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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Stadtplanerische Umgestaltung Max Becker-Areal in Köln

2. Preis / 2. Phase

Preisgeld: 35.000

TELEINTERNETCAFE Architektur und Urbanismus

Stadtplanung / Städtebau

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch eine sehr eigenständige Lesart des Max Becker-Areals aus. Unter der Leitidee „Liebe deinen Bestand“ werden markante Spuren der vergangenen Industriekultur identifiziert und sinnfällig für die städtebauliche Neuordnung herangezogen. Zwischen dem Uhrenhaus, dem Gasbehälter und dem bestehenden Gleisbogen entsteht hierdurch eine zusammenhängende Grünfläche als neue Quartiersmitte. Durch deren interessante, sternförmige Ausgestaltung gelingt es über diesen zentralen Park eine starke Vernetzung mit den daran angrenzenden Teilquartieren in allen Himmelsrichtungen auch über das Kerngebiet hinaus herzustellen. Über ein Geflecht aus Straßen, Gassen und kleinen Plätzen, die jeweils das Herz der neuen Veddel bilden, werden ausgehend von der grünen Mitte starke Einzeladressierungen ausformuliert. Durch ihre spezifische Ausgestaltung versprechen diese Binnenräume für die Teilquartiere ein hohes Maß an spezifischer Identität und stadträumlicher Lebendigkeit. Besonders positiv hervorzuheben ist die markante Stellung des Uhrenhauses als räumlicher Abschluss des Parks. Mit dem gut proportionierten, nach Süden vorgelagerten Kulturplatz ergänzt durch eine weiteren angemessenen Kulturbaustein mit Jugendzentrum wird hier der richtige programmatische Akzent gesetzt und zugleich ein markantes Parkentrée ausformuliert. Zusammen mit dem Erhalt des wertvollen Baumbestandes gelingt es an dieser Stelle im besonderen Maße den Grünraum mit einer starken Geste bis direkt an die Widdersdorfer Straße heranzuführen.

Dem Geflecht an öffentlichen und gemeinschaftlichen Stadt- und Grünräumen wird folgerichtig mit einer konsequenten Blockrandbebauung und ruhigen Wohninnenhöfen begegnet. Die geschickte Staffelung der Geschosse über alle Blöcke hinweg bildet einen ruhigen und angemessenen Stadthorizont. Wenige Hochpunkte entlang der Bahn und am Kreuzungspunkt Maarweg I Widdersdorfer Straße sind richtig positioniert, wenngleich die Wohnnutzungen im Schienenbereich schalltechnisch äußerst problematisch beurteilt werden. Die Gleichförmigkeit der Blockdimensionen, die zunächst ein hohes Maß an Robustheit versprechen, werden dennoch durch die geringe Flexibilität in der Weiterentwicklung besonders im Umfeld des Gleisbogens durchaus auch kritisch gesehen. Es entstehen ungünstige Blockproportionen mit zum Teil zu kleinen Innenhöfen und spitzwinkeligen Innenecken, die für die dargestellten Nutzungen Fragen aufwerfen. Grundsätzlich wird die Frage, inwieweit sich der fragmentarische Gleisbogen zu einem eigenständigen stadträumlichen Element entwickeln kann, kontrovers diskutiert. Der angestrebte Nutzungsmix der Erdgeschosse in Form der sogenannten „Ehrenfelder Mischung“ und die dort angesiedelte Mobilitätstrasse können zumindest einen richtigen Impuls für dessen Bespielung geben.

Die Verkehrserschließung erscheint auf den ersten Blick durch die kompakten Zufahrten zu gekoppelten Tiefgaragen effizient. Im östlichen Bereich wird jedoch sehr tief ins Gelände eingefahren und hierdurch die angestrebte Vernetzung zwischen Park und „Veddelplatz“ ungünstig zerschnitten. Das Thema Mobilität wird insgesamt durch das Zusammenspiel von ÖPNV und Mobiltätshubs gut in das städtebauliche Konzept implementiert. Die Verteilung der öffentlichen Gebäudenutzungen ist prinzipiell gut gelöst. Besonders stellt der gewählte Schulstandort an der Uhrenhalle den richtigen Vermittler zwischen Park und gewerblichem Bestand dar und verspricht für den Gleisbogen einen weiteren wichtigen Frequenzgeber. Dem hingegen kann die Ausformulierung der Kita‘s nicht überzeugen. Insbesondere die Anordnung der Freiflächen im zentralen Park und dem schon knapp bemessenen Schulhof führt zu erheblichen Flächenverlusten, zerschneidet den zusammenhängend gedachten Grünraum unnötig und konterkariert die zentrale Entwurfsidee.

Die Entwurfshaltung des zentralen Parks als offene, biodiverse Wiesenfläche und zugleich Retentionsraum mit umlaufender belebter Parkpromenade überzeugt durch das angemessene Maß an Gestaltungsmitteln. Der räumlich äußerst interessante Flächenzuschnitt gepaart mit dem beschriebenen Maß an Unbestimmtheit kann langfristig einen gut erreichbaren Grünraum für ganz Ehrenfeld an der richtigen Stelle etabliert.

Zusammenfassend stellt die Arbeit mit wenigen Schwächen einen äußerst eigenständigen Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar, der es vermag die Geschichte des Ortes weiter zu erzählen und zusammen mit den industriellen Relikten von Gaskugel und Uhrenhaus diesen besonderen städtischen Ort mit einem unverwechselbaren, maßstäblichen und gut durchmischten Quartier in die Zukunft zu überführen.
Max-Becker-Areal 'Ein Herz für Ehrenfeld'

Max-Becker-Areal 'Ein Herz für Ehrenfeld'

'Liebe deinen Bestand!'

'Liebe deinen Bestand!'

'Ein grünes Feld für Ehrenfeld'

'Ein grünes Feld für Ehrenfeld'

'Porös und Vernetzt'

'Porös und Vernetzt'

'Kleinteilig und Vielfältig'

'Kleinteilig und Vielfältig'