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Einladungswettbewerb | 03/2022

Markgräfliches Palais Karlsruhe – Revitalisierung und Neubebauung Seitenflügel

Anerkennung

Preisgeld: 13.000 EUR

Steimle Architekten GmbH

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Engelsmann Peters Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser ergänzen die erhaltene Fassade des Mittelbaus am Rondellplatz nach Süden und nach Osten mit jeweils einem 4-geschossigen Baukörper. Die Baukörper werden entlang der vorgesehenen Straßenfluchten gesetzt. Allerdings wird der östliche Teil nach einem kurzen Rücksprung auf die historische Bauflucht doch wieder zurück an den Straßenraum gerückt. Eine Reminiszenz an die
Baufluchten der historischen Seitenflügel geht an der Markgrafenstraße dadurch leider verloren. Die Verfasser sehen ihre abstrakt gehaltenen Lochfassaden mit einer Bekleidung aus Betonfertigteilen auch im Kontrast zum historischen Bestand. Allerdings wird die Trauflinie aufgenommen und auch die Sockelzone des Bestands wird in der Fassadentextur weitergeführt. Auffällig ist ein leicht
zurückgesetztes 5. Geschoß, das auch im Dachbereich des Bestands weitergeführt wird. Die dadurch erfolgte Einrahmung des Bestandsgebäudes wird kontrovers diskutiert.

Auch die Gartenfassade wird diskutiert, da sie das Palais bis auf die Saalöffnungen ausblendet.

In die überlieferte Kubatur des Weinbrenner Mittelbaus durch den Ersatz der seitlichen Wahndächer durch ein zurückspringen des flachgedeckten Dachgartens stark eingegriffen, was denkmalpflegerisch Belangen zuwiderläuft. 

Die freiräumliche Konzeption nimmt die historische Grundlage des ehemaligen Landschaftsparks in seiner Entwurfshaltung auf und überträgt diese in die neue räumliche Situation. Trotz des vergleichsweisen begrenzten Freiraums gelingt es den Verfassern aus den vorhandenen Relikten des ehemaligen Parks einen stimmigen und wertvollen Freiraum zu entwickeln. Mit einer freien Wegeführung wird der Garten des Palais in Form eines Rundwegs erschlossen, der auch die Möglichkeit bietet, sich langfristig mit den benachbarten baulichen Entwicklungen zu einem größeren, stimmigen Gesamtkonzept zu entwickeln. Die Wegeführung kommt allerdings den Baukörpern teilweise zu nahe. Gewürdigt wird besonders, die von den Verfassern vorgeschlagene, naturnahe Gestaltungqualität und die Verwendung von standortgerechter Pflanzenauswahl, die die Anforderungen an den Klimawandel und die Entwicklung von Lebensräumen mit hoher Biodiversität fördert. Ebenso wird der Umgang mit dem Regenwasser und seiner Versickerung und Rückhaltung am Ort der Entstehung positiv bewertet. 

Der Versammlungsraum liegt über die Breite des Mittelteils im höhergelegten Erdgeschoß und öffnet sich zum Garten. Der Zugang liegt gegenüber vom Hauptportal und wird über einen relativ kleinen Vorbereich erschlossen, über den aus auch ein kleines Café und ein kleiner Buchladen erreicht werden. Über dem Versammlungsraum liegt ein offener, dreigeschossiger Innenhof, der Büroflächen
belichtet, die von der PSD-Bank genutzt werden und in ihrer geometrischen Ausbildung nur eingeschränkt gut genutzt werden können. Die übrigen Räume der PSD-Bank werden im südlichen Flügel angeordnet. Die Qualität der innenliegenden, nur indirekt belichteten Eingangshalle der PSDBank ist eingeschränkt. Die vertikale Erschließung wird in ihrer Beiläufigkeit diskutiert. Im Erdgeschoß des östlichen Flügels liegen Ladenzonen, die bis in den Garten durchbinden, aber sich dorthin nur eingeschränkt öffnen. In den oberen Geschossen sind die Wohnungen angeordnet. Eine Besonderheit stellt ein Riegel mit zweigeschossigen Wohnungen dar, der über einen Lichthof abgesetzt ist und über den Lichthof durchs Freie erschlossen wird. Einerseits entsteht dadurch ein geschütztes Wohnangebot im Innenbereich. Andererseits wird aber auch ein Konflikt gesehen mit dem halböffentlichen Charakter des unmittelbar anschließenden Gartens. Die Tiefgeragenabfahrt kann aus dem Bestand übernommen werden. 

Die Arbeit stellt einen interessanten Beitrag dar, kann aber vor dem Hintergrund der Aufgabenstellung nicht in allem überzeugende Akzente setzen.