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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Neubau Zentrale der Stadtwerke Bayreuth

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 26.500 EUR

H2M Architekten

Architektur

nowak.müller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Idee & Leitbild                                                                                                                             

Der Mäander fungiert sowohl als urbanes Gelenk zwischen zwei Stadtbereichen als auch als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Unternehmensbereichen der Stadtwerke Bayreuth.  In seiner mäandrierenden Grundform steht der Baukörper in ständigem Bezug zum Freiraum, dreht und wendet sich und vernetzt die Innen- und Außenbereiche miteinander. Das so entstehende motivierende Arbeitsumfeld regt zur Kommunikation und Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden an und repräsentiert die Stadtwerke Bayreuth als transparentes, attraktives und zukunftsweisendes Unternehmen in der Region. Klima, Licht und Energie treten in einen bewussten Dialog und differenzieren die aktivierte Dachlandschaft. Die neuen Stadtwerke bieten differenzierte Raumqualitäten erzeugen Bewegung, geben Orientierung und schaffen so einen identitätsstiftenden, sozialen Raum. Durch innovative Ansätze in der hybriden Gebäudekonzeption sowie den materialgerechten Einsatz von nachhaltigen Materialien, Fassadenbegrünung und Energieerzeugungsanlagen werden die neuen Stadtwerke zum Vorreiter für klimaneutrales und energieeffizientes Bauen.

 

Topos & Städtebau

Der fünfgeschossige Kopfbau mit Vorplatz bildet die Adresse und den städtebaulichen Auftakt der neuen Stadtwerke am Berliner Platz. Er dient als Entrée und trägt zur Wahrnehmbarkeit als zukunftsfähiges Unternehmen bei. Durch die beiden Höfe des Mäanders mit unterschiedlichen Charakteren verbindet sich das Haus mit der Umgebung. Der große und funktionale Betriebshof im westlichen Bereich öffnet sich in Richtung Norden zu den angrenzenden Gewerbegebieten. Er wird über eine Zaunanlage sicherheitstechnisch geschlossen. Der kleinere, in Richtung Stadt orientierte Hof, profitiert von seiner Südausrichtung und wird zur „grünen Klima-Oase“ der Stadtwerke. Durch Begrünung und „urban wetlands“ (Versickerungsanlagen) entsteht eine Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität für Mitarbeitende und Kund*innen.  Baulich fügt sich der Mäander in die heterogene städtebauliche Struktur der umliegenden Bebauung ein, indem er zwischen den großmaßstäblichen Hallen und der Blockrandbebauung östlich der Casselmannstraße vermittelt.

 

Typus & Struktur

Alle funktionalen Raumbezüge und die direkten Verbindungen zwischen Verwaltung, Werkstätten, Lagerbereichen und Betriebshof sind gemäß Betriebskonzept umgesetzt. Der Werkstattbereich als „Bindeglied“ zwischen technischen und administrativen Bereichen verknüpft die Hallen mit den Büros. Netzmanagement und Netzleitstelle liegen zentral als Schlüsselfunktionen mit direktem Sichtbezug zum Betriebshof. Die funktionsübergreifende Raumabfolge fördert interne Kommunikation und schafft eine Struktur der „kurzen Wege“. Die Konzeption der Verwaltungsbereiche ermöglicht jegliche Form von Bürokonzepten und Möblierung und schafft Raum für „New Work“.

 

Differenzierung & Dachlandschaft

Straßenseitig bildet der Mäander eine klare Raumkante aus, während er sich im Binnenbereich abstuft. Die so entstehenden Dachlandschaften werden zum differenzierten Freiraumangebot, dienen den Mitarbeitenden als kommunikative Treffpunkte und bieten Raum für informelles Arbeiten. Neben den Mitarbeiter-Terrassen im Verwaltungsbereich entstehen über den Parkdecks großflächige Energiedächer, die zu Gewinnung regenerativer Energie aus Photovoltaik dienen. Das „Klimadach“ über dem Verwaltungsbereich wird zur Forschungsplattform und Klimastation für neue innovative Konzepte (Klimalabor und Messstationen). Neben der Aktivierung fungieren die Dächer als sekundäre Erschließung, indem sie die unterschiedlichen Funktionsbereiche horizontal verbinden.

 

Äußere & Innere Erschließung

Das Erschließungskonzept setzt auf eine klare Trennung der Verkehrsströme: Die Zu- und Abfahrt des Schwerlastverkehrs erfolgt über die gemeinsam mit dem Busverkehr genutzte Einfahrt von der Eduard-Beyerlein-Straße. Die PKW erreichen die Parkdecks über die Rampe entlang der Hallenrückseite des Warmlagers ebenfalls von Süden. Besucher- und Barrierefreie Parkplätze werden auf Straßenniveau straßenbegleitend entlang der Eduard-Beyerlein-Straße in der Nähe zum Eingangsbereich vorgesehen. Die Cafeteria wird über den offenen Innenhof von Süden angeliefert.

 

Grün & Freiraum

Die Außenanlagen sind ruhig und klar gestaltet. Im Eingangsbereich entsteht ein offener multifunktional bespielbarer Platz. Fahrradparkplätze für Besucher sowie ein Behindertenstellplatz in Eingangsnähe sind in die Fläche integriert. Eine großzügige Grünfläche, die mit einer Baumgruppe überstanden ist, akzentuiert die Fläche. Die Nord- und Südseite des Gebäudes werden von blühenden Wiesenflächen mit lockerem Baumüberstand gesäumt. Die vorhandenen Alleen an der Eduard-Bayerlein- Straße und der Carl-Schüller-Straße werden beibehalten und ergänzt, so dass ein durchgängiger Allee Charakter bis zum Berliner Platz hin entsteht.

 

Entlang der Eduard-Bayerlein-Straße werden Längs-Parker zwischen die neuen Baumstandorte eingebunden, so dass die Versiegelung hier möglichst gering ausfällt und der Verkehr gebündelt wird. Die notwendigen Zufahrten auf das Grundstück sind ebenfalls hier angeordnet, so dass die Verkehrsströme klar strukturiert sind. Die Straßenbreiten sind auf 6,5m bzw. 5,5m in der Carl-Schüller-Straße begrenzt. Dadurch wird eine Stärkung der Fußgängerbereiche sowie die Integration eines Radweges in Nord-Süd- Richtung ermöglicht. Von der Carl-Schüller-Straße her wird eine Ausweitung des nach Norden hin angrenzenden Grünraums im Ideenteil vorgeschlagen, so dass das grüne Erscheinungsbild dieses Stadtraums gestärkt wird. Der Innenhof mit Außenbereich für die Cafeteria wird neues Herzstück der Gemeinschaftsflächen. Eine offene Wiesenfläche mit breitem Gräser und Staudensaum, wird von Silberweiden überstellt. Das Gelände fällt zum Gebäude hin flach ab und mündet in eine Wasserfläche, die zum einen als ökologisch wertvoller Baustein entwickelt wird, zum anderen eine ruhige und kontemplative Atmosphäre im Terrassenbereich schafft.

 

Die Dachflächen werden analog zu den Grünflächen im Erdgeschoss als naturnahe Wiesenlandschaft ausgebildet. Gemeinschaftsterrassen und Wege durchziehen Glatthafer- Salbeiwiesen. Außentreppen verweben die einzelnen Niveaus miteinander, so dass eine durchgängig begehbare und erlebbare Dachlandschaft entsteht.

 

Materialität & Atmosphäre

Die in den unterschiedlichen Funktionsbereichen einheitlich gegliederte Fassade besteht im Verwaltungsbereich aus einer sichtbaren Holzkonstruktion und eloxierten recycelten Aluminiumpaneelen in einem gedämpften Grünton. Im Bereich des Betriebshof mit den Werkstätten und Lagerbereichen werden die Fassadenfelder je nach Nutzung und Funktion mit Rolltoren, Stahlbetonsandwich-Elementen oder Profilit-Verglasung im Oberlichtbereich zur natürlichen Belichtung ausgefacht.

Die Parkebenen oberhalb der Lagerbereiche werden durch eine großflächige immergrüne Fassadenbepflanzung zum zukunftsweisenden Sinnbild der neuen Stadtwerke. Die vertikalen Grünflächen beeinflussen das Kleinklima durch die Beschattung der Fassade und die Wasserverdunstung positiv.  Die aktivierten Flächen produzieren Sauerstoff und binden Kohlendioxid und Feinstaub. Das Parkhaus wird so zusammen mit der großflächigen Photovoltaikanlage zur "natürliche Klima-, Luftreinigungs- und Energieerzeugungsanlage". Zudem werden die Lärmimmissionen des Schwerlastverkehrs durch den schallabsorbierenden Effekt des Laubs gepuffert. Die in die Geschossebenen integrierten Substratspeicher puffern das Regenwasser, speichern dieses und entlasten das öffentliche Kanalnetz im Falle eines Starkregenereignisses. Zusammen mit den einfachen und langlebigen Rankhilfen aus Edelstahl ist eine bewässerungsfreie, bewirtschaftungsarme und immergrüne Bepflanzung geplant.

 

Tragwerk & Wirtschaftlichkeit

Das hybride Tragwerk basiert auf materialgerechtem Einsatz und nutzt die Vorteile einer nachhaltigen CO-gerechten Holzkonstruktion in allen Bereichen, wo dies Sinn macht. Die durch Schwerlast-, bzw. Autoverkehr oder hohe Lasteinwirkungen hochbeanspruchten Gebäudebereichen im EG sowie in den Parkebenen werden entweder aus Stahlbeton oder Stahl aus rezyklierten Rohstoffen erstellt. Eine nahezu durchgängige vertikale Lastabtragung sowie eine modulare Rasterung ermöglichen sich wiederholende Fügungen. Die Materialien werden dabei entsprechend ihrer technisch-konstruktiven Stärken unter Berücksichtigung gestalterischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte und der geforderten Nachhaltigkeit eingesetzt.

 

Der terrassenartig rückspringende Verwaltungstrakt und das Parkdeck werden auf einem fugenlosen sowie steifen Sockelgeschoss in Massivbauweise aufgesetzt. Dabei werden die aufgehenden Geschosse ab dem 1.Obergeschoss in Holzbauweise mit aussteifenden Treppenhauskernen in Stahlbeton und im Bereich des Parkdecks in Stahlbeton-Verbundbauweise konzipiert.

Um im höher installierten Erdgeschoss eine hohe Flexibilität für haustechnische Verzüge, Gebäudevorsprünge abzufangen und die Anforderungen an Brandschutz sowie Robustheit zu gewährleisten werden die Decken als punktgestützte Stahlbetonflachdecken auf Stahlbetonstützen vorgesehen. Der im Grundriss über das Erdgeschoss auskragende Bereich wird mit Hilfe von Wandscheiben im 1. Obergeschoss abgefangen. In den darüber liegenden Geschossen soll zur Lastreduzierung sowie unter den Gesichtspunkten der CO2-Komopensation eine Massivholzdecke, welche in einem klaren Raster auf Holzstützen in der Fassadenebene aufliegt, umgesetzt werden. Durch die tragende Holzfassade kann ein hoher Energiestandard mittels nachwachsender Baustoffe garantiert werden. In den innenliegenden Tragachsen erfolgt die vertikale Lastabtragung mittels Hauptunterzügen aus Brettschichtholz, welche auf Holzstützen aufliegen.  Die Holzkonstruktion ist im Wesentlichen werkseitig vorgefertigt, wird elementiert zur Baustelle gebracht und mit Nachlauf zu den Erschließungskernen montiert. Durch den hohen Vorfertigungsgrad wird die Montage- und Bauzeit reduziert, infolge der werkseitigen Vorfertigung erhöht sich die Ausführungsqualität in den sichtbaren Holzflächen der Deckenuntersichten.

 

Im Bereich der Kalt- und Warmhalle wird das Sockelgeschoss zur Sicherstellung der Robustheit von Fahrzeug- oder Kranlasten als massive Stahlbetonkonstruktion konzipiert.  Die Stahlbetondecken werden als Flachdecken vorgesehen. Im Bereich der Kalthalle liegt die Stahlbetondecke linienförmig auf den Untergurten der darüber angeordneten mehrgeschossigen Stahlfachwerkträger auf, welche durch die geschickte stockwerksweise versetzte Anordnung der Fahrgassen eine stützenfreie Ausführung der Kalthalle ermöglichen. Mit Hilfe dieser Fachwerkträger gelingt es die Gebäudekubatur und somit die Fassadenfläche zu minimieren, was somit eine möglichst materialsparende Bauweise darstellt.  Im Bereich der Warmhalle erfolgt die linienförmige Lagerung der Stahlbetondecke mittels auf Stützen und Wänden aufliegender Unterzüge, welche gleichzeitig den Gebäuderücksprung in den Obergeschossen ermöglichen. Die Parkebenen oberhalb der Warmhalle werden mit Stahlhaupt- und Stahlnebenträgern, welche zusammen mit der Stahlbetonfahrbahnplatte eine Verbundkonstruktion bilden, analog zu klassischen Parkbauten konzipiert.

Die Gesamtaussteifung des Gebäudes wird über die als Scheiben ausgeführten Decken in Verbindung mit den Treppenhauskernen sowie Wänden aus Stahlbeton sichergestellt. Durch die leichte Holzkonstruktion in den oberen Geschossen des Verwaltungstraktes und der Stahlverbundbauweise in den oberen Geschossen im Bereich der Hallen können die Gründungslasten reduziert werden und somit eine wirtschaftlicher Lastabtrag in den Baugrund umgesetzt werden. In allen Stahlbetonbauteilen kann in einem weiteren Schritt die Möglichkeit der Anwendung von R-Beton ggf. aus Abbruchmaterial der Bestandsgebäude als Zuschlag geprüft werden. Das klar strukturierte Tragwerk ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad und den Einsatz typisierter Bauelemente, so dass ein wirtschaftlicher, zeitlich optimierter und effektiver Bauablauf realisiert werden kann.

 

 

Klima, Energie & Nachhaltigkeit

Die Bürofassaden sind mit neutralen Sonnenschutzgläsern und teiltransparenten, windstabilen externen Sonnen- und

Blendschutzscreens ausgestattet. Dadurch wird ein exzellenter sommerlicher Wärmeschutz mit sehr gutem Außenbezug erreicht. Über eine selektive Beschichtung des 3-fach Glases wird gleichzeitig ein sehr guter Tageslichteintrag durch die Verglasungen gewährleistet und die solaren Wärmelasten sind soweit minimiert, dass komfortable sommerliche Raumtemperaturen allzeit gewährleistet werden. Alle Büroflächen erhalten öffenbare Lüftungsklappflügel zur individuellen natürlichen Lüftung.

Eine bedarfsorientierte Grundlüftung erfolgt über entlang der Fassaden integrierte dezentrale Zuluft-Elemente, die mit

einer Nachheizmöglichkeit der eintretenden Frischluft im Winter ausgestattet sind. Die Frischluft wird direkt im

Fassadenbereich über schallgedämmte und passiv windgesicherte Zuluft-Elemente angesaugt. Dieses Low-Tech Konzept sichert komfortable Zulufttemperaturen bei minimalem Strombedarf für Lüftung. Innenliegende Räume in den Büroetagen erhalten eine mechanische Zuluft. Die Abluft strömt frei über den Raumverbund bzw. über in die Trennwände integrierte Überströmelemente in Flurzonen und von dort zu den Abluftschächten an den Gebäudekernen. Die Fortluft wird über Dach geführt. An den Schachtköpfen

erfolgt eine Rückgewinnung von Wärme über einen flachen Luft-Wasser-Wärmeübertrager und Integration in ein

Abluftwärmpumpensystem. Präsenzmelder in den Räumen schalten die dezentralen Lüftungselemente automatisch zurück, wenn der Raum nicht belegt ist. Da ein umschaltbares Heiz-/Kühlnetz entlang der Fassaden vorgesehen wird, kann über die Konvektor-Elemente auch eine Vorkühlung der Frischluft im Sommer erfolgen und das Quellluftprinzip im Raum über zugfreie Zuluftverteilung mit langsamer Ausbreitung am Boden gesichert werden. Die individuelle Beheizung der Räume erfolgt über die Konvektoren entlang der Fassaden.Die Kühlung der Räume erfolgt in den Massivgeschossen über eine integrierte Bauteilaktivierung (Heizen/Kühlen), die aus raumakustischen Gründen mit zusätzlichen thermisch durchgängigen perforierten Akustikabsorbersegeln

ausgestattet werden kann. Im Bereich der Massivholzdecken in den Obergeschossen entfällt die Möglichkeit der Aktivierung des Betons, deshalb wird hier auf eine Kombination aus abgehängten Kühlsegeln mit Akustikfunktion und langsam drehenden Deckenventilatoren gesetzt, die über die individuell einstallbare kühle Brise den sommerlichen Komfort deutlich verbessern und eine passive Komfortoptimierung mit minimalem Energieeinsatz erreichen. In den Hallen und Werkstattbereichen wird die Grundtemperierung über Fußbodenheizung in Kombination mit natürlicher Lüftung und wo erforderlich mechanischer Grundlüftung sichergestellt. Die Kälteversorgung der Kühlsysteme erfolgt weitgehend regenerativ über freie Kühlung aus Geothermieabsorbern im Erdreich. Zur Spitzenabdeckung werden hocheffiziente magnetgelagerte Turboverdichter eingesetzt, die im Winter reversibel als Wärmepumpen (Abluft) betrieben werden können. Damit kann auch die Aufstellung von Rückkühlwerken

auf den Dächern deutlich minimiert bzw. ganz verzichtet werden. Die Wärmeversorgung wird über Wärmepumpe aus

Geothermie bzw. Gebäudeabluft sowie die Auskopplung von Wärme aus dem am Standort betriebenen Elektrolyseur

realisiert. Horizontale ober der wasserführenden Dachebene auf den Hallen und montierte Photovoltaikmodule ermöglichen eine

regenerative Stromerzeugung mit optimaler Flächenausnutzung, da sich die Module nicht gegenseitig verschatten. Die

horizontale Anstellung der Photovoltaikmodule senkt zwar den erzielbaren Ertrag pro Fläche leicht gegenüber optimal nach Süden angestellten Modulen, erreicht jedoch eine größere aktive Gesamtfläche, da sich die Module nicht gegenseitig verschatten. Die mit hocheffizienten Modulen ausgeführte Anlage kann somit ökonomisch günstigen Strom für den Gebäudebetrieb bereitstellen bzw. in das öffentliche Netz einspeisen. Durch die ganzheitliche Optimierung des Gebäudes und Einkopplung regenerativer Energiebeiträge wird ein ausgezeichneter Komfort für die Nutzer bei sehr geringem Endenergiebedarf sichergestellt. Durch dieses modulare, auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Klimakonzept wird in Kombination der Low-Tech Gebäudesysteme, effizienter Wärme- und Kälteerzeugung sowie der aktiven Solarenergienutzung auf den Dächern ein klimaneutraler Gebäudebetrieb mit geringsten CO2-Emissionen und entsprechender Kompensation durch erzeugten Solarstrom ermöglicht. Der Einsatz von Holz in der Gebäudekonstruktion der Bürogeschosse senkt zusätzlich die mit der grauen Energie verbundenen Emissionen des Gebäudes.

 

Schallschutz & Raumakustik

In allen Büro- und Besprechungsräumen sowie in den Werkstatt- und Arbeitsbereichen werden erforderliche flächige Absorber im Wand- und Deckenbereich, z.T. als teilflächige Deckensegel mit integrierter Beleuchtung vorgesehen. Alle Bereiche der Arbeitsstätten sowie die Flur- und Bewegungszonen sind mitarbeiterfreundlich mit raumakustischen Maßnahmen bedämpft, so dass eine störende Schallübertragung in angrenzende Bereiche begrenzt wird.

 

Brandschutz & Sicherheit

Das bis zu 5-geschossige Verwaltungs- und Vertriebsgebäude mit Lagerflächen im EG wird aufgrund seiner Höhe von und Nutzungseinheiten in die Gebäudeklasse 5 und mit einer Bruttogrundfläche von 5.630 m² in seiner größten Ausdehnung als Sonderbau eingestuft. Die Garage ist eine offene oberirdische Großgarage.  Tragende und aussteifende Bauteile: Der Feuerwiderstand der tragenden und aussteifenden Bauteile sowie der Decken ist feuerbeständig, wobei die Decken und tragenden und aussteifenden Wände und Stützen im Erdgeschoss sowie die Treppenräume und Brandwände in Stahlbeton ausgeführt werden sollen. In den darüberliegenden Geschossen werden die Decken und die tragenden und aussteifenden Wände in Holzbauweise erstellt. Auch die tragenden Teile der Außenwände werden im Erdgeschoss nichtbrennbar in Stahlbeton und in den darüberliegenden Geschossen aus Holzelementen ausgeführt, die feuerbeständig auf Abbrand bemessen werden. Die nichttragenden Brüstungen und Stürze in den Außenwänden werden nichtbrennbar aus gedämmten Aluminiumkonstruktionen ausgeführt. Weiterhin wird den Außenwänden eine Bekleidung aus Holzelementen vorgehängt. Um eine Brandweiterleitung über die Holzelemente zu verhindern, werden vertikale und horizontale Brandsperren aus Stahlblech vorgesehen.

 

Das Gebäude wird durch 3 Brandwände in 4 Brandabschnitte aufgeteilt, wobei im größten Brandabschnitt im Erdgeschoss der Abstand der Brandwände von maximal 40 m überschritten wird, um eine freie Gestaltung und Wegeführung im Lagergebäude zu gewährleisten.  In den oberirdischen Geschossen erfolgt in den Büro- und Verwaltungsbereichen eine Aufteilung in feuerbeständig voneinander getrennte Teilnutzungseinheiten mit einer Fläche von jeweils maximal 400 m², sodass hier auf die Ausbildung notwendiger Flure verzichtet werden kann.  Die Rettungswege aus den Aufenthaltsräumen im EG werden über entsprechende direkte Ausgänge ins Freie nachgewiesen. Die Rettungswege in den Obergeschossen werden über einen notwendigen Treppenraum geführt. Es können beide Rettungswege baulich über die notwendigen Treppenräume geführt werden.  Auf die Ausbildung notwendiger Flure wird verzichtet, da Teilnutzungseinheiten mit einer Fläche von max. 400 m² gebildet werden. Im Lagerbereich im Erdgeschoss entstehen größere Nutzungseinheiten, hier sind jedoch keine Flure vorgesehen.  Die Garage stellt eine offene oberirdische Großgarage dar. Auch hier wird eine Ausführung des Erdgeschosses, in dem sich noch keine Garagenflächen befinden, in Stahlbetonbauweise und der darüberliegenden Garagengeschosse in Stahlbauweise angestrebt.

Die Treppenräume sind in der Bauart von Brandwänden aus Stahlbeton ausgeführt.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der in Form eines S-förmigen Mäanders vorgeschlagene Baukörper schafft klare Raumkanten und zoniert das Planungsareal in zwei unterschiedliche Bereiche: Lager / Werkstätten und Verwaltung einerseits, sowie Betriebshof und begrünter Hof mit einer besonderen Aufenthaltsqualität andererseits. Dies gelingt allerdings nur durch den Abbruch des historischen Schalthauses. Dies wird im Hinblick auf den baukulturellen und ökologischen Wert des Gebäudes kritisch gesehen, auch wenn die Entwurfsverfasserinnen und Entwurfsverfasser nachhaltige Ausgleichsmaßnahmen im Gebäude vorsehen.


Die Adressbildung zum Berliner Platz ist eindeutig. Es entsteht eine klare Eingangssituation mit einer visuellen und physischen Verbindung zum grünen Hof. Die kräftige Präsenz am Berliner Platz mit fünf Geschossen über die volle Breitseite des Grundstücks wird im Hinblick auf eine prägnante und zugleich maßstäbliche Einfügung kontrovers diskutiert. Gleiches trifft auf die körperhafte Rasterfassade zu, die in der Südansicht durch die Abtreppung zum Hof als Seitenfassade unfertig wirkt. 


Die gestapelten Funktionen im Westen erzeugen sowohl zur Eduard-Bayerlein-Straße als auch zur CarlSchüller-Straße eine kritische Massivität. Dazu trägt auch die Lage der Parkhausrampe entlang der Eduard-Bayerlein-Straße bei. 


Besonders positiv wird die innere Organisation bewertet, bei der Büro- und Werkstattbereiche eine Einheit bilden („Alle unter einem Dach“). Die entstehenden Kommunikationsbeziehungen entsprechen den Zielen der Stadtwerke. Die Büroflächen erscheinen flexibel nutzbar. Die durch die Gebäudeform entstehenden Einschränkungen beim Zuschnitt der Räume in den Gebäudeecken und bei der Versorgung der Erschließungswege mit Tageslicht werden kontrovers diskutiert.


Die Wegebeziehungen im Bereich der Werkstätten und Lager sind sehr gut gelöst. In einzelnen Räumen im Warmlager ist die lichte Raumhöhe nicht ausreichend. Eine Anpassung erscheint möglich. Kurze Wege im Betrieb und Alltag sind gewährleistet. Der große, zentrale Ladehof mit der Umfahrung ist ideal gelöst. Die Lage der Sozialräume überzeugt ebenfalls. Die Flächenvorgaben im Werkstatt- und Lagerbereich sind teilweise übererfüllt. 


Die Konzeption für die Anordnung der PKW-Stellplätze ist sehr ineffizient. Diese Ineffizienz scheint sich aus den statischen Anforderungen zu ergeben, die durch die Lage des Parkhauses über den stützenfreien Lagerflächen bedingt ist. Dadurch werden komplexe statische Maßnahmen erforderlich, wie sie in den Plandarstellungen zu sehen sind.


Die klare Trennung zwischen kalten und warmen Nutzungen ermöglicht einen energieeffizienten Betrieb. Der hohe Versiegelungsgrad auf dem Grundstück wird durch intensiv begrünte Dächer und eine Fassadenbegrünung in Teilbereichen kompensiert. Diese Maßnahmen wären bei einer Umsetzung dringend beizubehalten, um einen ökologischen Mehrwert zu erzielen. 


Konstruktiv wird für das Erdgeschoss eine Betonbauweise und für die Obergeschosse eine Brettschichtholzkonstruktion mit Aufputz-Installationen vorgeschlagen. Die Fassade erscheint sehr einfach, robust und technisch im Hinblick auf den Sonnenschutz und die Belüftung gut umsetzbar. Die Terrassierung verschlechtert jedoch das A/V-Verhältnis.


Der Vorschlag weist ein gutes Verhältnis zwischen BGF und NF im Bereich der Büro-, Werkstatt- und Lagerbereiche auf. Er erscheint wirtschaftlich im Betrieb bezüglich Wartung und Reinigung. Die Stapelung der Geschosse mit PKW-Stellplätzen über der Werkstatt ist jedoch sehr aufwendig und zementiert die Nutzung dieser Flächen langfristig.