modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Quartier Klosterstraße in Woldegk

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

milatz.schmidt architekten gmbh

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

neue heimat

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsgebiet befindet sich am Standort des historischen Heiligengeist Hospitals mit dazugehörendem Armenhaus (ca.1796 abgebrochen). Das Heiligengeist-Hospital war Ort der gemeinschaftlichen Sozialfürsorge der mittelalterlichen Stadt Woldegk. Entsprechend orientiert sich der Entwurf an den Themen Gemeinschaft, Urbanität und Identität. Das neue Gemeinschaftsgebäude steht auf den Grundmauern der historischen Heiligengeist-Kapelle. Es steht für den Grundwert Gemeinschaft, der in den halböffentlichen Quartierhof mit Wohnhäusern und Ärztehaus sowie in den öffentlichen Straßen- und Platzraum bis zum Markt getragen wird. 


Der Entwurf basiert auf der Typologie mecklenburgischer Ackerbürgerstädte mit identifizierbaren Einzelvolumen, kurzen Fassadenlängen und 2- bis 3-Geschossen. Private und gemeinschaftliche Freiräume orientieren sich zum Hofraum, der durch den Agrar-Lehrpfad mit dem Stadtraum am Markt und der Stadtmauer verbunden wird. Die Wohnhäuser haben eigene Adressen. Die Wohnungen sind durch außenliegende Treppen und Aufzüge erschlossen, die sich im Hofraum befinden und durch halböffentliche Durchgänge mit dem Straßenraum verbunden sind. An diesen Durchschlüpfen sind die halböffentlichen gemeinschaftlichen Außenräume angeordnet. Das Pkw- Stellplatzkonzept basiert auf zukunftsorientierten, gemeinschaftlichen Lösungen (Car-Sharing) mit einer begrenzten Parkplatzanzahl im Hofraum für Bewohner und Gäste zugunsten multifunktioneller Freiraumnutzungen. Das Konzept ist bausteinhaft umsetzbar.


Historische Identität und Adressbildung sind zentraler Ausgangspunkt für die Gestaltung der Volumen. Jedes Haus erhält sein eigenes Fassadenkonzept (Kombination von Ziegel, Putz und Fassadenplatten). Alle Wohnungen sind barrierefrei zugänglich (über Rampen oder Aufzüge) und verfügen über ein barrierefreies Bad. Die gemeinschaftlichen Nutzungen (Arztpraxen, Gemeinschaftshaus und Lehrpfad) sind an der dem Markt zugewandten Seite angeordnet. Das Gemeinschaftshaus liegt ebenerdig und ist schwellenlos vom Fußweg oder durch den Eingang mit Rezeption erreichbar. Damit lädt das Gemeinschaftshaus die gesamte Stadt zur Nutzung ein (z.B. für Familienfeste, Pilates, Vereine, kleine Veranstaltungen). Private Außenräume sind gegenüber den halböffentlichen und öffentlichen Freiräumen abgegrenzt. Jedes Haus verfügt über gemeinschaftliche halböffentliche Hofflächen. Öffentliche Freiräume nehmen starken Bezug auf den Agrarlehrpfad, dem zentralen stadtgärtnerischen Gestaltungselement, dessen Aufenthaltsqualität deutlich erhöht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Ansatz mit einer kleinmaßstäblichen Ausbildung von differenzierten Gebäudekuben wird grundsätzlich unter Beachtung der städtebaulichen Leitziele der Stadt Woldegk positiv gewertet. Dies führt zu einer klaren Ablesbarkeit der neuen Stadtbaukörper und einer individuellen Adressausbildung. Dies gilt insbesondere für die Bebauung der kleinteiligen Wohnbebauung entlang der Stadtmauer und an der Klosterstraße. Die dominante Eckausbildung mit dem räumlich überhöhten Gemeinschaftsraum wird im Preisgericht kontrovers diskutiert und ist insbesondere unter dem Aspekt der nicht eingehaltenen Baulinie an der Ernst-Thälmann Straße zu überarbeiten. Die Verlegung des Agrarlehrpfades in das Blockinnere wird äußerst kritisch gesehen. 


Die Großzügigkeit der Grünraumplanung erlaubt eine gute Vereinbarkeit der Anforderungen an den ruhenden Verkehr mit den vielfältigen Erholungsflächen und den privaten Gärten im Bereich der Bebauung entlang der Stadtmauer. 


Die differenzierte Ausbildung der straßenseitigen Fassaden und der belebten Dachlandschaft erscheint angemessen und erlaubt eine stufenweise Realisierung des Gesamtkonzeptes. Die expressive Architektursprache der Gelenkausbildung an der Straßenkreuzung, die sich gemäß Erläuterungsbericht der Verfasser auf das Heiligengeist Stift bezieht, wirkt für die vorgesehene Nutzung des Gemeinschaftraumes im umgebenden Stadtraum jedoch zu dominant und stellt uneinlösbare Anforderungen an Betrieb und Unterhalt.  


Die vorliegenden Grundrisse sind unter dem Aspekt der innenliegenden Bäder zu überarbeiten, um hier Betriebskosten und Gebäudetechnik zu minimieren. Das zur Realisierung vorgeschlagene Bauvolumen liegt im unteren Bereich und verspricht dennoch eine wirtschaftliche Umsetzung der gestellten Bauaufgabe. 


Die Verfasser schlagen die Verwendung von Geothermie für den Betrieb einer Wärmepumpe für Heiz- und Kühlzwecke vor. Der elektrische Strom wird teilweise durch Eigenerzeugung mittels PV- Elementen bereitgestellt. Ziel ist das Erreichen eines energetischen Standards gemäß BEG Effizienzhaus-40.


Insgesamt weist der Entwurf städtebaulich einen zielorientierten Weg auf, wobei speziell die hochbauliche Ausbildung der Ecksituation einer Überarbeitung bedarf.

Lageplan mit Erdgeschoss

Lageplan mit Erdgeschoss

1.Obergeschoss

1.Obergeschoss

Fassaden Klosterstraße

Fassaden Klosterstraße