zur Erhöhung der Quellentemperatur sowie einer Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung. Dabei können sowohl die Solarthermie-Kollektoren als auch die Photovoltaik-Paneele harmonisch in die Dachlandschaft eingefügt werden. Der Sommerliche Wärmeschutz wird einerseits durch die große Dach- und Laubengangauskragung im Süden und zusätzlichen Raffstoren sichergestellt. Andererseits bieten elektromotorisch angesteuerte Oberlichter die Möglichkeit einer Nachtauskühlung in Kombination mit einer Querlüftung im Gebäude. Die Bauweise in Holz-Hybridbauweise bietet im EG reichlich Reserven hinsichtlich der Thermischen Speichermasse.


BRANDSCHUTZ

Das Brandschutzkonzept sieht vor die einzelnen Gruppen, also die westlichen und östlichen Gebäudeteile als eigenständige Brandabschnitten auszubilden. Ziel dabei ist den zentralen Eingangsbereich mit seiner großzügigen Treppe und Rutschtreppe nicht als notwendigen Treppenraum, sondern als offene Spiellandschaft ohne besondere Brandschutzanforderungen an Nutzung und Möblierung nutzbar zu machen. Im Erdgeschoss erfolgt dabei der 1. und 2 Rettungsweg unmittelbar über die Fassade ins Freie. Die Überschreitung der Forderung von 200m2 je Brandabschnitt aus der Bayerischer Bauordnung wird mittels einer Brandmeldeanlage kompensiert. Dazu werden im 1.Obergeschoss die Gruppen ebenfalls als eigenständige Brandabschnitte ausgebildet. Der 1. und 2. Rettungsweg erfolgt hier über den Laubengang, wobei die Selbstrettung hier unabhängig in zwei Richtungen über die Treppen an den Stirnseiten möglich ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das versetzte Volumen setzt sich geschickt zwischen das südliche Ende der Allee und die mächtigen Bäume im Norden, ebenso wird die sensible Einbindung in die Topografie gewürdigt. Die Lage des Eingangs stellt eine attraktive, schlüssige und gut auffindbare Adressbildung dar, der fast gleichwertige Zugangsbereich im Norden wird kontrovers diskutiert. Die breite Sitztreppe ins Obergeschoss zoniert allerdings die durchgesteckte Eingangshalle geschickt und klärt die Hierarchie der beiden Zugänge.

 

Der Speisesaal mit seiner gut proportionierten vorgelagerten Terrasse ist nicht nur für die Mahlzeiten der Kinder, sondern auch für größere Veranstaltungen bestens geeignet. Die zentrale Lage der Garderoben im Kindergarten wird trotz der räumlichen Attraktivität kritisch beurteilt. Ebenso ist die gemeinsame Garderobe der Krippengruppen nachteilig, Wickelmöglichkeiten fehlen. Ansonsten sind beide Bereiche sehr gut organisiert, mit Ausnahme des etwas isoliert liegenden 3. Gruppenraums. Alle Gruppenräume orientieren sich aber unmittelbar zu großzügig gedeckten Außenräumen, die auch zur Erschließung der zugeordneten Spielflächen im Freien dienen. Die Raumzuschnitte sind gut, besonders die räumliche Qualität der Gruppenräume im Obergeschoss, mit den auf die Dachsilhouette abgestimmten Raumbegrenzungen und den Galerien auf den Nebenräumen, kann überzeugen.

 

Das architektonische Erscheinungsbild ist zwiespältig. Während die vielfältig gestaffelte Silhouette nach Süden atmosphärisch und architektonisch gut vorstellbar ist, können die übrigen Seiten deutlich weniger überzeugen. Das konstruktive Konzept der Holzbauweise ist gut überlegt und wirtschaftlich herzustellen, ebenso ist das energetische Konzept schlüssig, angemessen und nachvollziehbar.

 

Die Bestandsbäume werden erhalten. Kritisch wird jedoch gesehen, dass die Allee im eingefriedeten Bereich des Gartens der Krippe endet. Dies ist nicht vorstellbar und müsste anders organisiert werden. Die Mauern im nördlichen Anlieferungsbereich werden kritisch gesehen, da sie stark in den Kronenschutzraum eingreifen. Der Geländeanschluss ist sehr schön gelöst, da das Obergeschoss direkt an den Freibereich anschließt. Die Außenräume von Krippe und Kindergarten sind deutlich voneinander getrennt. Über die Verortung der Spielangebote im Kindergartenbereich müsste nochmals nachgedacht werden, da deren Lage nicht wirklich überzeugt.

 

Alles in allem ist die Arbeit ein wertvoller Beitrag für die schwierige und komplexe Aufgabenstellung.

lageplan

lageplan

grundriss eg

grundriss eg

grundriss og

grundriss og

schnitt und ansicht

schnitt und ansicht

fassadenschnitt und ansicht

fassadenschnitt und ansicht

städtebau und raumkonzept

städtebau und raumkonzept

modell

modell

plan 1

plan 1

plan 2

plan 2

perspektive

perspektive