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Einladungswettbewerb | 03/2022

Markgräfliches Palais Karlsruhe – Revitalisierung und Neubebauung Seitenflügel

Rondellplatz

Rondellplatz

1. Preis

Preisgeld: 80.000 EUR

Staab Architekten

Architektur

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Der bedeutende klassizistische Bau von Friedrich Weinbrenner gibt als Herzstück der geplanten Baumaßnahme die entscheidenden gestalterischen Anhaltspunkte für den Umbau und die neuen Flügelbauten vor. Seine prominente Lage an der Via Triumphalis und die imposante Fassade zum Rondellplatz eignen sich hervorragend für den repräsentativen Auftritt der PSD Bank und die geplante öffentliche Nutzung. Unser Ziel ist es, die originale Fassade des Mittelteils wieder stärker mit den erhaltenen, dahinter liegenden Raumfolgen zu verknüpfen und diese Logik im Mittelteil und an den Übergängen zu den Flügelbauten im Sinne Weinbrenners fortzuführen. Die räumliche Dramaturgie vom Eingang über die Vorhalle, die Treppenhalle mit zentraler offener Treppe, den Saal bis in den Garten soll in Zukunft wieder erlebbar sein, wenn auch in leicht abgewandelter, an die zukünftige Nutzung angepasster Form. 


An den Mittelteil schließen, vermittelt über zwei Verteilerräume, die schlichter gehaltenen, dreibündig organisierten Flügelbauten an. Rhythmisiert durch wiederkehrende Erschließungselemente bieten sie eine hochflexible, durch wenige tragende Stützen bestimmte Raumstruktur, die sich ebenso gut für die Büroflächen in den Obergeschossen wie für die Gastronomie- und Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss eignet. Letztere werden großflächig zur Straße und zum Garten verglast und beleben so einerseits den Außenraum, andererseits stellen sie eine subtile Verbindung zwischen beiden Sphären her.
Das Dach wird ausgehend von dem bestehenden Walmdach als wiederkehrend gefaltetes Gestaltungselement fortgeschrieben, unter dem auf zwei Geschossen räumlich eindrucksvolle Wohnungen Platz finden. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasserinnen haben diesen Entwurf konsequent und raffiniert einfach im Geiste Weinbrenners entwickelt und Alt- und Neubauten unter einem sinnfällig gegliederten Dach homogen und ohne Brüche präsentiert.

Durch den Verzicht auf kontrastierende Hochpunkte und grundrissliche Aufweitungen gegenüber der historischen Gebäudedimension im rückwärtigen Bereich fügt sich der Baukörper selbstverständlich in den Stockrand ein und erhalt den ohnehin schon reduzierten Gartenbereich in maximaler Größe.

Eine besondere Stärke des Entwurfs stellt das vorgeschlagene Erschließungssystem dar, das neben dem Haupteingang zu Bank und Vortragssaal in der Symmetrieachse des Denkmals beide Seitenflügel mit durchgesteckten Erschließungsmodulen segmentiert. Dadurch entstehen überzeugende und leicht vom Straßenraum aus auffindbaren Adressen für alle Teilnutzungen und zugleich eine klare Dominanz für den Hauptnutzer und Investor PSD-Bank. 

Es gelingt ohne Substanzverlust und unangemessene Eingriffe in den historischen Teil dort großzügige Foyer im EG und OG mit Bezug zum Rondell und im OG einen wohlproportionierten Veranstaltungssaal mit Gartenbezug zu verorten.

Die Seitenflügel weisen zwischen Stadt- und Gartenseite ermöglichen ebenfalls durchgesteckte gewerbliche und gastronomische Nutzungen von hoher Qualität auf. 

Die Setzung und die Grundrissorganisation erlauben also eine gelungene Verknüpfung mit dem Garten: dieser ist mit dem mutigen Wasserbecken und den Grüninseln, Bäumen und Wegen ein gekonnter Verweis auf den historischen Landschaftsgarten und ermöglicht die späteren Verbindungen mit den Nachbargrundstücken sowie die Zugänglichkeit der Straßen. 

Die Büroflachen in den 3-bündıgen Seitenflügeln sind nicht nur beidseitig hervorregend belichtet, sondern lassen sich nach Bedarf zu autarken Einheiten unterteilen oder großflächig vereinen.

Im Dachgeschoss befinden sich durchgängig Maisonette-Wohnungen, die zur Gartenseite hin (grenzschwellig großzügig) verglast und in Verbindung mit breiten Loggien geradezu luxuriös sind. 

Die Ansichten nehmen die Trauf-, Gesims- und Sockelzonen des Bestandes auf und bilden unter der bewegten Dachlandschaft ein ruhiges Band, das allerdings im Erdgeschoss eine stärkere Gliederung der Schaufensterflachen durch Stützen erfahren sollte, um die Seitenflächen überzeugender zum Stehen zu bringen. 

Ein wesentliches Problem stellt der fehlende Rücksprung des westlichen Seitenflügels entlang der Karl-Friedrich-Straße dar. Dies muss erforderlichenfalls durch die Herstellung eines Rücksprungs auf den bisherigen Hausgrund abgeändert werden.

Die überlieferte Kubatur des Weinbrenner Mittelbaus bleibt unangetastet. Die Dachform der ohne Fuge anschließenden symmetrischen Seitenflügel wird aus dem Baustand abgeleitet. Die bauzeitlichen Baufluchten der Seitenflügel werden an den leichten Straßen wieder aufgegriffen. Geschossgesims Traufhöhe und Firsthöhe werden vom Bestand übernommen. 

Einziger ist die starke Durchfensterung der EG-Zone, so dass die Fassaden auf eine Glaswand zu stehen scheinen. 

Insgesamt ein rundum überzeugender Beitrag. 
Garten

Garten

Der neue Saal

Der neue Saal