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Einladungswettbewerb | 03/2022

Neues Fasslager der Firma Jägermeister in Kamenz

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektonisches Konzept und Gestaltungsqualität 

Als Baukörper wird ein markanter Quader gewählt. Er verhält sich additiv zum vorhandenen Gebäudeensemble. Dies führt zu der gestalterischen Freiheit, eigenständige Gestaltungsansätze zu formulieren. Das gelingt über eine Fassadenstruktur mit horizontalen Lamellen. Sie können eine Begrünung erhalten: angedacht sind hier die 56 Kräuter, die Bestandteil des Jägermeisterlikörs sind. Die Fassade kann jedoch durch ihre Verwendung des carbonatisierten Holzes auch ohne Begrünung durch ihre lamellenartige Struktur noch besonders wirken. Im qualitativ hochwertigen, starken Kontrast hierzu steht der Innenraum. Hier dominiert eine komplette Holzkonstruktion als Stützenraster sowie als Holz-Kassettendecke und Holz-Einbaumöbel. Das Material des dunklen Estrichbodens nimmt sich in diesem Materialkonzept richtigerweise zurück. Die Fassade versinnbildlicht das Produkt Jägermeister konzeptionell stark.


Funktionalität und Erfüllung des Raumprogramms 

Der Eingangsbereich ist architektonisch deutlich ausgebildet: Man betritt das Gebäude über einen überdachten Eingangsbereich, der sowohl als repräsentatives Foyer für Besucher als auch der Anlieferung dient. Die Überdachung der Tankwanne wird begrüßt. Ob eine Anlieferung mit den LKW und ihren Schleppkurven funktioniert, ist zu prüfen. Im Kern befinden sich die dienenden Funktionen wie Tanks, Filterräume, Havarietanks, etc. Durch die großzügige Verglasung erhält man hier einen schönen Einblick in das Gebäudeinnere. Der Sonnenschutz sollte hier jedoch nochmals überprüft werden. 

Der mittlere Teil des Gebäudes verfügt über einen qualitativ gut gestalteten zusätzlichen Verkostungsraums sowie einen Pausenraum für Mitarbeiter. Die Fassgruppen sind durch die mittige Erschließung gut zu erreichen. Die notwendige Rohverbindung erfolgt unterirdisch. Das Gebäude lässt sich durch kompakte und klare Gebäudekubatur und das gewählte Stützraster in drei Bauabschnitte gliedern. Es sind alle geforderten Räume enthalten. 


Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit 

Das Konzept ist aus Sicht des Preisgerichts realisierbar. Durch die kompakte Bauform und die klare Struktur ist eine Wirtschaftlichkeit mit großer Wahrscheinlichkeit gegeben. Auch die Begrünung der Fassade scheint plausibel. Hier wird die achtsame Wahl der Bepflanzung entscheidend sein. Eine Bepflanzung mit allen 56 Kräutern der Jägermeister Rezeptur ist eher unwahrscheinlich. 


Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz 

Der grundlegende Ansatz des Gebäudes als vollständiger Holzbau wird unter Nachhaltigkeitsaspekten begrüßt. Die Innenraumklimaanforderungen sind dabei jedoch besonders im Fokus und müssen in der weiteren Bearbeitung nachgewiesen werden. Das nachhaltige und lokal verfügbare Material Holz wird für die Hauptkonstruktion sowie den Innenausbau verwendet. Begrünte Dächer und Fassaden ermöglichen die gewünschte Biodiversität. 

Es wird gesehen, dass die Fassadenschichtung aus Begrünung und PV einen positiven Beitrag für die Abschirmung des Lagers leisten. Die Nutzung des anfallenden Regenwassers und die mögliche komplette Begrünung der Fassade bewirkt eine plausible Verdunstungskühlung, die zur Kühlung des Gebäudes beiträgt. Selbst ohne diese würde die lamellenform der Fassade einen sommerlichen Wärmeschutz ermöglichen. Hier sollte der Außenwandaufbau nochmals geprüft werden. Das karbonisierte Holz in der Fassade und das Regenwassermanagement mit der Nutzung für die Pflanzenbewässerung werden unter Nachhaltigkeitsaspekten positiv bewertet. Ebenso positiv ist die Wiederverwendung der Fassaden bei Erweiterung des ersten Bauabschnitts. 

Das Dach ist mit PV zur Eigenstromversorgung versehen. Die Fügung der Materialien ist größtenteils im Sinn des Cradle-2-Cradle. Die Konstruktion ist größtenteils demontierbar. Das Gebäude besteht weitestgehend aus reziklierten und/ oder nachwachsenden Rohstoffen. Gezielte Oberlichter im Erschließungsbereich des Lagers versorgen den Bereich mit Tageslicht. 

Im Weiteren müssen für den Nachweis der Nachhaltigkeit Angaben ergänzt werden zu Schadstofffreiheit, Mobilität, Biodiversität in den Außenanlagen (Habitate, Angebot), Aufenthaltsqualität am Gebäude. Ebenso fehlen Angaben zum Energiekonzept und zur Umsetzung der Lüftungstechnik. Die Anordnung der über die Gebäudehöhe hinausragende Technikfläche muss unter den Aspekten der Sichtbarkeit weiter betrachtet und in den Fassaden dargestellt werden.