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Offener Wettbewerb | 06/2022

Weissenhof 2027 – Städtebauliche Weiterentwicklung Weissenhofsiedlung in Stuttgart

Perspektive - Empfangsgebäude

Perspektive - Empfangsgebäude

1. Preis

Preisgeld: 65.000 EUR

Schmutz & Partner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

SCALA Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA

Landschaftsarchitektur

Transsolar Energietechnik GmbH

BIM-Management

Tögelplan

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

LEITIDEE
Im Norden Stuttgarts gelegen, umfasst das Wettbewerbsgebiet eine Reihe scheinbar disparater architektonischer Episoden, die aber, zusammen betrachtet, das Panorama einer etwa 60-jährigen architektonischen Entwicklung bilden. Angefangen mit dem Komplex der ehemaligen Kunstgewerbeschule samt Werkhallentrakt von Pankok, Eisenlohr und Pfennig, der noch zwischen Historismus und Moderne schwankt, über die Weißenhofsiedlung, den Friedrich-Ebert-Wohnhof von Karl Beer und die Brenzkirche (in ihrer von Alfred Daiber entworfenen Form), alles Realisierungen des Neuen Bauens der Zwischenkriegszeit, bis hin zum brutalistischen Neubau I der Kunstakademie von Manfred Aichele und Peter Schenk (1968) mit seinem Erweiterungsbau (1972) haben wir es mit einer Ansammlung von Bauwerken hoher architektonischer Qualität zu tun. Die Weißenhofsiedlung sticht natürlich in diesem Ensemble als unbestrittener Höhepunkt heraus. Das Gebiet verlangt nach einer Strategie, die architektonische Qualität auf eine Weise erlebbar macht, die einerseits dem sozusagen „musealen“ Charakter v.a. der Weißenhofsiedlung Rechnung trägt, gleichzeitig aber den Bestand des Gesamtgebiets in seiner ganzen Vielfalt als lebendigen Akteur der urbanen Peripherie behandelt und voll zur Geltung bringt. Daraus ergeben sich für den Entwurf zwei gleichwertige und interagierende Fluchtlinien. Entlang der ersten wird der Corbusianische Begriff der Promenade architecturale als Ausgangspunkt genommen, zugleich aber erweitert und umgedeutet nicht mehr allein als Beschreibung des kontinuierlichen Raumflusses im architektonischen Interieur, sondern als urbane Aneignungsform (Promenade urbaine) des ganzen Gebiets durch den Besucher und die Besucherin, den Nutzer und die Nutzerin. Die zweite Fluchtlinie besteht in der Fortschreibung und zeitgemäßen sowie zukunftsoffenen Neuinterpretation der bisherigen architekturkulturellen Leistung. Letzteres betrifft v.a. die Standorte der vom Umfang her wichtigsten Baumaßnahmen, d.h. die zu errichtenden Neubauten der Kunstakademie sowie das neu entstehende Entréegebäude der Weißenhofsiedlung.

ENTRÉE
Die Stresemannstraße, der östliche Teil der Straße Am Kochenhof und die Birkenwaldstraße werden zugunsten einer boulevardhaften Erweiterung der Gehwege im Querschnitt auf ein Minimum reduziert. Die ÖPNV-Erschließung (U-Bahn und neue Bushaltestelle) des Gebiets wird übersichtlich, Sichtbeziehungen zu seinen wichtigen Bausteinen werden verbessert, Adressen lesbar gemacht und Querungen erleichtert. Der Altbau der Akademie wird gegen West und Ost durch platzhafte Freiräume gewürdigt und freigestellt. Der neue Brenzplatz dehnt sich optisch über die Straße Am Kochenhof hinaus, und trägt in Verbindung mit der Reduzierung des Straßenquerschnitts dazu bei, dass die Brenzkirche ein würdiges Vorfeld erhält. Die Raumkanten der AKA-Neubauten an der Stresemannstraße wiederum stärken die Beziehung zur Killesberghöhe. Eine Gruppe von weiß blühenden Kirschbäumen bietet Aufenthaltsqualität.

WEISSENHOFSIEDLUNG
Die südliche Zufahrt zur Straße Am Weißenhof wird durch die Einführung einer Anlieger-Regelung als Platzüberfahrt möglich, die die Besucherzirkulation erleichtert. Neugeordnet wird die Friedrich-Ebert- Straße. Die Senkrechtaufstellung der PKWs erhöht die Kapazität für Anliegerparker und entlastet den Siedlungsbinnenraum. Der angrenzende Boulevard lädt zum Flanieren in einer gewissen Distanz zum Siedlungsgelände ein und stärkt den Blick Richtung Tal. Ein Aussichtspunkt am unteren Ende der Straße öffnet den Blick ins Neckartal/Rotenberg und bindet die Friedrich-Keller-Staffel an. Dasselbe System setzt sich entlang der Rathenaustraße fort; die Promenade findet durch eine Gehwegausweitung ihre Fortführung bis zum zweiten Aussichtsturm an der Mündung des Hölzelwegs, d.h. von Le Corbusier bis Scharoun. Das grüne Vorfeld des Mies-Riegels wird in ursprünglich offenen Zustand rückgeführt und durch eine Erweiterung auf der gegenüberliegenden Seite von Am Weißenhof ergänzt. Eine lange Bank bietet die Möglichkeit einer Ruhepause. Der Blick kann von hier aus von Behrens‘ Eckbau bis zu J. J. P. Ouds Reihenhäusern schweifen. Dahinter bilden markante Baumgruppen einen Filter zum Neubau, der an der Stelle des ehemaligen Postbaus entstanden ist. Eine neue Wegeanbindung zwischen Bruckmannweg und Rathenaustraße, an der Nordseite des Le Corbusier-Doppelhauses erhöht die Durchlässigkeit des Siedlungsareals und erzeugt neue architektonische Sichtbezüge. Die historischen Mauerfassungen der Privatgrundstücke werden wieder in den Vordergrund gestellt, die Sicherung der Privatheit mit einfachen halbhohen Schnitthecken und vereinzelten Strauchgruppen gewährleistet. 301000 1 Die Binnenstruktur der Siedlung wird ansonsten im Wesentlichen in ihrem gegenwärtigen Zustand – der im Großen und Ganzen ihrer historischen Ausformung entspricht – belassen. Eine Ausnahme bildet die Parzelle, in der vor dem II. Weltkrieg eins der beiden Häuser von Richard Döcker stand.

EXPERIMENTIERFELD
Ziel der Intervention ist die funktionale und architektonische Reintegration des Grundstücks in die Weißenhofsiedlung. Es bietet einerseits die Möglichkeit seiner Zuführung in die Nachbarschaftsöffentlichkeit als Ort gemeinschaftlichen Austausches und Interaktion, andererseits eignet es sich als Stätte künstlerisch/architektonischen Experimentierens z.B. durch Bespielung von temporär wechselnden Akteurinnen und Akteuren aus diesen Bereichen. Vorgeschlagen wird dafür eine minimalistische lineare Struktur, die dem Fußabdruck des Ursprungsbaus folgt und dreidimensional auf subtile, minimalistische Weise dessen Konturen nachzeichnet. Grün- und Kiesflächen werden als Bodenbelag verwendet; transparente Gitterroste bei den horizontalen Ebenen eingesetzt. Das Grundstück wird an den beiden Schmalseiten mit einfachen Mauer-Bank-Elementen eingefasst.

EMPFANGSGEBÄUDE  
BESUCHER- UND INFORMATIONSZENTRUM
Das wichtigste Gelenk zwischen Stadt, Siedlung und Akademie ist das Empfangsgebäude. Seine Stufenform erlaubt einen markant überdachten Eingangsbereich der zur Stadt hin als Attraktor wirkt. Durch seine Transparenz funktioniert das Gebäude zur Weißenhofsiedlung hin als Vitrine, die auf allen Ebenen deren Bild ins Innere des Gebäudes holt. Zur Akademie hin bietet es vier Aussichtsplateaus mit hoher Aufenthaltsqualität, die aber auch als Open-Air Experimentierflächen genutzt werden können. Das Gebäude wächst aus dem ‚Graben‘ des Neubaus II der Akademie heraus, der als offener Skulpturengarten uminterpretiert und entsprechend gestaltet wird. Der Innenraum des Empfangsgebäudes ist großzügig konfiguriert und enthält außer dem Foyer einen weiträumigen Bereich für Ausstellungen (2. OG), der je nachdem vom Weißenhof-Museum oder von der Akademie bespielt werden kann, einen erweiterbaren Medienraum für wechselnde Nutzungen im UG, mit Anbindung an den "neuen Graben", ein Café auf EG-Ebene, das sich zum Altbau der Akademie hin öffnet und einen Bookshop ebenfalls auf EG-Niveau. Büros werden im Zwischengeschoss (1. OG) untergebracht. Das Gebäude bildet nicht nur den Auftakt zur Besichtigung der Weißenhofsiedlung, sondern auch den Übergang von der Stadt zum intimeren Bereich der Akademie der Bildenden Künste. Hier setzt sich die Promenade urbaine fort, die die Institution zur Stadt hin zu öffnen vermag bzw. von der Stadt kommende Bewegungen aufsaugt. Dies erfolgt mittels einer Platzfolge, einer Freiluft- Enfilade sozusagen, die mit dem Bereich zwischen Entréegebäude und Akademie-Altbau beginnt und entlang der Schmalseite eines rechteckigen Wasserbassins, das die Geometrie des Skulpturenhofs ("neuer Graben") ideell fortsetzt, und mittels locker platzierter weiß blühender Baumgruppen zum Akademieplatz führt. Ein dritter, kleinerer Platz bildet sich schließlich zwischen dem Erweiterungsflügel des Altbaus, dem Neubau I (Architektenbau) und dem neu zu errichtenden Gebäudekomplex an der Nord-West-Seite des Akademiegeländes. An der südöstlichen Platzecke, am Übergang zum großen Platz befindet sich an der Westseite des Neubaus I das AKA-Café. Ein Hain wird zu dessen Adresse. Zur daneben und tieferliegenden AStA bildet sich eine Sitzstufenanlage, die in grüne Terrassen südlich der Mensa ausläuft. Die Kontinuität der Promenade urbaine wird einerseits durch die Verwendung eines orthogonalen Bodenbelagmusters mit textiler Anmutung betont, andererseits mit der Einsetzung der weißen Kirsche als dominantes landschaftsarchitektonisches Element.

NEUBAU KUNSTAKADEMIE
An der Nordwestecke des Akademiegeländes findet die schwerwiegendste Baumaßnahme des gesamten Projekts statt. Sie beginnt bereits an dessen Westseite, wo entlang der Altbauerweiterung ein neuer Gebäuderiegel entsteht, der ihm vorgesetzt wird und der nutzungstechnisch hauptsächlich als Ersatz für den Keramik- und der Bildhauerbau zu verstehen ist, die abgerissen werden sollen. Die bisherige Rückseite des Erweiterungsbaus wird durch den Neubau zur Fassade an der Stresemannstraße, die als Schaufenster der Akademie die Präsenz der Institution im öffentlichen Raum betont. Außerdem entsteht zwischen dem Neubau und dem bestehenden Erweiterungsbau eine Zwischenzone, die mit Glas überdacht als halboffener Kommunikations- und Werkstattbereich genutzt werden kann. Das Schaufenstermotiv wird beim neu zu entstehenden sechsgeschossigen, weithin sichtbaren Neubau für die Fachgruppe Wissenschaft aufgenommen und über Eck zur Oskar-Schlemmerstraße fortgeführt. Leitidee bei der räumlichen Organisation des Neubaus ist die Kombination von geschlossenen und offenen Arbeitsplätzen, Seminar- und Übungsräumen und deren Verbindung mit den Bereichen, die halböffentlichen bzw. öffentlichen Charakter haben (Veranstaltungssaal, Ausstellungsraum usw.). Erreicht werden soll dieser Effekt dadurch, dass die Räumlichkeiten an den beiden Langseiten eines oblongen vertikalen Atriums gruppiert werden, das sich beinahe über die gesamte Höhe (ausgenommen sind die beiden obersten Geschosse) des Gebäudes erhebt. Zwischen dem Eckbau und dem Werkstattbau aus den 1970er Jahren fügt sich ein weiterer Baukörper ein, der an seinen beiden Schmalseiten Verbindungen zur Oskar-Schlemmer- Straße zulässt. Seine innere Disposition folgt der Typologie des Werkstattbaus. Er wird Nutzungen der Fachgruppe Design zugeführt und enthält stirnseitig den Steinsaal mit Kranbahn und optimalen Anlieferungsmöglichkeiten. Entlang der gesamten Breite des Gebäudes an der Oskar-Schlemmer- Straße entsteht zudem ein erweiterter Werkstatthof.

RUNDGANG
Obwohl jeder Fachbereich der Akademie seine relative Autonomie genießt, liegt der Vorteil ihrer Kohabitation unter einem gemeinsamen Dach darin, dass synergetische, interaktive Effekte ausgelöst und entwickelt werden können, die die kreative Tätigkeit antreiben und intensivieren. Diese Feststellung findet ihren architektonischen, ebenso ihren symbolischen Ausdruck in der Idee, den akademischen Rundgang (so nennt sich die traditionsgemäß am Ende jedes Akademischen Jahres stattfindende Ausstellung aller Fachbereiche der Akademie) zu einem permanenten Bestandteil des Akademielebens zu verwandeln. Dies wird durch die Anlage eines internen Weges erreicht, der sich ungehindert entlang aller Baulichkeiten der Akademie entrollt und alle ihre Teile miteinander verbindet, d.h. auch die Promenade urbaine in eine Promenade architecturale überführen lässt. Der Weg beginnt im Altbau und leitet nach einer Bifurkation an den Bauten an der Stresemannstraße über eine Brücke zum Neubau III über. Ebenfalls durch Brücken werden die Bauten an der Oskar- Schlemmer-Straße verbunden. Das Foyer des Architektenbaus wird schließlich über die existierende Glasbrücke vom Werkstattbau aus erreicht.

EPILOG
Im Vorwort zur Buchpublikation Bau und Wohnung, die der Deutsche Werkbund anlässlich der 1927er Stuttgarter Ausstellung herausgab, schrieb Mies van der Rohe, dass er bei der Erfüllung seiner Aufgabe alles Einseitige und Doktrinäre vermeiden und allen Beteiligten die „möglichste Freiheit“ bei der Durchführung ihrer Ideen gewähren wollte, daher auch auf die Aufstellung von Richtlinien und programmatischen Festlegungen verzichtet hatte. Fast 100 Jahre später stellen diese Vorsätze bei der Weiterentwicklung der Weißenhofsiedlung eine Ermutigung dar: bei aller Pietät gegenüber dem inzwischen zum Baudenkmal avancierten Ensemble, kann man sich frei genug fühlen, die Einbindung des historischen Bestands in die Dynamik des heutigen Lebens zu versuchen. Damit wäre gleichsam ein weiterer, wiederholt formulierter baukünstlerischer Grundsatz des Architekten erfüllt.

KLIMAGERECHTES BAUEN
Die Baukörper auf dem Campus der ABK Stuttgart mit dem Erweiterungsbau Altbau des FB Kunst, sowie der Neubau der des FB Wissenschaftliche Restaurierung fügen sich in den Campus respektvoll ein; mit dem Anspruch eine hohe Aufenthaltsqualität für Forschung und Lehre in den Neubauten und zum anderen einen Mehrwert im Zusammenspiel mit dem Gebäudebestand zu gestalten. Folgende grundlegenden Strategien sichern dabei die passiven Aufenthaltsqualitäten bei geringem effektivem ökologischem Fußabdruck und ermöglichen damit eine potentiell lange Nutzungsdauer der Neu- und Erweiterungsbauten:

TAGESLICHT
Hohe Tageslichtnutzung in allen Bereichen durch ausreichende Abstandsflächen zum Bestand und Perforierung des Neubaus durch ein innenliegendes Atrium. Der Einsatz von Nordorientierten Oberlichtern auf dem Erweiterungsbau und dem Atrium ermöglicht eine blendfreie Umgebung mit Vermeidung sommerlicher Überhitzung durch Formgebung. Ein angemessenes Verhältnis zwischen Geschosshöhe und Raumtiefe, sowie die beidseitigen Belichtungen von großen Räumen sichern eine gute Tagesbelichtung in der Raumtiefe.

NATÜRLICHE EFFEKTIVE LÜFTUNG UND PASSIVE KÜHLUNG
Die Lüftungseffizienz von einseitiger Fensterlüftung ist eingeschränkt – demgegenüber ermöglicht der vertikale Luftverbund in den Neubauten eine Quer- und Kaminlüftung, die insbesondere in der warmen Jahreszeit eine natürlichen Raumtemperaturregelung und eine gute Innenraumluftqualität gewährleisten kann. Die räumliche Anordnung ermöglicht zudem eine passive, natürlich-angetriebene Nachtauskühlung der Gebäude zur Herstellung eines guten sommerlichen thermischen Innenraumkomforts ohne aktive Kühlung.

ROBUSTHEIT UND RESILIENZ
Die passiven Qualitäten der Gebäude sind Ergebnis der Form- und Materialwahl mit dem Ziel einen hohen energetischen Standard und eine hohe Aufenthaltsqualität bei einem angemessenen Einsatz von Technologie für die Belüftung und Konditionierung der Räume zu erreichen. Der Ansatz „So wenig Technik wie möglich, so viel wie nötig“ folgt der Erkenntnis das praktische Effektivität im Ressourcenschonenden Betrieb einem theoretischen Effizienzgedanken im Endergebnis überlegen ist. Am Ende soll das Gebäude eine hohe Nutzungsintensität erfahren, einfach nutzbar sein und seine Nutzung und energetischer Fußabdruck nicht von mittelfristig zu erneuernder Haustechnik und deren Fehlfunktionen abhängig sein. Lowtech in dem Sinne heißt die Maximierung durch passive Maßnahmen und der Einsatz von High-tech (wie z.B. Regelung natürlicher Lüftung oder LED Kunstlicht) wo sinnvoll.

KLIMANEUTRAL
Die Betrachtung des Lebenszyklus der Gebäude beinhaltet nicht nur den Betrieb, sondern ebenfalls die mit dem Bau und Rückbau der Gebäude verbundenem ökologischen Fußabdruck. Daher soll wenn möglich ein Großteil des im Rückbau des Bestandes gewonnen Materials bei der Errichtung des Neubaus und der Neugestaltung des Campus wiederverwertet werden. Bei der Konstruktion der Neubauten soll auf eine Konstruktion mit geringem spezifischen CO2 Emissionen geachtet werden und die Dachflächen der Neubauten maßgeblich für eine solare Stromerzeugung genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt inspiriert sich durch die «Promenade Architecturale» Le Corbusiers und erweitert diese zu einer «Promenade Urbaine». Das bedeutet, dass das Gebiet von Akademie, Weissenhof- und Beamtensiedlung sowie der Brenzkirche im Außenraum und auf der Gebäudeebene vielschichtig in sich und mit der Umgebung verknüpft wird. Eine Parkierung entlang der Friedrich-Ebert-Straße erlaubt es das Innere des Weissenhofs autofrei zu halten. Das Grundstück B10 wird zugänglich gemacht, eine Gitterstruktur zeichnet den Döckerbau nach. Es entsteht eine Fläche für Performances und Installationen. Bei der Einmündung des Pankokwegs in den Bruckmannweg wird ein Plätzchen vorgeschlagen, von dem eine neue Querung mit einer Treppenanlage am Doppelhaus Le Corbusiers vorbei zur Rathenaustraße hinunterführt. Die neue Fußwegverbindung nördlich des CorbusierHauses wird sehr kritisch gesehen. 
Die Eingriffe im Bereich der Weissenhofsiedlung finden abgesehen davon an den Rändern statt. Die Hermann-Lenz-Höhe wird aufgewertet, die Friedrich-Ebert-Straße wird bei den Le Corbusier Häusern beidseitig mit Plätzen geweitet. Vor den Häusern von Josef Frank und Hans Scharoun bietet ein Stadtbalkon den Blick ins Neckartal, Bänke und Baumgruppen entlang der Straße „Am Weissenhof“ erhöhen die Aufenthaltsqualität und bilden einen Rücken zum Neubau auf dem ehemaligen Postgelände. Die Unterbrechung der Baumreihe an der Rathenaustrasse durch Aussichtsterrassen wird teils kritisch gesehen, da sie ein prägendes Element der Weissenhofsiedlung beeinträchtigt. 

 Den Auftakt in die verkehrsberuhigte Weissenhofsiedlung und den Eingang in den Akademiecampus schafft ein kräftiges Eingangsgebäude, das sich aus dem vergrößerten Tiefhof des Neubaus II über drei Terrassen in die Höhe staffelt und mit einer einladenden Geste zur Straße „Am Kochenhof“ auskragt. Die Jury diskutiert die Größe und Ausrichtung dieses Gebäudes kontrovers, da es sich schwerpunktmäßig auf den Neubau 1 bezieht und der alten Akademie und der Siedlung die geschlossenen Seiten zuwendet. Mit 15 Metern wird es als zu hoch angesehen und konkurriert sehr mit dem Altbau. Zudem verstellt es die Blickachse vom Bruckmannweg zum Glockenturm der Brenzkirche. Eine gute großzügige Platzsituation wird der Brenzkirche gegenüber über den Straßenraum hinweg in der Südwestecke des Akademiealtbaus geschaffen. Von hier entwickeln sich entlang der Stresemannstraße die Neubauten der Akademie, was zur Aufwertung des Straßenraumes führt. Ein zweigeschoßiger Anbau bildet mit dem Nordflügel des Altbaus einen Hof und leitet zum kräftigen Volumen für die Fachgruppe Restaurierung in der Nordwestecke. Dieses siebengeschossige Hochhaus mit Atrium, Veranstaltungssälen und Bibliothek markiert einen neuen Zugang zur Akademie und spannt eine Diagonale durch den Campus auf. Ein weiteres Gebäude für die Fachgruppe Design schließt die Lücke zum Werkstattbau. Brücken verbinden im zweiten Obergeschoss den Neubau II mit den Erweiterungsbauten. 

Ein vermutlich mineralischer, mit Baumgruppen besetzter Belag homogenisiert den Außenraum im Akademiecampus und bindet die verschiedenen Abgrabungen und Tiefhöfe ein. Es stellen sich hier allerdings Fragen nach dem Wassermanagement und der Klimaadaption. An den Übergängen zur Straße „Am Weissenhof“ und zur Stresemannstraße wirken die Belagswechsel hilflos und können den Anspruch an räumliche Kontinuität nicht einlösen. Die fehlende direkte Verbindung zwischen Akademie und Weissenhof ist unverständlich. 

Das Projekt setzt an den richtigen Orten kräftige bauliche Akzente und vervollständigt den Campus auf selbstverständliche und funktional überzeugende Art mit den benötigten Flächen. Im Gebäude für das Besucher- und Informationszentrum wird das Raumprogramm übererfüllt. Die attraktiven Räume bieten sich für eine gemeinsame Nutzung mit der Akademie an. Das Projekt überzeugt mit einer sorgfältigen Analyse der heterogenen Situation angemessen reagiert , auf die es fast überall selbstbewusst und und überzeugende Antworten auf städtebauliche Defizite gibt. 
Perspektive - Erweiterung Kunstakademie

Perspektive - Erweiterung Kunstakademie

Stadträumliches Konzept

Stadträumliches Konzept

Lageplan Grundriss

Lageplan Grundriss

Ansichten / Schnitte

Ansichten / Schnitte

Schnitt

Schnitt

Grundrisse

Grundrisse

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 02